Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
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Ufr. 127.
Rundschau.
— Se. Maj. der König hat den ev. Pfarrer Bartholomäi (früher in Wildbad) in Giengen, Tck. Geislingen, seinem Ansuchen gemäß in den Ruhestand versetzt und demselben bei diesem Anlaß das Ritterkreuz I. Kl. des Fricdrichs- ordens verliehen.
— Se. Mast der König hat verfügt, daß im Eisenbahndienst an Stelle der Amtsbezeichnung „Bahuhofverwaiter I. Kl." allgemein die Bezeichnung „Bahnhofinspektor" und an Stelle der Amtsbezeichnung „Bahnhofverwalter II. Kl." die Bezeichnung '„Bahnhofverwalter" zu treten hat.
Stuttgart, 27. Okt. Unter dem Namen Wilhelma-Theater-Geselljchaft hat sich eine Gesellschaft von Garantiezeichnern gebildet, die das bei Cannstatt gelegene Wilhelma-Theater, das seit vielen Jahren unbenutzt dasteht, für Theaterzwecke übernehmen will. Die nötigen Abmachungen mit der Krongutsverwaltung sind getroffen. Das Theater wird umgebaut und vergrößert; es sollen im SommervonTheaterdirektor Martin Klein, im Winter von der Hoftheaterintendanz Vorstellungen gegeben werden.
Göppingeu, 25. Okt. Pfarrer Blum- Hardt, Besitzer des bekannten Bades Voll, hat gestern abend in einer sozialdemokratischen Versammlung über seine politische Stellung, zu deren öffentlichen Bekanntgabe er infolge Anfragen und Angriffen verschiedener Zeitungen veranlaßt wurde, geredet. Blumhardt bekennt sich entschieden zum Sozialismus, und zwar, wie er sagt, aus Religion. Jeder, der im Geiste Christi wirken wolle, müsse sich zu den Geringen und Unterdrückten halten. Christus selbst sei Sozialist gewesen und habe seine Jünger aus den Proletariern gewählt. Blumhardt bekannte, das Leben in Christi Geist habe ihn zum Sozialismus getrieben. Aus seiner Praxis habe er das Elend der Menschen gelernt und habe erkannt, daß dasselbe auf seelsorgerischem Weg nicht hinweggeräumt werden könne. Der Redner erntete bei den Genossen großen Beifall.
— Von der am Freitag vorgenom- menen Ersatzwahl im 5. württ. Reichstagswahlkreis der die Oberämter Eßlingen, Kirchheim, Nürtingen und Urach umfaßt, liegt folgendes Gesamtergebnis vor: Geß (D. P.): 6090 Stimmen, Brinzinger(Vp.): 4982 Stimmen, Schlegel (Soz.): 7929 Stimmen. Es hat also Stichwahl zwischen
Dienstag, 81. Oktober 1899.
dem Kanditaten der Deutschen Partei, Geß, und dem der Sozialdemokratie, Schlegel, stattzufiudeu.
Pforzheim, 25. Okt. Schreinermeister Ivos, welcher sich durch einen Schuß schwer verletzte, ist seinen Verletzungen heute erlegen.
Berlin, 28. Okt. Zu der geplanten Einführung des Post-Checkverkehrs wird dem „L.-A." mitgeteilt, daß zunächst nur die Einstellung eines hierauf bezüglichen Postens in den Reichshaushaltsentwurs für das Rechnungsjahr 1900 in Aussicht genommen ist. Die neue Einrichtung würde demnach nach erfolgter Zustimmung des Bundesrats und des Reichstags am 1. April 1900 versuchsweise ins Leben treten. Erst wenn sie sich im Lause einiger Jahre hinreichend bewährt haben sollte, würde sie später durch ein besonderes Neichsge- setz sestgelegt werden. Der geplante Check- und Ausgleichsvcrkehr bei den Reichspostanstalten soll die bisher in Deutschland vorwiegend gebräuchliche Art der Geldübermittelung durch die Post teils entlasten,teils vereinfachen und den namentlich in England und den Vereinigten Staaten von Amerika fast allgemein üblichen geldlosen Zahlungsausgleich auch in Deutschland allmählich einbürgern. Die Vorteile dieser Form des Geldverkehrs auch für kleine Kanfleute, Handwerker und Privatpersonen liegen auf der Hand, sie sind aber auch für den Staat, beträchtlich, insbesondere deshalb, weil auf diese Weise die flüssigen Zahlungsmittel des Staates vermehrt werden.
Hamburg, 26. Okt. Großes Aufsehen erregen hier die Produktionen des Fischmeisters Großmann, der auf der Alster und der Elbe in eigenartig kon- struirten 3'/s Meter langen Blechschuhen herumspaziert. Großmann will auf seinen Schuhen von Berlin auf dem Wasserwege hergekommen sein.
London, 28. Okt. Im Kriegsministerium herrscht tiefe Niedergeschlagenheit über die aus Natal vorliegenden Nachrichten. Diese Meldungen werden aber im Kriegsministerium zurückgehalten, bis das Parlament vertagt ist, was gestern geschehen ist. Thatsache ist, daß ein großer Teil der britischen Kolonien in Südafrika in der Hand der Buren ist, die von der England feindlichen Bevölkerung unterstützt werden. Der Rest stehe vor einer Revolution und werde nur durch die rigorosesten Maßregeln im Zaume gehalten.
London, 26. Okt. lieber die An-
35. Jahrgang.
kunft der gefangenen englischen Offiziere und Soldaten in Prätoria werden dem Bur. Reuter uoch folgende Einzelheiten aus Prätoria vom 22. Okt. gemeldet: Sämmtliche Gefangenen füllten zehn überdeckte Güterwagen. Die Offiziere hatten Wagen erster Klasse, während zwei verwundeten Offizieren besondere Wagen eingeräumt waren. Eine große Volksmenge erwartete sie am Bahnhofe. Während die Gefangenen ausstiegen, herrschte Tod- tenstille, und größte Ordnung herrschte, als dieselben durch die Straßen marschierten. Die Verwundeten wurden in das Hospital gebracht, die Offiziere und Mannschaften von berittenen Bürgern zur Rennbahn eskortiert. Sie sind dort an derselben Stelle einquartiert, woJamesous Leute gefangen gehalten wurden. Die Offiziere bekommen gegen Ehrenwort die Erlaubniß, sich innerhalb des eingefriedigten Raumes frei zu bewegen. Die Soldaten thun, als ob sie gleichgültig wären, und vertreiben sich die Zeit mit Rauchen. (Fft. Ztg.)
Kimberley, 26. Okt. Die britische Truppenastteilung von 270 Mann verließ heute früh die Stadt. Als sie eine große Strecke zurückgelegt hatte, stieß sie auf Truppen der Buren, mit denen sie in ein Gefecht geriet. Später erhielten die Engländer Unterstützung von 2 gepanzerten Zügen mit 2 Kanonen, 2 Maximgeschützen und 220 Mann. Eine britische Kanone eröffnete plötzlich das Feuer gegen den Feind, der sich in einer ungeschützten Stellung befand. Die Artillerie der Buren erwiderte das Feuer heftig. Der Kampf dauerte niehrere Stunden. Die Engländer verloren 3 Tote und 21 Verwundete.
— Im Gefecht von Gleucoe betrug- der englische Verlust an Offizieren 14'/r Prozent des Gesammtverlustes, darunter sind 1 General, 2 Obersten, 1 Oberstleutnant, 3 Majors, 9 Hauptleute; bei Elands Laagte beträgt nach den bis jetzt vorliegenden Zahlen — sie scheinen noch nicht vollständig zu sein — der Verlust an Offizieren 13 Prozent. Wie gewaltig dieser Verlust ist, erhellt am besten, wenn wir ihn an dem Offiziersbestande der deutschen Truppen (Infanterie) und deren Verlusten im Kriege von 1870/71 messen. Tie Stärke des Jnfanteriebataillons betrug 1002 Köpfe, darunter 22 Offiziere, oder i 2,2 Prozent Offiziere. Der deutsche Verlust in der Schlacht bei Spichern, die die Engländer als Gegenstück zu dem Gefecht