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Leben kamen, sind: Schreiner Rnpp, ledig, Schuhmacher Josenhans, verh., Kupferschmied Bändel, ledig, Georg Ritter, Kutscher, verh., Theodor Häring, verh. Die Verunglückten gehören der hiesigen Liedertafel an und kehrten in einem Gesellschaftswagen vom Sängerfest in Lauingen zurück. Die Untersuchung wird über die Verschuldung des Bahnwärters Aufklärung bringen.
Aus Bayern, 20. Juli. Der neue Pächter des Bades Kissingen, Hessing, hat auf zwanzig Jahre eine jährliche Pachtsnmme von 160 000 M. zu zahlen, außerdem eine größere Summe für Verbesserungen. Die Leitung der orthopädischen Anstalt in Göggingen (bei Augsburg) behält Hessing bei.
— Ein Telegramm ans Köln lautet: Seit einigen Tagen hat der Inhaber eines hiesigen Bankhauses Namens Katz mit einem Betrage von über 150000 M. das Weite gesucht. Die Betrogenen gehören meistens dem Handwerker- und Arbeiterstande an.
— Am 6. August d. I. soll, wie der „Rhein. Cour." zu melden weiß, eine Zusammenkunft zwischen Kaiser Wilhelm und dem Zaren, welcher zu dieser Zeit in Tarmstadt weilen wird, in Wiesbaden stattfinden.
Petersburg, 21. Juli. Daß bei dem Tode des Großfürsten-Throufolgers nicht alles richtig zugegangen ist, sondern sich das meiste anders abgespielt hat, als die russische Zensur zunächst berichtete, wurde bereits vielfach behauptet. Jetzt meldet zu diesem Kapitel weiter die „Köln. Ztg.": Hier geht das Gerücht, daß der Fregattenleutnant Boismann, der der Person des Thronfolgers attachiert war, sich erschossen habe, wahrscheinlich, weil er, entgegen der ihm erteilten Instruktion, den Thronfolger allein gelassen habe, dessen Tod zweifellos infolge eines Unfalles mit der Fahrradmaschine einge- treten fti.
MnterHaltenöes.
Entlarvt.
Kriminalroman von Friedrich Halt.
(Fortsetzung.) (Nachdr. verboten-)
„Wer ist der Herr, der neben mir am Spieltisch saß?" fragte Herr Albrecht den Kellner.
Dieser schien sich nicht besinnen zu können. „Ich ineine den Herrn im hellgrauen Rock, mit dem blonden, dünnen Haar," setzte Herr Albrecht hinzu.
„Herr Eckstein."
„Kaufmann?"
Der Kellner lächelte, er blickte nach der Thür, als fürchte er gehört zu werden.
„Der Herr soll Geldgeschäfte mit Gutsbesitzern und auch mit den Offizieren in L. machen," sagte er dann leise.
„Also Goldgeschäfte," wiederholte Herr Albrecht gedankenvoll, „bringen Sie mir noch eine Flasche Rheinwein," sagte er daun eine Zeitung nehmend, in den Inhalt sich bald vertiefend.
Aber Herr Albrecht hatte doch ein aufmerksames Auge für die Gäste, die durch das Zimmer gingen und er schien erfreut zu sein, als Herr Eckstein kam, er stand auf und vertrat dem durch das Zimmer Gehenden den Weg.
„Darf ich Sie bitten, einen Augenblick mir Ihre Gesellschaft zu schenken?" sagte Herr Albrecht verbindlich.
„Und Sie wünschen?" fragte Herr Eckstein.
„Lassen Sie uns Platz nehmen, ich werde Sie nicht lauge belästigen", erwiderte Albrecht.
Eckstein nickte mürrisch, aber er leistete doch der Einladung Folge.
„Sie sind mir empfohlen worden, Herr- Eckstein" begann der Maler, sein Notizbuch aus der Tasche nehmend, „ich bin in einer kleinen Verlegenheit."
„Thut mir leid", unterbrach Eckstein in entschiedenem Ton, ich mache keine Geldgeschäfte."
Der Maler schien die ablehnende Unterbrechung nicht zu beachten, er hatte einen Wechsel entfaltet und hielt denselben Eckstein hin.
„Es sind 300 Thalc» auf M. Moses hier, allerdings erst nach vierzehn Tagen fällig, ich brauche aber jetzt Geld, würden Sie mir denselben abnehmen, Sie sollen dabei verdienen, selbstverständlich", setzte der Maler hinzu.
Eckstein hatte den Wechsel sehr aufmerksam angesehen, er blickte noch immer prüfend auf das Papier.
„Stecken Sie den Wechsel fort, der Kellner kommt," sagte Albrecht hastig.
Eckstein hatte das Papier mil einer Gewandtheit verschwinden lassen, die auf große Hebung deutete und auf die jeder Taschenspieler hätte stolz sein können.
„Wann beliebt es Ihnen, daß ich Sie besuche?" fragte Albrecht.
„ Wenn es Ihnen paßt, um zwölf Uhr."
D„Hm," machte der Maler verdrießlich.
„Ist Ihnen wohl zu spät?" bemerkte Eckstein, „Sie möchten früher nach Marienthal hinaus," setzte er listig hinzu.
„Der Maler nickte lächelnd.
„Nun, dannkommen Sie nach 10 Uhr", entgegnete Eckstein und wollte aufstehen.
„Erst das Geschäft und dann das Vergnügen, ist ein altes Sprichwort," sagte Albrecht, das Geschäft ist erledigt, nun kommt Rheinwein — Kellner! Welche Marke befehlen Sie, Herr Eckstein?"
„Es wird zu viel," entgegnete dieser, „ich habe heute schon eine gehörige Anzahl Flaschen — "
„Ach, Thorheit! Sie kommen mir nicht so fort, erst trinken wir ein paar Flaschen aus unsere neue Bekanntschaft und aus spätere Geschäfte."
Eckstein nickte. „Rüdesheimer Berg," sagte er daun zum Kellner.
Der Kellner ging und kehrte mit Wein und Gläsern zurück.
Der Maler und Eckstein stießen an.
„Der Herr ist wohl reich?" fragte Albrecht, sein Glas bedächtig hiustellend.
„Wer?" fragte Eckstein sehr erstaunt.
„Der Herr v. Uoskor," sagte der Maler nachlässig.
„Ah, den meinen Sie, er nicht, aber seine Kousiue" — gab Eckstein zurück, indem ein hämisches Lächeln über sein Gesicht flog.
„Sie meinen, daß wenn in der Kasse des Herrn v. Uoskor Ebbe ist, seine liebenswürdige Kousine wieder Flnth eintretcn läßt?"
„Ob seine Kousine ihm helfen will oder nicht, da fragt der Herr wenig darnach, der weiß sich schon allein, wenn auch auf außergewöhnliche Weise, zu helfen."
..Wohl mit Wechseln auf die Baronin, die nicht ganz in Ordnung sind," bemerkte der Maler.
„Auch schon dagewesen," gab Eckstein zurück, „habe selbst schon solch Ding gehabt, ist aber von der Baronin bezahlt worden, wenn auch mit sehr saurer Miene. Hab mich darum mit Uoskor überworfeu, wir kennen uns seit dem Tage nicht mehr, mir kann es nur angenehm sein, denn die Geschichten die der Herr v. Uoskor macht, sagen mir nicht zu."
„Noch schlimmer wie falscher Wechsel ?" fragte Albrecht.
„Ich meine," nickte Eckstein bedeutungsvoll.
Der Maler schüttelte ungläubig den Kopf.
„Und was den?"fragte er endlich.
Der Herr von Uoskor hatte vor etwa zwei Monaten wieder sehr hoch gespielt und wie immer verloren," sagte Eckstein, „bei mir waren auch 2000 Rthlr. Wechsel fällig; daß ich ihm diese Summe nicht prolongiren würde, wußte er, und die Spielschulden mußten doch auch prompt bezahlt werden. Wie hals sich der Herr?" fuhr Eckstein fort und ein hämisches Lächeln lag wOder auf seinem Gesicht, „einfach — er verkaufte den Familienschmuck derBaron- in von der Brücken an den Ephraim."
„Und Sie glauben, er hat den Schmuck entwendet?"
Eckstein nickte.
„Verschenkthat die Baronin den Schmuck sicherlich nicht," sagte Eckstein nach einer Pause.
„Ist der Schmuck wertvoll?" fragte Albrecht leichthin, anfstehend und sich zum Fortgehen anschickend.
„Ephraim hat ihn auf 10000 Thaler taxirt," erwiderte Eckstein, „kommen Sie, Herr Albrecht," setzte er dann hinzu, „bleiben wir noch länger, dann könnte es möglich sein, daß Sie mich morgen früh um 10 Uhr noch schlafend fänden, und ich würde Ihnen nicht das Geld für den Wechsel zahlen können, weil ich nicht so viel Kasse im Hause habe."
Als Eckstein und Albrecht sich vor dem Restaurant trennten, schleuderte der Letztere, ein Liedchen summend, seinem Hotel zu. Bald aber änderte er seinen Weg, er bog in eine Seitenstraße, sicb immer im Schatten der Häuser haltend, dann trat er unter einen Thorweg, sich da hinter eine Ecke bergend; er sah unverwandt nach einem gegenüber liegenden Hause, und nach einer halben Stunde trat aus der Thür desselben der Herr von Uoskor, er ging eilig die Straße nach dem Hotel Petersburg zu, gewiß in der festen Ueberzengung, daß ihn Niemand aus dem Hause Ephraim habe kommen sehen.
Der Maler hatte sich überzeugt, daß Eckstein ihm keine Märchen erzählt habe, und daß das Leben des Herrn v. Yoskor kein tadelfreies sei. Sehr gedankenvoll schritt er seiner Wohnung zu, er mochte wohl überlegen, ob es geraten sei, der Einladung des Herrn v. Uoskor zu folgen, seinen Umgang zu suchen.
(F or ts, f olgt.) ^ ^
Bermi Achtes.
— Wie groß und umfangreich An- sichtspostkartensammluugen werden, wenn die Sammler das Sammeln eifrig betreiben, geht aus einer Statistik des Zentralverbands für Ansichtskartensammler zu Nordhausen hervor. Die größte Sammlung besitzt Verlagsbuchhändler Geibel- . Leipzig mit 80000 verschiedenen Ansichs-
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