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keit wäre", setzte der Rat nach einer Pause hinzu, „wir sind, während wir drinnen verhandelten, belauscht worden, das Fenster stand auf und Neitsch hat da auch, ich glaube, den Gärtnerburschen, der unter dem Fenster stand, fortgejagt."
„Sie haben Recht, Herr Rat, ich habe mein Wissen daher, beunruhigen Sie sich doch deshalb nicht, bei einer solchen Gelegenheit ist dem Klatsch schwer ein Damm entgegen zu setzen. Es kommt mir nur darauf an, von Ihnen zu hören, ob wirklich unzweifelhaft festgestellt ist, daß der Baron, als er etwa um zwölf Uhr in Marienthal ankam, nicht mehr seine Zimmer betreten hat, sondern direkt nach dem Park ging und daß das Pistol, welches neben der Leiche gefunden wurde, das des Barons ist.
„Nachdem Sie mir durch Ihre Mit- theiluugen dargethau haben," entgegnete der Rat, „daß Sie über die Vorgänge am gestrigen Tage, den Tod des Barons betreffend, sehr genau informirt sind, so habe ich keinen Grund, Ihnen die an mich gestellte Frage unbeantwortet zu lassen. Ja, es ist durch eine ganze Zahl glaubwürdiger Zeugen bekundet worden, daß der Baron bei seiner Rückkehr etwa um zwölf Uhr Mittags nicht mehr sein Zimmer betreten hat, sondern direkt nach dem Parke gegangen ist, und auch das Pistol, welches neben der Leiche lag, ist mit der größten Bestimmtheit von dem Herrn v. Joskor als das dem Baron gehörige rekognoszirt worden, ich werde Ihnen, wenn Sie sich heute nach dem Amtsgebäude bemühen wollen, dasselbe vorlegen, Sie werden es auch wohl als das Eigentum des Barons erkennen."
Herr von Falk schien diese Aufforderung gar nicht zu beachten, er stützte sich leicht vorgebeugt auf die Lehne seines Sessels.
„Und weil nun das Pistol neben der Leiche lag", begann er in vorwurfsvollem ironischen Tone, „und weil nun der Baron einige Minuten vor seinem gewaltsamen Tode den nichtswürdigen Brief erhalten und aus sonstigen Ermittelungen und Annahmen ist nun konstatiert, daß der Baron sich selbst erschossen hat? Ja, es wird angenommen, erschießen mußte, um sich einer schweren Strafe zu entziehen,
weil aus dem Brief hervorgeht oder herauszulesen ist, daß von der Brücken selbst der Brandstifter gewesen" — setzte von Falk, scharf jedes Wort betonend, seine Augen fest auf den Justizrat gerichtet, hinzu.
„Ja, gewiß", gab der Rat scheinbar ruhig zurück, „oder Hütten Sie einen andern Schluß ziehen, vielleicht da einen Mörder suchen wollen, wo nur ein Selbstmörder und zwar nur aus einem einfachen Grunde, weil Sie nicht daran glauben können und wollen, daß der Baron sich selbst das Leben genommen hat."
„ Ich würde vielleicht an Ihrer Stelle keinen andern Schluß gezogen haben", gab von Falk jetzt zur Antwort, er hatte nicht zum Rate, er hatte vor sich hingesehen, es hatte den Anschein, als wisse er nicht, daß er dem Patrimonialrichter gegenübersitze, es war, als Hütte er zu sich selbst gesprochen; plötzlich blickte er den Rat voll an, fest, mit dem Ausdruck vollster Überzeugung sagte er dann: „aber ich muß einen andern Schluß ziehen. Der Baron hat sich nicht selbst erschossen, sich nicht mit dem Pistol, das neben der Leiche gefunden wurde, erschießen können, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil er die Waffe, als er den Park betrat, gar nicht bei sich gehabt hat."
„Aber, lieber Falk, wie können Sie nur eine solche tollkühne Behauptung anf- stellen, mit apodiktischer Gewißheit anssprechen, daß der Laron, als er den Park betrat, das Pistol nicht bei sich gehabt, folglich sich deshalb nicht habe erschießen können."_(Forts, folgt.)
Lebensvers icherungs u. Ersparnis- Bank in Stuttgart. Das abgelaufene 144.) Geschäftsjahr verlief in jeder fBeüehung
überaus günstig. Es ^brachte der Bank eine Steigerung des Versicherungsbestandes um 33 Millionensauf 545045 174 Mark, eine Steigerung des Bankvermögens um 12 Millionen auf 159010 655 Mk. In dem bedeutenden Wachstum des Versicherungsbestandes vereinigen sich die Wirkungen eines großen Zuganges und eines verhäitnismäßig kleinen Abgangs. Der Zugang an neuen Versicherungsanträgen überstieg mit 57,9 Millionen Mark noch die hohen Ziffern der Vorjahre, hievon konnten einschließlich der aus 1897 übernommenen Anträge 46896110 Mark Aufnahme finden. Der Abgang durch Wiederaulgeben der Versicherung war äußerst gering, er machte in der Todesfallversicherung nur 0,97°/° der im Laufe des Jahres versichert gewesenen Summe aus (Durchschnitt der deutschen Gesellschaften in 1897 : 2,03°/°.) Auch der Abgang durch Tod hielt sich in mäßigen Grenzen und blieb Himer der mathematischen Erwartung weit zurück. Der durch diese günstige Sterblichkeit erzielte Gewinn betrug 2 349955 Mk., übertraf also die Ziffer desVorjahrs, welche unter allen deutschen Gesellschaften die größte gewesen war, noch um ein Beträchtliches. Da die Verwaltungskosten der Bank, wie in den Vorjahren sehr niedrig waren — in Prozenten der Jahreseinnahme nur 5,59 gegen 10,00 im Durchschnitt der deutschen Gesellschaften (1897) —, so ergab die Gewinn- und Verlustrechnung den ansehnlichen Ueberschuß von 6109 317 Mark, den höchsten seit Bestehen der Bank erzielten. Nach den Vorschlägen des Verwaltungsrates sollen hiervon iveitere 300 00> Mark der allgemeinen Reserve und 50 000 Mk. dem Pensionsfond der Bankbeamten überwiesen, 135000 Mk. zu Bauzwecken zurückgestellt werden, der Rest fließt mit 5 624 317 Mt. in den Dividendenfonds der Versicherten. Aus demselben erhalten in 1899 die mit gleichmäßiger Dividende Versicherten (Plan 4.11) 38°/° der ordentlichen Jahres- und extra 19°/° der alternativen Zusatzprämie, die ,mit steigender Dividende (Plan L) Versichertan2 7°/° der einbezahlten Gesamtprämiensumme, was bei den ältesten danach Versicherten 22X2,7— 59,4°/» der vollen Jahresprämie, also einschließlich alternativer Zusatzprämie ausmacht. Nach dem alten System 4 I, wonach bei Erlöschen der Versicherung noch die 1 bis 5 rückständigen Dividenden nachvergütet werden, beträgt die Dividende, wie seit Jahren, 34°/° der ordentlichen Jahresprämie und extra 17°/° der alternativen «usatzprämie.
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Alle Weberschüffe gehören den WersicherLen.
Bankvermögen Ende 1898: Mk. 1S991V K6S.
Darunter Extrareserven: „ 2S25S361.
Neue Anträge Verfrcherungsstand Iahresüberschüsse
Mark Mark
1890: 31,6 Millionen. 326,5 Millionen. 1692:40,3 366,3
1894: 48.1 „ 416,3
1896: 66,7 .. 479,6
1898: 67,9 „ 647,0
Mark
3,5 Millionen. 3,7
4.3 „
5.3 „
6,1
W i I d b a d.
WekccnnLmcrchung.
In Folge von Aenderungen einiger Visiere an den projektirten Baustraßen R. und 8., sowie an den früher festgestellter Baustraßen L. und jß'., ferner durch Anlage von Vorgärten in der Baustraße 8. und Wegfall solcher an der Parzelle Nr. 543, 2 und 3 der Baustraße k. ist der früher ausgelegte Stadtbauplan mit Längenpro- filen und tabellarischer Uebersicht von Gewand-, Stich-, und Hauswiesen, aber nur bezüglich der eiugetretenen Aenderungen wiederholt acht Tage lang von heute an gerechnet, zuJedermannsEinsicht aufgelegt.
Weiter sind während der Dauer von 4 Wochen von heute an gerechnet zu Jedermanns Einsicht aufgelegt:
„die für die Baustraße 8,. und 8. aufgestellten Ortsbaustatuten."
Etwaige Einsprachen sind innerhalb dieser Fristen beim Stadtschultheißenamt schriftlich oder mündlich anzubringen.
Den 29. Mai 1899. Stadtschultheißenamt: Bätzner.