Amtsblatt für die Stadt Wildvaö-

unerat - Anzeiger für Uiiöbod und Amgebung.

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Nr.

12 .

Sarnstag, 28. Januar: 1899.

35. Jahrgang.

Rundschau.

Stuttgart, 26. Jan. Die Abge­ordnetenkammer hat den Gesetzentwurf betreffend ein zu 3"/o verzinsliches Dar­lehen an die Landwirtschafts-Genoffen­schafts-Centralkasse bis zur Höhe von 1 Million Mark einstimmig angenommen,

Tein ach, 24. Jan. Die Straßen­bauarbeiten zwischen hier und Oberkoll- wang.n konnten schon Anfangs Dezember begonnen werden und machen gute Fort­schritte. Leider ist dabei ein Unglücksfall vorgekommen. Bei dem Wegräumen mußte ein ca. 20 Zentner schwerer Stein unter­baut werden. Der Maurer Rentschler von Maisenbach ging dabei trotz der Warnung des Aufsehers so unvorsichtig zu Werk, daß ihm, als der Stein durch das Rutschen der Winde in Bewegung kam, der Schädel zertrümmert wurde. Rentschler starb während des Transports in seinen Heimatsort.

Calw, 23. Jan. Am gestrigen Tage fand im Lamm in Unterreichenbach die Generalversammlung des Bezirkssischerei- vereins statt. Hiebei hielt Hr. Prof. Dr. Sieglin aus Hohenheim einen Vortrag über Bewirtschaftung offener Gewässer und über Teichwirtschaft. Derselbe führte aus: Neben der idealen Seite, welche der Fischereibetrieb habe, sei auch die wirtschaftliche nicht zu unterschätzen, bei rationellem Betrieb werfe derselbe einen schönen Nutzen ab. Derselbe werde in offenen Gewässern allerdings durch die schädlichen Abwasser aus den Fabriken bedeutend verringert. Es sei darum not­wendig, daß Giftstoffe enthaltende Wasser zunächst in Behälter fließen, damit sie sich von da aus langsam im Fluß vertei­len. Redner kommt nun auf den Schaden zu sprechen, den die Enten unter der Forellenbrut anrichten. Eine Ente könne wochenlang jeden Tag für 4 Mk. Forel­lenlaich verzehren, während sie selbst nicht 4 Mk. wert sei; in einem Hofraum hinter Drahtgitter seien die Entep nicht minder pro» duktiv. Die Fischarten, welche für unsere Gewässer paffen, sind Bachforelle, Aesche, und der Saibling. Letzterer habe sich sehr gut acclimatisiert, er wachse viel rascher als die Forellen und schmecke genau so wie diese. Der Saibling habe noch den weiteren Vorzug, daß er nicht so sehr ge­schützte Stellen verlangt wie die Forelle und auch solches Futter aufnimmt, was diese verschmäht. Beim Einsetzen der Jungbrut in die Seitenbäche stoße man

öfters auf einen großen Feind derselben, die Ellritze, ein kleines Fischchen, welches der jungen Brut eifrig nachstellt und Hunderte verzehrt; es empfehle sich daher, daß die Strecke vorher durch Abfischen von diesen kleinen Räubern gesäubert wird. Gegen das Fischen mit der Flugangel sei nur das einzuwenden, daß dadurch mehr Weibchen als Männchen gefangen werden. Dieser Umstand spreche dafür, daß durch zeitweises gründliches Abfischen die überschüssigen Männchen beseitigt und ein Ausgleich geschaffen werde. Im Alter von 3 Jahren gehöre der Fisch in die Küche. Auf die Teichwirtschaft zu sprechen kommend, empfiehlt Hr. Prof. Sieglin für kaltes Wasser den Einsatz von Bach­saiblingen, für weniger kaltes die Regen­bogenforelle und die Schleie, für ganz warmes Wasser den Forellenbarsch. Alle 2 Jahre müssen die Salmoniden sortirt werden, da die vorausgewachsenen die im Wachstum zurückgebliebenen aüffressen. Die Forelle packe ihre Kameraden an, wenn sie auch uur um weniges kleiner sind als sie selbst. In flachen Teichen werde das meiste Fleisch erzeugt. Fiscke, welche in Teiche kommen, sollen schon im Brutapparat ans Füttern gewöhnt werden, was dem Züchter nachher zu statten komme. Man füttere in kleinen Quantitäten, fein zerhackt und niemals zu viel. Da die Regenbogenforelle eine spätere Laichzeit habe als die Bachforelle, so stelle sich in der Zeit, wo die letztere nicht verspeist werden kann, sofort Nachfrage nach der­selben ein. Redner spricht noch über die Besetzung der Teiche mit Karpfen, im Karpfenteich können auch zugleich Schleie eingesetzt werden; anstatt des Hechtes, welcher früher beigesellt wurde, wähle man heute Regenbogenforellen oder den Forellenbarsch. Zum Schluß wurde dem Redner der Dank für seinen belehrenden Vortrag ausgesprochen.

Karlsruhe, 21. Jan. Die Spen­den für das Bismarckdenkmal haben nun den Betrag von 39500 Mark erreicht.

Bruchsal, 24. Jan. Eine eigenar­tige Reklame hat sich ein hiesiger Geschäfts­mann geleistet, der die Kinder seiner besten Kunden einige 50 an Zahl am letzten Sonntag zu sich geladen hatte und nicht nur bewirtete, sondern ihnen auch eine Extravorstellung durch das hier im Winterquartier befindliche Käsperle-Thea- ter geben ließ.

Ettlingen, 24. Jan. Um ja das Publikum des unregelmäßigen Verkehrs,

der aus der Albthalbahn herrscht, nicht zu entwöhnen, blieb vorgestern Abend Der um halb 6 Uhr fällige Zug beimErb­prinzen" hier stecken, weil der Maschine der Dampf ausgegangen war. Erst nach einer halbstündigen Verspätung gelang es,, mit einer vom Holzhof requirirten Hilfs­maschine den Zug weiter zu befördern.

Im vergangenen Jahre fanden im Heidelberger Leichenverbrennungsofen 125 Feuerbestattungen statt. Von den Leichen stammten 22 aus Heidelberg, 20 aus Wiesbaden, 10 aus Mannheim, 8 aus Frankfurt, 7 aus Baden-Baden, je 6 aus Darmstadt und Heilbronn, je 4 aus Karls­ruhe und Freiburg, je 3 aus Mainz, Stuttgart und München, je 2 aus Deides­heim, Marburg und Kreuznach, die übrigen 21 aus eben so vielen Orten Süddeusch- lands. Der Konfession nach waren 89 evangelisch, 13 israelitisch, 11 katholisch, 4 altkatholisch; 8 waren freireligiös oder konfessionslos.

Ber lin, 25. Januar. (Reichstag.) Das Haus tritt in die erste Beratung des Antrags Hompesch (Ztr.) ein betr. die A ufh ebung des Jesuitengesetzes in Verbindung mit der ersten Beratung der Anträge Graf Limburg-Stirum (kons.) und Rickert (frs. Verg)j Graf Hompesch (Ztr.) begründet seinen Antrag. Das letzte Ausnahmegesetz im deutschen Reich müsse endlich schwinden. Rickert (frs. Ver.) befürwortet seinen Antrag unter Berufung auf seine früheren Ansführungen. Graf Limburg-Stirum (kons.) kann dem Zent­rumsantrag nicht beistimmen, weil eine vollständige Organisation der Jesuiten in Deutschland dem konfessionellen Frieden nicht förderlich wäre; aber den deutschen Jesuiten könne man entgegenkommen. Der Zentrumsantrag habe wohl nur noch die Bedeutung einer Flaggenparade. (Wider­spruch im Zentrum). Fürst Radziwill (Pole) wird mit seiner Partei für den Antrag stimmen. Stockmann (Reichsp.) führt aus, im Sinne der Erhaltung des konfessionellen Friedens könne von einer Rückberufung der Jesuiten nicht die Rede sein. Der Kampf gegen die evangelische Kirche sei das Hauptziel des Ordens. Hieber (nat.Iib.): Seine Partei werde gegen den Antrag des Grafen Hompesch stimmen. Ueber den deutschen Katholiken und über den deutschen Protestanten stehe das deutsche Volk; das Gesetz beruhe nicht auf einer Kultnrkampfstimmung, sondern auf dem tiefen Gefühl des deutschen Volkes dafür (große Unruhe und Gelächter im