Amtsblatt für die Stadt Wit'öbaö.

ienera!-Anzeiger für Uildbad und Umgebung.

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Samstag, 10. Aprit 1898.

34. Jahrgang.

Zum Osterfeste 1898.

Das Frühlicht graut.. die Sterne bleichen Die Nebel fliehen aus dem Thal . . ' Und mit den letzten Schatten weichen Die Schauer der Charfreitagsqual . . . Die Grabespforte ist erschlossen.

Der Dulder hat sein Werk vollbracht, Sein schuldlos Blut für uns vergossen, Und steigt nun auf aus Todes nacht! . .

Sei uns gegrüßt, Du Himmelsbote,

O heißersehnter Ostertag!

Wie klingt in deinem Morgenrothe So seierklar der Lerchenschlag!

Wie summen froh durch Deine Frühe Die Glocken ihren Festakkord Und scheuchen Werktagslast und Mühe Aus allen Seelen leise fort! . . .

Und die Gemeinde strömt zusammen; Kaum faßt das Gotteshaus die Schar. Die Orgel braust, die Kerzen flammen Still vor dem Kreuzbild am Altar . . . Was irdisch ist, sinkt vor dir nieder; Weltfremden Stimmen lauscht dein Herz Und auf dem Klang der Osterlieder Trägt dich die Andacht himmelwärts!. .

Doch an die bleigefaßten Scheiben Tickt leis' der alte Lindenbaum:

Schau, wie auch meine Knospen treiben Nach totesbangem Wintertraum! . . . Vom Rain her nicken Anemonen,

Längst sind die blauen Veilchen da;

Auch leuchten schon die goldnen Kronen Die sinnig-schönen Primula!

In grünem Schimmer stehn die Fluren, In jedem Halm treibt frischer Saft: Allüberall die hehren Spuren Der wunderreichen Osterkraft!

Ringsum erschallt's von tausend Zungen, Im Wellenschlag, im Windeswehn:

Die Liebe hat den Tod bezwungen.

Auch Du, auch Du wirst auferstehn!.. .

Rundschau.

Stuttgart, 4. April. Wie vertan, tet, soll die Postverwaltung schon verschie­denen Posthaltern und Postfahrtenunter- nehmern gekündigt haben, um an Stelle der Postwagen Motorwagen einzusühren, besonders auch für Personenposten. Man darf begierig sein, ob sich die neue Ein­richtung bewähren wird, namentlich zu ungünstiger Jahreszeit.

Stuttgart, 6. April. Der deutsch- österreichische Alpenverein zählte nach der neuesten Statistik am 15. März ca. 250 Sektionen mit 41 789 Mitgliedern.

Stuttgart, 6. April. Zu keiner Zeit, ausgenommen etwa die 70er Grün­derjahre hat in Stuttgart ein solch leb­hafter Besitzwechsel von Grund und Boden und Gebäuden stattgefunden wie gerade jetzt. Man glaubt, daß der Umsatz pro 1898 die Summe von 100 Millionen Mark erreichen wird, während es sicki in früheren Jahren nur etwa auf die Hälfte , bezifferte. Tie Preistreibereien sind in -der Hauptsache zurückzuführeu auf den j Kampf der Großbrauereien untereinander.

> Stuttgart, 6. April. Der Streik ^der Schuhmacher ist beendet. Erreicht wurde von den Gehilfen durch den neuen Tarif eine Lohnaufbesserung von 1015 Prozent, sowie die Aufhebung des noch üblich gewesenen Kost und Logiswesens bei den Meistern.

Calw, 4. April. Unter den Hühn­ern grassiert gegenwärtig die sog. Hühner­cholera, der sehr viele Tiere zum Opfer fallen. Eigentümlich ist, daß die Krank­heit einen überaus schnellen Verlauf nimmt, j Während abends an den Hühnern noch keine Spur von Krankheit zu finden ist, liegen morgens schon mehrere tot im Stalle. In einem Ort verendeten in letzter Woche in einem Stall in einer einzigen Nacht 8 Stück. Allgemein ist die Ansicht, daß die Krankheit durch die Karrenhühner, die Wochen lang in Käfi­gen herumgeführt werden, eingeschleppt worden sei.

Nagold, 4. April. Vor einigen Tagen wurde auf der Feldbereinigung auf Markung Rohrdorf eine 24 Pfund schwere Kanonenkugel ausgegraben, wel­che wohl aus dem 30jährigen Kriege stammen wird.

Von den Fild ern, 6. April. Gestern Abend 0-9 Uhr entgleiste die Maschine und ein Wagen außerhalb Möhringen auf dem Uebergang über die Straße. Die Entgleisung scheint von fremder Hand absichtlich herbeigeführt worden zu sein. Verletzt wurde von den Reisenden nie­mand. Der Heizer trug leichte Schür­fungen davon. Die Maschine und zwei Wagen wurden nicht bedeutend beschädigt.

Hürben OA. Heidenheim, 6. April. Am Ostersonntag wird hier die etwa 500 Meter lange Charlottenhöhle, die durch elektrisches Licht beleuchtet wird, wieder eröffnet.

Pforzheim, 7. April. Die hiesi­gen Friseure haben beschlossen während des Sommers an Sonn- und Festtagen mittags um 2 Uhr zu schließen.

Karlsruhe, 6. April. Wie ver­

lautet wird der Kaiser auch in diesem Jahr aus der Auerhahnjagd auf dem Jagdschloß Kaltenbronn erwartet und zwar für Ende des Monats April.

Konstanz, 5. April. Am Donners­tag Mittag, 2 Tage nach dem Brand in der BrauereiBuck", besichtigte Herr Architekt Merk im Beisein des Herrn Scheltle die Brandstätte, wobei sie eine überraschende Entdeckung machten. Im Stock der Südseite war im äußersten Aufgang zu den Wirtschaftsräumen unter einer hölzernen Treppe mittelst Zeitungs» papier und tannenenr Holz ein Feuer gemacht worden, das von den Herren so­fort gelöscht wurde. Da das Feuer ab­sichtlich gelegt schien, wurde am Samstag ein verheirateter Taglöhner, welcher an den Aufräumungsarbeiten beschäftigt war, wegen Verdacht der Brandstiftung ver­haftet.

Bonn, 6. April. (Goldschürfung in der Eifel.) Das hiesige Oberbergamt hat dem Gruben-Verwalter Julius Jung zu Eitorf au der Sieg das Bergwerks- Eigentum in dem in den Gemeinden Bellevaux, Weismes und Liugneuville im Kreise Malmedy gelegenen Felde, groß 2 188 000 Quadrat-Meter, zur Gewinn­ung des in dem Felde vorkommenden Goldes verliehen.

Aus Frie drichsruh. DieHamb. Nach." enthalten folgende kräftige Abwehr gegen einen 1. April-Artikel.Germania" Volkszeitung" undFrankfurter Zeit­ung" enthalten wörtlich übereinstimmend eine Notiz, wonach ein Club in Hannover eine Fahne für den Turm des Schlosses in Friedrichsruh" gestiftet, die Stange aus dem Sachsenwalde erbeten und auch erhalten habe, jedoch unter Nachnahme von 150 Mark! Wir sind ermächtigt, diese ganze Fahnengeschichte fürvoll­kommen erstunken und erlogen" zu er- klären.

Berlin, 5. April. Einer demLo- kalanzeiger" zugegangenen Meldung zu­folge hat in Kiautschau im März eine Schlägerei zwischen Seesoldaten und Chi­nesen stattgefunden, bei welcher Gelegen, heit ein Chinese derart verletzt wurde, daß er in Folge der Verletzungen gestor­ben ist. Die gerichtliche Untersuchung des Vorfalls ist eingeleitet.

DerReichsanz." veröffentlicht die Verleihung der Brillanten zum türkischen Osmauie Orden I. Kl. an den Botschafter in Konstantinopel, Frhr. v. Marschall.

Ein amerikanisches Geldmäuner- Konsortium versuchte, demBerl. Tagebl."