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zufolge, Berliner Finanzkreise für sein Projekt zu gewinnen, die Insel Kuba Spanien für 1'/- Milliarden Pesetas ab­zukaufen gegen die Bewilligung der Un­abhängigkeit Kubas. Dem Konsortium sollten die Ein- und Ausfuhrzölle ver pfändet werden. Die Verhandlungen führten vorläufig zu keinem Ergebnis.

Das Revisionsgesuch des Kladde­radatsch-Redakteurs Trojan wurde ver­worfen. Somit hat Trojan seine 2mo- natige Festungshaft zu verbüßen.

Die Unfall-Berufs-Genossenschaften im deutschen Reich zahlten im vorigen Jahre an verunglückte Arbeiter 64 Mill. Mark aus. 452 300 Personen bezogen an Invaliden- und Altersrenten im Jahre 1897 54'/- Millionen Mark.

Der frühere Oberfaktor Grünen- thal hat jetzt, dem Berliner Lokalanz. zufolge, gestanden, daß er, als die Reichsdruckerei am 14. Januar 1897 um 5 Uhr abends geschlossen war und alles Personal sich entfernt hatte, den Tresor geöffnet und ihm eine größere Menge der überflüssigen, ungestempelten Scheine entnommen hat. In seiner Wohnung will er festgestellt haben, daß er unge­fähr 230 Tausend- und 200 Stück Hundert-Markscheine gestohlen hatte, was im ganzen also circa 250,000 Mark aus­machen würde. Diese mußte er nun, um sie in Verkehr zu setzen, mit der Hand nummerieren und stempeln. Wie aus einem Vergleich der zuerst gefund­enen Banknoten im Betrage von 44,000 Mark mit echten, mittels Maschinen numerierten Scheinen hervorgeht, ist die Handarbeit dem Grünenthal nur recht mangelhaft geglückt, wenn man die Feh­ler auch im gewöhnlichen Verkehr nicht gleich merken wird. Die Stempelauf- drücke sind vielfach verschmiert uud beim Aufheben des Stempels verwischt, die Nummern nicht gleichmäßig gesetzt, die Farbe ist mehrfach abweichend. Er er­klärte nun, daß ihm, namentlich beim Beginn seiner Arbeit, viele Stempelun­gen und Numerierungen so verunglückt seien, daß er die Scheine nicht aus der Hand geben konnte und sie verbrennen mußte. Es sollen doch noch etwa für 200,000 Mark brauchbare Scheine übrig geblieben sein, von denen für 44,000 M. aufgefunden wurden, so daß, wie auch Herr v. Podbielski im Reichstage er­härte, für 160,000 Mark von Grünen­thal gefälschte Scheine sich im Verkehr befinden dürften. Diese werden von der Reichsbank anstandslos aus den Mitteln die für die Einlösung gefälschter Scheine vorhanden sind, eingelöst werden.

Hirschber g in Schlesien, 7. April. Im Riesengebirge herrscht bei grimmiger Kälte heftiger Schneesturm.

Wien, 6. April. DieNeue Freie Presse" veröffentlicht einen ihr aus Ha- vanna zugegangenen Brief, welcher die Vermutung ausspricht, daß die "Maine- Katastrophe" wahrscheinlich durch unvor­sichtiges Hantieren beim Ausladen von Dynamit, welches die Amerikaner heimlich den kubanischen Insurgenten zur Verfüg­ung stellen wollten, geschah.

§ Kufstein. Das Projekt der Ein­führung des elektrischen Lichtes in Kuf­stein (Tirol) soll nun realisiert werden und wurden nach längeren Verhandlungen die Arbeiten den Oesterr. Schuckert-Wer- ken in Wien gestern übertragen. Wie wir hören, soll das Elektrizitätswerk be-

reits Ende Septbr. ds. I. fertiggestellt werden.

San Remo. Eine Gedenktafel für Kaiser Friedrich beabsichtigen die deut­schen Krieger an der Villa Zirio in San Rcmo anzubringen: der jetzige Besitzer Comte de Villeneuve hat bereits seine Einwilligung dazu gegeben. Der Vorstand des Verbands deutscher Kriegsveteranen hat zur Inschrift folgende Verse von Ernst v. Wildenbrnch gewählt:Wandrer, der du aus Deutschland herkommst! Hemme den Schritt! Hier der Ort, wo dein Kai­ser Friedrich lebte und litt. Hörst du, wie Welle an Welle stöhnend zum Ufer drängt? Das ist die sehnende Seele Deutschlands, die sein gedenkt. Die Krie­ger Deutschlands ihrem Kaiser und Feld- Herrn." Diese Inschrift findet auf einer kunstvoll ausgeführten ehernen Tafel Platz. Die Tafel soll Ende August oder Sept. fertiggestellt uud angebracht werden.

Petersburg, 2. April. Rußland hat in Bezug auf bequeme, prächtige und gesunde Einrichtung der Eisenbahnwagen des sibirischen Schnellzuges Alles über­troffen, was bisher in dieser Art in Europa geleistet worden ist. Die Wagen 1. und 2. Klasse dieses zweimal monat­lich zwischen Petersburg und Tomsk ver­kehrenden Zuges sind für einen Otägigen Aufenthalt eingerichtet. Die Sitze lassen nichts zu wünschen übrig; jede der vier- sitzigen Abtheilungen hat elektrische Be­leuchtung; der Zug enthält ferner Re­staurationswagen, eine Bibliothek und ein Bad. Für den Durchzug der Luft ist auf doppelte Art gesorgt. Schließlich seien noch die gymnastischen Apparate er­wähnt, deren Gebrauch während der sechstägigen Fahrt manchem Reisenden geradezu Bedürfniß werden wird. Sechs Tage Schnellzugsfahrt durch ein Land, dessen kann sich kein anderes rühmen! Und dabei beträgt die Strecke bis Tomsk nur die Hälfte der ganzen Fahrt Peters- burg-Wladiwostock. Es scheint also, daß die Reise durch Sibirien später in etwa zehn Tagen und unter ganz annehmbaren Bedingungen vor sich gehen wird.

Viktoria (Britisch Columbia,) 6. April. sReutermeldung.s Hier ist ein früh­erer Postkurier der Vereinigten Staaten aus DawsonCity eingetroffen, welcher be­richtete, der Nordpolfahrer Andres be­finde sich in Klondyke und angab, Briefe von Andres zu haben. Einer an­dern Nachricht zufolge soll Andree in St. Michaels in Alaska und nicht in Klon­dyke sein.

Lokales.

Wildbad, 9. April. Eine recht hübsche Ovation wurde Herrn Stadt­schultheiß Bätzner an seinem Geburts­tage zu teil. Die Schüler der Fortbil­dungsschule überreichten einen von Ru­dolf Ahlrep künstlerisch ausgeführten Chris­tuskopf als Zeichen der Dankbarkeit für die Unterstützung u. Förderung der Schule sei­tens des Herrn Stadtvorstandes u. Gemein- derats. Ueberrascht und gerührt dankte Herr Stadtschultheiß der aus je einem Schüler der 3 Jahrgänge bestehenden Deputation.

Gemeinnütziges.

(Zur Vermehrungder Stachelbeere.) Wenn man die besseren Sorten schnell und sicher vermehren will, so geschieht dies am besten durch Absenker. Man

senkt die äußeren passend stehenden ^ Zweige durch Holzhacken nieder, und zwar !in kleine Vertiefungen, die man mit gu- "ter Komposterde ausfüllt und hält die Senker gleichmäßig feucht. Sie bewur­zeln sich sehr leicht, und dürfen aber erst etwa ein Jahr später, im März oder April, abgeschnitten und weiter verpflanzt werden.

Vermischtes.

Eine Glocke, welche durch einfachen Druck einen äußerst laug andauernden Ton giebt, ist kürzlich dem Herrn Joh. Oberle, Uhrmacher in Gernsbach durch Vermittelung des Internationalen Patent­bureau von Heimann u. Co. in Oppeln in den meisten Kulturstaaten gegen unbe­fugte Nachahmung geschützt worden. Der Ton dieser Glocke gleicht täuschend dem einer elektrischen und eignet sich dieselbe sowohl als Haus- und Tischglocke, wie auch für Fahrräder. Das Wesen der Erfindung besteht darin, daß durch lang­sames Niederdrücken des Hebels ein Rä­derwerk in Drehung versetzt wird und dadurch ein Schlegel in rascher Aufeinan­derfolge gegen die Glockenwandung schnellt. Es ist wohl außer Zweifel, daß sich diese Glocke infolge ihres angenehmen Tones bald überall einführen wird.

Ein rechter Trost für Rau­cher ist eine Aeußerung, die kürzlich der kerngesunde Edison verlautbaren ließ: Einen Ueberzieher trage ich auch im kältesten Winter nicht. Ist die Luft gar zu schneidend, so ziehe ich besonders warme Unterkleider an. Natürlich reden meine Freunde auf mich ein, weil ich zu viel arbeite, sie sagen ich verbrenne mein Lebenslicht an beiden Enden und bald werde es aus mit mir sein. Das ist Altweibergeschwätz. Ich hoffe neun­zig Jahre alt zu werden. Mein Vater hat mit seinem vierundachtzigsten Jahre noch eine Reise nach Europa unternom­men. In Paris machte er damals einen Spaziergang nach Versailles und wieder zurück. Sein Begleiter war übrigens auch ein Jüngling von siebzig Jahren. Mein Großvater ist überdies auch hundertund- drei Jahre alt geworden, obwohl er einer der wütendsten Raucher war, wie ich auch. Ich rauche täglich 10 bis 20 der stärksten Zigarren; Beschwerden habe ich davon noch nicht gehabt."

(Hochwohlgeboren.) In seinem BucheGedankenspäue eines Sonder­lings" schwingt Augustin Trapet die Geißel seines Spottes über einen schon oft gerügten sprachlichen Mißgebrauch. Ueberall in der Welt werden die Men­schen auf dieselbe Weise geboren, nur in Deutschland nicht. Im Geburtslande Kants sind die Geburtsarten verschieden; die Frau Gräfin gebiert anders, als die Frau Schlächtermeister. Die Folge; auf der Straße balgen sich hochgeborene, hochwohlgeborene uud blos wohlgeboreue Rangen herum! Aber der Bube des Schlächtermeisters bringts vielleicht auch einmal zum Regierungsrat; dann fällt ein Abglanz dieser gewaltigen Würde auf den Geburtsakt der Mutter zurück. Ein Irrtum wars, die Frau Schlächtermeister die ihren Gatten mit 12 bausbackigen Kindern beschenkte, hat ausnahmsweise beim sechsten Male nicht wohl, sondern Hochwohl geboren! Sollen wir denn wirk­lich diese närrischsten aller Zöpfe in das zwanzigste Jahrhundert hinübernehmen?"