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Ein weibliches Wesen erschien alsbald in der Hansthür, bei dessen Anblick der Einlaßbegehrende einen kleinen Schauder durch seinen Körper rieseln fühlte. Ein ausgesuchter Magenbitter hätte keine stärkere Wirkung Hervorrufen können als dieses freundlich grinsende Bulldoggengesicht.
„Herrgott, ist die häßlich!" dachte der Gast. „Die laß ich photographieren, um den Doktor zu beruhigen!" Dann aber schlug er tapfer in die ihm dargebotene Rechte der rothaarigen Dreißigerin und trat über die Schwelle.
„Sie sind doch der angemeldete Herr Werkmeister Lenhardt?" erkundigte sich der holde Hausgeist.
„Ganz recht, der bin ich!"
„Na, dann herzlich willkommen! Wie lange werden Sie denn hiet bleiben? Vier Wochen?"
„Um Gottes willen!" meinte entsetzt der Werkmeister mit einem verzweifelten Blick in die wasserblanen Angen der Fragenden.
„Das ist schade!" sagte sie. „Wer sich ordentlich erholen will, darf unter vier Wochen nicht fort! — Sie seh'n ja freilich gar nicht richtig krank aus!"
„So?" fragte lachend der Werkmeister und trat in das Helle, freundliche Zimmer im Erdgeschoß, das ihm die Holde geöffnet hatte. „Ich sehe nicht richtig krank aus?—Ja ja, die Doktors, Fräulein, die Doktors! Ich habe es zuerst auch nicht glauben wollen. Aber die wissen ja alles besser!"
„Gar nichts wissen sie!" polterte sie erzürnt. „Meine Mutter — Gott Hab' sie selig! —hat ein halbes Jahr gekurt und keiner hat's finden können von den gescheiten Herren, was ihr eigentlich fehlt, bis der Schäfer von Halmrode gekommen ist: der hat's in acht Tagen geschafft mit Einnehmen und Besprechen! — Nein, auf die Doktors gebe ich gar nichts!"
„Die ist ja brillant!" dachte der Kurgast. „Hier muß unbedingt unser Doktor mal her und sich den Star stechen lasftn! — Na, wenn sie nur gut kocht und nicht knausert! Reden mag sie, was sie will. Schließlich sind unsere Leute ja nicht auf den Kopf gefallen! Und wegheiraten wird
sie wohl auch keiner! Dafür garantier' ich!"
„Wie ist's denn mit dem Mittagbrot, wertes Fräulein?" erkundigte er sich laut.
„Sie haben wohl tüchtigen Hunger, was? Na, nur Geduld. Ich werde gleich decken!"
„Was giebt's denn?"
„Was auf den Tisch kommt!"
„Na, bitte, werden Sie nur nicht gleich grob!"
„Das Hab ich von meiner Mutter — Gott Hab' sie selig! — die konnte die dumme Fragerei vorher auch nicht leiden — 's wird Ihnen schon schmecken!"
„Das wollen wir hoffen!" sagte der Gast und trat ans Fenster, um sich an dem lieblichen Waldbilde zu erfreuen, während jene alsbald anfing mit Tellern zu klappern, Messer, Gabel und Löffel zu ordnen, überhaupt jenes unharmonische Präludium zu erzeugen, das der« Ohr des Hungrigen doch die schönste und stimmungsvollste Musik däncht.
Es dauerte auch nicht allzulange mehr und der kräftige Duft einer Fleischsuppe zog ihn vom Fenster fort znm Tische, der recht appetitlich gedeckt war. Die Bouillon mundete ihm vorzüglich und als er danach eine mächtige Portion Braten mit Kartoffeln und den im Gebirge heimischen Preiselbeeren unter dem Aufgebot seiner ganzen riesigen Eßlust bezwungen hatte, erschien ihm der waltende Geist dieser Räume nicht mehr halb so häßlich wie beim Empfang. Auch ihre Stimnre klang viel melodischer, als sie sich jetzt erkundigte, wie er mit ihrer Kochkunst zufrieden sei; als ob ein Wunder mit ihr vorgegangen sei, so zart und angenehm drang sie ihm auf einmal in die Ohren, so daß er ganz verwundert umschante, um der eben wieder Eingetretenen fröhlich und dankbar zunicken zu können.
„Aber da stand ganz eine andere im Thürrahmen; eine scklanke Wohlgestalt mit einem feinen, von blonden Locken überschatteten Antlitz, ans dem ein paar große, ruhige Augen ihm mit wohlthuendem An- theil entgegenstrahlten, er schnellte vom Platz empor und fühlte, wie ihm langsam das Blut in Wangen und Stirn stieg.
„Aber das sind Sie ja gar nicht!" stotterte er dabei. „Ich dachte —"
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Wir beehren uns, alle hier anwesenden 1849 geb. Männer und Frauen mit ihren werten Familien-Angehörigen
auf Samstag den 7. Oktbr. Js.
abends 8 Uhr
in den Gasthof zur „Sonne" (Saal) häßlichst einzuladen.
Sämtliche 1849er
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Freiwillige Feuerwehr Wildbad.
^ Nächsten Sonntag den 8. Mikr.
Morgens ft,8 Uhr
rückt der II. und III. Zug zu einer Uebung aus. Signal wird nicht gegeben.
Aas Kommando.
„O, entschuldigen Sie nur, Herr Lenhardt," sagte sie lächelnd, „daß ich bisher noch nicht dazu gekommen bin, Ihnen willkommen zu sagen. Ich hielt es für meine Pflicht, am Herde auszuhalten, damit Ihnen der erste Imbiß nicht versalzen oder verbrannt auf den Tisch kommen sollte. Für Kranke muß man doppelt gewissenhaft sein! — Aber nun werde ich das Versäumte uachholen: Lassen Sie es sich recht wohl gehen bei uns. Vor allem: werden Sie gesund!" (Schluß folgt.)
Vermischtes.
— Ein versteinerter Mensch wurde vor kurzem im Missourislusfe in Nordamerika, nicht weit von der Mündung des Judithflusses, aufgefunden. Die Arme der Leiche sind auf der Brust gekreuzt, die Hände durch einen Riemen gefesselt, es liegt also vielleicht ein Verbrechen vor, das vor mehreren Jahrzehnten begangen sein muß. Der ganze Körper ist verkieselt und mit Ausnahme einiger kleiner Löcher und Risse, so ausgezeichnet erhalten, daß man ein Werk von Künstlerhand vor sich zu haben glaubt. Die feinen Runzeln der Hände, der Füße und des Gesichts sind tadellos und es stellte sich heraus, daß eine Versteinerung vorliegt, die durch heiße, kalk- u.kieselsänre- haltigen Quellen, die in den Jndithfluß sich ergießen, bewirkt sein muß. Der glückliche Finder, ein mittelloser Arbeiter, ist auf dem besten Wege, sich durch die Ausstellung dieses Naturwunders ein Vermögen zu verdienen.
— (Aus der Schule.) In einer Landschule gab der Lehrer den Kindern der Oberklasse das Aufsatzthema: „Die Bewohner Deutschlands nach ihrer Zahl, Abstammung, Religion und Beschäftigung." Zn einer originellen Behauptung verflieg sich nun in seinem Aufsatz ein 12jähriger Junge, der allem Anschein nach ein den fremden Elementen unter den Bewohnern Deutschlands abholder Reichsbürger zu werden verspricht; denn er schrieb: „Im deutschen Reich wohnen 46 Millionen Deutsche, dazu sind 3 Millionen Slaven, 150 000 Dänen, 300000 Franzosen und 600000 Juden eingeschleift.
W i l d b a d.
LckalUltmachimg.
Wegen Stellung einer Vorlage ist die Neusteig vom Montag dxn 9. Oktbr. bis Samstag den 28. Oktbr. 1899 gesperrt. Den 4. Oktbr. 1899.
Stadtschultheißenamt: A. V. Bätzner.
W i l d b a d.
Verkauft
werden im Badgebäude am
Donnerstag den 5. Oktober Nachmittags 1 Uhr
1 Partie gestemmte Nnterschiedswände, Nachtstühle,Hockerstühle,Spiegel u. dergl,
- Hohenloh'sche Haferflocken
Knorrs Hafer-Cacao „ Suppen-Einlagen
„ Neismehl etc.
empfiehlt G. Linden-erger.
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