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Heidelberg war in der kürzesten Zeit durchlaufen. In Abständen von je 500 Meter war eine Relaiskette aus einzelnen Staffettenläuferu gebildet. Bis Heppen­heim war die Kette von Frankfurter Turnern, von Heppenheim bis Heidelberg war sie von Darmstädter Turnern gestellt, die sich von den nächsten Eisenbahnstationen zu ihren Posten begeben hatten. Im Durchschnitt wurde die^inzelne500-Meter- Strecke in 90 Sekunden durchmessen. Die Depesche traf in Heidelberg um 11 Uhr 3 Min. ein. Die beteiligten 174 Turner hatten somit 4 Stunden 3 Min. für die rund 18 Stunden lange Strecke gebraucht, eine ganz vorzügliche Leistung.

Einem längeren belehrenden Artikel über das Fernsprechwesen im Reich und in Württemberg, welcher in der Ausgabe Nr. 117 desNeuen Tagbl." in Stutt­gart erschienen ist, entnehmen wir, daß Pforzheim unter den badischen Städten diejenige ist, welche im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl Ende 1896 die größte An­zahl von Fernsprechabonnenten bezw. Sprechstellen <536) aufzuweisen halte. Es kam hier schon auf 63 Einwohner eine Sprechstelle, während im großen geschäfts­reichen Mannheim erst auf 80 eine ent­fiel. Anders lag die Sache in Württem­berg, wo die Sprechstellen zahlreicher sind und in Stuttgart schon auf 48 Einwohner eine Sprechstelle verteilt war. Der Artikel zieht weiter die Verbreitung des Telephons in der Schweiz und in Schweden zum Vergleich heran und kommt zu dem End­urteil, daß im Durchschnitt mit der fort­schreitenden Verbilligung auch die Aus­breitung dieses Verkehrsmittels gleichen Schritt hält.

München, 29. Mai. Das Landge­richt München I verurteilte heute den 17jährigen Schankkellner Bogner ans Min­traching, Amtsbez. Deggendorf, der am 1. Febr. die 63jährige Trödlerin Johanne Dietl ermordet und beraubt hat, zu der höchsten gesetzlich zulässigen Strafe von 15 Jahren Gefängnis.

NnterHcrLterröes.

Entlarvt.

Kriminalroman von Friedrich Halt.

(Fortsetzung.) (Nachdr- verboten.)

Der Rat hatte wie leicht tadelnd, ruhig gesprochen, aber er war es nicht; das flüchtige Rot, welches, während Falk sprach, ans seinem Gesicht erschienen war, blieb, die leuchtenden Augen suchten aus dem Gesicht Falks nach einer Antwort, ehe Sie dessen Mund gegeben.

Ich werde noch mehr thuu, ich werde es beweisen und meine Aussage, die ich Ihnen hier mache, die werde ich zur Zeit mit ruhigem Gewissen beschwören", er­widerte Falk,und nun hören Sie, lieber Rat, und wenn ich zu Ende bin, dann will ich sehen, vorausgesetzt Sie schenken meinen Worten unbedingtes Vertrauen, ob Sie dann noch sagen werden, unser alter Freund ist ein Selbstmörder, ja er ist ein Brandstifter! Als der Ba- ron gestern Vormittag", fuhr Falk fort, um etwa halb zwölf Uhr von mir aus Steinhagen fortritt, trug er einen ueuen grauen Anzug, kurz zuvor ehe er sein Pferd bestieg, sah ich mir denselben ge­nau au, ich zog den Rock überall glatt, besuchte hierbei Brust und Taille, Sie

verstehn mich doch, Herr Rat, wie ich meine? unterbrach sich von Falk.

Der Richter nickte zustimmeud, er wagte wohl nicht, ihn mit einem Worte zu unterbrechen.

Ich tadelte nun", fuhr von Falk fort, daß der Rock nur zwei Brusttaschen habe, worauf Brücken mir lachend zur Antwort gab, indem er auf die linke und rechte Seite der Brust schlug, hier für meine Nase das Tuch, hier für meine Hände der Überzug! er nahm hiermit die Hand­schuhe aus der rechten Brusttasche ,zog dieselben an und zwei Minuten später ritt er von mir ab nach Marienthal. Hätte der Baron ein Pistol bei sich ge­habt, so mußte ich es, als ich den Rock glatt strich, wenn nicht gefühlt, dock mindestens dasselbe, unter dem engan- liegenden Rock verborgen gesehen haben, also darum kann ich mit Recht behaupten, Brücken hat sich nicht selbst erschossen sondern er ist" von Falk hielt inne.

Nun", fragte der Rat,was ist Brücken?"

Erschossen worden," platzte von Falk heraus,das ist meine unumstößliche Meinung und darum bin ich zu Ihnen gekommen, um diese Aussage, wenn uötig zu Protokoll zu erklären."

Die auch auf das Gewissenhafteste ausgenommen werden soll, lieber Falk, ich ersuche Sie, sich deshalb um 10 Uhr nach dem Gerichtsgebäude bemühen zu wollen. Und wen halten Sie für den mutmaß­lichen Mörder?" setzte der Rat lächelnd hinzu, Falk scharf sixirend.

Dieser schreckte zusammen, die eigent­lich so nahe liegende Frage, er hatte sie nicht erwartet, er schien nicht mit sich einig werden zu könuen, ob und was er antworten sollte.

Nun, lieber Freund, drängte der Justizrat, und es schien ihm eine innige Freude zu gewähren, Falk iu solcher Verlegenheit zu sehen, der noch einige Minuten zuvor es unternommen hatte, ihm, dem Richter, mit mathematischer Ge­wißheit zu beweisen, daß der Baron von der Brücken nicht Selbstmörder, sondern gemordet sei.Ja, ja, Falk", sagte jetzt der Rat ganz ungezwungen lachend,es ist leicht gesagt: der Manu hat sich nicht selbst das Leben genommen, der ist er­mordet worden, das ist sehr leicht", nickte der Rat wieder sehr ernst werdend, aber zu sagen: Da ist der Mörder, da ist die feste Spur, die sicher zu dem Ver­brecher hinführt, das ist schwer ich er­kenne es an" - sagte jetzt v. Falk zög­ernd, dem Rat zustimmend znnickend, dann fuhr er entschieden fort,was ich Ihnen mitgeteilt habe, das beruht auf einer faktischen Wahrnehmung, ich habe es für meine Pflicht gehalten, es znr Kenntnis des Gerichts zu bringen, ich hoffte, daß

damit der Schleier gelüftet werden könne, der über der That liegt, ich habe gehofft, dadurch den Makel von dem Namenvon der Brücken" der ihm aufgedrückt, ihn zum Selbstmörder, zum Brandstifter ge­stempelt hat, ich habe dies nach reiflicher Überlegung gethan, ich habe mir gesagt, daß ich es dem toden Freunde schuldig bin; aber nimmer kann ich mich dazu entschließen, einen Verdacht hier- oder dorthin zu leiten, den ich durch nichts unterstützen kann." Falk schwieg einen Augenblick, dann fragte er sehr gespannt zum Rate hinsehend: Und Sie halten das, was ich Ihnen gesagt habe, nicht für einen vollgültigen Beweis, daß der Baron sich nicht selbst das Leben genommen, daß er also auch den finsteren Brandstiftungen fern gestanden hat? wie Sie so gut wis­sen wie ich, daß des Barons größtes Glück nur war, wenn er Not lindern, wenn er Thronen trocknen, im Stillen wirken konnte."

Der Rat zuckte schweigend mit den Achse.n.

Oder meinen Sie," fuhr Falk sehr eifrig fort,ich habe michZ geirrt, der Baron hat doch ein Pistol bei sich ge­habt, er hat nun, nachdem er sich von einem Mitwiffenden bedroht sah, aus Furcht, als Brandstifter verhaftet, bestraft zu werden, sick erschossen. (Forsctzg. folgt.)

Vermischtes.

DerWonne-Monat" hat in den letzten Wochen ein recht frostiges Gesicht gemacht, und die Menschheit, die sich in froher Uebereiustimmuug mit unserem Dichter Ludwig Uhland schon der schönen Hoffnung hingegeben hatte, daß sich nun alles, alles wenden müsse, hat noch ein­mal den Ueberzieher hervorgeholt und den Ofen geheizt. Ganz schreckliche Dinge stünden uns aber im Juni bevor, wenn Rudolf Falb Recht behielte. Er schreibt über den Juni:Von diesem Monat ist nichts gutes zu sagen. Gruppen von schönen Tagen sind überhaupt nicht zu erwarten. Die Niederschläge, größtenteils von Gewittern stammend, sind andauernd und steigern sich stellenweise bis zu Wol­kenbrüchen, in deren Folge Ueberschwem- mungeu eintreten. Am schlimmsten ge­staltet sich das Wetter in der ersten und in der dritten Woche. Am günstigsten ver­hält es sich in der Mitte des Monats, wo Tendenz zu Schneefällen vorhanden ist, die thalsächlich auch eintreten." Tröst­lich ist es nur, daß Hrn. Falb selbst seine Prophezeiung etwas verdächtig vorkommt, denn er fugt hinzu:Zum Tröste mag gesagt sein, daß die Theorie des Verfassers noch lange nicht unfehlbar ist und daß gerade iu Fällen, wie sie in diesen: Monat vvrliegen, dieselbe noch der Verbesserung bedarf."

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