Amtsblatt für öte Staüt Wildvaö.
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Donnerstag, 17. Wovember 1898.
34. Jahrgang-
Rundschau.
Stuttgart, 14. Noo. Die Zementindustrie unseres Landes erfreut sich, im Unterschied von der Baumwoll - Weberei und Spinnerei eines guten Geschäftsganges was zur Folge hat, daß das unternehmungslustige Kapital diesem Industriezweig mit Vorliebe sich zuwendet, und so soll im nächsten Jahre eine ganze Anzahl neuer, aber bedeutend vergrößerter Zementfabriken in Betrieb kommen. Selbstverständlich wird dadurch die Konkurrenz vermehrt und die Rentabilität verringert, das Kapital sorgt selbst dafür, daß die Dividenden-Bäume nicht in den Himmel wachsen. Der Bedarf an Zement ist zwar groß, aber die Produktion der schon bestehenden Fabriken kann der Nachfrage vollauf entsprechen; einzelne hatten vorjährigen Vorrat bis Mitte dieses Jahres, die Blaubeurer Zementfabriken mußten sogar, um zu räumen über 150000 Ztr. Portlandzement nach Hamburg und Amerika verkaufen, selbstverständlich zu sehr gedrückten Preisen. Kommen dann im nächsten Jahr noch die große Zementfabrik in Münsingen, sowie die erweiterten Zementwerke in Geislingen, Nürtingen, Nekarelz in Baden und Karlstadt in Bayern hinzu, so wird sich ,der Absatz noch um ein gut Teil schwieriger gestalten. Diese Sachlage verdient gerade jetzt hervorgehoben zu werden, wo professionelle „Entdecker" bald da bald dort neue Zementlager aufdecken und zur Anlage von Fabriken zu animieren suchen. Eine Kunst ist es ja nicht, auf der schwäbischen Alb Zementlager zu entdecken; man braucht dazu nur die Fraas'sche geologische Karte zur Hand zu nehmen, oder das geologische Kärtchen von Dr. Engel; da sind die betreffenden Schichten längst eingezeichnet und es kann jedermann erseheu, wo die Zementsvrmation liegt und zu Tage tritt. Es giebt auf diesem Gebiet nicht mehr viel zu entdecken, am allerwenigsten „goldene Berge"; denn die Zementindustrie ist nachgerade auf dem Punkte angekommen, wo weitere „Gründungen" einen Niedergang des Geschäftsganges zur Folge haben müßten und das hineingesteckte Kapital Gefahr laufen würde, sehr unrentabel angelegt zu sein, oder gänzlich verloren zu gehen.
— Die Eisenbahnverwaltung ist haftbar für diejenigen Schäden, die aus der Benutzung schadhafter Stühle in den Wartesälen entstehen. Ein Berliner Kauf
mann betrat auf einer Reise den Wartesaal einer kleinen Station und bestellte eine Tasse Kaffee. Unglücklicherweise hatte er zu einem defekteu Stuhl gegriffen. Er fiel um und stürzte zu Boden, wobei er sich nicht unerhebliche Verletzungen zuzog. Der auf so ungewöhnliche Weise Verunglückte verklagte den Eisenbahnfiskus auf Entschädigung der Kurkosten und Schmerzensgeld. Er gewann den Prozeß. Der Fiskus wurde mit der Begründung verurteilt, daß er mit der Sorge für die Sicherheit der Reisenden auch die Verantwortlichkeit für das Mobiliar in den Wartsälen und Bahnhofsrestaurationen übernommen habe. Es sei seine eigene Sache gewesen, dafür zu sorgen, daß keine defekten Stühle in den von dem reisenden Publikum benützten Räumen aufgestellt werden. Das Urteil ist um so interessanter, als bisher in solchen Fällen stets nur der Bahnhofrestaurateur zur Verantwortung gezogen wurde.
Ulm, 13. Nov. Auch Heuer läßt es sich der Verein für hilfbedürftige Kinder angelegen sein, den Kindern der ärmeren Volkskreise um billiges Entgelt die Wohl- that eines warmen Mittagsbrotes zu verschaffen. Mehr als 200 Kinder haben sich gemeldet, die vom 14. d. M. an um den billigen Preis von 20 Pfg. für die Woche jeden Mittag aus der Hospitalküche eine Kräftige Suppe nebst einem Stück Brot erhalten werden. Bei mehreren Geschwistern hat das erste 20 Pfg. die folgenden nur 5 Pfg. zu bezahlen. Daneben verabreicht die Hospitalküche im Auftrag der Stadt an bedürftige Erwach sene täglich mit Ausnahme des Sonntags Suppe oder Gemüse in Portionen von je 1 Liter zum Preis von 10 Pfg.
Göppingen, 11. Noo. Der hiesige Kaninchenzüchterverein, dessen volkswirtschaftlicher Zweck es ist, billigeres Fleisch zu erzielen, hat heute in den oberen Räumen der Brauerei z. Waldhorn eine Kaninchenausstellung eröffnet, wie man solche in dieser Ausdehnung znm erstenmal in Süddeutschland zu sehen Gelegenheit hat. Man sieht Kaninchen aller Raffen: deutsche, belgische, französische, englische, Russen, Ja- paner und Angorakaninchen. Unter den etwa 400 Tieren sind namentlch ausgezeichnet 63 belg. Riesen, 67 französische Widder, 17 englische und Kreuzungen von beiden letzten Arten.
Freu den st adt, 14. Nov. Das von Fremden gern besuchte Hotel Waldeck ist um den Preis von 115000 Mk. in den
Besitz von Güterbeförderer K. Luz, Sohn des Postverwalters E. Luz, übergegangen.
Unterkochen, 14. Nov. Das Preisausschreiben um ein Verfahren zur Unschädlichmachung der Abwässer der Zellu- losefabrikeu in Unterkochen und Wolfach hat in den weitesten Kreisen der Fachleute Interesse erweckt. Die Zahl der bis 1. April 1898 eingelaufenen Preisbewerb- üngen betrug 83, davon 75 aus dem Reiche, weitere aus Amerika, England, Schweden-Norwegen und Oesterreich-Ungarn. Bei der ersten Prüfung der Bewerbungen durch das Preisgericht mußten nach eingehenden Beratungen 78 derselben als zweifellos für die vorliegenden Verhältnisse unbrauchbar ausgeschieden werden. Unter den übrigen wurde das von L. I. Dorenfeldt in Rheindürkheim a. R. angegebene Verfahren durch einstimmigen Beschluß des Preisgerichts als das unter den vorliegenden Verhältnissen allein einen praktischen Erfolg versprechende erachte: und diesem der ausgeschriebene Preis von 10000 Mk. zuerkannt. Eine umfassende Arbeit von Dr. Appel und Max Büchner- Würzburg wurde von dem Vorstand der Aktiengesellschaft mit 500 Mk. belohnt.
Pforzheim, 13. Nov. Das zweijährige Kind des Metzgers Stieß stürzte in einem unbewachten Augenblick in eine zur Aufnahme von Fäkalien dienende sin der Metzelküche liegende unbedeckte Grube und fand darin seinen Tod.
Pforzheim. Die Angelegenheit betreffs der Verhaftung des ehemaligen Direktors der hiesigen Reichsbauk-Nebenstelle Emil Johann Heyrich hat vor der Straf- kammer ihren Abschluß gefunden. Der Genannte wurde zu 1 Jahr Gefängnis wegen Unterschlagung von ca. 5000 Mk., die durch Kaution gedeckt sind, verurteilt.
Wertheim, 13. Nov. Die kleine Gemeinde Eichel bei Wertheim kann sich rühmen, in der Fürsorge für unsichere Existenzen am weitesten zu gehen. Die Ortschaft besitzt ein großes Gemeindeeigeu- tum an Aeckern. Jeder Bürger tritt in den Genuß von etwa 3 Morgen Wiesen und Aeckern nach etwa 15 Jahren auf Lebenszeit. Nun kommt es dort, wie überall vor, daß einzelne Landwirte in Vermögenszerfall geraten. Da der Ge- nuß dieser Aecker aber nicht gepfändet werden kann, so vermögen die Leute sich in der Existenz zu erhalten und gibt es wie der „Neckar-Ztg." berichtet wird, in der That Familien, welche allein vom Ertrag dieser Güter leben. Eine Art