Amtsblatt für öie Stadt Witdbad-

reneral-Anzeiger für Wldbad und Amgcbung.

Erscheint Dienstag, Donnerstag n. Samstag.

Der Abonnements-Preis beträgt incl. dem sieden Samstag beigegebenen Jllustr. Sonnlagsblatt für Wildbad vierteljährlich 1 10 monatlich

40 Pfg; durch die Post bezogen sim Llberamls- Bezirk 1 30 auswärts 1 ^ 45 Be­

stellungen nehmen alle Postämter entgegen.

MW

Der Annoncenvreis beträgt für die einspaltige Zeile oder deren Raum 10 Pfg., Reklamezeile 15 Pfennig. Anzeigen müssen spätestens den Tag zuvor morgens 9 Uhr aufgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechenderRabatt. Stehende Anzeigen nach Uebereinkunft. Anonyme Ein­sendungen werden nicht berücksichtigt.

Donnerstag, 11. Januar 1900.

36. Jahrgang

Rundschau.

ImSchwab. Merkur" wird die Stuttgarter Kaninchenplage besprochen, von der die Gärten und Weinberge des Geländes, das sich vom Kriegsbergtnnnel bis zur Geiseiche und dem Hasenberg- mald erstreckt, heimgesucht sind. Diese Tiere haben sich unter Anpassung an die Verhältnisse hinter schadhaften Weinbcrgs- rnanern, unter Weinbergshäuschen, in Steinhäufen n. s. w. geschützte Wohnungen angelegt, die ihrer Vermehrung vortreff­lich zu statten kamen und sie vor den Nachstellungen durch Menschen schützten. Ihre Vermehrung grenzt an's Fabelhafte. Das Weibchen wirft jährlich etwa 68 Mal je 48, ja 12 Junge, die sich be­reits im 6.7. Monat ihres Lebens fortpflanzen. Es ist hohe Zeit, daß gründlich aufgeräumt werde, denn die Verheerungen, welche sie an Gemüse aller Art: Kohl, Erbsen, Bohnen, Sellerie, Schwarzwurzel, an Salat und Petersilie, an Winterastern und besonders an jungen Weinstöcken anrichten, sind groß. In Stuttgart wird den Feld Wächtern für jedes erlegte Kaninchen ein Schnßgeld von 50 Pfennig ansbezahlt.

Calw. Die silbernen 20 Pfennig - Stücke ünd nicht, wie vielfach geglaubt wird, seit 1. Januar außer Kurs gesetzt. Die Einziehung dieser in Norddeutschland unbeliebten, in Süddentschland dagegen gern gesehenen Münze folgt erst nach und nach. Es sind deshalb die öffentlichen Kassen angewiesen, diese Stücke nicht wie- der in den Verkehr zu bringen, sondern zur Einschmelzung znrückznbehalten. Schon jetzt wird diese Münze nicht mehr geprägt. Voraussichtlich werden die 20- und 50- Pfennigstücke in anderer Größe und Le­gierung hergestellt werden.

Giengen a. B., 3. Jan. Ein Brand- nnglückhat sich nach deinBrenzth. Boten" gestern Vorm, im benachbarten Bachhagel ereignet. Im Anwesen des Zimmermanns Schweizer war Feuer ansgebrochen, das sehr rasch um sich griff. Schweizer drang wiederholt in das brennende Haus ein, um Mobiliar zn retten. Bei seinem letzten Versuche stürzte jedoch die Decke der Stube ein, in der er sich befand und begrub den Mann. Als halbverkohlte Leiche wurde er aus den Trümmern des Hauses her­vorgezogen.

Ravensburg, 4. Jan. Vom 17.19. Mürz veranstaltet der Landesverband der Württcmb. Geflügelzuchtvereine hier eine Geflügelansstellnng, die mit einer Prä­

mierung und Verlosung von Zier- und Zuchtgeflügel verbunden werden soll. Für erstere werden tausend Mark, für letztere 2000 Mark ansgesetzt und zwar soll der Ankauf von Gewinnen nur von dem aus­gestellten Geflügel erfolgen.

Ravensburg, 7. Jan. In den letzten Tagen wurde hier eine mehrköpfige ans jugendlichen, znm Teil kaum der Schule entwachsenen, trotz ihrer Jugend aber zum Teil erheblich vorbestraften Burschen bestehende gefährliche Diebes­bande ermittelt, die im Laufe der letzten Monate, insbesondere aber über die Weih­nachtszeit, gewöhnlich nach Einbruch der Dunkelheit oder zur Nachtzeit in hiesigen Wirtschaften, Kaufläden, Metzgereien so­wie in Gartenhäuschen und Bienenständen, einmal sogar am Ghmnasialschulgebäude eine Reihe raffinirter Diebstähle verübt hat. In die Untersuchung dürfte auch eine Reihe erwachsener Personen als der Hehlerei verdächtig, verwickelt werden. Die Hauptschuldigen sind inUntersuchungs- haft genommen.

Aus derPfalz, 3. Jan. Wie aus dem letzten bayrischen Armeebefehl her­vorgeht, wurde der Volksschnllehrer Georg Ludwig, früher in Billigheim, jetzt an einer hessischen Privatschule angestellt, znm Leutnant der Reserve im bayr. 2. Infanterie-Regiment befördert. Herr Ludwig ist der erste Volksschnllehrer, der der Armee als Reserveoffizier angehört.

Berlin, 6. Jan. Die allgemeine Erregung, die die Beschlagnahme neutraler Schiffe durch englische Kriegsfahrzeuge hervorgerusen hat, scheint in London doch nicht ganz ohne Eindruck geblieben zu sein, denn man hat sich dort zu einem kleinen Entgegenkommen verstanden, in­dem die englischen Hafenbehürden auf die weitere Durchsuchung des Reichspost­dampfersGeneral" verzichtet haben. Die Entscheidung der Behörden in Dur­ban, daß den farbigen Passagieren er­laubt ist, an Land zn gehen, während die Europäer auf den: Bundesrat zurück- gehalten und überwacht werden, ist aber völlig unverständlich. Diese Maßregel läßt sich nicht anfrechterhalten, da man doch Menschen nicht als Kriegskonlrebande ansehen kann. Das ganze Vorgehen der englischen Behörden macht zn sehr den Eindruck, als ob man nach den schweren Niederlagen im Burenkrieg dem britischen Ansehen durch den Beweis, daß England zur See die Herrschaft unumschränkt be- > sitze, aufhelfen wolle; aber die Nervosität

der Engländer ließ sie zu völlig verkehr­ten Mitteln greifen. Die Engländer werden sich zn der Einsicht bequemen müssen, daß sie die Handelsflagge der anderen Mächte zn achten haben. Daß von deutscher Seite in London darauf mit Nachdruck verwiesen ist, soweit die diplomatischen Mittel es irgend gestatten, steht vollkommen fest. England muß er­kennen, daß es heute zur See keine Will­kürherrschaft mehr ausüben kann; aber dazu gehört auch, daß es mit den See- streitkräfteu der anderen Mächte ernstlich zu rechnen hat.

Amsterdam, 6. Jan. Zuverlässige private Mittheilungen aus Südafrika mel­den, daß die Aufhetzung der Kaffern, Basu- tos, Zulus und Swazies gegen die Buren trotz allen Leugnens von englischer Seite fortgesetzt wird. An der Nordwestgrenze von Transvaal haben aufgewiegelte Banden die weiße Bevölkerung überfallen, Frauen und Kinder teils getödtet, teils beraubt. Von englischer Seite werden alle direkten englischen Nachrichten über diese Vorfälle unterdrückt und es wird alles versucht, um jede diesbezügliche Mittheilung un­möglich zn machen.

Rom, 4. Jan. Der englische Ge­neralkonsul in Neapel verständigte den Kapitän des deutschen Reichspostdampfers Herzog" der Ostafrikalinie, auf welchem sich eine Abteilung des holländischen und russischen Roten Kreuzes befindet, die sich nach der Delagoabai eiaschifften, daß ihre Landung nicht gestattet werden wird.

Tiflis, 7. Jan. Zur ersten Hilfe­leistung für die vom Erdbeben heimge­suchte Bevölkerung spendete Kaiser Nikolaus 50 000 Rubel. Die Ausgrabungen werden fortgesetzt, trotzdem eine Kälte von 20 Grad herrscht.

London, 6. Jan. Eine amtliche Depesche des Obersten Baden-Powell aus Mafeking vom 26. Dez. v. Js. meldet: Ich griff eines der feindlichen Schanz- wcrke heute früh mit 3 Geschützen, 2 Schwadronen des Betschnana-Protektorat- Regiments und einem Panzerzug an. Der Angriff wurde tapfer ansgeführt, aber alle Bemühungen, in das Innere des Forts durch einen Raum zu gelangen, sind gescheitert. Ich zog mich zurück, nachdem 3 Offiziere gefallen und 3 ver­wundet worden waren. Ter Verlust an Mannschaften ist groß.

L o n d o n, 5. Januar. Die deutsche Protestnote in der Bnndesratsfrage ist ungewöhnlich scharf gehalten. Minister-