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Amtsblatt für öie Staöt Wilöbaö.

General-Anzeiger für Uilddsd und Awgebung.

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U-r. 31.

Rundschau.

Stuttgart, 9. März. Nicht weni­ger als täglich durchschnittlich etwa 20 Gegenstände lassen die Reisenden ans der württembergischen Bahn zurück. Vom 1. April 1897 bis 31. März 1898 wurden nämlich 731b Fundsachen an das Eisen­bahn-Fundbureau abgeliefert und nur 2017 Stück wurden zurückverlangt, bezieh­ungsweise konnten zurückgegeben werden. Die übrigen 4299 Stück wurden mit einem Gesamterlös von 3465 Mk. 31 Pfennig verkauft.

Tübingen, 11. März. Geschworene für das I. Quartal sind u. A.: Beck, Louis 86u., Rotgerber in Altensteig; Finckh, P., Fabrikt. in Nagold; Gauß, Ernst, Fabrikt. in Rohrdors; Haag, Simon, Stif- tungspfl. in Unterjettingen; Hanselmann, Martin, Baner in Zwerenberg; v. Jolly, Dr., Universitätsprofessor in Tübingen; Leuze, Adolf, Fabrikt. in Reutlingen: Non­nenmacher, Fr. Mühlbes. in Calw; Schill, W., Maler in Wildbad; Walz, Konr. D., Gemeindepfl. in Walddorf O.A. Nagold.

Backnang, 8. März. Der Urheber, der für unsere Stadt, besonders für die Gerberei-Industrie, so gefährlichen Krisis, M. Br., wurde in Untersuchungshaft ab­geführt, nachdem die Staatsanwaltschaft die Untersuchung gegen die Firma einge­leitet nnd sämtliche Geschäftsbücher be­schlagnahmt hatte. Die Passiva dieser Firma sollen sich auf annähernd 1 Million belaufen. Die schlimmen Folgen dieses Millionenkrachs machen sich für Arbeiter und Fabrikanten fühlbar. Verschiedene Firmen mußten bereits das Schicksal der Urheber teilen. Für die Arbeiter hatte die Krisis schon eine Herabminderung ihres Lohnes zur Folge. Eine Leder» fabrik war genötigt, ihre Arbeiter zu ent­lassen. Zum Glück für die übrigen wollen die Gläubiger der fallierten Firmen die Geschäfte einstweilen fortführen, so daß die Arbeiter vor Beraubung ihres Ver­dienstes gesichert sind.

Tuttlingen, 11. März. In Sachen der Ausgleichsfrage zwischen Schuhfabri­kanten und Arbeitern war Herr Gewerbe­inspektor Hochstetter aus Stuttgart hier, um mit beiden Teilen zu unterhandeln. So kam es gestern abend zu einem Aus­gleich insofern, als die Schuhfabrikanten mit der Einfühung des lOstündigen Ar­beitstages vom 15. Sept. auf den 1. Juli zurückgingen, womit sich die Arbeiterkom- Mission einverstanden erklärte. Nebenbei wurde noch bestimmt, daß der Lohn trotz

Dienstag, 14. März 1899.

der verringerten Arbeitszeit für die im Taglohn arbeitenden Schuhmacher nicht herabgesetzt wird, auch eine Maßregelung der Arbeiter nicht stattfinden darf.

Dieser Tage langte ein Bürgersohn von Ratshausen bei Spaichingen, Valentin Eggert, wieder in seiner Heimat an, nach- dem er unter großen Strapazen über 11 Jahre in der französischen Fremdenlegion gedient hatte. Alsbald nach seiner An­kunft meldete er sich in Rottweil zum Militärdienst an, dem er sich seinerzeit durch die Flucht entzogen hatte.

Pforzheim, 8. März. Bei einem Neubau passierte gestern ein schweres Unglück. Arbeiter waren mit dem Auf­ziehen eines 25 Ztr. schweren Steins be­schäftigt, als plötzlich ein Sicherheitsstift an der Maschine brach und der Stein Stockwerkhöhe heruntersauste und einem Maurer den Arm vom Leibe wegschlug. Der Zustand desselben ist sehr besorgnis­erregend. Nur mit knapper Not konnten die anderen dabei Beschäftigten ihr Leben in Sicherheit bringen.

Baden-Baden, 9. März. In den letzten Jahren hatten die Großherzogl. Badanstalten in Baden einen fortgesetzt steigenden Besuch. Die Zahl der abge­gebenen Bäder betrug im Jahr 1898 im Friedrichsbad 65 301 und im Kaiserin- Augustabad 26 697. Die Zahl der In­halationen betrug 1376. Auch der gegen den Schluß der Saison ausgestellte Taller- mann'sche Apparat für lokale Behandlung mit überhitzter trockener Luft ist in die­ser kurzen Zeit schon recht häufig benützt worden. Er ermöglicht die Einwirkuug einer Temperatur bis zu 140 Grad Cel­sius ohne jeden Nachtheil und jedes Un­behagen des Patienten. Die neuen Gur- gelkabinete bei der Trinkhalle, welche den strengsten hygienischen Anforderungen ent- sprechen, erfreuen sich ebenfalls eines re­gen Besuchs.

Frankfurt, 8. März. Der erste Fall der Entschädigung eines unschuldig Ver­urteilten auf Grund des Gesetzes vom 20. Mai 1898 ist jetzt hier eingetretem. Am 27. Okt. 1896 war der Händler Gustav Ringsdorf wegen eines in Weißkirchen verübten Raubes zu 7 Jahren Zuchthaus verurteilt worden, obwohl er beständig seine Unschuld beteuerte. Nachdem er ^/« Jahre von dieser Strafe verbüßt hatte, stellte sich seine Unschuld heraus, und im Wege des Wiederaufnahmeverfahrens wurde er am 1. Nov. v. I. vom Schwur­gerichte freigesprochen. Darauf hin bean­

35. Jahrgang.

tragte sein Verteidiger eine Entschädigung und diese ist dem Freigesprochenen nun- mehr in Höhe von 1200 Mk. ausbezahlt worden. Bezeichnend ist, daß ein Gläu- biger des Ringsdorf auf diese Entschädig­ung Beschlag legen wollte; er wurde aber vom Gericht mit seinem Antrag abge­wiesen.

Frankfurt a. M., 10. März. Mit Majestätsbeleidigungen hatte sich auch die hiesige Strafkammer in den letzten Jahren recht häufig zu befassen, und der Aus- gangspunkt war fast immer eine aus Rache erstattete Anzeige. So beschäftigte sich heute wieder das Schwurgericht mit einer solchen Anzeige. Der Schreiner Friedrich Wissenbach in Oberrad, der sich zur so­zialdemokratischen Partei bekennt, war mit dem Schreiner Eckert in Streit geraten. Um ihnhineinzulegen", erstattete er die Anzeige, Eckert habe in der Werkstatt beim Anblick eines Bildes des Kaisers Schimpfworts gebraucht, und beschwor diese Aussage sowohl vor dem Unter­suchungsrichter als vor der Strafkammer. Trotzdem wurde Eckert freigesprochen, weil das Gericht in die Angaben des einzigen Belastungszeugen Zweifel setzte.. Darauf­hin erhob die Staatsanwaltschaft gegen Wissenbach Anklage wegen wissentlich falscher Anschuldigung und Meineids, und die Geschworenen sprachen ihn in vollem Umfange schuldig. Seine Verurteilung zu zwei Jahren Zuchthaus wird hoffent­lich als abschreckendes Beispiel auf die­jenigen wirken, die auf solche Weise an­derehineinlegen,, wollen.

Triberg, 10. März. Die Sittlich, keitsverbrechen nehmen in letzter Zeit in unserem Bezirke zu. Nachdem in ver­gangener Woche 2 Personen wegen solcher verhaftet wurden, wurden heute wiederum 2 junge Burschen, ein 22jähriger und ein 18jähriger, von Reichenbach, wegen eines Verbrechens gegen § 176 Nr. 3 des Str.G.B., begangen an einem 13jährigen Mädchen, verhaftet und in das hiesige Amtsgefängnis eingeliefert.

Mannheim, 10. März. Aufsehen erregt das Vorgehen der Staatsanwalt­schaft gegen die Importfirma Schmitz und Oechelhäuser hier. Oechelhäuser wurde hier, sein Mitinhaber Schmitz auf einer Geschäftsreise in einer rheinischen Stadt verhaftet. Auch der Magazin-Vorarbeiter Köhnlin wurde in Haft genommen, die Geschäftsbücher wurden beschlagnahmt und die Geschäftsräume polizeilich geschlossen. Die Firma importiert in der Hauptsache