Amtsblatt für die Stadt Witdbaö. enersl-Anzeiger für Aüddsd und Awgebung.

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SD.

Donnerstag, 25. August 1898.

34. Jahrgang.

Rundschau.

(Erledigte Stelle.) Die Kollabo- ratorstelle an der Realschule in Wildbad, Gehalt 1800 Mk. Meldefrist 14 Tage.

Stuttgart, 22. Aug. Prinzessin Friedrich von Württemberg, Mutter un­seres Königs, begeht am morgenden 24. Aug. im Kreise ihrer Familie in geistiger und körperlicher Rüstigkeit ihren 73.Geburtstag.

Stuttgart, 18. Aug. Dem würt- tembergischen Gustav Adolf-Verein hat der hier verstorbene Apoth. Hayer sein ganzes Vermögen, 300000 Mk. vermacht. Das Kapital mutz als Stiftung verwaltet wer­den, deren jährliche Zinsen (12000 Mk.) zur Unterstützung evangelischer Diaspora­gemeinden beim Bau ihrer Gotteshäuser oder Schulhäuser verwendet werden. DemVorwärts" zufolge wird der diesjährige sozialistische Parteitag am 3. Oktober uud die folgenden Tage in Stutt­gart stattfinden.

Neuenbürg, 21. Aug. In ver­gangener Nacht zog ein schweres Gewitter über den südlichen Teil des Bezirks hin. Im hochgelegenen Bieselsberg schlug der Blitz in ein einzelnstehendes Wohngebäude ein und zündete. Die Bewohner konnten sich noch retten.

Calw, 21. Aug. Am Freitag abend etwa um 9 Uhr ist der 20 Jahre alte bei Schreinermeister Schäfer hier beschäf­tigte Gehilfe Wilhelm Spengler von Neid- lingen, OA. Kirchheim, in der Nagold ertrunken. Derselbe badete bei dem Sand- ausschöpfplatz oberhalb der Handelsschule, wo er an einer besonders tiefen Stelle plötzlich untersank und nicht mehr sichtbar wurde. Am andern Morgen fand man nach langem Suchen seinen Leichnam. Bei der heute stattgehabten Beerdigung gab ihm der Turnverein, dessen Mitglied er war, das letzte Geleite. Sp. nahm erst kürzlich noch am Turnfest in Neuen­bürg teil.

Heilbronn. 19. Aug. Eine origi- nelle Eingabe beschäftigte den hiesigen Gemeinderat in seiner letzten Sitzung. 27 Weinbergbesitzer, deren Grundstücke in dem Teil der Heilbonner Gemarkung liegen, die den vielsagenden NamenEssig­krug" trägt, hatten den sehnlichen Wunsch ausgesprochen, man möge den ihre Weine zu Unrecht schwer in Mitzkedit bringenden NamenEssigkrug" durch eine harmlosere Bezeichnung ersetzen, ein Verlangen, das nach den Versicherungen der mit den Verhältnissen vertrauten, gewiegten Wein­kenner, vollauf berechtigt war, alldieweil

das Rebenblut vomEssigkrng" nicht im entferntesten Aehnlichkeit habe mit jenem sauren Produkt, ans das abschreckende Wort geradezu geringschätzend Hinweise. Der Gemeinderat entsprach die Würdi­gung der Bedürfnisfrage diesem Verlangen und benannte die schwerbelastete Gegend einfachKrug". Der Vorschlag eines Mitglieds des Gemeinderats, den ver­haßtenEssigkrug" einfach mitWein­krug" zu vertauschen, fand keine Annahme.

Laichingen, 18. Aug. In dem Nachbarorte F. wurde gestern eine 26jäh- rige Bürgerstochter- verhaftet. Dieselbe war mehrere Jahre in der Schweiz, wo sie von einer Predigt so ergriffen wurde, daß sie bei der Staatsanwaltschaft die Mitteilung machte, sie habe vor ca. vier Jahren ein Kind geboren und dasselbe umgcbracht. Nach der Selbstanzeige wurde sie in die Heimat entlassen und gestern erfolgte ihre Verhaftung.

Altensteig, 20. Aug. Die 28jähr. Tochter desSchlossers und Büchsenmachers L. Schanpp wurde gestern durch leicht­sinnige Handhabung eines geladenen Ge­wehrs in den Kopf geschossen und tötlich verwundet. Gestern starb in Ebhausen ein 13jähr. Mädchen, das vorige Woche von einem Insekt gestochen wurde, an Blutvergiftung.

Herrenalb, 21. Aug. Der Un­glücksfall, durch den der st. taebn. Mi- chaelsen von Ottensen bei Altona am 16. Aug. hier verunglückt ist, hat eine brave und angesehene Familie in schweres Leid gestürzt. Der Vater besitzt eine sehr leistungsfähige Eisengießerei in Ottensen die 80 Arbeiter beschäftigt, und hat sich durch eigene Tüchtigkeit und Gewandtheit emporgearbeitet. Er hat 3 Söhne, die alle in das väterliche Geschäft treten sollen; der älteste dient zur Zeit bei der Artillerie in Güstrow, der dritte studiert Maschinenbau in Aachen, der zweite, 21jährige, war Student desselben Fachs in Karlsruhe, zur Zeit Erstchargierter des Korps Bavaria und hat in dienstlicher Stellung schon 2 Seefahrten gemacht, davon eine nach der Levante. Er war ein sehr begabter, braver und hoffnungs­voller junger Mann. Zeitweilig litt er an Blutandrang gegen den Kopf; das mag den Absturz verschuldet haben.

Bad Nauheim, 21. Aug. Der vorzügliche Erfolg der Nauheimer Bäder hat die Kaiserin Elisabeth veranlaßt, ihre am 16. Juli begonnene Kur auf sechs Wochen anszudehnen. Heute Nachmit­

tag 4 Uhr traf das deutsche Kaiserpaar hier ein, um der Kaiserin Elisabeth einen Besuch abznstatten.

Münster i. Elf., 16. Aug. Ueber eine gefährliche Fahrt mit einem Motor­wagen entnehmen wir demElsässer" folgende Angaben: Der hiesige Fabri­kant Andrä Hartmann kehrte mit einem Angestellten des Hauses auf einer Ben- zin-Motorkutsche, die er vor Kurzem in Frankreich um den Preis von 4000 Mk. gekauft hatte, über den Schlnchtpaß nach Münster zurück. Bis zur Schlucht ging die Fahrt gut von statten; in der Nähe des Tunnels kam der Wagen in ein so rasches Tempo, daß er Feuer fing. Die beiden Insassen konnten nur mit Mühe und unter Zuziehung nicht unbedenklicher Schürfungen aus dem Wagen entkommen. Dieser eilte mit rasender Schnelligkeit davon bis er an einer Biegung der Straße über den Damm hinwegsetzte, wobei der Benziubehälter platzte und der ganze Wagen in Stücke ging; sämtliche Holz­bestandteile verbrannten, während das übrige bis zur Unbrauchbarkeit beschädigt ist.

Preßburg, 23. Aug. Der Markt­flecken Lnpina im Waagthale ist vollständig niedergebrannt. Mehrere Kinder sind dabei in den Flammen umgekommen. 100 Häuser wurden eingeäschert.

Berlin, 21. Aug. Ueber das Testa­ment des Fürsten Bismarck wird der D. Z." gemeldet: Mir lag das Testa­ment des Fürsten v. Bismarck vor. Dar­nach hat Graf Wilhelm die sämtlichen Pommer'schen Güter erhalten, außer Rheinfeld in? Kreise Rummelsbnrg, das an den Fürsten Herbert v. Bismarck fiel. Fürst Herbert erhielt ferner sämtliche Kleinodien rc., die mit einem Werte von 1 Million angegeben sind und bei Bleich, rüder deponirt waren. Hiervon hat der Fürst Herbert an seinen Bruder noch 300000 Mk. zu zahlen. Die Töchter des Grafen Wilhelm, drei an der Zahl, haben jede 100000 Mk. geerbt, die Grä­fin Ranzau erhielt noch 900000 Mark. An Legaten erhielten anßer den oft ge­nannten direkten Bedienten, der Varziner Oberförster Westphal 10 000 Mk. der Gärtner Knuth 1000 Mk., der Forstsek- retär Räther 1000 Mk., der Gartenar­beiter Sack 100 Mk. Als Objekt des Testaments ist bei Gericht 3 Millionen Mk. angegeben worden, man schätzt den Nachlaß jetzt aber auf ca. 20 Millionen Mark.