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Berlin, 18. Aug. Eine prompte Erledigung hat ein Fall von Soldaten- mißhandlung erfahren, über den in Breslauer Blättern Mitteilung gemacht wird: „In Liegnitz hatte ein Unteroffizier Walter drei Füsiliere mit einem stählernen Gewehrwischstock geschlagen und einen derselben, der sich Tags darauf infolge der Mißhandlung krank melden wollte, an dieser Absicht durch Androhung von Strafe gehindert. Diesen Thatbestand teilte ein Zivilist auf Grund von Anssagen entlassener Reservisten dem Kommandeur des 5. Armeekorps mit und erhielt 3 Wochen später folgende Auskunft: „Auf Ihre an das königliche Generalkommando des 5. Armeekorps gerichtete und hierher zur weiteren Veranlassung abgegebene Anzeige vom 7. d. M. werden Sie hierdurch benachrichtigt, daß der Unteroffizier Walter der 11. Kompagnie Grenadier-Regiments König Wilhelm I. Nr. 7 wegen der Ihrer Anzeige zu Grunde liegenden strafbaren Handlungen zu sechs Monaten Gefängnis und Degradation verurteilt worden ist." Die schnelle Erledigung des Falles und die bereitwillig gegebene Auskunft verdient alle Anerkennung.
Berlin, 18. Aug. Zum Ausgang des spanisch-amerikanischen Kriegs schreibt die „Köln. Volksztg.": „Daß Europa in kleinlicher Eifersucht sich nichl mehr zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen den immer gefährlicher werdenden Konkurrenten jenseits des Ozeans aufzuraffen und ihn in seine Schranken zu verweisen vermochte, das dürfte ihm in seiner späteren Zeit noch teuer zu stehen kommen. Es hat diesmal freiwillig abgedankt vor dem aufstrebenden Reiche der neuen Welt, einst wird es vielleicht vor ihm abzu- danken haben, zuerst, und zwar in nicht sehr langer Zeit, wirtschaftlich und dann auch politisch."
Bei dem gestrigen Entscheidungslauf um den großen Preis von Deutschland im Betrage von 8 000 Mark, auf dem Zweirad, siegte der Meisterfahrrr Arend. Zweiter wurde Bourillon aus Paris.
— Aus kolonialpolitischen Kreisen wird geschrieben: Die Bestrebungen der Deutschen Kolouialgesellschast, die Ueber- siedlung deutscher Frauen und Mädchen nach Deutfch-Südwestafrika zu erleichtern, nehmen guten Fortgang. Seitens des Gouvernements in Windhoek ist vor Kurzem der Gesellschaft die Mitteilung zugegangen, daß eine größere Anzahl im Schutzgebiet angesiedelter Familien gewillt sei, deutsche Mädchen in Dienst zu nehmen, sofern die Ueberfahrtskosten von der Gesellschaft getragen würden. Die Dienstherrschaften werden durchweg vom Gouvernement empfohlen und geben nach dessen Versicherung vollkommene Gewähr für gute Unterkunft und Verpflegung. Die Mädchen müssen von tadellosen! Ruf, nicht über 30 Jahre alt, gesund u. kräftig und in allen Hausarbeiten geschickt sein und dürfen sich au > vor derber Arbeit nicht scheuen. Mädchen vom Land oder aus einer kleinen Stadt sollen den Vorzug erhalten. Die Bewerberinnen haben sich auf 2 Jahre zu verpflichten, doch kann der Vertrag bei einer Verheiratung vorher gelöst werden. Die D. Kol- gesellschaft trägt die Kosten der Ueber- fahrt bis zum Hasen des Schutzgebiets, Swakopmund, von wo aus das Gouvernement für Fahrgelegenheit und Begleitung nach dem Innern Sorge trägt. Eine
Bestimmung der Mädchen für die betr. Herrschaft findet bereits in Berlin statt. Wegen der Langwierigkeit der Korrespondenz mit dem Schutzgebiete werden die Mädchen erst mit dem am 25. Nov. d. Js. ausgehenden Dampfers befördert werden können. Geeignete Bewerberinnen können sich bei der D. Kolonialgesellschaft Berlin >V., Potsdamerstraße 22 u, unter Einsendung eines Leumundzeugnisses, einer ärztlichen Bescheinigung über den Gesundheitszustand und einer Fotografie melden.
— Zu derisraelitischen Herkunft des kürzlich verstorbenen Schriftstellers Georg Ebers, Verfasser der „Aegyptischen Königstochter" u. s. w., berichtet die „Frkf. Ztg.", daß Georg Ebers der Familie des in der Memoirenliteratur des vorigen Jahrhunderts vielgenannten „Hofjuden" Ephraim entstammte, der in Berlin lebte und in den großen und kleinen Geldsorgen König Friedrich II. als Bankier diente; die Nachkommen traten znm Christentum über und ein Zweig erwählte den Familiennamen „Ebers", während ein anderer Zweig das Ephraim in „Eberty" verwandelte und auch diesen Namen schriftstellerisch bekannt machte.
Rorschach, 20. Aug. Gestern traf aus den Bündner Bergen nach einer dreiwöchentlichen Fußwanderung ein Teil der Stuttgarter Gewcrbeschüler in ori gineller Uniformierung, mit Bergstöcken bewaffnet und einer Musikabteilung hier ein und brachte vor der Villa Seefeld dem württembergischen Königspaar ein Ständchen dar. Der König lud die Schüler zu einem Nachtefseu ein und heute zu einer Fahrt nach Lindau. Um 11 Uhr fuhren der König und die Königin, die Königin-Mutter Prinzessin Katharine, Prinzessin Pauline und deren Bräutigam Fürst von Wied mit dem Salondampfer „Königin Charlotte" von hier ab, wobei die Kapelle der Schüler die württem- bergische Nationalhymne spielte. Während der Fahrt und bei der Ankunft in Lindau gaben die jungen Musiker noch einige Stücke zum besten und wurden hierfür von den hohen Herrschaften reichlich bewirtet.
(Zur Konservierung von Linoleum.) Die Verbreitung der Linoleum teppiche und Läufer für Zimmer, Korridore, Treppenhäuser, Geschäftsräume re. nimmt immer mehr zu, weil dieselben hinsichtlich der Haltbarkeit, Bequemlichkeit und Reinlichkeit große Vorteile bieten. Dabei sind die Unterhaltungskosten ge-
ringfügig. Will man Linoleum glänzend erhalten, so bediene mau sich folgender einfacher Mittel, welche jedermann leicht anwenden kann. Eine Abwaschung mit gleichen Mengen Milch und Wasser sollte regelmäßig alle 2—3 Wochen stattfinden; nach Verlauf von 3—4 Monaten, also jährlich etwa dreimal, hat ein Abreiben mit einer schwachen Lösung von Bienenwachs in Terpentinspiritus stattzufinden, bisweilen wird auch Leinöl hierzu verwendet. Die Teppiche und Läufer bleiben bei diesem Verfahren immer rein und glänzend, d. h. sie sehen stets sauber und wie neu aus.
— Die goldene Ernte der Humbug- Soldaten beginnt jetzt in Amerika. Alle größeren Städte Nordamerikas werden augenblicklich von einer besonderen Sorte von Kriegern unsicher gemacht, die ßn jammervollem Zustande mit zerfezten Uniformen und vielfach durchschossenen Kopfbedeckungen durch die Straßen irren und das Mitleid und Interesse der Mildherzigen durch allerlei schreckliche Geschichten vvm Kriegsschauplatz derartig zu erregen wissen, daß ihnen höchst selten das Geld in Gestalt von Kupfer, desto häufiger aber in gutem Silber in die zerlumpten Taschen fließt Jene Spezies Leute, die zu faul zum Arbeiten sind und auf alle mögliche, nur nicht ehrliche Weise in den Besitz von Geld zu gelangen suchen, hat jetzt ein neues und überaus einträgliches Feld für ihre Thätigkeit gefunden. Die Armee der „Schwindelsoldaten" wird mit jedem Tag größer, und obwohl der Zankes längst weiß, daß er es nur höchst selten mit einem echten Deweykrieger zu thun hat, bekommt er es doch nicht fertig, sobald er nur ein Stück Uniform sieht, die erbärmlichen Bittsteller von sich zu weisen.
(Allerdings nicht.) Frau Levy- sohn: „Gott, dies gräßliche Pfeifen von der Lokomotiv' macht mer ganz nervös!,, Herr Levysohn: „Nun?! Du kannst doch nicht verlangen, daß se dir setzen vor deine 3 Mark ä Patti auf de Lokomotiv?!,,
(Renommage.) Gast: „Auf dieser Speisekarte ist ja Alles gestrichen!" Kellner (ihm in's Ohr flüsternd): „Im Vertrauen — Renommage — die zwei Speisen, die noch zu haben sind, waren überhaupt die einzigen, die wir kochen!"
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