Amtsblatt für die Stcröt WWdcrö.
Genera!- Anzeiger für KiiSbad und Umgebung.
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SZ.
Rundschau.
— Gestorben: 27. Mai zu Stuttgart, Staatsrat, Landgerichtsdirektor a.-:D. Karl v. Hohl, Landtagsabg. für Geislingen seit 1872, 1877 bis 1882 Mitgl. des engeren Ausschusses, 1880 Vizepräsident und von 1882 bis 1894 Präsident der württ. Abgeordnetenkammer, Kommenthur des Ordens der württ. Krone, Kommenthur 1. Kl. des Friedrichsordens, 73 I. a. — 27. Mai zu Stuttgart, Bürgerhospitalverwalter Gust. Ad. Unkel, bis 1883 Polizeikommissär, von 1883 bis 1897 Ratsschrciber und Kanzleivorstand des Armenamts, seit Sept. 1897 Verwalter des Bürgerhospitals, Mitgl. des Präsidiums des württ. Kriegerbundes, Ritter 2. Kl. des Friedrichsordens.
Stuttgart, 27. Mai. (Landtag.! In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten sprach bei Titel 2 „Unterhaltung der Floßgassen und Floßstraßen rc." Abg. Haffuer-Calw der Regierung Tank aus für die eingehenden Untersuchungen über dieFlößerei ans der Nagold. Diese hätten den überzeugenden Beweis geliefert, welch geringen volkswirtschaftlichen Wert die Flößerei gegenwärtig noch habe. Der Redner verlas einzelne Stellen aus dem Verwaltungsbericht über die Flößerei. Dieser Bericht enthalte ein so vernichtendes Urteil über dieselbe, .daß man sich wundern müsse, wenn sie heute überhaupt noch bestehe. Ein Floß koste den Staat 396 Mk. an Unterhaltungskosten. Wenn die Flößer die Wasserstraßen zu unterhalten hätten, würde die Flößerei mit einem Schlag beseitigt sein. Die Flößerei werde jetzt noch betrieben von Alteusteig bis Pforzheim, und zwar an Stellen, an denen die Eisenbahn nebenherlaufe. Das sei doch verkehrt. Es werde begründet sein, wenn eine Verfügung getroffen würde, daß von da an, wo das Holz ebensogut auf der Bahn befördert werden könnte, die Flößerei aufgehoben werde. Abg. v. Luz entgegnet, daß ein großer Kreis von Interessenten anderer Ansicht als der Vorredner über den volkswirtschaftlichen Nutzen sei und man nur schrittweise mit der Aufhebung der Flößerei Vorgehen dürfe; von diesem Gesichtspunkt aus könne mau an eine Aufhebung der Flößerei ans der Nagold nicht denken. — Bei der Versammlung über das Molkereiwesen vor einigen Tagen wurde von einigen Abgeordneten darauf hingewiesen, daß die Ernährung der Kinder durch die Milch vielfach ganz bedenklich not leide. Das
Z)onnevstcra, 1. Juni 1899.
wäre ein verhängnisvoller Gewinn, der sich an Kindern und Kiudeskinderu schwer rächen müßtet Abg. Schremps betonte, daß man der Entwicklung des Molkereiwesens nicht entgegentreten dürfe. Das Wichtigste für den Bauern sei eben, daß er mit einer festen Einnahme rechnen könne. Er gab auch Anregung dazu, die Centralstelle möge bei der Verkehrsanstaltenverwaltnug dahin wirken, daß durch leichtere Transportgelegenheiten der Absatz von Milch nach den Städten erleichtert werde. Auch bemerkte er, daß die Errichtung von Kochschulen in Jndustriegegendeu wesentlicher sei als in bäuerlichen. — In Schwenningen soll eineFachschule für Feinmechanik errichtet werden. Die Anstellung eines gewerblichen Wanderlehrers wird allseitig mit Freuden begrüßt. Der Wanderlehrer der Zukunft soll die Kleingewerbetreibenden im ganzen Laude belehren, beraten und mit den Errungenschaften der Neuzeit auf dem Laufenden halten. Die Gewerbebank Spaichingen erhält von verschiedenen Seiten das Lob, weil sie einen Teil ihrer Ueberschüsse ans die Unterstützung der Gewerbetreibenden verwende, z. B. zur Anschaffung von Maschinen, Motoren n. dergl. namhafte Beiträge gegeben habe. Abg. Schwarz fragt an, wie es mit dein Statut für die Wahlen zu den Hand- werkerkammern eigentlich stehe. Der Minister erklärte, vor 1. Januar nächsten Jahres werden die Handwerkerkammern wohl nicht ins Leben treten können, der Entwurf der Wahlordnung sei übrigens bei uns bereits sestgestellt. Entsprechend den Wünschen der Mehrheit der Vereinigungen soll die Wahl von den Ausschüssen der Innungen, Fachvereine, der sog. gemischten Handwerkervereine und der Gewerbevereine vorgenommen werden. Die Wahl durch den Ausschuß, meinte der Minister, biete eher eine Garantie dafür, daß nicht der Zufall entscheide und Zersplitterung eintrete, wie es so leicht bei der Wahl durch die Vollversammlung der betreff. Vereinigungen geschehen könnte.
— Vom 1. Juni an werden sämtliche Orte des württ. Telefonnetzes in den Verkehr mit allen Telesonanstaltcn des Oberpostdirektiousbezirks Karlsruhe (Achern, Baden-Baden, Bruchsal, Bühl, Durlach, Ettlingen, Gernsbach, Heidelberg, Hockenheim, Karlsruhe, Kehl, Mannheim, Pforzheim, Rastatt, Schwetzingen und Weiuheim) einbezogen.
H e i l b r o n n, 29. Mai. Die Stuttgarter Stadtvorstandswahl hat hier ein
33. Jahrgang.
kleines, aber bezeichnendes Nachspiel erhalten. Am Schluß der letzten gemeinschaftlichen Sitzung der bürgerlichen Kollegien erbat sich G. R. Fuchs, wie die „Neckar-Zeitung" berichtet, noch das Wort und sagte: Nachdem wir der Gefahr entronnen sind, daß wir unfern Herrn Oberbürgermeister verlieren — zum Vorsitzenden, der den Redner zu unterbrechen sucht, gewendet: „Lassen Sie mich nur aus- sprechcn!" — so schlage ich vor, daß wir seinen Erfolg im Ratskeller feierrst!) Wir dürfen uns freuen, daß uns unser Herr Oberbürgermeister erhalten bleibt; es komm! selten etwas Besseres nach. Oberbürgermeister Hegelmaier erwiderte: Ich glaube, daß die Behandlung der Sache in dieser Weise nicht angemessen ist. Ich habe nichts dagegen, wenn sich die Herren noch in den Ratskeller verfügen. Ich werde aber nicht erscheinen.
Schwaigern, 29. Mai. Die Nachricht von einer schrecklichen Mordthatdurcki- eilt unsere Gegend. Ein junges Mädchen ist aus belebter Landstraße von einem Stromer niedergestochen worden. Frl. Gilbert, Lehrerin an einer Privatschule in Konstanz, Tochter des Hauptlehrers G. in Schlüchtern, wollte sich heute Nachm, auf den Bahnhof von Großgartach begeben, um nach Konstanz zurückzukehren, nachdem ihre Psingstfericn, die sie bei ihren Eltern zugebracht hatte, zu Ende waren. Kurz vor Großgartach sahen plötzlich Feldarbeiter die junge D>ame auf sie znspringen, verfolgt von einem Handwerksburschen. Ehe sie nur darüber klar waren, was das bedeuten soll, sank das Fräulein nieder, tödlich getroffen von dem Dolch des Mörders. Sofort war der Mörder von einer Menschenmenge umgeben, gegen die er sich wütend wehrte, bis es einem wohlgezielten Hieb mit einer Hane gelang, ihm das Messer aus der Hand zu schlagen und ihn sestzunehmen. Das Mädchen lag tot in seinem Blut; später wurde sie in die nahe Zichorienfabrik nach Großgartach gebracht. Die ganze Gegend befindet sich in größter Aufregung.
— Zu dem Mord wird noch geschrieben: Etwa 400 Meter von Großgartach entfernt ans der starken Verkehrsstraße begegnete der Frieda Gilbert ein Stromer. Er trat ohne ein Wort zu sprechen an sie heran, so daß sie aus Angst rechts etwa 12 Schritte weit ins Ackerfeld unter Hilferufen sprang. Der Stromer sprang ihr nach und versetzte ihr mit einem Metzgermesser einen Stich in die linke