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ohne nennenswerten Unfall. Der Gesamtumsatz am Totalisator betrug rund 80000 Mark.
— Der „Bad. Landesztg." wird geschrieben: Das Radfahren hat den Zeitungsberichten zufolge die Wirkung geäußert, daß das übermäßige Trinken alkoholischer Flüssigkeiten abgenommen hat, weil es sich mit dem Radeln nicht verträgt. Keine Vernunftsgründe, keine Moralpredigten haben vermocht, was der Sport zu stände gebracht hat. Diese Seite des Radfahrens ist sehr erfreulich. Aber eines hat uns das Radfahren nicht gebracht, was man von ihm mit Recht erwarten durfte: den Gruß durch Neigen des Hauptes, der schon Goethe als Ideal vorschwebte. Es lag doch gewiß nahe, daß die einfältige Sitte des Hutabnehmens, die Jedermann lästig, aber bisher uuab- schaffbar war, von selbst verschwinden würde, nachdem man die Hände an der Lenkstange braucht und froh sein muß, wenn die Kopfbedeckung wiudfest sitzt! Das war verrechnet, die Sitte oder viel- mehr Unsitte war mächtiger, als selbst die Notwendigkeit, und wir sehen die Radfahrer ebenso wie die Fußgänger die Kopfbedeckungen abnehmen. Trotzdem möchte Einsender einen Versuch machen, ob er nicht Gleichgesinnte findet, die mit ihm einverstanden sind, ans dem Rade künftig nur noch durch Neigen des Hauptes zu grüßen?
Karlsruhe, 18. Aug. Vor dem Studium des Forstfachs wird öffentlicb gewarnt. Zur Zeit harren in Baden 86 geprüfte Assessoren und Prakrikanten, deren ältester im Jahre 1887 geprüft wurde, ans selbstänvige Anstellung. Der jährliche Bedarf an studierenden Forstleuten in Baden beträgt aber nur etwa 4. Bis der letzte der vorhandenen 86 Assessoren und Praktikanten Oberförster, geworden, werden rund 25 Jahre vergehen oder rund 25 Jahre benötigt das erste des im Dezember abzuhaltenden Staatsexamen, um Oberförster und damit selbständig zu werden. Macht also der Primus des 1898er Staatsexamens mit 20 Jahren das Abitnrinm und wird er mit 24 Jahren als Praktikant recipirt, so wird er 50 Jahre alt, bis er Oberförster wird.
Hornberg (A. Triberg), 20. Aug. Das Schloßhotel mit Einrichtung soll, lt. „Echo v. W.", an einen Herrn ans Frankfurt für 400000 M. verkauft worden sein und werde der Uebergang am 1. Okt. d. I. stattsinden. Der jetzige Eigentümer W. hat dasselbe vor 2 Jahren für 70000 M. gekauft und im Laufe des Jahres den neuen großen Hotelpalast in seiner Fülle von Eleganz und Geschmack an Stelle der früheren Bierbrauerei erbaut. Der neue Besitzer hat vor, das Hotel noch zu vergrößern, bczw. ein zweites auf dem Schloßterrain für bescheidene Ansprüche zu erbauen.
Aus Bayern, 18. Ang. Der in Rosenheim erscheinende „Wandelstein" schreibt: „In Aßling (bei Rosenheim) wurde vor Kurzem ein Mann begraben, der sich seit vielen Jahren her bei den Le.cken dadurch bekannt machte, daß er ständig die Redensart gebrauchte: „Ich und der Bismarck sterben einmal miteinander". Und richtig, als der Telegraph von Friedrichsruh die Nachricht von dem Tode Bismarcks überbrachte, lag der Bäckersepp von Aßling, obwohl noch in den besten Jahren stehend, ans dem Parade-!
bett. Ein mehr als sonderbarer Zufall hatte sich verwirklicht.
Frankfurt a. M., 16. Aug. Die Generalversammlung des Hauptvereins der Gustav-Adolf-Stiftnng fand gestern Abend unter Vorsitz des Herrn Dr. Lind- heimer statt. Er berichtete über die dies- jährigen Verteilungsgaben, wonach 17 000 Mk. hilfsbedürftigen Gemeinden zuge- wiesen werden konnten. Das große Schwei- zersche Legat im Betrage von ca. 3200 Mk. bekam die Gemeinde Triberg in Baden. Für die diesjährige große Liebesgabe, die bei der Hauptversammlung des Gesamtvereins in Ulm zur Verteilung kommt, wurden 8000 Mark bestimmt. Ferner wurden 52 Gemeinden mit 5200 Mk. bedacht.
Cottbus, 20. Aug. Ein gewaltiges Unwetter suchte die Stadt Cottbus und Umgebung heim. Mehrere Personen wurden hiebei vom Blitze erschlagen. Zahlreiche Fabriken und Häuser wurden lt. "Fl- Ztg." durch niedergehende Blitze und Wirbelwinde verwüstet. In den Wäldern wurde großer Holzschaden angerichtet.
Kiel, 18. Aug. Ein seit Jahren wegen Unterschlagung von 80 000 Mark von der Berliner Polizei verfolgter Kaufmann wurde auf der Nordseeinsel Amrum als Badegast verhaftet.
Hamburg, 18. Aug. Heute sind zehn Todesfälle an Hitzschlag vorgekommen, sowie zahlreiche schwere Erkrankungen.
Mühlhausen 15. Ang. Daß beim Rebenbespritzen Vorsicht angezeigt ist, zeigt folgender Unglückssall : Der im besten Mannesalter stehende Weingartner Karl Raith verletzte sich vor einigen Wochen beim Bespritzen der Reben leicht an der Hand. Er beachtete die Wunde kaum. Wie es nun scheint, ist durch das beim Bespritzen verwendete Kupfervitriol Blut- vergitung eingetreten, und als der Arzt konsultiert wurde, war es bereits zu spät. Am letzten Dienstag erlag der Kranke seiner Verwundung im Krankenhaus, nachdem noch Starrkrampf hinzugetreten war.
— In Holland, wo bekanntlich das salische Gesetz noch gilt und in Ermangelung der männlichen Thronerben auch Prinzessinnen regierende Königinnen werden können, wird die Großjährigkeitserklärung und Krönung der 18jährigen Königin mit großem Glanz gefeiert werden,
Lemberg, 18. Ang. Eine Feners- brunst äscherte gestern in Skalat 300 Häuser ein. 1800 Personen sind ob dachlos.
— Der in einein Erbschaftsprozeß zu schwerem Kerker verurteilte frühere Hosrat Zeller, Komponist des „Obersteiger" und des „Vogelhändler", ist am 17. Aug. in Baden bei Wien gestorben.
Rom, 19. Aug. Die Ausbrüche des Vesuv nehmen an Stärke zu. Die Lava ergießt sich in vier breiten Strömen mit
einer Geschwindigkeit von 100 Meter in der Stunde.
Rom, 20. Aug. In ganz Italien sind furchtbare Gewitter niedergegangen. Mehrere Küstenstädte stehen unter Wasser. Viele Häuser sind eingestürzt. Soweit bisher festgestellt, sind 7 Personen bei dem Unwetter ums Leben gekommen.
— Die Volksschule in Rußland soll fortan ihren Schülern nicht allein das Lesen, Schreiben, Rechnen und die anderen Lehrgegenstände, sondern auch ein Handwerk beibringen. Der Unterichtsminister Bogoläpow hat nämlich, wie aus Petersburg geschrieben wird, soeben die Anordnung getroffen, wonach die Volksschullehrer in den Seminarien außer ihrer allgemeinen Ausbildung auch noch ein bestimmtes Handwerk erlernen müssen, in welchen sie späterhin ihren Schülern den Unterricht erteilen werde».
Bombay, 17. Aug. Die Pest ist hier wieder epidemisch geworden. In der letzten Woche starben 103 Menschen infolge der Seuche, gegen 85 in der vorhergehenden.
Vermischtes.
— Für Ansichrskartensammler veranstaltet die „KompagnieComet" in Dresden eine Weltreise. Sie schickt am 1. September d. Js. einen Reisenden um die Erde, der von seinem jeweiligen Aufenthalt an Abonnenten, die ans die „Weltreise" abonniert haben, Ansichtskarten, mit dem dortigen Wertzeichen frankiert, sendet. Es verspricht dies, wie die „ Kompagnie" meint, eine sehr interessante, originelle Sammlung zu werden, da nicht nnr Ansichten drr Gegenden, sondern auch Volkstypen der betreffenden Volker und die Bildnisse ihrer Herrscher zur Aufnahme kommen sollen. Ebenso wird Palästina zur Zeit des Kaiserbesnchs bereist.
Pforzheim, 19. Aug. „Odol". Wer sollte dieses Wort nicht schon fettgedruckt im Inseratenteil unserer Zeitungen gelesen haben! Und doch dürfte es den meisten unserer Leser nicht bekannt fern, daß es sogar in unserer nächsten Nähe eine Bahnstation Odol gibt. Wer von Pforzheim nach Wildbad fährt, sieht die Bahnhofgeväude württcmbergischer Stationen mit allerhand Reklamen benagelt und beklebt, was kürzlich eine biedere Bauersfrau von „droba ra" in eine sehr unangenehme Situation versetzte. Genannte Frau wollte in Birkenfeld anssteigen; 'a, sie stieg aus und ,/s Zügle" fuhr gemütlich weiter. Als die Frau ihre sieben Sachen zusammenvackte und den Birkenfelder Bahnhof verlassen wollte, fiel ihr Blick zufällig auf das ominöse Wort „Odol." Wehklagend brach das in tausend Nöten sich befindende Weib in die Worte aus: „Jesses, Jesses! I Hann eu Birkäfeld aussteigä wellä, on jez benne en Odol!"
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brsondcre durch Uebermaß im Essen und Trmken geschädigt wird. Die Verdlmungsor- gane sind der an sie gestellten Aufgabe nicht mehr gewachsen und es treten Erscheinungen wie Müdigkeit, Unlust, Appetitlosigkeit, H rzklopf.n, Schwindel, Kopsschm rzen rc. nn. Sind diese die Folge ungenügender, unregelmäßiger Lelbesöffnung, dann wird der Gebrauch der so beliebten Apotheker R'chard Brandt's Schweizerpillen (erhältlich nur in Schachteln zu Mk. 1.— in den Apotheken) den größt.» Erfolg haben. ^
Die Bestandtheile der ächten Apotheker Richard BrandtDen Schweizer-Pillen sind Extracte von: Silge 1,5 Gr., Moschusgarbe, Alve, bsynt >e 1 Gr. Bitterklee, Gentian ie 0, Gr. Bitterkleepulver in gleichen Theilen und rnr Quantum, um daraus ov Pillen im Gewicht von 0,12 Gr. herzustellen.