Amtsblatt für öie Staöt WMövaö.

«enerai-Anzeiger für WlSbod und Umgebung.

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Nr.

3 .

Dienstag, 9. Januar 1900.

36. Jahrgang.

Rundschau.

Stuttgart, 5. Jan. Ein hiesiges großes Geschäftshaus hatte mit der K. und K- österreichischen Tabakregie eine sehr bedeutende Lieferung von Sumatra­tabaken abgeschlossen und, wie das bei solchen Geschäften üblich ist, als Garantie für die richtige Lieferung eine Kaution von 120 000 Gulden hinterlegen müssen. Die Regieverwaltung, welche schon einige Posten der Waren übernommen hatte, glaubte nachträglich Anlaß zu haben, die gelieferten Tabake als nicht entsprechend beanstanden zu sollen und hat, abgesehen von der Zahlungsverweigerung, ohne wei­teres die gestellte Kaution für verfallen erklärt. Es steht nun in dieser Angelegen­heit ein Prozeß in Aussicht, welcher wohl große Dimensionen annchmen wird.

Calw, 5. Jan. Auf etwas unge­wöhnliche Weise mußte gestern im hiesigen Schlachthause ein Ochse vom Leben zum Tod befördert werden. Als der Ochse vom Stalle in die Schlachthalle geführt werden sollte, geberdete sich das Tier so wild und wütend, daß es den Boden stampfte und auf die Metzgerburschen unter fürchterlichem Gebrüll losging. Es war ganz unmöglich, ,den durch den Lärnr der Hackmaschine und wohl auch durch Todesangst unruhig gewordenen Tiere beiznkommen. Es wurde deshalb Herr Bierbrauereibesitzer Deiß herbeigernfen, der durch einen wohlgezielten Schuß das wütende Tier zu Boden streckte.

Herrenberg, 4. Januar. Daß die Dummen nicht alle werden, zeigt wieder einmal folgender Vorfall, der sich in einem Nachbardörfchen des Oberamts Calw ereignete. Ein etwa 24jähriges krankes Mädchen vertrante sich einer Zigeunerin zur Heilung. Diese gab ihr u. a. eine mit 9 Knoten versehene Schnur und sagte ihr, wie die Knoten gelöst werden, so verschwinde die Krankheit. Natürlicharbeitete" die Zigeunerin nicht umsonst, sondern entlockte, wie derGäu­bote" berichtet, ihrer Patientin nach und nach den Betrag von über 400 Mark, den die hilfesuchende Tochter dem Geld­beutel des Vaters entnahm. Als die Sache entdeckt wurde, suchte die Zigeunerin das Weite, sie hatte der kranken Tochter keine Erleichterung verschaffen können, wohl aber dem Geldbeutel ihres Vaters.

Künzelsau, 6. Jan. Es dürfte wohl allgemein bekannt sein, daß der Präsident von Transvaal, Krüger, deutscher Abstammung ist. Daß aber auch in

Württemberg und zwar hier in Künzelsau l ganz nahe Verwandte von ihm leben, hat ) sich erst in jüngster Zeit heransgestellt. Es sind die Gebrüder Krüger, Tabak­fabrikanten, hier. Ein Onkel derselben hat sich in einem Schreiben an Ohm Paul gewandt und ihn gebeten, ihm über den Heimatort seiner Vorfahren und über ihn selbst nähere Angaben zu machen. Letzt­hin traf nun ein Schreiben des Präsidenten ein, in dem er bestätigt, daß beide Familien Krüger in nächster Verwandtschaft stehen. Der Urgroßvater der Gebrüder Krüger lebte in Ohrdrufs in Thüringen und Prä­sident Krüger teilt nun mit, daß er ein Enkel dieses Mannes sei.

Bischweiler, 4. Jan. (Von einem Augenzeugen.) Der heute Mittag von Lndwigshafen nach Straßburg gehende O-Zng fuhr gegen 2 Uhr Mittags auf hiesigem Bahnhofe infolge falscher Wei­chenstellung von hinten auf einen auf dem Rangiergeleise stehenden Güterzug. Die Maschine fuhr auf einen mit Spiritus gefüllten Waggon und sofort standen mehrere Wagen in Flammen. Auch die zertrümmerten Gepäck- und Postwagen brannten. Hierbei verbrannten 3 Post, beamte, welche infolge der um und über ihnen liegenden brennendenWagentrümmer nicht gerettet werden konnten. Heizer und Maschinist sprangen brennend von der Maschinen, wurden schwer verletzt nach dem Spital gebracht. Reisende sind nicht verun­glückt. Der Materialschaden ist bedeutend.

Die fortgesetzten schweren Verur­teilungen von Fleischermeistern wegen Zu­satzes von Präservesalzes zu Hack- und Schabefleisch haben dieAllgem. Fleischer- Ztg." Berlin 81V. 19, veranlaßt, einen Preis von 3000 Mk. für ein Mittel aus­zusetzen, das die gleichen konservierenden und farbehaltenden Eigenschaften wie schweflig-saures Salz ohne dessen angeblich die Gesnndheit schädigende Eigenschaft besitzt. Das Preisrichter-Kollegium wird aus hervorragenden Spezialürzten, Che­mikern und Fleischermeistern zusammen­gesetzt sein. Nähere Auskunft erteilt die genannte Fachzeitung.

Auf den deutschen Admiralitäts­inseln im Bismarckarchipel (Neuguinea) ist der deutsche Händler Metzge nebst vier schwarzen Arbeitern von einem Häuptling und dessen Stammesgenossen erschlagen und aufgefressen worden. Ein junger Lüdenscheider, Hugo Bläser in Matupi, berichtet in einem Brief an seine Eltern über den Vorgang. Auf der der Firma'

IHernsheim und Co. gehörigen Station Komuli, einer der einträglichsten Stationen, befand sich zur Zeit des Ueberfalls der Händler Metzge mit ca. 20 Arbeitern, während der auch dort stationirte Händ­ler Molde sich mit eimm Kutter auf einer Geschäftsreise befand. Ende August kehrte Molde nach der Station zurück und fand sie verwüstet und ausgeplündert, sowie zwei zerstückelte Leichen von schwarzen Arbeitern, außerdem vor der Veranda eine große Blutlache. Händler Metzge war mit dem Einkauf und Abmessen von Ein­geborenengeld beschäftigt gewesen, als ihn der Häuptling vom Stamme der Mohk und dessen Sohn von der Veranda hinunterstießen; die untenstehenden Ge­nossen hatten ihn, sowie zwei Arbeiter, die Metzge Hilfe leisten wollten, sofort getötet. Die auf der anderen Seite der Station arbeitenden Schwarzen retteten sich durch Schwimmen zu befreundeten Eingeborenen. Nur zweien gelang es, zu entkommen, sie wurden durch Speer­würfe furchtbar zugerichtet, so daß sie für tot liegen blieben. Dies geschah' an dem Tag vor der Ankunft Moldes. Die Leichen des Händlers Metzge und eines Arbeiters waren bereits weggeschafft. Molde unternahm, nachdem er sich Hilfe geholt, einen Strafzng nach der 10 Meilen entferten Insel Mohk. Nachdem sie auf Schußweite an die Insel herangekommen waren, wurden sie mit einem Hagel von Kugeln empfangen. Bei dem sich am Land entspinnenden Kampf töteten sie 8 Mohk-Eingeborene, während von der Besatzung des Schiffs zwei Mann leicht verwundet wurden. Sie waren jedoch zn schwach, auch fehlte es ihnen an Munition, um die Insel zu erstürmen, sie fuhren daher, nachdem sie die am Fuß der Insel gelegenen Dörfer in Brand gesteckt und einige dort lagernden, zur Station ge­hörenden Sachen mitgenommen hatten, nach Matupi, um der Regierung den Vorfall zu melden. Die Ende Dezember von Sinney erwarteteMöve" soll eine nachdrückliche Bestrafung der räuberischen Eingeborenen vornehmen. Auf jeden Kopf der Räuber ist eine hohe Prämie gesetzt. Molde's Verlust an geraubten Handels­artikeln, Gewehren rc. beläuft sich auf 14 000 Mark.

Paris, 3. Jan. Hiesigen Blätter­meldungen zufolge soll Kaiser Wilhelm die Pariser Weltausstellung im Laufe des Sommers besuchen wollen. Derselbe ' würde in Begleitung eines größeren Ge-