5-8
!
-I
s
- i.
l
>
Die Hauptschwierigkeiten für die Engländer werden erst nach ihrem Eindringen in Transvaal kommen und dann bis zur Einschließung von Pretoria immer steigen. Pretoria sei vorzüglich befestigt, mit modernstem schwerem Geschütz armirt nnd mit Lebensmittel auf ein Jahr versehen. Bei der Art der Buren-Kriegführung sei die Sicherung der langen englischen Verbindungslinien und des Nachschubes von Munition und Proviant eine Unmöglichkeit. Auch fehle es den Buren nie an ortskundigen Führern. Dies werde ihrer Kriegsführnng, die auf Angriff und Ueberraschung basirt sei, erst später in vollem Maße zu gute kommen. Der Feldzug von 1880/81 habe bewiesen, daß englische Truppen solcher Kriegsführung gegenüber bald demoralisirt würden.
Estconrt, 6. Nov. Ein gepanzerter Zug, der zur Rekognoszirnng der Eisenbahnlinie von Estconrt abgegangeu war, traf bei Colenso mit Buren zusammen und ervffuete das Feuer auf den Feind, der sich mit Verlusten zurückzog. Der Zug fuhr dann nach Colenso hinein und es gelang ihm, vier Wagenladungen mit Geschützen und die sämtlichen Vorräte aus dem Fort Wylie wegzubringen. Daraus kehrte der Zug hieher zurück.
UntevHcrttenöes.
Signor Carlo, Ser römische Herzog
Von Paul Revira.
(Forts) l Nachdruck verboten.)
Sie ist, wie zwei ihrer hiesigen Landsmänninnen, Künstlerin, Bildhauerin aus Liebhaberei, soll aber nicht Unbedeutendes leisten. Sie will hier bei unserem ersten Bildhauer eintreten und die Büste ihres Onkels modelliren. Schade, daß ihr noch nicht Herzog seid, sie würde in Eurem Hause walten wie eine Königin. Wer weiß?"
„Schade, ja wirklich schade," spottete Carlo. „Nur sehe ich nicht ein, warum Ihr nicht vorhin die Gelegenheit ergriffen habt, der schönen Engländerin Eure Grafenkrone anzubieten. Wer weiß?"
„Mein Herz und meine Krone, Signor Carlo, sind schon an meine Herzenskrone vergeben. Doch suchen wir unsere liebenswürdige Wirthin auf, die mich vorhin bat, ihr bei der Unterhaltung der Gäste ein wenig die Hand zu reichen."
Die Gäste hatten sich inzwischen nach ihren besonderen Interessen in den einzelnen Zimmern zusammengefunden. Hier saßen die Altertumsforscher und ihre Freunde, Man unterhielt sich über die neuesten Ausgrabungen in den Kaiserpalästen. Da hatte man ein Badzimmer mit Wandgemälden aufgefunden, deren Wasserfarben noch so hell und frisch leuchteten, als wären sie erst gestern aufge- tragen. Dort war man auf den noch wohlerhaltenen Kopf einer Statue gestoßen, den irgeild ein Vandale bei der Zerstörung Roms aus Mutwillen vom Rumpf geschlagen und auf die Seite geschleudert hatte, so daß er zufällig der Beschädigungen oder Vernichtung durch die Flammen entging. Hier auf dem Tische vor deu Gästen selbst lag in einer kleinen schwarzen Lavaschale eine Anzahl goldener Münzen, viel dicker als unsere heutigen Goldmünzen, nnförmlich und ohne scharfen Rand, aber mit ungemein feinem Gepräge, wahre Kunstwerke mitunter. Auf der einen
erkannte man sofort die sinnlichen Gesichtszüge des Kaisers Nero, auf der andern das feingeschnittene Herrscherprofil des Kaisers Augnstus. Auch griechische Goldmünzen lagen dabei mit dem Haupte der Göttin Athene oder Minerva und einer kleinen Eule, dem Staats- nnd Stadtwappen von Athen. lieber eine der letzteren Münzen machte ein Kenner die Bemerkung, daß sie selten sei und bis jetzt nur noch in den großen Münzsammlungen zu Mailand nnd Paris existiren; er habe sie selbst an den genannten Orten gesehen.
Die Fürstin lud jetzt ihre Gesellschaft zu einer Erfrischung ein und traf zufällig die Engländerin, wie sie das von Signor Carlo gemachte Mosaiktischcheu mit den vier Tauben betrachtete.
„Fürstin," rief Johanna aus, „das ist ja wunderbar schön? Von wom ist diese Arbeit? Lebt der Mann noch? Kann ich das Stück bei ihm bestellen?"
„Zum Glück lebt er noch, Signoria, und Sie können das Stück auch bei ihm bestellen. Aber er ist ein Sonderling und arbeitet nicht gerne für Jedermann Auch ist er stolz und läßt sich gern bitten. Sie können es ja mit ihm versuchen."
Die Fürstin wandte sich zur Seite, wo in einiger Entfernung der Mann stand, um den es sich handelte, und rief ihm zu:
„He, Signor Carlo, thuu Sie mir den Gefallen und führen sie dieses Fräulein zu Tisch! '
Der Gerufene eilte herbei. Tie Fürstin aber prasentirte ihm die Jungfrau mit den Worten:
„Signoria Johanna, eine geschickte Bildhauern:, und nebenbei einer englischen Lordschaft edle Tochter, wünschte den Verfertiger meines Mosaiktischchens kennen zu lernen. Ich hoffe, daß Sie ein galanter Tischnachbar sind."
Während SignorCarlo neben Johanna sitzt, eine Artischocke verspeist, ein Glas Marsala trinkt und der Engländerin etwas zerstreute Aufmerksamkeiten sagt, weil ihn immer wieder das Testament der Herzogin Irene in den Sinn kommt, schauen wir 21 Jahre zurück.
Irene hat ihren Gatten Francesco verloren und trägt den Erben des Hauses Caraffa unter dem Herzen. Sie wird auf Schritt und Tritt von ihrem Onkel bewacht, die Hyäne lauert mit offenem Rachen auf ihre Beute. Die einzige noch treue Person, die Putzerin Ursula, wurde aus dem Hause entfernt. Irene hat schon wiederholt anonyme Briefe erhalten, welche ihr Befreiung anbieten und zur Flncht raten. Doch sie durchschaut sogleich den Betrug. Man will sie nur zu einem unvorsichtigen Schritt verleiten, um sie noch strenger bewachen und quälen oder durch eine aufregende Scene ihr und ihres Kindes Leben gefährden zu können, ohne daß ein bestimmter Verdacht das Einschreiten des Gerichtes und die Verhaftung des Herzogsonkels hervorriefe.
Trotz allem dem hatte die Griechin, deren Volk sich von jeher durch Klugheit auszeichnete, die Hoffnung auf Rettung ihres Kindes nicht aufgegeben. Jener
Frau, welcher mau das Betrete« des Palastes verboten, war es gelungen, der Herzogin den Anzug einer alten Bäuerin zu verschaffen. In der kunstreich geschnitzten Kleidertruhe, welche Irene von Coriuth mitbrachte, befand sich ein verborgenes Fach, ein doppelter Boden, der durch den Druck einer für den Uneingeweihten nicht kenntlichen Stelle aufspraug. Dort lag der bewußte Anzug, auf welchen die Herzogin unbedingt vertraute. Ueberkam sie, wie es oft geschah, eine trübe Stimmung, so brauchte sie nur an die Truhe zu denken. Nicht, als ob ihr an der eigenen Rettung viel gelegen gewesen wäre. Nein, seitdem sie ihren Francesco verloren, konnte ihr das Leben keinen Reiz mehr bieten.
Welches Glück hatte sie an der Seite dieses edlen, kühnen, von Jedermann geachteten Mannes genossen! Wenn sie beim Sonnenuntergang mit ihrem Geliebten noch ein stückweit vor die Thore der Stadt in die Campagna hineiuritt, wenn die Berge mit ihren schönen Linien sich tiefblau an dem vergoldeten Horizont ab- gränzten, wenn die großartigen Ruinen einer auf dreifachen Bogeureiheu nach den Bergen führenden Wasserleitung die Erinnerung an das einst die ganze bekannte Welt beherrschende Rom erweckten! Oder wie beseeligend war ein Gang an dein Arme ihres Gatten, wenn er ihr einen vollen Beutel reichte und sie in ein Stadtviertel begleitete, das selten von dem Fuße der Vornehmen nnd Reichen betreten wurde!(Forts, folgt.)
Stuttgart, 8. Nov. Dem Mostobstmarkt auf dem Nordbahnhof wurden heute zngeführt: 1 Waggon ans Hessen und Rheinland, 25 aus Italien, 2 aus Belgien und Holland, 79 ans Frankreich und 2 aus Spanien, zus. 109 Waggonladungen Mostobst, die im Großen zu 680 bis 800 Mk. per 10000 Kilo und im Kleinen zu
3 Mk. 50 Pfg. bis 4 Mk 20 Pfg. per 50 Kilo verkauft wurden.
Stuttgart, 9. Nov. Zufuhr auf dem Wilhelmsplatz: 300 Zentner Mostobst, Preis per Ztr. 4 Mk. 30 Pfg. bis 5 Mk. 50 Pfg.
Eßlingen, 8. Nov. Heute wurden
4 Wagen Mostobst auf dem Güterbahnhof zugeführt; Preis per Ztr. 4 Mk. 50 Pfg. bis 5 Mk.
Stcrnöesbuch-GHr-onik
-er Stadt Wtldbad
vom 1. bis 10. Novbr. 1899.
Aufgebote:
10. Nov. Frank Hilarius, Friseurin Pforzheim und Sofie Friedrike Ruff, ledig von Dobel.
Eheschließungen:
4. „ Henßler, Ludwig, Metzger von Altensteig Stadt mit Emilie Sofie Stirner von hier-
7. „ Schmid, Karl Wilhelm, Malermeister und Witwer hier, mit Anna Matthes von Braunsbach O-A- Künzelsau- Gestorbene.
t. „ Gropp, Carl, Sohn des Taglöhners Karl Gropp hier, 20- Jahre alt.
4. „ Günthner, Johann Philipp Jakob, Fuhrmann und Witwer in Sprollen- Haus Go». Wildbad, 61 Jahre alt.
Lllll-Loiäoll-Kodtz Uli. 10.50
und höhn —,14 Meter! — Porto- und zollfrei zugssandt! Muster umgehend; ebenso von schwarzer, weißer und farbiger „Henneberg-Seide" von 75 Pf. bis 18.65 per Meter.
6. i-isnnsbspg, 8si<jsn-fsbi'lkgnt (k. >Mk.M,) 2ükieti«