Amtsblatt für bie Stadt Wildbad.

General-Anzeiger für Wöbad und Umgebung.

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Nr. 12S.

Samstag, 4. Hlovenrbev 1869.

3S. Jahrgang.

Rundschau.

Der König hat dem General der Infanterie z. D. v. Wölkern anläßlich der Feier seines 70. Geburtstags seine Glück­wünsche ausgesprochen.

Stuttgart, 2. Nov. In Anwesen­heit des Königs und des Staatssekretärs von Podbielski fand heute auf dem Post» amte die Besichtigung bezw. Prüfung der neuen Fernsprechleitung Stuttgart-Berlin statt, welch letztere heute ücm allgemeinen Verkehr übergeben wird. Der König sprach als Probe mit seiner Tochter, der Erb­prinzessin zu Wied in Potsdam. Das Er­gebnis war befriedigend. Heute Nachmit­tag 2 Uhr reist Podbielski nach München weiter.

Dem Bundesrat ging eine Vorlage wegen Einführung des Postscheck­verkehrs zu. Danach wird an neun Or­ten ein Postscheckamt errichtet, wo gegen Einzahlung einer Stammeinlage von 100 Mk. jedermann ein Checkkonto eröffnet wird. Abhebungen mittels Checks sind bis 10 000 Mk. zulässig, die Verzinsung des Guthabens erfolgt mit 1,2°/o jährlich. Bayern und Württemberg bereiten ana­loge Vorlagen vor.

Das Stuttgarter Gaswerk ist gestern für die sr. Zt. vertragsmäßig festgesetzte Summe von rund 600000 Mk. in den Besitz der Stadt übergegangen. Der Wert der in den Besitz der Stadt übergehenden Gebäulichkeiten, Leitungen, Maschinen rc. wird auf mehr als 2 Mill. Mk. geschätzt. Die Gasbeleuchtungsgesellschaft hat einer Vereinigung von Aktionären in Genf gehört.

T ü b Qi gen, 27. Okt. Der Andrang zur Universität ist in diesem Semester be­deutend. Man hofft bis 1. Nov. auf eine Frequenz von ca. 1500 Studierenden.

DiePfälzischeRundschau" erfährt aus bester Quelle, daß am kommenden Donnerstag in Stuttgart eine Konferenz unter dem Vorsitz des Staatssekretärs von Podbielski stattfindet, in der über die Einheitlichkeit der Postwertzeichen in ganz Deutschland beraten werden soll. Die Fortsetzung der Verhandlungen soll in München stattfinden.

Baden-Baden, 30. Okt. Das Palais Hamilton, über dessen Ankauf seit längerer Zeit Verhandlungen schwebten, ist nach Beschluß der heutigen Stadtver» ordnetenversammlung um 1,350 000 Mk. in den Besitz der Stadt Baden übergegangen.

Frei bürg, 27. Okt. Englische Re­kruten werden auf dem hiesigen Meßplatze zu werben gesucht, schreibt dieFrbg.Ztg.",

der darüber berichtet wird:An einer Bude ans der rechten Seite seien Plakate (in englischer Sprache) angebracht, die verschiedene englische Uniformen veran­schaulichen, Rekruten ersuchen, sich zu mel­den, und die Lohn- und Pensionsverhält­nisse darlegen/'

Frankfurt, 24. Okt. Der Fri­seurgehilfe Bernh. Haubeil schoß in ver­flossener Nacht gegen 12'/- Uhr in der Eschenheimer Anlage, nahe dem Kirchner- Denkmal, auf seine Geliebte Charlotte Jungmann, die Tochter eines Schuhma­chers, und dann auf sich. Man brachte beide ins Bürgerspital. Er ist dort heute morgen gestorben; das Mädchen, das einen Streifschuß an der linken Schläfe hat, scheint nicht tätlich verletzt zu sein. Trotz­dem hätte der Fall wohl zwei Opfer gefordert, wenn nicht ein Schutzmann das Mädchen auf der Flucht vom Thatorte wahrgenommen nnd angehalten hätte. Das Mädchen wollte sich, wie es angiebt, in den Rechneigraben stürzen.Liebes­kummer" ist die Ursache des Vorgangs. Er ist achtzehn, sie siebzehn Juhre alt. Es stimmt tieftraurig, daß so junge Leute nichts Besseres mit ihrem Leben zu be­ginnen wissen, als es fortzuwerfen,

Ueber die Firma Neuer u. Co. in Leipzig, deren Inhaber wegen großer Wechselschwindeleien verhaftet wurde, ist nunmehr amtlich der Konkurs verhängt worden. Neuer sind außer den Schwin­deleien im Betrage von 600000 Mark weitere Betrugsfälle nachgewiesen. Die Gesammthöhe der Verpflichtungen beträgt eine Million. Es steht der Sturz weiterer Geschäftshäuser bevor.

Berlin, 28. Okt. Einer offiziösen Meldung des Wiener Fremdenblattes zu­folge wird die deutsche Regierung bei Beginn der Reichstags-Session bei Erör­terung der Flottenfrage das Schwergewicht ihrer Ausführungen darauf legen, daß angesichts der maritimen Anstrengungen anderer Weltmächte und behufs nachdrück­licher Vertheidigung deutscher Jnterressen bei überseeiischen Territorialfragen nament­lich im Hinblick auf die Eventualität eines Seekrieges Deutschland mit den bewillig­ten 19 Schlachtschiffen sein Auskommen nicht finden könne, daher an die Vermehr, ung derselben, etwa in doppelter Anzahl rechtzeitig denken müsse.

Metz, 26. Okt. Drei neue Forts werden gegenwärtig um Metz herum ge­baut; der Bau eines vierten ist dieser Tage für die Summe von rund 1 700000 >

Mk. einem Metzer Bauunternehmer zu­geschlagen worden. Es kommt auf der Höhe von Point du Jour, oberhalb der bekannten Ferme St. Hubert in derSchlucht von Gravelotte zu liegen. Die Gesammt- bausumme der vier Forts beträgt, ohne die Panzertürme und innere Einrichtung, allein für Erd- und Maurerarbeiten gegen 10 Millionen Mark, dazu kommen noch reichlich 2'/, Millionen Mark für die bei Diedenhofen im Bau begriffenen Befestig­ungen. Im ganzen sollen für neue Be­festigungen mitsamt der Entfestigung der einen Seite der Stadt 45 Millionen Mk. in Aussicht genommen sein.

Aus zuverlässiger Quelle verlautet, daß zur Zeit Engländer in Hamburg be­müht sind, deutsche ehemalige Unteroffiziere für den Transvaalkrieg anzuwerben. Sie bieten, so wird weiter erzählt, pro Mann 20 Pfund Sterling (reichlich 400 Mark) monatlich nebst freier Verpflegung. Hof­fentlich wird sich kein ehemaliger Unter­offizier für das Judasgeld kaufen lassen. Von den hamburgischen und den benach­barten preußischen Behörden ist zu e warten, daß sie den englischen Werbern auf die Finger sehen werden, um jeden Verdäch­tigen sofort auszuweisen. Schon vor einiger Zeit hieß es, daß auch in Loth­ringen englische Werber sich Herumtrieben, um gediente Leute, namentlich gewesene Unteroffiziere, für die englischen Kriegs­dienste zu verpflichten.

Hamburg, l. Nov. Tin englischer Werber versuchte gestern Abend einen Altonaer Kutscher für Südafrika anzu­werben und versprach ihm den Unterof­fiziers-Rang und hohen Sold. Als nach einem Schutzmann geschickt wurde, flüchtete der Agent.

London, 28. Okt. Im Kriegsmi- nisterinm herrscht tiefe Niedergeschlagen­heit über die aus Natal vorliegenden Nachrichten. Diese Meldungen wurden aber im Kriegsministerium znrückgehalten, bis das Parlament vertagt ist, was gestern geschehen ist. Thatsache ist, daß ein großer Teil der britischen Kolonien in Südafrika in der Hand der Buren ist, die von der England feindlichen Bevölkerung unter­stützt werden. Der Rest stehe vor einer Revolution und werde nur durch die ri- gorosesten Maßregeln im Zaume gehalten.

Das Ausbleiben weiterer Nachrich­ten ans Natal verstärkt die in London herrschende Bestürzung. Die Eastern Tele­graph Company teilt mit, zwischen der Delagoabai und Mozambique sei das Ka,