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Nr. 32

Donnerstag, 16. März 1899.

33. Jahrgang.

Rundschau.

Se. Maj. der König hat dem königl. Kammerherrn und Oberförster Frhr. v. Gaisberg.Helfenberg in Schwann die nachgesuchte Erlaubnis zur Annahme und Anlegung der von dem Kaiser ihm verliehenen Insignien eines Ehrenritters des Johanniterordens erteilt.

Stuttgart, 9. März. Der Spür­sinn der Württemberger zeigt sich in den offiziellen Mitteilungen über die öffent­lichen Sparkassen auf's neue im besten Lichte. Hienach waren am 1. Januar 1898 im ganzen 438 788 Sparkassenbü­cher im Umlauf gegen 424500 im Vor­jahr. Die Mehreinlagen bezifferten sich in 1897 auf über lO'/r Mill. als im voran- gangenen Jahre. Der Reservefonds der Württembergischen Sparkasse ist auf ge­gen 7 Mill. Mark gestiegen.

Neuenbürg, 13. März. Samstag abend verunglückte der etwa 60 Jahre alte Gentner aus Höfen dadurch, daß er im Gasthaus zum Anker in angeheitertem Zustande die Treppe hinabfiel. Eine schwere Kopfwunde war die Folge des Sturzes und führte die Bewußtlosigkeit herbei. Das Befinden des Verunglückten giebt zu ernsten Besorgnissen Anlaß. Durch Feuer und Sturmgeläute wurde gestern nachmittag unser Städtchen in Aufregung versetzt. Ein hiesiger Bürger brachte die Meldung von einem in der Nähe des Eisenfurthsägewerks ausgebrochenen Wald- brande. Ein Zug der hiesigen Feuerwehr marschirte sofort nach dem Brandplatze ab. Das Feuer, welches durch glühende Koh- len verursacht wurde, die aus der Ma­schine des um 3 Uhr hier abgehenden Zuges fielen, konnte jedoch sofort durch den in der Nähe stationirten Bahnwär­ter gelöscht werden, so daß der Feuerwehr nichts mehr zu thun übrig blieb. Ein Schaden ist nicht entstanden.

Tein ach, 10. März. Infolge der warmen Witterung Anfangs Februar ka- men auf den Zavelsteiner Wiesen die Kro- kusblüten früher zur Entfaltung als sonst; doch verursachten die kalten Nächte Ende vorigen und Anfang dieses Monats wie­der eine Stockung. Seit einigen Tagen zeigen sich die Blümchen wieder zahlrei­cher und es ist zu erwarten, daß bei an- haltend milder Witterung in 810 Ta- gen der Höhepunkt der Krokusblüte, welche alljährlich viele Naturfreunde in unsere Gegend lockt, erreicht wird.

Vom Calwer Wald, 12. März. In Zwerenberg mußten infolge des

ernsten Auftretens der Influenza die Schu­len geschlossen werden.

Schorndorf, 10. März. Heute wurde Amtsnotar Siger von Beutelsbach beim hiesigen Amtsgericht unter dem Verdacht der Unterschlagung eingeliefert. Die gestern vorgenommene Kassenrevision ergab ein Defizit von 3000 Mk. (St.A.)

Ulm, 11. März. Vom Schöffenge- richt hier wurden am 26. Jan. d. >Js. 4 hies. Metzgermeister von der Anklage eines Vergehens gegen das Nahrungsmittelge- setz (Färben der Würste) freigesprochen. Gegen dieses Urteil hat die Staatsan­waltschaft Berufung erhoben. Die Straf­kammer schloß sich jedoch in ihrer heuti­gen Sitzung den Feststellungen des Vor­richters an und verwarf die Berufung der Staatsanwaltschaft unter Uebernahme der Kosten auf die Staatskasse.

Pforzheim. Innerhalb 20 Stun­den sind in hiesiger Stadt 2 Selbstmorde zu verzeichnen. Am vergangenen Freitag erschoß sich in seiner Wohnung der 61 Jahre alte Agent Carl Fr. Hellmuth und am Samstag vormittag erhängte sich in seiner Werkstätte der gleich alte Gla­sermeister Adolf Zahler. Dem Erstge­nannten wurde dieser Tage das Urteil zugestellt, wonach zu Gunsten seiner Frau die Ehe geschieden wurde, auch stand ihm eine Anklage wegen Unterschlagung von ca. 400 Mk. Feuerversicherungsgelder be­vor. Letzterer war, wie es scheint, mit einem unheilbaren Fußleiden behaftet. Beide haben den Krieg 187071 mitge­macht. Ersterer hat mehreren Personen vor der That bemerkt, daß er sich er­schieße.

Pforzheim, 10. März. Die Tur­ner des Pforzheimer Turngaues, die vo­riges Jahr eine Gauturnfahrt in den Schwarzwald über Wildbad nach Calw unternommen hatten, haben beschlossen, im Mai wieder das schwäbische Land auf- zusuchen und zwar gedenken sie dieses Mal Weil der Stadt als Ziel zu neh- men. Etwas neues soll bei dieser Haupt­turnfahrt gemacht werden: Kriegsspiele sind es, die mit dem Marsch verbunden werden sollen und ist Weil der Stadt da- bei als Festung gedacht, Radfahrer dienen als Kundschafter. Bei gutem Wetter wird die Zahl auf 6700 Mann geschätzt.

Bruchsal, 12. März. An Fast- nacht saßen zwei Einwohner von hier in einer Wirtschaft beisammen. Der eine ging mit dem andern eine Wette dahin ein, daß er gegen Bezahlung von 20 Mk:

in den Unterhosen ohne Ueberzieher abends um 5 Uhr nach Hause gehe, ohne daß Jemand hievon etwas merkt. Die Wette wurde alsbald ausgetragen und tatsäch­lich von dem Unterhosenmann gewonnen. Nun wäre das Einsacken der 20 Mk. recht schön gewesen, wenn nicht die Polizei da­hinter gekommen wäre. Auf erstattete Anzeige erkannte das Bürgermeisteramt auf eine Strafe von 20 Mk. wegen gro­ben Unfugs. Der Bestrafte verlangte je­doch Entscheidung der höheren Vermal- tungsbehörde, die indes die Beschwerde kostenfällig abwies. Daß nun zu den Kosten eine ordentliche Dosis Spott kommt, ist selbstverständlich.

Be rlin, 13. März, Abds. Der Reichs- kanzler Fürst . Hohenlohe hatte heute mit.' verschiedenen Mitgliedern des Reichstags, u. a. auch mit Lieber, Unterredungen, die sich, wie man annimmt, auf die Militär­vorlage bezogen. Abg. Richter hat den Antrag auf gesetzliche Festlegung der zwei­jährigen Dienstzeit wieder eingebracht. Von einer Bestätigung der Ernennung Kirschners zum Oberbürgermeister war auf dem Rathaus bis heute Nachmittag nichts bekannt.

Berlin, 14. März. (Reichstag). Auf der Tagesordnung steht die 2. Beratung des Gesetzentwurfes, betr. die Friedens­präsenzstärke des Heeres und Aenderung des Reichsmilitärgesetzes. Baffermann be­richtet nach Annahme des § 1 zu Ab­schnitt 2 über den KommissionS-Antrag, die Zahl der Gemeinen bis 1903 aus 495500 zu erhöhen, gegenüber der Regie- rungsvorlage, welche bis 1902 eine Er­höhung auf 502 506 Mann fordert. Nach dem Referat des Berichterstatters erklärt der Kriegsminister, es sei ein notwendiges Moment, daß die Verteidigung des Va­terlandes keine Parteifrage sei. Der Kriegs­minister erwähnt verschiedene von der Kommission beschlossene Aenderungen be­züglich des Abschlusses der Formationen. Die Verminderung der Friedenspräsenz, stärke um 7006 Mann sei unannehmbar. Der Kriegsminister hofft auf Bewilligung der Regierungsvorlage und appeliert an den Patriotismus des Hauses.

Berlin, 13. März. Die bei der Audienz Cecil Rhodes' beim Kaiser statt- gehabte Aussprache, welche ca. Stunden dauerte, hinterließ einen durchaus besrie- - tagenden Eindruck. Es ist nach derM. A. Z/' anzunehmen, daß den englischen Wünschen in Betreff des Bahnbaues durch Deutsch-Ostafrika unter Voraussetzung der