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Amtsblatt für die Stadt Wit'dvad.

öenerai-Anzeiger für MitSbad und Umgebung.

Amtsblatt für die Stadt Wildvad.

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Nr. 122.

Aonrrer-sLcrg, 19. Aktobev 1899.

33. Jahrgang-

Rundschau.

Dem Vorsitzenden des Gemeinde­verbandes der Schwarzwaldwasserver- sorgnng Schultheiß Frey in Aichelberg, dem res. Schultheiß Wolf, sei,, in Zwe­renberg und dem Schultheißen Rapp in Ueberberg wurde je die Verdienstmedaille des Friedrichsordens verliehen.

Stuttgart, 15. Okt. Um dem Publikum in erhöhtem Maße Gelegenheit zur Benützung des Telephons zu bieten, beabsichtigt die Königliche Post- und Tele­graphenverwaltung Fernsprech-Automaten an geeigneten, dem Publikum leicht zu­gänglichen Plätzen aufzustellen. Versuchs­weise ist ein solcher Automat im Mittel­gang der Halle des hiesigen Hauptbahn­hofs zur Aufstellung gekommen. Die Gebühr für ein Gespräch von 5 Minuten Dauer beträgt 10 Pfennig.

C a n n st a t t, 12. Okt. Die Eingabe des Stuttgarter Gemeinderats an das Kgl. Ministerium des Innern betreffend die Vereinigung von Stuttgart und Cann- statt soll der hiesigen Bürgerschaft, nach­dem noch einige Vorerhebungen gemacht sein werden, gedruckt vorgelegt werden, damit in dieser hochwichtigen Frage sich jeder ein eigenes Urteil bilden kann.

Calw, 15. Okt. Ein großartiges und segensreiches Unternehmen, dieWasser - Versorgung des nördlichen Schwarzwalds" ist gestern znm Ab­schluß gekommen. Die meisten unserer Schwarzwaldorte im Bezirk litten in trockenen Sommern aus Mangel an Quell­wasser unter fortwährendem und drücken­dem Wassermangel und das in den Seen befindliche Wasser war so schlecht, daß einmal ein Bauer zu Oberbaurat Ehmann sagte: Wissen's zum Kochen wärs schon noch recht, aber's Vieh sauft's net." Dieser Uebelstand veranlaßte die Gemeinden an die Regierung die Bitte zu richten, es möge ihnen auch, wie den Alb-Gemeinden, die Wohlthät des Wassers zugeführt werden und es erhielt das Bauamt für das öffentlicheWasserversorgungswesen im Jahr 1893 den Auftrag, ein generelles Projekt über eine Wasserversorgung des Schwarz­walds auszuarbeiten und vorzulegen. Mehrere Jahre lang zogen sich die Ver­handlungen hin. Viele Gemeinden wollten von der Sache nichts wissen, wie auch die erste grundlegende Verhandlung in Calw am 28. Juli 1896 bewies, bei wel­cher nach langer Debatte nur 7 Gemeinden des Bezirks Calw und 4 Gemeinden des

Bezirks Nagold beitraten, während das Projekt sich auf 31 Orte erstrekte. Das Werk ist nun fertig und gestern eingeweiht worden. Das Wasser der Leitung ent­springt auf 500 Meter Meereshöhe einer prächtigen Quelle aus dem bunten Sand­steinfelsen bei der Kälbermühle; die Quelle spendet nachhaltig 22Seknndenliter klarsten, reinsten Wassers; zur Versorgung der angeschlossenen Gemeinden ist nur die Hälfte nötig. Die Wasserkraft liefert die rauschende großeEnz und ist 10OPferdekräfte stark. Quelle und Kraft wurden von der Kgl. Forstverwaltung um 25 000 er­worben. Von der Quelle wird das Wasser 300 m hoch in das Hauptreservoir aus dem Aichelberg gepumpt. Das Reservoir hält 620 ebm oder 2067 Eimer und dient zur Versorgung von 27 Gemeinden mit 6907 Einwohnern und zwar von 17 Ge­meinden aus dem Oberamt Calw mit 4208 Einwohnern und von 10 Gemeinden ans dem Oberamt Nagold mit 2700 Ein­wohnern. Angeschlossen an die Wasser­leitung sind nun die Gemeinden Agenbach, Aichhalden, Alzenberg, Bergorte, Breiten­berg, Hofstctt, Hornberg, Martinsmoos, Neuweiler, Oberkollwangen, Oberweiler, Röthenbach, Sommenhardt, Speßhardt, Würzbach, Zwerenberg, Oberriedt, Nlten- steig Dorf, Beuren, Ebershardt, EttmaNns- weiler, Garrweiler, Gangenwald, Minders­bach, Simmersfeld, Ueberberg, Wenden und dazu Ziegelhütte von Nothfelden. Die Gesamtlänge der zur Verlegung gekommenen gußeisernen Röhren, abge­sehen von den Hanswasserleitungen, beträgt 90 km; Hauswasserkeitungen, soweit sie unter denr Boden find, sind es zusammen 1200 mit 20 km Röhren. Alle baulichen Arbeiten kennten mit wenigen Ausnahmen an Angehörige der Gruppe vergeben wetden. Die Kosten des gesummten Werkes be­trugen 900000 ./ch wozu ein Staatsbei­trag von 280 000 gereicht wurde. Die Leitung uud Ausführung lag in den sachverständigen Händen des Oberbauräts Ehmann in Stuttgart. Die Aussicht über die Gruppenverwaltung des Bezirks Calw hatte der um das Zustandekommen des Werkes so hochverdiente Hr. Oberamtmann Voeltec hier. Die Einweihung und Ueber- gabe des großen Unternehmens fand gestern in Anwesenheit des Staatsministers des Innern v. Pischek statt. In Begleitung des Ministers befanden sich Ministerialrat v. Mosthaf, Oberbaurat Ehmann, Direktor v. Enking, OberaMtmann Voelter von

Calw, Oberamtmann Ritter von Nagold. Dazu gesellte sich eine große Zahl einge­ladener Gäste. Die Besichtigung des Werkes und eine Rundfahrt durch die beteiligten Orte fand von Altensteig aus statt. Die Fahrt begann um 10 Uhr in der gewiß stattlichen Anzahl von 21 Gefährten. Am Bahnhof überreichte der Minister dem Vorsitzenden des Gemeindeverbandes der Schwarzwaldwasserversörgung Schultheiß Frey in Aichelberg die goldene Medaille des Friedrichsordens. Der erste Ort, der von der zahlreichen Festgesellschaft besucht wurde, mär Ueberberg. Dieser, wie auch die arideren Orte waren festlich geschmückt, Ehrenpforten mit sinnigen In­schriften, die aufgestellten Vereine und die Schuljugend, die Ortsvorsteherund Pfarrer begrüßten teils mit Rede teils mit Gesang den Minister und die übrigen Fcstgenossen. In Ettmansweiler wurde bei Faist znm grünen Baum ein feines Gabelfrühstück eingenommen. Originell war eine In­schrift an dem bekannten Gasthaus, die mit den Worten ausklang.Wenn i mei' Wei'Ie pantsche thät, no thät inet so gtötä". Von Ettmansweiler ging es nach Sim­mersfeld (festliche Begrüßung, Erfrischung im Hiösch), dann nach Aichelberg, (Be­grüßung durch Gesang der Schüljugend unter Leitung des Lehrer Flörus, Ort schön geschlickt) und dann nach Aichhalden (ebenfalls Begrüßung durch die Schulju­gend), weiter nach Zwerenberg, (Ueber- reichung der goldenen Medaille an Schult­heiß Wolf, Ansprache von Pfarrer Fischer, Gesang der Schüler unter Leitung von Lehrer Betz) und sodann nach Neüweiler, weichet Ort sich ganz besonders zum Em­pfang der hohen Gäste geschmückt hatte. Der Liederkranz sang ein dankbarst auf­genommenes WillkomMlied,worauf Pfarrer Binder eine kernige Ansprache hielt. Au dein Mittagessen im Lamm beteiligten sich eine große Anzahl von Festgenossen. Das vorzügliche Mahl, das erst um '/-5 Uhr stattsinden konnte, war gewürzt durch eine schöne Zahl von inhaltsvollen Reden und Toasten. Se. Exzellenz ergriff zuerst das Wort nm in schwungvollen Worten der liebreichen Fürsorge des Landesvaters zu gedenken, mit einem Hoch auf Se. König!. Majestät schließend; sodann dankte Herr Schultheiß Frey Sr. Excelleuz für seine Anwesenheit an dem heutigen Festtage und des dadurch besiegellen Wohlwollens der K. Staatsregierung; Hr. Oberamt- maun Voelter toastete ans den so sehr um