Amtsblatt für die Stadt Wtt'Sbad.
»enerat-Anzeiger für Hitdbad und Dmgedung.
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S2.
Samstag, 28. Mai 1898.
34. Jahrgang.
Zum Pfingstfeste 1896.!
Es weht ein holder Friedenshauch i Heut' kosend über Berg und Hügel... j Ans keiner Esse wölkt sich Ranch !
Und reglos steh'n der Mühle Flügel! Kein Stampfen schallt, kein Zischen gellt Vom Hüttenwerk am Bergesrande... Still selig lacht die alte Welt Dich an im jungen Lenzgewande!
Das ist ein Sprießen und ein Blühn!. .. Die Esche treibt, die lang gezaudert;
Der Eichbaum lauscht im ersten Grün, Was froh die schlanke Birke plaudert!
Um jedes zarte Knöspchen webt Ein Sonnenstrahl, bis es erschlossen; Selbst aus den düstern Föhren strebt Ein ganzes Heer von lichten Sprossen! ...
Von frischen Halmen dicht verhüllt Ist längst die graue Ackerkrume . . .
Den saft'gen Wiesengrund erfüllt Vergißmeinnicht und Ringelblume.
Vom Flieder her strömt süßer Duft, Maiglöckchen blüh'n an lausch'gen Stellen, Und Falter schwirren durch die Luft Und seltsam glitzernde Libellen! . . .
Die Lerche jubilirt; es singt Die Nachtigall ihr Lied der Lieder,
Bis Dir's im Herzen wiederklingt!
Der Geist der Pfingsten stieg hernieder, Der heil'ge Geist der ans dem Groll Der Thoren, aus der Heuchler Ränken, Die schöne Welt erlösen soll,
Um sie der Liebe neu zu schenken!" ..."
Froh grüßen ihn in keuscher Lust An Thür und Thor die grünen Maien, Nur klopft noch nicht in jeder Brust Ein reines Herz sich ihm zu weihen! ! Doch zweifle nicht an seiner Macht:
Ob auch Jahrtausende sich neigen,
Einst wird aus grauer Dämmernacht Der Pfingsttag der Erfüllung steigen!...
Alwin Römer.
Rn ndfch au
— Der „Schwäb. Merkur" schreibt von Stuttgart: Die Verhandlungen zwischen der Gemeinde Enzklösterle und der Stadtgemeinde Stuttgart betr. die Erwerbung der auf Markung Enzklösterle! gelegenen Quellen zur Erweiterung und Verbesserung der. Stuttgarter Trinkwas- serleitnng sind zum Abschluß gelangt. Die Verträge haben die Genehmigung der bürgerlichen Kollegien erhalten; als Kaufpreis sind 50 000 Mk. bestimmt.
— In einem gegenwärtig wieder in neuer Auflage erscheinenden Werke des Grafen Gobineau über die Menschenrassen (deutsch von Prof. L. Schemann) hat der Verfasser aufgestellt, daß in der germanischen Rasse (die er einmal geradezu die „weltordnende" genannt hat), die höchste Blüte weltgeschichtlicher Entwicklung getrieben sei, daß die in sie gelegten Keime die wahrhaft befruchtenden, die edelsten Lebenskeime gewesen seien, und daß noch fort und fort einem Volke in dem Maße Leben beschieden sein werde, als es germanisches Blut in seinen Adern rein bewahrt habe. Bereits ist der 1. Band, Untersuchung und Darlegung der Naturgesetze) in Fr. Fromauns Verlag (E. Hauffj rn Stuttgart erschienen.
Cannstatt, 25. Mai. Der nationale Kandidat des 2. Wahlkreises, Pros. Or. Hieb er, sprach in Stetten; der Saal im Ochsen war dicht besetzt und die Stimmung der Anwesenden die beste! — Um die Versammlung zu stören, ließ der offenbar einer anderen Partei ungehörige Feuerwehrkommandant gegen 9 Uhr, als eben der Kandidat seine Rede begonnen hatte, Alarm blasen! Man merkte die Absicht zu deutlich, und es hatte sich deshalb Niemand stören lassen; bei dem strömenden Regen war an eine Uebung gar nicht zu denken. Es scheint im Cannstatter Bezirk offenbar Methode zu liegen in der Benützung der Feuerwehr zu politischen Zwecken, denn als kürzlich der Landtags - Abg. Pfaff seinen Wählern in Obertürkheim Bericht erstatten wollte, ließ schnell der dortige demokratische Feuecwehrkommandant auch eine Versammlung auf die gleiche Zeit einberufen! (Schw. M.)
Calw, 25. Mai. Nachdem nun Redakteur Schrempf - für die conservative Partei und den Bauernbund seine Wahlreisen begonnen hat und den hiesigen Nationalgesinnten von einen: wiederholt in Aussicht genommenen Kandidaten eine absagende Antwort zu teil geworden ist, werden dieselben weitere Schritte in der Sache unterlassen. Man ist nun hier der Ueberzeugung, daß die in Nagold vorgeschlagene Kompromiß-Kandidatur Ehmann doch eigentlich mehr Scheinmanöver und die Aufstellung des Kandidaten Schrempf bereits von langer Hand vorbereitet war.
Unterjesingen, 23. Mai. Das Schloß und Rittergut Roseck, das zu der hiesigen Gemeinde zählt, wurde dieser
Tage, laut „Tüb. Chronik" von Bankdirektor Kaulla aus Stuttgart sammt lebendem und totem Inventar um die Summe von 189 000 Mark an Regierungsassessor Bergmann'aus Salzburg und an dir Herren Bayer aus München verkauft.
Rottweil. Der 53 Jahre alte verheiratete Schlosser Gottlob Großmann von Feldrennach, Oberamts Neuenbürg,
! welcher am 2. Mai d. I. zu Oberndorf ^ auf den dortigen Stadtschultheißen Gün- 1 ter eine blind geladene Pistole abgefeuert ! hat, ist durch Beschluß der hiesigen Strafkammer vom 21. Mai ds. Js. außer ' Verfolgung gesetzt worden, weil er nach ^ dem Ergebnis der gerichtlichen Unter- ^ suchung sich zur Zeit der That in einem ^ Zustande krankhafter Störung seiner , Geistesthätigkeit befand, durch welchen l seine freie Willensbestimmung ausgeschlossen war. Grotzmann wurde aus der i Untersuchungshaft entlassen und als ge- ^ meingefährlicher Geisteskranker dem K. Oberamt Oberndorf zur Herbeiführung ^ der Einweisung in eine Irrenanstalt übergeben.
! Ulm, 25. Mai. Die Entfestigungs- ! angelegenheit ist im Prinzip zu einer zufriedenstellenden Lösung'gebracht worden doch dürfte immerhin noch einige Zeit vergehen, ehe die entscheidenden Verträge u. s. w. vorgelegt werden. Soviel darf indes als sicher feststehend betrachtet werden, daß die Umwallung in absehbarer Zeit fällt. Als von der Stadt an das Reich zu zahlender Kaufpreis wird die Summe von viereinhalb .Millionen genannt.
Der „Schwäbische Albverein" ist nunmehr auf 22 500 Mitglieder angewachsen und betragen dessen Jahres- einuahmen (p. Mitgl. M. 2.—) 45 000 Mark. Hievon wurden ausgeworfen in diesem Jahr 18 300 Mk. für die jedem Mitglied unentgeltlich zukommeneude Vereins-Zeitschrift, für die fünffarbigen, gleichfalls jedem Mitglied unentgeltlich zukommenden zwei Kartenblätter Stuttgart und Aalen 12 400 Mk.; für Arbeiten im Vereinsgebiet 11,831 Mark. Die nächste Publikation des Vereins von weittragender Bedeutung wird die Herausgabe des prächtig illustrirten Buchs „Pflanzenleben der Alb" (verfaßt von einem tüchtigen Kenner, dem Stadtpfarrer Gradmann in Forchtenberg) sein, das dein Andenken des Vereinsgrüudcrs Or. Salzmann gewidmet ist und von den
^ Wegen des Pfingstfestes erscheint nächsten Dienstag kein Blatt.