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Vereinsmitgliederu zu dem ermäßigten Preis bezogen werden kann. Das Buch wird die Bewunderung aller Sachkundigen erregen.
Pforzheim, 25. Mai. Der Riese Wilkins, der sich -eben hier sehen läßt, hat hier eine goldene Kette für sich anfertigen lassen, welche 224 Gramm wiegt und 500 Mk. zu stehen kommt.
Aus der Pfalz. Bei einer Wein- versteigernng, die der Karlsruher Generalintendant Dr. Albert Bürklin dieser Tage in Wachenheim vornehmen ließ, erzielte ein „Wachenheimer Bächel" Jahrgang 1890 den hohen Preis von 11500 Mk. für 1000 Liter. Die Eignertaxe wurde um 6 500 Mk. überschritten.
Berlin, 25. Mai. Wie verlautet, wird Deutschland entschieden Widerspruch erheben, gegen eine Abtretung der Philippinen an Frankreich Seitens Spaniens. Nach Ansicht .der Reichsregierung würde eine Verteilung der Philippinen an die in Frage kommenden Mächte vorzuziehen sein. Deutschlands Handelsinteressen stehen im Vordergründe. Die vorjährige deutsche Einfuhr von den Philippinen betrug fast 1 Million Mark; die Ausfuhr nach den Philippinen 3 Hz Million Mark.
— Das „Berl. Tagbl." schreibt: Ein entschiedener Gegner jedes Fremdwortes ist der Direktor des statistischen Bureaus, er hält streng darauf, daß von seinen Beamten alle fremdsprachlichen Bezeichnungen verdeutscht werden, und geht hierbei selbst mit bahnbrechendem Beispiel voran. So finden wir auf Seite 239 in Heft 3—4 (1897) der „Zeitschrift des königlichen statistischen Bureaus" in einem von Direktor Blenk verfaßten Aufsatz das durch und durch deutsche Wort „geostet". Was aber meint der Herr Direktor damit? Das Zeitwort „osten", von dem die Form „geostet" doch unzweifelhaft gebildet ist, hängt doch jedenfalls mit dem Hauptwort „Osten" zusammen. Für „Osten" sagt man aber, wenn man damit nämlich das Morgenland meint, mitunter auch ,,Orient". Ein von dem Hauptwort „Orient" gebildetes Zeitwort müßte aber „orientieren" heißen und richtig, wie der Sinn des ganzen Satzes ergiebt, soll „geostet" thatsächlich die Verdeutschung des Fremdwortes orientirt sein. Ein bischen weit hergeholt zwar, aber, wie man sieht, bei eigener lieber legung kommt man schon dahinter, und
tet, die sich seit 4 Jahren Beraubungen an Gütern, die für den kaiserlichen Hof in Berlin bestimmt waren, zu Schulden kommen ließen.
Madrid, 25. Mai. Nach einer hier eingetroffenen Depesche ist die Ankunft des Geschwaders des Admirals Cervera von der dortigen Bevölkerung mit Begeisterung begrüßt worden. Gestern zeigten sich 5 Schiffe gegenüber von Santiago.
— lieber die neueste Vervollkommnung des Telephons wird aus Newyork berichtet. Dort, wie in einigen Großstädten der Union, z. B. Washington und Philadelphia, sind jetzt Telephon-Apparate mit Zifferblättern versehen worden, die den Abonnenten gestatten, fortan direkt mit einander, ohne Amtsvermittelung, zu telephonieren. Das Verfahren ist sehr einfach. Will man z. B. die Nummer 9862 anrufen, so hat man einfach hintereinander auf die Ziffern 9, 8, 6, 2 zu drücken. Ist die Unterhaltung beendet, so hat man nur durch eine mechanische Vorrichtung das Zifferblatt auf Null zu stellen und die Verbindung ist sofort abgeschlossen. Hoffentlich wird die neue Erfindung auch baldin anderen Län- dern Eingang finden.
Drei Pfingsten.
Eine Pfingstgeschichte von Max Stempel.
(Nachdruck verboten.) (Schluß.)
Noch ein Anderer scheint gar nicht mit dem korrekten Herrn Bräutigam zufrieden: der weißbärtige Konsul Johann Dietrich Jensen, der noch immer wohlauf und noch immer der alte joviale.Großpapa ist. „Wissen Sie, Frau Richter", sagt er beim Hochzeitsschmaus zu der stillen, eingeschüchterten Frau, „der Junge will mir so recht nicht gefallen. Glauben Sie, daß er mich ausgelacht hat, als ich energisch
darauf bestand, daß die Hochzeit zur Er innerung an damals, vor 15 Jahren, ^ gestrengen Eheherrn an.
überraschend und unbequem, denn er steckte, wie stets, in allerlei wichtigen geschäftlichen Unternehmungen. Endlich aber, vielleicht weil doch noch ein Rest von „Sentimentalität" im Grunde seiner Seele schlummerte, hatte er sich zu der weiten Reise entschlossen.
Und nun stand er schweigend und ernst am Sarge der Tobten u. blickte voll Wehmut in ihr liebes, friedlich verklärtes Gesicht. „Das also ist das Ende", sprach er nachdenklich vor sich hin, „dem wir Alle, ob Reich oder Arm, einmalzusteuern." Sein Blick schweifte unwillkürlich zu der niedrigen Wand hinüber, wo das Bild eines zwölfjährigen Knaben, von Birkenreisern zierlich umrahmt, prangte. Wie oft mochte das Mutterauge voll heiser Sehnsucht an diesem Bilde gehangen und alles Glück ans das Haupt des kleinen Burschen heraberfleht haben! Der einsame Mann seufzte. Hier in diesem engen Stübchen hatte thatsächlich das Glück gewohnt. Seine Prunkräume daheim in Hamburg kamen ihm ans einmal entsetzlich öde vor.
Ein weicher Frauenschritt weckte ihn aus seinen düsteren Betrachtungen. Cä- cilie trat mit feuchten Wimpern an den Sarg und legte einen duftenden Rosenstrauch der Todten auf die Brust. „Ich habe sie draußen gepflückt", sagte sie leise und sah errötend zu dem Gatten auf, als müßte er sie ob ihres kindischen Thuns auszanken. „Ach Paul, welch ein Gärtchen! So lieb und so traut, so voll Duft und voll Sonne! Sogar eine Nachtigall Hab' ich dort schlagen gehört."
Er aber zankte seltsamer Weise nicht, sondern zog sie fester in seine Arme. „Komm!" sagte er beschämt nnd trat aufatmend mit ihr ins Freie. „Ich habe viel gut zu machen, Cilli. Fünf Jahre lang sind wir vermählt und ich bin Dir noch immer die Hochzeitsreise schuldig. Wie wär's wenn wir die prächtigen Pfingsttage dazu benutzten?"
Freudig erschrocken, als traue sie ihren Ohren kaum, starrte Cäcilie den sonst so
Dann aber be-
am Pfingstfest gefeiert würde? wären, so meinte er, thörichte Sentimentalitäten. Die reine Rechenmaschine ist Ihr Paul geworden. Na, hoffentlich macht ihn Cilli wieder zum Menschen." Im selben Moment flüsterte Paul seinem blonden Bräutchen in's Ohr: „Wir wol- len doch, meine gute Cäcilie, die Hochzeitsreise noch etwas aufschieben.
... Ich
Herr Direktor Blenck hat seinen Zweck habe demnächst ein großes Geschäft vor, erreicht, die abscheulichen Fremdwörter! bas mich durchaus noch fünf, sechs Wochen
wieder um eins vermindert zn haben. Zu seinem größten Leidwesen ist es Herrn Geheimrat Blenck bisher aber nicht gelungen, seinen Titel zu verdeutschen. Zu seineni eigenen und zum Entsetzen aller Fremdwörterwütigen ist der Herr Geheim, rat nämlich „Direktor" am „statistischen Bureau". Wie wärs mit „Leiter der ziffermäßigen Darstellungsabteilung"? '
— Die Adler-Fahrradwerke in Frank- surt a. M., vormals Heinrich Kleyer, haben in voriger Woche das 100000 Fahrrad fertiggestellt. Es war ein Sechssitzer.
Koblenz, 21. Mai. Heute Nachmittag verbrannte ein Dienstmädchen. Die Unglückliche goß aus einer Petroleumkanne Oel ins Ofenfeuer, wobei die Kanne plötzlich explodierte.
— Die Morgenblätter melden aus Hamburg: 24 Personen wurden verhaf-
an Hamburg fesselt. Du bist doch sicherlich mit einverstanden?
Die Braut erbleichte nnd eine Thräne schmerzlicher Enttäuschung trat ihr in's Auge. Aber sie nahm sich zusammen und sagte nun sanft: „Wie Du willst, Paul. Du mußt es am besten wissen." . . . .
4.
Am Freitag vor Pfingsten war plötzlich die alte Frau Anna Richter, wie der Pfarrer des Orts telegraphisch der Familie Richter in Hamburg gemeldet hatte, für immer entschlafen. Das Begräbnis sollte, ihrem letzten Wunsche gemäß, am Nachmittag des Pfingstsonntages stattfinden. Die Todesbotschaft kam Paul etwas
Das ^ gann die süße Ahnung eines neuen, schöneren Lebens mit holder Gewißheit in ihr aufzudämmern. Horch: tönten da nicht vom nahen Dorfkirchlein fröhliche Pfingstglockenklänge zu ihnen herüber? So warm wurde ihr plötzlich ums Herz, als schiene die Sonne doppelt hell. . . .
Am Nachmittage, beim Begräbnis, weinte Paul seinem „Muttchen" ehrliche Reuethränen nach. Dann hatte er eine lange Unterredung mit dem Pfarrer, dem er eine namhafte Summe für die Dorfarmen übergab. Als der Geistliche ihm bewegt danken wollte, wehrte er freund, lich, aber entschieden ab.
„Wenn Sie wüßten, Hochwürden, was dieser Tag mir gewesen ist", sagte der Chef des Hamburger Welthandelshauses, „so würden Sie begreifen, daß hier nur ich in Demut zu danken habe. Zum ersten Male hat heute ein Hauch ^enes Geistes, der einst zu Pfingsten gläubige Herzen entflammte, auch mich gestreift. Aber so Gott will, werde ich dieses Geistes in Zukunft mich würdig zeigen. Nicht wahr,Cilli?
Und Cilli bestätigte seine Worte mit einem stummen, aber -glückseligen Nicken.
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6. l-isnnsbökg's Zsiösn-fgvi'iksn (k. u. k. Hofl.) Lüriefi.