Amtsblatt für die Stadt Wit'dbaö.
eneral-Anzeiger für Miidbad und Amgebung.
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Nr. 41.
Donnerstag, 7. April 1898.
34. Jahrgang.
Die nächste Nro. ds. Bl- wird am Samstag ansgegelien.
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— Se. Maj. der König hat dem Kanzleidir.tdes Minist, des Innern, Ober- reg.-Rat v. Nestle den Titel und Rang eines Regierungsdirektors verliehen.
St uttgart, 5/April. Bei der heutigen Schlußabstinimung wurde die Verfassungsreform mit 69 gegen 18 St., das Landtagswahlgesetz mit 78 gegen 10 St., das Kreiswahlgesetz mit 62 gegen 19 St. angenommen.
Stuttgart, 2. April. Ein Konsortium beabsichtigt, am Platze des „Petersburger Hofes" ein zweites, hauptsächlich der Pflege des modernen Schauspiels und Lustspiels und der Operette dienendes, mit allen Neuerungen versehenes Theater zu errichten. Das Konsortium hat sich an den Gemeinderat gewendet mit der Bitte um eine einmalige Subvention im Betrag von 200000 Mark.
Stuttgart, 4. April. Die bürgerlichen Kollegien der Stadt Stuttgart haben am Samstag abend mit großer Mehrheit den Beschluß gefaßt, sich an der Gründung eines Residenz- oder Stadttheaters mit einer Summe von 200000 Mk. zu beteiligen.
Stuttgart, 3. April. Das alte Patrizierhaus von Bankier Federer, Büch- senstr. 21, Ecke der Rotestraße wurde für 350000 Mk. an Restaurateur Koppen- höfer zum Petersburgerhof verkauft.
Stuttgart, 5. April. Wie der „St. Anz." vernimmt, hat der Gemeinderat in nicht öffentlicher Sitzung mit 16 gegen 4 Stimmen beschlossen, das große Rathaus am Markte durch die seinerzeit mit dem 1. Preis gekrönte und schon mit der Ausführung des kleinen Marktplatzpro- jektes betraute Firma Vollmer und Jaffoy in Berlin ausführen zu lassen. Das Projekt für den großen Bau liegt in neuer Bearbeitung seitens der beiden Architekten vor.
Calw, 2. April. Gestern nacht wurde auf dem Bahnhofe ein Einbruch versucht. Der Einbrecher hatte an der Billetkasse 2 Fenster eingedrückt. Er wurde von dem Nachtwächter verscheucht und verfolgt, konnte aber nicht festgenommen werden.
Spielberg OA. Nagold, 3. April. Auch hier durften 4 Personen die Segnungen der Jnvaliditäts- und Altersver
sicherung «rfahren. Eine davon, Witwe Magdalene Faißt, 79 Jahre alt, erhielt 756 Mk. Altersrente ausdezahlt.
Fr eudenstadt, 3. April. Die Bahnbaufrage ist nun einen bedeutenden Schritt ihrer entgültigen Lösung näher gerückt. Die volkswirtschaftliche Kommission der Abgeordnetenkammer hat für die Bahn Freudenstadt-Reickienbach mit 12 gegen 2 Stimmen, entsprechend der Vorlage, den Zahnradplan angenommen. Für den Aufstieg auf die Höhe von Freudenstadt ist der nordöstliche Hang in Aussicht genommen.
Tübingen, 31. März. sSchwur- gericht.s Wegen dreier Brandstiftungen wurde mit zehn Jahren Zuchthaus, Verlust der Ehrenrechte auf zehn Jahre und Zulässigerklärung von Polizeiaufsicht bestraft der 41 Jahre alte ledige Bauer Daniel Hammer von Kuppingen, Oberamts Herrenberg, welcher mit seiner Mutter, einer Schwester und einem jüngeren Bruder zusammenwohnte. Aus Rache an seinem Nachbar, dem Wirt Weick, hat der Angeklagte, wie er zugibt in der Nacht vom 19/20. Dezember 1897 das Haus eines anderen Nachbars, des Bauers Roller in der Erwartung, daß sich das Feuer dem Weick'schen Hause mittheilen werde, angezündet. Das Roller'sche und das dem Bauern Bock gehörige Gebäude ist ein Raub der Flammen geworden. In derselben Nacht hat er, um sich an seiner Mutter, die das Haus dem jüngeren Bruder abtre- ten wollte, zu rächen, auch das Haus seiner Mutter angezündet und auch dieses Gebäude brannte gänzlich nieder. Der verursachte Schaden beläuft sich auf 24,000 Mk. — Im letzten Fall, der nicht öffentlich verhandelt werden konnte, wurde der Angeklagte Wilhelm Müller, Bauer von Wurmlingen, O.A Rottenburg, z. Z. Ulan in Ludwigsburg, von einen« Verbrechen des Meineids freige- sprochen. Der Vorsitzende schloß hier- auf die Sitzungen des 1. Quartals 1898.
— Da die Schleuderfirma Geschwister Knopf auch in Ravensburg den soliden Handel untergräbt und vielen Personen die Existenz nimmt, so ist dort dieser Firma der Laden gekündigt worden und die Mehrzahl der Hausbesitzer hat sich unterschriftlich verpflichtet, an Geschwister Knopf keine Räume zu vermieten.
Baden, 2. April. Der König von Sachsen ist heute Vormittag 10 Uhr 38 Minuten hier eingetroffen.
Karlsruhe, 3. April. Der Kleiderhändler Hahn machte vor einiger Zeit bekannt, daß er seinen Kunden gratis eine Unfallversichernngspolice über 1000 Mk. einhändige, sofern sie für 16 Mk. Waren von ihm beziehen. Die Reklame muß sich als zugkräftig erwiesen haben, da bereits in verschiedenen Konkurrenzgeschäften ähnlichen Schlags solche Policen ausgeboten werden. Mittlerweile ist die hiesige Filiale des Waren- und Kredit- Hauses Jttmann auf einen neuen Trick verfallen, um die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu lenken: Die Firma veranstaltet eine Gratislotterie, bei der 50 Gewinne im Gesamtwert von 3000 Mk. zur Verlosung gelangen. Der unentgeltlich in Tausenden von Exemplaren ausgegebene Geschäftskatalog stellt zugleich das „Originallos" dar.
Straß bürg i. E., 5. April. Gestern abend 6 Uhr stieg in Straßburg der Registrierballon „Langenburg" auf und verschwand in nordöstlicher Richtung in den Wolken. Der Finder des Ballons, welcher die Instrumente, ohne sie zu berühren, in dem Korbe beläßt und diesen sorgfältig aufbewahrt, erhält 50 Mk.
— Die Hamb. Nachr. schreiben zum Geburtstag des Fürsten Bismarck u. A.: „Zur vollen Genesung genügt nicht die Heilung der Krankheit, die Wiedererstarkung des Körpers. Der Rekonvaleszent muß auch in seinem Gemüt froh und heiter gestimmt sein. Glücklicherweise brauchen wir nicht daran zu zweifeln, daß dies bei unserin alten Kanzler der Fall ist. Seine Stimmung hat sich während der letzten Zeit erheblich gebessert und sein Humor hat wieder die Oberhand erlangt. Auch dürfen wir annehmen, daß die Politik, die jetzt im deutschen Reiche getrieben wirü> ihm nicht mehr schlaflose Nächte bereitet, wie dies früher der Fall war.
— Wenn die „Deutsche Verkehrs-Ztg." meldet, es seien nunmehr die in Betracht kommenden Reichsbehörden, die bisher „Kiaotschau" schreiben, zu der Schreibweise „Kiautschou" übergegangen, so daß diese als die amtlich gebilligte angesehen werden könnte, so ist dies insoweit richtig, als man allerdings die Schreibweise „Kiautschou" amtlicherseits jetzt bevorzugt.
— Der Lokalanz. meldet aus Luzern: Bei dem Ulmer Loch am St. Gotthard begrub eine Lawine 10 Mann. 2 Mann sind tot, 4 noch verschüttet; die übrigen konnten gerettet werden.