Amtsblatt für öie Stadt Wit'dbaö

eneral-Anzeiger für Wildbsd und Umgebung.

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Nr. SS.

Rundschau.

Stuttgart, 25. Juli. Die Zahl der ausstellenden Schulen auf der württemb. Landes-Schulausstellung in der Gewerbe­halle beläuft sich auf 619, welche in 11 Gruppen eiugeteilt und wobei die gewerb­lichen Fortbildungsschulen und die Volks­schulen mit je ca. 200 Schulen am stärksten vertreten sind. Ein 300 Seiten starker Katalog gibt dem Besucher über alles Wissenswerte Ausschluß. Eine besondere Kommission von Fachmännern, die in 5 Gruppen geteilt, ist zur Beurteilung der Arbeiten eingesetzt; besonders hervorragen­den Schulen werden von ihren Aufsichts­behörden Diplome verliehen.

Gestern vormittag während des Gewitters wurde hinter der Bergkaserne ein zweispänniges Fuhrwerk vom Blitz getroffen. Ein Pferd war sofort tot; der Fuhrmann starb auf dem Transport zum Krankenhaus.

Gieu gen, 25. Juli. Zu dem Eisen­bahnunglück ist noch mitzuteilen, daß die 12 Insassen des zweitenGesellschaftswagens der Liedertafel ebenso das Lokomotivper- sonal des Ulmer Zugs, die ihnen gegen­seitig drohende, durch den grenzenlosen Leichtsinn des Barrierwärters allein verur­sachte Gefahr nicht selbst noch bemerkten, ist dem Umstand zuzuschreiben, daß die Bahn direkt vor der Unfallstelle eine scharfe Kurve macht. Die Säuger des ersten Wagens erblickten mit Schaudern das Auffahren der Lokomotive auf den ihre frohe Weise singenden Sangesbrüder, sie wollten noch Warnungsrufe zurufen, allein es war zu spät. Der Zug hielt nach dem Unfall sofort an, die furchtbar ver­stümmelten Leichen mußten teilweise unter den Rädern, hervorgezogen werden und wurden unter dem Geleite einer großen Menschenmenge ins Krankenhaus verbracht. Herzzerreißend war der Schmerz und der Jammer der Angehörigen. Die Pferde des Wagens rasten mit der Deichsel da­von. Der Barrierewärter, dessen Pflicht­vergessenheit das ganze Unglück zuzu­schreiben ist, wurde nebenan in einem Graben schlafend gefunden und soll sein Einschlafen weniger von der Hitze als von der Betrunkenheit hergerührt haben. Als er das Geschehene übersah, wollte er sich in die nahe Brenz stürzen, wurde aber hieran verhindert und in Haft genommen. Es ist der 23 Jahre alte ledige Hilfs­wärter Haid, der natürlich einer schweren Strafe entgegensieht; die Eisenbahnver­waltung wird einen ziemlichen Schaden­

Scnnstag, 29. Aukr 1899.

ersatz zu leisten haben. Das Befinden des schwerverletzten Werkmeisters Jungiuger u. des Flaschners Kourad Zabern hat sich derart verschlimmert, daß sie wohl kaum mehr mit dem Leben davon kommen werden. Bereits gestern früh trafen mit dem ersten Zug der Staatsanwalt von Ellwaugcn und der Betriebsiuspektor von Aalen zur Leitung der Untersuchung ein. Tie Namen der 5 Getöteten, welche am Mitt­woch beerdigt worden sind: Amtsdiener Häring, Schuhmachermeister Josenhans, Kutscher Ritter, sämtlich Familienväter, Kupferschmied Bändel und Drgelschreiuer Rupp. Schwer verwundet wurden: Werk­meister Jungiuger und Flaschner Konrad Zabern, Schuhmachermeister Mühlbacher, Metzger Reihle,Fabrikarb. Barth und der Knecht Renner.

Maulbronn, 19. Juli. Gestern Nachmittag war ein Bauer mit seiner Ehefrau während eines Gewitters eben im Begriff, auf dem Felde unter einem Baum Schutz zu suchen, als beide vom Blitz getroffen wurden. Der Mann war sofort todt, die Frau betäubt. Als sie wieder zum Bewußtsein kam, suchte sie den neben ihr liegenden Mann zu wecken, erkannte aber zu ihrem Entsetzen die furchtbare Thatsache.

Aus der Pfarrer Faulhaberschen Konkursmasse ging die Baubeschläg- und Eisenwarcnfabrik in Westheim bei Hall in den Besitz einer Gesellschaft mit be­schränkter Haftung über. Das Stamm­kapital beträgt 100000 Mark.

Pforzheim, 27. Juli. Gestern Abend brach im Neubau des Herrn Ar­chitekten Jos. Roos in der Leopoldstraße ein Brand aus, dessen Entstehung bis jetzt noch nicht aufgeklärt ist. Das Feuer, bezw. der Rauch wurde zuerst von Vor­übergehenden bemerkt, welche den In­haber des Ladens, Herrn Baruch (Aus­steuergeschäft), sofort davon benachrichtig­ten. Das Feuer dehnte sich infolge der leicht brennbaren Gegenstände, welche im Laden angehäuft waren, sehr schnell aus und nach 10 Uhr schlugen die Flammen bereits zum Fenster in den Hof hinaus. Für die sich nach und nach sammelnde Feuerwehr war das erste Eingreifen zu­nächst äußerst schwierig. Auch machte das Suchen und Finden der Hydranten, die, wie man hört ^infolge der Straßenregu­lierung und des Kanalbaus verlegt worden waren, anfangs Schwierigkeiten. Gegen 11 Uhr konnte der erste Wasserstrahl in das Feuermeer geleitet werden. Natür­

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lich ist die ganze Einrichtung, sowie Warenlager rc. verbrannt. Der Schaden an Waren dürfte sich auf 10 000 Mk. be­laufen, die zum Teil versichert sind. Frau Baruch, welche seit Samstag im Wochen­bett liegt, mußte um nicht im Rauch zu ersticken, nebst ihren beiden kleinen Kindern von Feuerwehrleuten aus dem Hause ge­tragen werden und fand in dem gegen­überliegenden Gasthaus zum Geist Aus­nahme.

Vom Bodensee, 25. Juli. Die Er­öffnung der 24 Kilometer langen Bodeu- seegürtelbahn Friedrichshafen-Lindau (14 Kilometer auf württembergischem Gebiet) wird nun Ende August und . zwar auf der ganzen Strecke zugleich stattfinden.

Freiburg, 25. Juli. Ein orig. Widerruf findet sich im Inseratenteil des Freiburger Boten". Es heißt da in fetter Schrift: Widerruf. Denjenigen Mitgliedern des hiesigen hochverehrten Gemeinderates, welche mein Ausdruck (Simpel) beleidigt hatte, zur gefälligen Kenntnis, daß ich denselben andurch zu­rücknehme und mich bei ferneren Gesprä­chen über Feuerwehrangelegenheiten tref­fenderer Worte bedienen werde. Kirch- zarten, 17. Juli 1899. Franz X. Kunz, II. Kommandant.

K arlsruhe, 22. Juli. Das Hotel zum Erbprinzen wurde von der Frank- furter Baugesellschaft angekanft. Der Kaufpreis soll 425,000 Mark betragen.

Köln, 24. Juli. Nach tagelanger tropischer Hitze gingen gestern abend schwere Gewitter mit furchtbarem Hagelschlag am Mittelrhein sowie in der Eifelgegend her­nieder. Bei Honnef fielen Schlossen von Hühnereiergröße. In der Eifel sausten halbpfundschwere Eisstücke auf die Fluren nieder, auf weite Strecken ist die Ernte völlig vernichtet.

Sch loch au, 25. Juli. Wie ein Roman liest sich die Geschichte eines vor etwa zehn Jahren aus Groß. Konarczyn unter Hinterlassung vieler Schulden ver- schwundenen Schneidermeisters Lütz. Man vermutete sofort, daß er sich nach Amerika begeben hätte, wo seine Tochter verheiratet war. Diese Vermutung hat sich jetzt als richtig herausgestellt. Lütz war in K. einem Großtuchhändler 1900 Mk. schuldig geblieben. Der damals gegen ihn erlassene Zahlungsbefehl traf ihn nicht mehr in der Heimat an. Der Kaufmann gab sein Geld verloren. Jetzt hat aber Lütz das Geld nebst Zinsen aus Amerika an den Kaufmann geschickt und bittet in einem,