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von Glencoe anführen, betrug nur 4871 Köpfe, darnnter 223 Offiziere, also 4^/r Prozent an Offizieren, wäkrend die Eng­länder bei Glencoe, wie gesagt 14^2 Pro­zent an Offizieren verloren haben.

WnterHcrktenöes.

Signor Carlo, der römische Herzog

Von Paul Revira.

(Joris) «Nachdruck verboten.)

Gewiß habt Ihr Recht. Es gefällt mir durchaus nicht, daß ein Künstler, wie Ihr, in einer solchen Höhle sitzt. Was denkt Ihr nur?"

Was ich denke, Signora? Ich denke gar nichts. Oder ja, ich denke, daß Ihr gutredet, aber wenig versteht, sonst würdet Ihr nicht so reden."

Für wen machet Ihr diese Arbeit ?"

Für wen ich die Arbeit mache? Für mich und ..."

Also ist sie nicht bestellt?"

Nein! ich mache sie für mich und Marietta."

Gut! Ich heiße auch Marietta. Also gehört die Arbeit mir, und morgen suchet Ihr Euch eine andere Werkstätte, sonst seit Ihr in zwei Jahren blind. Hier ist Vorschuß, und für weitere Arbeit werde ich sorgen. Addio, Signore, auf Wieder­sehen !"

Mit diesen Worten legte sie ihm zehn Dukaten auf den Arbeitstisch und ver­schwand.

Signor Carlo hatte keine Zeit, Etwas zu erwidern, aber hinreichend Muse, zu überlegen, was er nun thun sollte. Ver­kaufte er das zu seinem Vergnügen be­gonnene, von seinem Auftraggeber nicht bestellte Stück unter der Hand und erfuhr es jener, so hatte er kaum noch etwas von ihm zu erwarten. Und doch, ein Angeld von zehn Dukaten und Empfehl­ungen an vornehme Familien ..., das konnte ihn zu einem selbstständigen freien Mann machen. Er wagte den Wurf und in der That empfahl ihn jene Dame, welche Niemand anders war als die uns schon bekannte Fürstin Rufini, an mehrere römische Barone und namentlich auch an seinen seitherigen stillen Gönner, den Grafen Antonio. Er wurde in die Kreise der römischen Aristokratie eingeführt, lernte feinere Nmgangsformen, zu welche» ohnehin jeder Italiener von Natur mehr oder minder veranlagt ist, und war in Gesellschaften und auf dem Corso eine gern gesehene Persönlichkeit.

Aber im innersten Herzen blieb er der Sohn der Wäscherin und dabei ein Schwärmer für Freiheit und Gleichheit, ein glühender Patriot, der jeden Augen­blick bereit war, Alles, auch sein Leben, für die Einheit Italiens, für die Größe und den Ruhm seines Vaterlandes hin­zugeben.

Die feine Stellung und die Berühr­ung mit der vornehmen Welt brachten jedoch auch größere Ausgaben mit sich. Er griff seiner kränklich gewordenen Mutter unter die Arme. Die Bestellungen ließen mit der Zeit nach, die Fürstin Rufini wurde weniger freigebig, und als seine Mutter starb und die Kosten alle zu be­streiten waren, ging es ihm in Wahrheit hinderlich. Das war denn auch die Ursache, daß er sich beim Zusammentreffen mit dem

Grafen Antonio auf der Piazza Colonna zu jenem bitteren Ausbruch gegen seine bisherige Gönnerin und gegen den römi­schen Adel hiureißen ließ. Doch als er wieder zu Hause ^bei seiner Arbeit saß, hatten sich die ungestümen revolutionären Wogen gelegt, und auch die Herzogsphan- tasieen waren vor dem scharfen Luftzug der rauhen Wirklichkeit verschwunden. Der Mosaicist setzte und kittete seine Edelsteinstübchen zusammen und wollte soeben die römische Lampe zu Hilfe nehmen, als sich die Thür öffnete und eine Müd- chenstimme hereinrief:

Carlo, meine Mutter läßt dich auf heute Abend zu einer Polenta einladen. Beim Ave-Marialäuten erwarten wir dich!"

,, Marietta, liebe Marietta !"rief Signor Carlo und eilte zur Thüre. Aber die leichtfüßige Gazelle war schon seinen Augen entschwunden.

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In dem Stadttheil jenseits der Tiber, in Trastevere, steht nicht blos der Palast des Papstes mit seinen 10 000 Zimmern und Sälen, mit seinen 20 Höfen und 200 Treppen, mit seinen auf Millionen, ja Milliarden gewerteten Kunstschätzen und Bibliotheken, sondern da drüben gibt es unten am Ufer der Tiber auch ein Stadt­viertel, wo von den Allerärmsten wohnen. Alte schmale Häuser mit 10 bis 20 Fuß hohen Untcrräumen erheben sich, hart aneinandergebaut, unmittelbar ans dem raich dahineilenden gelben Gewässer und bilden auf diese Weise einen Damm gegen die Ausschweifungen des Stromes. Denn die Tiber schwillt in Regenzeiten oft plötz­lich an, und schweift dann gern über­all herum in den Straßen und unteren Stockwerken der Häuser, um dort mit ihrem Schlamme auch die Keime des Fiebers sitzen zu lassen.

In einem jener ärmlichen Häuser wohnte, als sie mit ihrem Knaben vom Lande kam, Sabina, die Wäscherin, und unmittelbar daneben, nur durch einen Gang getrennt, Julia, die Mutter der Marietta. Julia trieb kein so schmutziges Geschäft wie ihre Nachbarin. Im Gegen­teil, das rosigste Gewerbe von der Welt hatte sie sich gewählt, sie war Blumen­verkäuferin.

Rom liebt unter den Blumen vor allem die schönste, die Rose. Rosen gibt es in der ewigen Stadt zu allen Jahres­zeiten, Rosen gibt es immer und überall. Zwar wachsen sie nicht wie in Bulgarien am Fuße des Balkans auf den Feldern; aber zwischen den Ruinenderaiten Paläste, in deren Gärten, an verwilderten Garten­zäunen sprießen, ranken und blühen die Monatrosen zu Jedermanns Belieben und Freude. Um billigen Preis, oft als Al­mosen zum Geschenk erhielt Julia ihre Blumen auch von den Pförtnern der in Rom selbst und seiner Umgebung sich weit ausdehnenden Villen, und dann trug sie dieselben, in kleine Büschel oder kreisel- förmige Sträuße geordnet, nach dem Corso und stellte sie auf ihrem Blumenständer zum Verkaufe aus.

Schon, als die kleine Marietta noch in die Schule ging, mußte sie der Mutter bei ihren: Geschäfte helfen. Carlo aber war oft ihr Gesellschafter und gelehriger Gehülfe, entfernte das allzudichte Grün, löste sorfältig die schon falb gewordenen Blütenblätter, reichte ihr die einzelnen

Reiser, knüpfte den abgerissenen Faden und unwillkürlich nestelten sich dabei ihre Herzen aneinander. Trollten die Beiden in die Schule, so gingen sie gewöhnlich bis zum Scheidewege Hand in Hand, plauderten, erzählten sich Dinge, die Jedes schon wußte, sangen, tanzten auch plötzlich in der Straße zusammen einen Tanz und schauten und dachten beim Scheiden noch einander nach, bis sie sich unterwegs oder zu Hause wieder trafen. Sie teilten, wie ihre Mütter, Leid und Freud' und, da es manchmal nicht hoch bei ihnen herging, auch das Brod und die Polenta, den Brei.

Der Schule entlassen, sah man Marietta bei schönem Wetter tagtäglich am Blumen­stände im Corso stehen und hörte sie bsi tiori, Liquors, bsi üori, d. h. schöne Blumen, mein Herr, schöne Blumen" rufen. Carlo aber, wenn er des Abends von seinem Meister kam, half die Blumen wieder einsargen und nach Hanse schaffen; und so ging es fort von Jahr zu Jahr, während Carlo immer kräftiger und schmucker, aber Marietta immer hübscher und elastischer wurde. Hei, was war das für ein Tanz, wenn sie an den Sommer­abenden vor ihrer Wohnung in dem engen Gäßchen bald die Castagnetten, bald das Tamburiu zur Hand nahm und mit den kleinen Holzklappern der dem schmalen trommelartigen Instrument selbst den Takt zu den Bewegungen ihrer niedlichen Füße schlug! Wie blitzte das schwarze Auge! Wie lachten die blendend weißen Zähne! Wie wild, wie feurig und doch wieder wie voll edlen Ebenmaßes und züchtiger Haltung waren die Geberden ! Die ganze Nachbarschaft versammelte sich dann und umstand die Tänzerin. Carlo aber sog diese Beweise der Bewunderung mit vollen Zügen ein, als wären sie ihm selbst dar­gebracht. lForts. folgt.)

Vermischte s.

lieber den jüngsten Ausbruch des Aetna wird ans Italien geschrieben: Am Morgen des genannten Tages warf der Hauptkrater ungeheure Mengen Dampf, Steine, Lapilli und glühende Asche mehrere Kilometer hoch in die Luft, bedeckte den Südabhang des Berges bis Zofferona Aetna (600 Meter hoch) über einen Centimeter hoch mit vulkanischer Asche und durchschlug die eisernen Platten des einen Kilometer entfernten Observato­riums. Um das Observatorium herum bemerkte man gegen 50 Oeffnungen im sandigen Boden, die von herabgesallenen Steinen herrührten. Der massenhaft aus­strömende Dampf verursachte in den höh­er gelegenen Teilen des Vulkans einen warmen, sauren Regen, in tieferen Ge­genden war es gewöhnlicher Regen. Der Ausbruch war merkwürdigerweise von keinem Erdbeben begleitet; nur am unteren Ende des Valle del Bove wurde ein leichter Stoß verspürt. Detonationen wurden bis Catania verspürt.

Da es nicht selten vorkommt, daß Leute junge, jagdbare Tiere vom Walde mit nach Hause nehmen nnd sie daselbst großziehen, fei zur Warnung hievor fol­gender Fall bekannt gegeben: Zwei Aalener Fuhrwerkbesitzer, Vater und Sohn, fanden voriges Frühjahr bei einer Holzabfuhr aus dem Härdsfeld zwei junge Rehlein. Diese lagen in einem Wagengeleise und rührten sich kaum mehr, wären also nach