Amtsblatt für die Stadt Wit'öbad.

General-Anzeiger für Mttöbad und Kwgebnng.

Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Samstag.

Der Abonnements-Preis beträgt incl. dem jeden Samstag beigegebenen Jllustr.Sonntagsblatt für Wildbad vierteljährlich 1 10 ^>, monatlich

40 Pfg.; durch die Post bezogenem Oberamts- Bezirk 1 30 ^; auswärts 1 45 Be-

stellungen nehmen alle Postämter entgegen.

Der Annoncenvreis beträgt für die einspaltige Zeile oder deren Raum 10 Pfg-, Reklamezeile 15 Pfennig. Anzeigen müssen spätestens den Tag zuvor morgens 9 Uhr aufgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechenderRabatt. — Stehende Anzeigen nach Uebereiukunft. — Anonyme Ein­sendungen werden nicht berücksichtigt-

Nr. El.

Donnerstag, 26. Mar 1898.

34. Jahrgang.

Rundschau ^

Stuttgart, 20. Mai. Zur Ersteig lung eines Monuinentalbrunnens auf dem Marktplatze, welcher gleichzeitig mit dem Rathausneubau fertiggestellt sein soll, hat der Verein zur Förderung der Kunst einen Beitrag von 100 000 Mk. in Aus- sicht gestellt. j

Eßlingen, 24. Mai. Der Neckars steigt seit heute Morgen rasch und ist; bereits über seine Ufer getreten; zwischen Plochingen und hier soll er große Flä­chen, namentlich Wiesen, überschwemmen wodurch beträchtlicher Schaden entsteht. ^ Am Eisberg hier haben mehrere Rutsch-! ungen stattgesnnden, weshalb ein Weg! gesperrt wurde. Der Neckar selbst führt! Brückenteile, Pflüge, Holzstücke rc. in gro- ßen Mengen mit.

Nagold, 20. Mai. Heute wurde von Herrn Apotheker Schmid hier eine Morchel vorgezeigt, welche 315 Gramm wiegt und beinahe 20 ein hoch ist; es ist dies eine Naturseltenheit, wel­che gewiß manchen interessieren wird. Dieselbe wurde bei Jselshausen gefunden.

— Die Vorstellung der Mili­tärpflichtigen zur Aushebung im Jahr 1898 findet am 8. und 10. Juni in Neuenbürg statt.

— Die Taubergegend ist vom Unwetter schwer betroffen worden. Be­sonders schwer heimgesucht wurde u. A. Großrinderfeld. Ueber 2 Stunden hielt das Unwetter an. Mannshohe Flu- ten wälzten sich durch das Dorf, dieses unter Wasser setzend. Die alte Straße nach Tauberbischossheim gleicht einem breiten Strom. Schweine und Ziegen wurden von den Fluten mit fort gerissen,! alle Gärten sind verwüstet, ein Morast.' Die Aecker wurden überflutet und ver­wüstet. Viele Gegenstände trieben auf dem Strome fort. Mauern wurden fortgerissen, eine Scheune ist eingestürzt. Eine Frau mit zwei Kindern wurde auf der Jmpfinger Straße von den tosenden Fluten überrascht, konnte aber gerettet werden. Was vom Wasser verschont blieb, wurde auf den Feldern und Gär­ten von einem furchtbaren Hagelschlag vernichtet. Die Gemarkungen Werbach, Wankheim, Gerlachsheim sind stark mit­genommen, die Felder sind überall wie gewalzt, in den Weinbergen sieht es schlimm aus. In Gerlachsheim kamen die Fluten halbmannshoch das Thal her­abgestürzt. Brunnenthal wurde durch mannshohe Fluten überschwemmt. Ein

Haus stürzte ein. Die Bewohner muß­ten eine Riegelwand einschlagen, um sich zu retten. Einem Mann wurde ein Fuß abgeschlagen. An die hundert Fuh­ren Steine wurden durch das Wasser aufgelöst und hemmen den Verkehr auf der Straße.

Großbottwar. Der hiesige Ge­sangverein Liederkranz hat nun entgiltig beschlossen, seinen heurigen Ausflug nach Wildbad am 5. Juni zu machen.

— Der „Pforzh. Beob." schreibt: Wie die württ. Regierung bemüht ist, den Fremdenverkehr aus dem Norden nach dem Süden durch ihr Land zu lenken, zeigt ein Inserat in der Zeitschrift, „Der Tourist" (Verbandsorgan des Vereins deutscher Touristen nnd Gebirgsvereine mit über 70 000 Mitglieder.) Eine ganze Seite im Inseratenteil hat die Verwal­tung der König!. Württ. Staatseisenbah­nen gepachtet und veröffentlicht daselbst 5 Fahrpläne mit den kürzesten Strecken von Hamburg, Breslau, Berlin, Köln über Stuttgart nach der Schweiz und dem sonnigen Italien. Allen Respekt vor der rührigen Verwaltung.

Baden-Baden, 24. Mai. Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe ist gestern Abend hier eingetroffen.

Lahr, 19. Mai. Wie man der „Lahrer Ztg." mitteilt, sind von der Stadt für eingelieferte Maikäfer bisher 60 Mk. verausgabt worden. Bekanntlich wird für das Kilo 10 Pfennige bezahlt; es sind also 600 Kilo Maikäfer abgeliefert. Wenn ein Maikäfer ein Gramm wiegt, dann sind nicht weniger als 600 000 Maikäfer vernichtet worden.

Straßburg, 20. Mai. Das ver- dienstvolle Unternehmen, das der aka­demische Touristenklub an der hiesigen Kaiser-Wilhelms-Universität sich zur Auf­gabe gesetzt hat, durch Einrichtung von Studentenherbergen den Besuch der drei schönen südwestdeutschen Gebirgs­züge für die Angehörigen der höheren Schulen zu erleichtern, ist nunmehr mit Unterstützung der Regierung glücklich durchgeführt: der genannte Verein hat soeben seine ersten Herbergsverzeichnisse herausgegeben und durch Anschlag am schwarzen Brett der Universität mitge­teilt, daß die ersten Herbergen in den Vogesen, dem Schwarzwald und der Hardt thatsächlich eingerichtet sind und schon bei den Pfingstausflügeu benützt werden können. Die Zahl der Lrtschas- teu, wo nach diesem „vorläufigen Ver­

zeichnisse",. solche Herbergen schon jetzt i bestehen, ist natürlich noch nicht sehr groß, es sind gegen 60 in den Vogesen, > gegen 30 in dem Schwarzwald und 20 jin der Hardt. Beim Schwarzwald ist aber ausdrücklich bemerkt, daß die Liste schon im nächsten Jahre bedeutend er­weitert werden wird. Von bekannten Orten des Württemberg. Schwarzwaldes finden wir vorerst nur Herrenalb und Hirsau aufgesührt.

Berlin, 23. Mai. Dem gestern auf dem Sportplätze in Friedenau gehaltenen 100-Kilometer-Radrennen um das gol­dene Rad von Friedenau wohnten etwa 12,000 Zuschauer bei. Erster wurde der Pariser Bouhours in 2 Stunden 8 Mi­nuten und 5 Sekunden. Zweiter der Londoner Chase, Dritter wurde Köcher aus Friedenau und Vierter der Mün- ! cheuer Josef Fischer. Der Weltrekord ' mit 1 Stunde 59 Minuten wurde also nicht geschlagen.

Berlin, 21. Mai. Als Ergebnis der Konferenz wegen Besteuerung der Waarenhäuser wird festgestellt, daß Fi­nanzminister v. Miquel den Gemeinden empfahl, sofort mit dem Erlaß von Ge­werbesteuerverordnungen vorzugehen, die den Wünschen der Kleingewerbetreiben­den Rechnung tragen.

Dortmund, 24. Mai. Die Gesamt­zahl der Opfer des Grubenunglücks auf der Zeche „Zollern" betrügt 43 Todte und 6 Verwundete.

Hamburg. Für das deutsche Turn­fest in Hamburg (24—27 Juli) ist von dem technische!: Unterausschuß (Vorstand Professor Keßler-Stuttgart) folgender Festplan sestgestellt worden: Sonntag 24. Vormittags Wettkämpfe in den drei neuen volkstümlichen Uebungsarten (Hürdenlaufen, Dreisprung und Schleu­derballwerfen), Nachmittags Festzug, dann Hebübungen, Turnen der Ausländerund des 14. (Sachsen) und 4. (Norden Turn­kreises.) Am 25. und 26. findet das Einzelwetturnen und Turnen der Kreise statt. Am 26. Nachmittags ist außerdem Turnen von Knaben-, Mädchen und Damen-Abteilungen von Hamburg-Altona sowie der Altdeutschlands Riege (Turner über 40 Jahre) und Sondervorführun­gen des akademischen Turnerbundes. Am 27. ist Turnen der Hamburg-Altonaer Schüler, Turnspiele, Ringen und Fechten. Nachm. Preisverteilung mit Eiuzelwett- kampf und Schlnßverteilung.

Wien, 24. Mai. Erzherzog Leopold