Genera!-Anzeiger für Kildda- und Umgebung.

Amtsblatt für die Stadt Wildbad.

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Nr. 14S,

Aonnerstog, 16. Dezerriber: 1867.

33. Jahrgang.

Rundschau

S t u t t g a r t, 9. Dez. In seiner heu­tigen Sitzung beschloß der Gemeinderat in Stuttgart, den durch Vermittelung des städtischen Arbeiteramtes nach auswärts in Stellung gehenden unbemittelten Ar­beitslosen eine Entschädigung sür die Reise­kosten zu gewähren. Zn diesem Zweck soll in den nächstjährigen Etat eine ent­sprechende Position eingestellt und die Re­gierung um Ermäßigung der Eisenbahn­sahrpreise für diese Personen ersucht wer den.

Zuffenhausen, 12. Dez. Am Frei tag Nachm, begab sich nach dem Anz. s. Z. eine Abordnung, darunter Oberbürger­meister Habermehl von Pforzheim und Schultheiß Schlechter von hier zum Min. Präs. Dr. Freih. v. Mittnacht und zu Präs. v. Balz, um denselben den Plan der Bahnlinie Pforzheim-Zuffenhausen zu unterbreiten. Der Letztere soll erklärt haben, daß für den Anschluß nur Zuffen­hausen in Betracht kommen könne. Ob der Bau einer so langen Bahn einer Pri­vatgesellschaft überlassen werden könne, das sei noch sehr in Erwägung zu ziehen; ebenso, ob nicht statt Schmalspur Normal­spur gewählt werden solle.

Altensteig, 11. Dez. In dem Wald­ort Wörnersberg ist heute Nacht das ge­summte Anwesen des Ankerwirts Bär, bestehend in einem Wohn-, Wirtschafts­und Oekonomiegebäude, niedergebrannt. Die Entstehungsursache kennt man bis jetzt nicht.

Nagold, 13. Dez. Gestern Abend von 9'ft9'ft Uhr hatten wir hier das seltene Schauspiel eines Mondregenbogens. Der Mond war noch nicht lange aufge­gangen, da wölbte sich im Westen über dem Schloßberg ein deutlich abgegrenzter Bogen, zwar abgeblaßt, aber doch mit erkenntlichen Farben.

Gündringen, 11. Dez. Schlimmer als dem Wirte im Oberland mit seinem 100-Markschein ging es einer hiesigen Familie. Dieselbe hatte ein Los der Rott­weiler Kirchenbaulotterie, auf das -ein Gewinn von 1000 Mk. fiel. Der Orts­geistliche, durch dessen Vermittlung die Leute ihr Los erhalten hatten, machte die­selben auf ihren Gewinn aufmerksam. Der glückliche Familienvater sucht das Los her­vor, um es dem Pfarrer zu bringen, damit dieser den Gewinn für ihn erhebe. Bis der Sonntagsrock zu dem Gang hervor­geholt wird, ist das Los vom Tisch ver-

! schwanden. Alles Suchen ist umsonst. ! Endlich entdeckte man zum allgemeinen ! Schrecken im Munde des am Tische sitzen- , den zweijährigen Sprößlings noch einige verbissene Schnipsel des zerkauten Glück­loses. Trotz entsprechenden Berichtes an die Lotteriekommisson war diese nicht zu bewegen, dem unglücklichen Gewinner die 1000 Mk. auszufolgen.

Nendingen, 10. Dez. Der hysterische Schlaszustand und die Ernährungsunsähig- keit des Mädchens Johanna Mattes dauert nunmehr 126 Tage. Die Kranke ist mehr denn je in aufgeregtem, ganz unruhigem Zustande, der Kräftezustand ist in rascher Abnahme begriffen.

B ade n-B aden, 11. Dez. Nachdem nunmehr vorliegenden endgiltigen Ergeb­nis des kürzlich erfolgten Nennungschlusses wurden imGroßen Preis von Baden". (Goldpokal des Großherzogs und 100000 Mark bar) für das Jahr 1898 im Ganzen 140 Unterschriften abgegeben. Das Fürstenberg-Memorial (Ehrenpreis und 58000 Mark) für 1900 erhielt 148 Un­terschriften.

Der Großherzog hat der bekannten Schriftstellerin Hermine Villinger für ihr vor kurzem im Verlag von Adolf Bonz u. Comp, in Stuttgart erschienenes BüchleinAus dem Badener Land" die goldene Medaille für Kunst und Wissen­schaft verliehen.

Heidelberg, 11. Dezbr. Hier wurde heute ein Schieferdecker aus Mannheim verhaftet, weil er falsche Fünfmarkstücke in den Verkehr zu bringen suchte.

München, 14. Dez. Heute Mittag gegen 12 Uhr stürzte hier an einem großen Neubau in der Lindwurmstraße ein Erker ein. Bis 1 Uhr war ein Bauarbeiter todt, 12 andere schwer verletzt aus dem Trümmerhaufen herausgeschafft.

Kehl, 10. Dez. Die Zahl der Kriegs- freiwilligen, welche sich an der Expedition in China beteiligen wollen, ist so groß, daß die Mehrzahl der sich Meldenden abgewiesen werden muß. Vom Pionier­bataillon 19 in Straßburg hat sich eine ganze Kompagnie zur Teilnahme gemeldet. Es konnten aber nur zwei Mann aus der Konrpagnie genommen werden. Das Los traf 2 Sergeanten.

Berlin, 11. Dez. Die Telegraphen­verwaltung plant, wie dieVolksztg." berichtet, die Einführung sogenannter Kar­tentelegramme. Es handelt sich hier um eine beabsichtigte Beschleunigung bei der

Bestellung der Depeschen. Das Telegramm wird nicht auf das bekannte, nach kom-- plizirtem Zusammenlegen durch eine Siegel­marke verschlossene Formular, sondern auf , ein neues, in die Form einer Postkarte gebrachtes Formular geschrieben und dieses offen dem Empfänger zugestellt. Auch die zeitraubenden dienstlichen Vermerke sollen fortfallen und durch einen Stempeldruck wie bei ankommenden Briefen ersetzt wer­den. Kartentelegramme sollen durchweg 50 Pfg. kosten und bis 15 Worte ent­halten dürfen. Da 10 Worte jetzt eben­falls 50 Pfg. kosten, so beschränkt sich die ! Ermäßigung auf Telegramme von 11 bis 'zu 15 Worten.

Berlin, 14. Dez. DasBerl. Tgbl." erhält ein Telegramm aus Shanghai, welchem zu entnehmen ist, daß die chine­sischen Kaufleute und überhaupt die chine­sische Bevölkerung in Tientsin, Tschifu, Shanghai und an der ganzen chinesischen > Küsll sich zu der Besetzung der Kiao-Tschau- Bucht durch die Deutschen vollständig gleich­mütig und indifferent verhält. Die 'in -China und Japan ansässigen deutschen Kaufleute sammeln für die Marinetrup- ^pen in der Kiao-Tschau-Bai die Mittel zu einer Weihnachtsgabe.

Prag, 13. Dez. Gestern fanden wieder einzelne Demonstrationen statt, weßhalb das deutsche Theater und andere öffent­liche deutsche Gebäude scharf bewacht wur­den. Etwa 20 Verhaftungen wurden vor­genommen. Für die durch die letzten Ex­zesse geschädigten jüdischen Kaufleute sind bisher 50000 Mk. aus Deutschland, davon 15000 Mk. von Baron Rothschild aus Frankfurt a. M., eingegangen.

Bristol, 11. Dez. Der Schatzkanzler hielt gestern hier eine Rede, in welcher er ausführte, er glaube nicht, daß Rußland irgend wie mehr wünsche nach Indien einzufallen, falls England nicht wünsche, einen Einfall nach Zentralasien zu ma­chen. Bezüglich Aegyptens führt Redner aus, wenn die Zeit dazu gekommen sei, werde der Vormarsch nach Chartum durch­geführt werden und die Regierung werde nicht zögern, von dem Parlamente die Unterstützung Aegyptens bei diesem Un­ternehmen zu verlangen. Schließlich sagte der Minister, Englands Regierung müsse bereit sein, seine Rechte im Auslande selbst auf die Gefahr eines Krieges hin, zu wahren; wenn sie nur sicher sei, daß diese Rechte bestehen und von dem Vertrauen getragen werde, daß die Unterstützung und