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blick kühl. Doch der unvermutete Zuruf des Mädchens, „Komm zu uns heute Abend zu einer Polenta!" fand in dem rasch wieder erwärmten Innern des Freundes einen freudigen Wiederhall.
Am andern Morgen um neun Uhr läutete Graf Antonio an der Glocke des Advokaten Alatri. Alatri war eurer der berühmtesten Rechtsgelehrten Roms und einer der Wenigen, ja vielleicht der einzige, der im Rufe der Unbestechlichkeit stand. Es bedurfte im römischen Kirchenstaat mitunter großen Mutes und eines unerschrockenen Charakters, ein Unrecht aufzndccken oder einen Prozeß zu führen, weil die Richter selbst, welche das Urteil zu sprechen hatten, das Recht nach den Wünschen der herrschenden Partei drehten und wendeten, widrigenfalls We Gefahr liefen, ihre ganze Stellung und ihr Brot zu verlierem^Denn die Unabsetzbarkeit der Richter, dieses Prinzip des modernen Staates, stand damals noch nicht auf der Tagesordnung, und das Wort „es gibt noch Richter in Berlin" machte ja bis heute noch keineswegs die Reise um die Welt.
Es war also, wenn Graf Antonio ein dunkles Geheimnis ans Licht ziehen wollte, fraglich, ob ihm Alatri überhaupt dazu ratheu, oder die Führung des Prozesses übernehmen werde. Das wußte der Graf und hatte vielleicht in diesem Bewußtsein die Glocke zu schwach gezogen; denn es regte sich Niemand. — Er zog sie znm zweitenmal und stärker. Jetzt öffnete ein Diener und führte den Grafen, auf die Frage, ob der Signor Consigliere, d. h. der Herr Rat zu Hausesei, in ein Wartzimmer und trug die abgegebene Visitenkarte zu seinem Herrn.
Das Wartzimmer des Consigliere Alatri sah ganz anders aus, als das Vorzimmer eines Notars oder Rechtsanwalts in badischen oder schwäbischen Landen. Bei uns bemerkt man kaum etwas anderes an den Wänden als häßliche Aktenschränke und etwa noch eine vom Aktenstaub graugewordene Büste des Landesvaters. In dem Vorzimmer, oder sagen wir lieber in dem Vorsaal Alatris gab es auch Aktenschränke. Dieselben liefen in der Höhe der Fensterbrüstung rings an den Wänden hin, waren schwarz polirt und geschlossen. Auf den Schränken standen in Marmor
ausgeführte Büsten, Nachahmungen der schönsten alten Kunstwerke, dazwischen griechische und römische Vasen, hohe und niedere Henkelkrüge. Die Wände waren mit Oelgemälden geschmückt, und in den vier Ecken standen lebensgroße Bildsäulen.
Graf Antonio betrachtete soeben den Abguß eines jüngst ausgegrabenen Apollokopfes, als Alatri aus einem Nebenzimmer eintrat. Nach den ersten Höslichkeits- begrüßungen frug der Advokat den Grafen:
„ Was bringen Sie mir, Signor Conte?"
Was ich Ihnen bringe? In erster Linie mein unbedingtes Vertrauen auf Ihre Person."
„So handelt es sich wohl um eine wichtige Angelegenheit?"
„Gewiß, es handelt sich um die Enthüllung eines Geheimnisses."
„Und es steht wohl etwas Großes dabei ans dem Spiel?" forschte Alatri.
„Sie scheinen zu ahnen, Herr Rath, um was es sich handelt?"
„Es kommen vermutlich auch hochstehende, einflußreiche Persönlichkeiten dabei in Betracht?" frug Alatri weiter.
„Allerdings!" entgcgnete Graf Antonio.
„In solchen Fällen bedarf es ebensoviel Klugheit als Entschlossenheit."
„Gerade deshalb komme ich zu Ihnen. Sie haben mit Recht nicht blos den Ruf eines ausgezeichneten Juristen, sondern auch den eines furchtlosen Mannes."
„Davon würden Sie doch wohl erst dann völlig überzeugt sein, wenn es Ihnen gelänge, unter meinem Rechtsbeistand zu siegen."
„Nein, ich bin eS schon jetzt; aber ich weiß, daß auch einem Alatri nicht Alles gelingt und daß die Umstände oft stärker sind als die Menschen. Doch zur Sache! der Herzog Pietro Caraga ist gestern gestorben. Wer ist sein Erbe?"
„Vermutlich seine langjährige Haushälterin oder der Staat."
„Hat Herzog Pietro ein Testament hinterlassen?" frug der Graf.
„Ohne Zweifel. Die schlaue Portugiesin wird dem alten Herrn schon die Feder geführt haben, und der Notar Piccolo ist ja ihr Hansfreund."
„Also wird sie die Erbin sein und nicht der Staat," meinte Graf Antonio.
„Das scägt sich sehr. Man wird schließlich die Dame, welche durch ihre Jntriguen schon viel Unheil in der Stadt angerichtet hat, über die Grenze schicken und die Güter einzigen."
„Aber Esmeralda hat Gönner und Gelder genug und wird nichts unversucht lassen."
„Mag sein;" sagte Alatri, „zum Glück hat die allerhöchste Instanz unbestechliche Hände."
„Jede Hand," warf der Graf ein, „läßt sich erweichen, wenn nicht durch Gold, so doch durch Perlen."
„Ich verstehe. Aber auch Esmeraldws Thränen werden vergeblich Sr. Eminenz dem Cardinal-Staatssekretär über die Hand rinnen."
„Und wird", frug Gras Antonio mit besonderem Nachdruck, „in der That sonst Niemand Anspruch auf das Erbe des Herzogs erheben können als die Portugiesin?^(Forts, folgt.)
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Pforzheim den 27. Oktober 1899.
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