Amtsblatt für die Stadt Wiwbaö.

Generat-Unzeiger für Wildbsd und Umgebung.

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Nr. SO.

Rundschau.

Sc. Maj. der König hat den Ober­förster Ramm in Hengcn seinem Ansuchen gemäß auf das erledigte Revieramt Calm­bach versetzt.

Stuttgart, 31. Juli. Der Reichs­tagsabgeordnete Agster, der sich bekannt­lich seit mehreren Monaten in einem geistig anormalen Zustande befindet, wurde heute vormittag, derSchwab. Tagwacht" zu­folge, von der Polizei in einer Droschke in das Spital gebracht, da er durch sein auffallendes Gebahrcn auf der Königs- stcaße einen Auflauf verursacht hatte.

Tübingen, 28. Juli. Wie man hört, wurde seitens der K. Schloßver­waltung der in Konkurs geratene Gasth. z. Hirsch in Bebenhauseu um 31000 Mk. angekauft. Derselbe soll nun umgebant und für Bedienteuwohuuugeu hergerichtet werden. Der Wirtschaftsbelrieb soll weiter geführt werden.

Mit einer gewissenWehmnt sieht unsere Studentenschaft dem letzten Floß, das den Neckar herunterziehen wird, entgegen. Das macht sich insbesondere bei verschiedenen Abschiedskundgebungen in letzter Zeit be­merkbar. Nicht etwa, daß es unsere Studenteu allein bei dem ZurufJockele sperr!" bewenden lassen, nein, seitdem man weiß, daß dem Flöhereiwesen die letzte Stunde geschlagen, gehen einzelne Verbindungen den Flößen z. T. bis Knie­bingen entgegen, um unter Gläserklang und Liedersang auf den Flößen die Heim­reise anzntreten. In Tübingen werden sie natürlich mit einem ganz besonders lieblich klingendenJockele sperr!" begrüßt.

Tübinge n. (Schwurgericht.) 7. Ver­handlungsfall war die Anklagesache gegen die beiden 19 Jahre alten Fabrikarbeiter Michael Rentschler und Michael Schroth aus Sommenhardt, OA. Calw, wohnhaft in Kentheim, wegen schweren Raubs. Die beiden Angeklagten sind angeklagt, am 19. März d. I. im Walde Tannenhau, Markung Sommenhardt, in gemeinschaft­licher Ausführung der Thal auf einem öffentlichen Wege den Bauer Johannes Schroth ans Sommenhardt zu Boden ge­worfen, geschlagen, getreten und ihm ge­waltsam seinen Geldbeutel mit etwa 20 Mk. Inhalt weggenommen zu haben. Die von dem Beschädigten trotz der Nacht er­kannten Angeklagten müssen in der Haupt­sache die Anklage als richtig zngestehen;das Geld haben sie am folgenden Tage verteilt. Tie Geschworenen bejahten die Schnld- frage bei beiden Angeklagten, ließen den­

DonnersLcrg, 3. August 1899.

selben jedoch mildernde Umstände zu, wo­rauf Rentschler zn 2 Jahren, Schroth zu 1 Jahr und sechs Monaten Gefängnis <je 2 Monate Untersuchungshaft ab) ver­urteilt wurde.

Alten steig, 27. Juli. In der heutigen Sitzung der bürgerl. Kollegien, wurde mit dem Mühlenbes. Herrn Faist hier ein Vertrag über die Errichtung eines Elektrizitätswerks für die hiesige Stadt definitiv abgeschlossen. Die Be­leuchtungsanlage soll spätestens bis 1. September 1900 dem Betrieb über­geben werden.

F r e u d e n st a d t, 27. Juli. Die zu bauende Eisenbahn von hier nach Klosterreichenbach wird etwa 12,21 lem lang werden; sie zweigt von dem bestehen­den Bahnhof Frendenstadt, der vergrößert wird, in nordöstlicher Richtung ab.

Vom Bodense e, 30. Juli. Die neuesten Nachrichten über den Konstruk­tionsfortschritt im Bau des ersten Zeppe- linschen Luftfahrzeuges melden, daß der erste Probeaufstieg erst im September er­folgen könne. Wie schon berichtet, ist am bezw. auf dem Bodensee zwischen Fried­richshafen und Meersburg eine Bauhütte von riesigen Dimensionen und eine Auf­steigbrücke auf schwimmenden Pontons für das Luftfahrzeug unter Leitung der In­genieure Kübler und Endrees hergestellt worden. Schon diese Bauten kosten nahe­zu 200 000Mk. Auf der frei schwimmenden Aufstcigbrücke, deren Länge nahezu 150 in beträgt, werden die in verschiedenen deutschen Fabriken ansgeführten Bestand­teile des Luftschiffes in einigen Wochen zusammengesetzt. Nach dem Zeppelin'schen Grundmodell, das durch deutsches Reichs­patent geschätzt ist, wird das neue, über 100 in lange Luftschiff eine ungemein schlanke Gestalt haben. Zeppelin nennt sein Werk einlenkbares Luftfahrzeug" ans mehreren beweglich mit einander verbundenen Fahrzeugen zusammenge­setzt; dadurch wird bei Verletzung ein­zelner Kammern durch mechanische Kräfte das Hinnnterstürzen des ganzen Luft­schiffes verhindert. Die feste Form der Gesamtkonstruktion wird durch ein Gerippe aus Röhren, Drahtseilen und Drahtge­flechten gewährleistet. Die Verbindung des Zugfahrzeuges mit den Luftfahrzeugen geschieht durch Kuppelung. Unter dem Fahrzeug befinden sich, fest mit einander verbunden, 2 oder mehrere Gondeln zur Aufnahme der Führer, Triebwerke und des Betriebmaterials. Jedes Triebwerk

35. Jahrgang.

bethätigt 2 zu beiden Seiten des Trag- cylindcrs ungefähr in der Höhe des Widerstandszentrnms angebrachte Luft­schrauben. Durch das gegebene Gewicht eines Alnminiummotors wird die zu seiner Hebung erforderliche Gasmenge bestimmt. Zn dieser tritt die Gasmenge hinzu, deren Auftrieb dem Gewicht des übrigen Fahr­zeugs entspricht. Tie Ausdehnung des Gates durch Wärme und Sonnenschein wird ausgeglichen, indem man das Gas teilweise in Reserveräume überleitet, so daß der cylindrische Ballon nicht platzen kann und doch kein Gas verloren geht. Die Seitensteuerung erfolgt durch zwei Seitensteuer, die oben und unten an dem Vorderteil des Luftfahrzeuges ange­bracht sind. Die Lastsahrzeuge sind im Wesentlichen von derselben Einrichtung; es fehlen ihnen jedoch die Triebwerke und die Räder zur Seitensteuerung. In den unter den Lastfahrzeugen angebrachten Gondeln befindet sich die Bemannung, Passagiere, ein Teil der Betriebsvorräte für Fahrten von langer Tauer, außerdem enthalten sie einen Wasservorrat. Letzterer dient als Ballast und wird auch zur Herstellung des Gleichgewichts zwischen den verschiedenen Fahrzeugen benutzt. Das neue Fahrzeug hat einen Raumin­halt von nahezu 10000 ebm. Nach den Berechnungen des Erfinders soll es eine Geschwindigkeit von 10min der Sekunde besitzen, soll sich bis ans 1100 m erheben, bis 1900 KZ Belastung tragen und eine Woche lang in den Lüften bleiben können.

Karlsruhe, 28. Juli. Im benach­barten Liedolsheim entstand heute Groß­feuer, das bis heute Nachmittag über 20 Gebäude einäscherte.

Bad en - Baden, 29. Juli. Die diesj. Rennen finden vom 20. bis 27. August hier statt. Nicht weniger als 30 Rennen, wofür die stattliche Summe von rund 450000 Mark ansgeworfen ist, gelangen zur Entscheidung. Am ersten Tag (Sonn­tag 20. August) den Preis von Iffezheim (Ehrenpreis und 80 000 Mk.) und das Alte Badener Jagdrennen (10 000 Mark) am zweiten Tag (Dienstag 22. August) das ZnkunftSrennen (36000 Mk.) und das Fürstenberg Memorial (20000 Mk.) am dritten Tag (Donnerstag 24. August) den Großen Preis von Baden, Goldpokal des Großherzogs und 100000 Mk. baar, die Salbe Steeple-Chase (10000 Mark); am vierten Tag (Samstag 26. August) die Badener Prinz of Wales Stakes (30 000 Mark) und das Heidelberg Han-