Ortsarmen verhaftet worden war (und zwar wegen eines Rencontres mit einem kathol. Geistlichen, vor dem Sieveking, als der Geistliche Nachmittags mit dem Allerheiligsten zu einem Sterbenden ging, nicht den Hut abnahm) wurde gestern gegen 1000 Gulden Kaution aus der Haft entlassen. Die Hälfte dieser Summe erlegte die Gemeinde Ischl.

Aus Neapel, 21. August, wird der Ff- Z-" geschrieben: In der Nähe von Vico Equense, wo vor einigen Jahren, von einem französischen Marquis der natürliche Sohn seiner Frau in's Meer gestürzt wurde, was dann zu einem Sen­sationsprozesse führte, der in ganz Europa Aufsehen erregte, ist vor einigen Tagen ein neues geheimnißvolles Verbrechen ver­übt worden. Im Juli traf in Sorrent ein junges Paar ein, das anscheinend auf der Hochzeitsreise begriffen war. Da das Paar des Deutschen mächtig war, hielt man es vielfach für Deutsche. Doch waren sie in Wirklichkeit Engländer und hießen Pvnel- Der Mädchenname der jungen Frau war Eleonore Bechett. Das Paar unternahm häufig Ausfahrten auf der berühmten Straße von Sorrent nach Neapel. Sie führt unmittelbar am Meere hin, aber in einer Höhe von 60 bis §70 Metern über dem Meeresspiegel, zu dem eine schroffe Felswand, an Sie das Meer weißschäumend anprallt, hinabführt. Am Abend des 21. Juli kehrte Mr. Ponel ohne seine Frau in das Hotel zurück u. erzählte, daß seine Frau in's Meer ge­stürzt sei. Sie hätten den Wagen ver­lassen, um eine Strecke zu Fuß zu gehen. Ta sei an den Schuhen seiner Frau eine Schnur aufgegangen. Sie habe sich auf die Schutzmauer der Straße nach dem Meere zu gesetzt und die Schnur gebuu den. Auf einmal habe sie das Gleichge­wicht verloren und sei rücklings den Fel­sen hinuntergestürzt in's Meer. Man eilte nach der Unglücksstelle und sah, wie die Wellen den Leichnam an's Ufer war­fen und dann wieder mit sich in's Meer zogen. Zwei Carabinieri wurden au Seilen den Abhang, der an der Unglücksstelle 62 Meter tief ist, himmtergelassen. Sie bargen die Leiche und hielten sie fest, bis ein Sarg herbeigebracht war, iu dem man den Leichnam nach der Straße hinan­zog. Die Gliedmaßen der armen Frau waren zerschmettert. In ihrem Gesichte konnte man blaue Flecken und Kratzwunden erkennen, deren Herkunft zweifelhaft war. Mr. Ponel wurde verhaftet, aber nach 4 Tagen wieder freigelassen, da es an Beweisen für seine Schuld mangelte. Er reiste sogleich nach dem Auslande ab. Vorgestern nun trafen Bevollmächtigte der englischen Lebensversicherungs-Gesell­schaftIba Ow63lmllG in Sorrent ein. Sie suchten Aufklärung über den Tod der jungen Frau Ponel, die erst vor eini­gen Monaten von ihrem Manne mit 10000 Pfund Sterling, also einer Vier­telmillion Lire, für den Todesfall ver­sichert worden war. Nun wurde natür­lich der Verdacht gegen Mr. Ponel wie­der rege. Man grub den Leichnam ans. Die Staatsauwaltichaft nahm endlich eine gründliche Untersuchung des Falles vor, bei der maucherlei Belastendes gegen Mr. Ponel an den Tag kam, und heute scheint festzustehen, daß die unglückliche junge Frau von ihrem eigenen Gemahl den Felsen hi­nunter in's Meer gestürzt worden ist.

Ter soeben beendete Krieg hat

Spanien bis jetztl Milliarde 874 bareMill. gekostet. Die privaten Verluste und die Summen für die verlorenen Flotten, Handelsschiffe, Waren u. s. w. sind dabei noch nicht gerechnet. Zur Unterdrückung des Aufstandes auf Kuba sind im ganzen 180,431 Gemeine, 6222 Offiziere, 615 Korpskommandanten und 60 Generale nach Kuba gesandt worden. Da sich vor dem Ausbruch des Aufstandes bereits 20 000 Mann dort befanden, so betrug das Total 200 000 Mann. Getötet wur­den 2 Generale, 141 Offiziere, 2008 Soldaten; 363 Offiziere und 8164 Sol­daten wurden verwundet. Aber 313 Of­fiziere und 8196 Soldaten erlagen dem Gelben Fieber; 127 Offiziere und eini­ge 40 000 Manu starben an anderen Krankheiten. Der materielle Wert der sechs neuen, ohne besondere Ehre zu Grunde gegangenen Schiffe beträgt 81 Mill. Pe­setas ; mit dem Wert der auf jenen Schif­fen befindlichen Geschütze, die 19. Mill. Pesetas gekostet haben, macht es einen materiellen Totalverlust von 100 Mill. Pesetas aus.

London, 25. Aug. Eine Reuter- meldnng aus Manila besagt: Die Füh­rer der Aufständischen erklären nachdrück­lich, sie seien willens, mit den Amerika­nern zusammen zu gehen und streckten sofort die Waffen, wenn sie die Gewiß­heit haben, daß die Philippinen eine ameri­kanische oder britische Kolonie oder Schutz­gebiet werden. Andernfalls weigern sie sich, die Waffen niederzulegen und wür­den einen erneuten Aufstand innerhalb eines Monats erregen, wenn die Ameri­kaner sich zurückzögen. Die Spanier scheu­ten sich, sich in neue Unternehmungen ein­zulassen wegen der Unsicherheit der Lage. Die geistlichen Orden schüren den Wider­stand gegen jede Aenderung des alten Regimes._

Vermischtes.

(Gegen Ermüdung aus Fuß­touren.) Gegen Ermüdung aus Fuß- touren dürfte folgendes erprobte Rezept allen Freunden der Natur und allen Wanderlustigen gewiß willkommen sein Dasselbe gilt übrigens auch für alle körperlichen Anstrengungen unterschieds­los, also auch für Radfahrer, Ruderer, Reiter rc., welche es nach der ersten Probe sicherlich bereitwillig weiter empfehlen werden. Wir meinen den so viel be­spöttelten, von vielen seines Geruches wegen nicht mit Unrecht gehaßten Knob­lauch. Wenn der Spanier seine Gebirge zu erklimmen vorhat, so nimmt er zum Frühstück geröstetes, stark mit Knoblauch beriebenes Weißbrot zu sich. So unan­genehm manchem auch ein solches Früh­stück sein mag, so sehr erleichtert es die Beschwerden des Bergsteigens.

(Allerlei Kopfschmerzen.) Bekanntlich gibt es kein allgemein wir­kendes Heilmittel gegen Kopfschmerzen, dieses häufigste und verbreitetste Leiden, weil die Ursachen dieses Uebels mannig­fachster Art sein können. Es können daher nur die Bedeutung und die Er­scheinungsweise der verschiedenen Arten von Kopfschmerzen festgestellt werden. Dies hat jetzt ein Arzt von der Londoner Universitäts-Klinik zur Ausführung ge­bracht und gibt darüber in den Berichten dieses Instituts folgende Erklärung: Em­pfindet inan einen unangenehmen Truck in der Stirn über den Augen und hat

dabei über Schwindelanfälle und Appetit­losigkeit zu klagen, so ist ein verdorbener Magen die Ursache, eine kleine Hungerkur ist hier das beste Mittel. Ist der Schmerz in der Stirn sehr heftig und von Fieber- erscheinnngen begleitet, dann ist eine Krankheit des Organismus im Anzuge, und inan thut am besten, sofort einen Arzt zu Rat zu ziehen. Ohne Fieber und Schwindel deutet eiu andauernder Schmerz in der Stirn darauf hin, daß in den Lungenwegen etwas nicht in der Ordnung ist. Hat man nun häufig über Schmerzen im Hinterkopf zu klagen, so ist es dies ein Zeichen von beginnender Leberverhärtung, und durch viel Bewegung wird bald Abhilfe geschafft. Ein stech­ender bohrender Schmerz in beiden Schlä­fen zeigt Blutarmut an, während heftiges, einseitiges Kopfweh stets ein Zeichen von hochgradiger Nervosität ist und sich nur durch einige Stunden Ruhe in völliger Stille und Dunkelheit lindern läßt. Sitzt der Schmerz ganz oben im Knopfe, so daß man das Gefühl hat, als ruhe einem ein Zentner ans der Schädeldecke, dann kann man mit größter Sicherheit anneh­men, daß geistige Ueberanstrengung die Ursache ist. Schonung, frische Luft, sowie kräftige Speisen sind in diesem Falle die besten Heilmittel. Treten die Schmerzen mit kurzen Unterbrechungen auf und ziehen sich durch den ganzen Kopf, so sind sie rheumatisch und in Folge von Erkältung oder Zugluft entstanden. Hier hilft uur Warmhalten des Kopfes und ein tüchtiges Schwitzbad.

(Der Zug des Kaisers.) In einer Reihe von Augenblicksbildern zum Main­zer Kaiserbesuch bringt derFranks. Ge­neralanzeiger,, u. a. das folgende: Der Kaiser hat für seine Reisen einen eigenen Zug, den bekannten Hofzug mit den hüb­schen Galawagen. Der Kaiser hat aber noch einen anderenZug", der speziell die Mainzer als hochgradige Sachkenner sehr interessiert nnd den sie mit großem Verständnis kritisierten. Er fand aller­seits anerkennende Würdigung und dürfte in Mainz wohl vorbildlich werden. In der That, man muß vor dem kaiserlichen Zug Respekt haben. Auch wir haben ihn gebührend bewundert. Von 7 Uhr mor­gens bis 1 Uhr nachmittags war der Kaiser in der Sonnenglut ununterbrochen im Sattel gesessen und hatte in diesen sechs Stuben nichts über die Lippen ge­bracht da freut sich auch ein gewöhn­licher Sterblicher auf seinen kühlen Zug. Freudig griff denn auch der Herrscher nach dem goldenen Pokal, den der Ober­bürgermeister Gaßner ihm reichte, und nun bewunderte Mainz den schönen und kräftigen Zug seines obersten Herrn nnd Gebieters.Duunerschlag", murmelte es in den staunenden Reihen, indessen die Musik die Kaiser-Hymne spielte.Dun- nerschtag, der Kaiser Hot awwer en ge­sunde Zug am Hals " Das ist so ziem- lich eines von den am höchsten einge- schätzteu Komplimenten, die der Mainzer zu vergeben hat, und damit spendet er seinem Monarchen hohes Lob.Gott sei Dank!" sagte aufatmend ein Offizier offenbar Reserve in unserer Nähe, als der feierliche Akt vorüber war und der Kaiser weiterritt.Warum Gott sei Dank?" fragten wir,Ei, ich könnt die Angscht nitt los werru, daß do so e paar Blemkes drunner stecke, dieProst" rufe, wenn der Kaiser trinkt!" Nun,