Amtsblatt für die Stadt Wit'dbaö.

General- Anzeiger für Mldbad und Amgebnng.

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«r. 121.

Samstag, 16. Oktober.- 1897.

33. Jahrgang

Württemberg.

Stuttgart, 11. Okt. Die würt- temb. Staatseisenbahnen haben gegenwär­tig einen außerordentlich starken Güter­verkehr zu bewältigen. Neben den regel­mäßig verkehrenden Güterzügen laufen beinahe sämtliche Bedarfsgüterzüge und aus einigen Strecken außerdem noch täg­lich Sonderzüge. Die Sonntagsruhe im Güterverkehr konnte gleichwohl bis jetzt aufrecht erhalten werden.

Stuttgart, 13. Okt. Laut einer Mitteilung desStaatsanzeigers" wird auch die württemb. Postverwaltnng die sog. Kartenbriefe vom 1. November ab in den Verkehr bringen.

Nach dem Geschäftsbericht der Deut­schen Verlagsanstalt Stuttgart an die 16. ordentl. Hauptvers. über das Betriebsjahr 1. Juli 1896 bis 30. Juni 1897 beträgt der erzielte Reingewinn 326 535 ^ 37 Die Aktionäre erhalten 5"/o Dividende.

Cannstatt, 12 Okt. Die Volksfest­einnahmen der Stadt betrugen ca. 38 600 Mk., eine noch selten erreichte Summe.

Auf dem letzten Cannstatt er Volksfest geriet eine Acetylen-Gasbude in Brand. Das hat die Aufmerksamkeit darauf gelenkt, welches entsetzliche Unglück durch einen Brand unter den Besuchern des Festes angerichtet werden könnte. Waren früher die Wirtschaftsbuden bloß mit Brettern bedeckt, so haben sie jetzt auch meist Segeltuchbedachung,ebenso dieSeiten- wände, die früher häufig ganz offen waren. Tie Buden waren früher meist auf dem bloßen Rasen errichtet, jetzt haben sehr viele einen Bretterboden Eine sehr große Rolle auf dem Volksfest spielen die Karu­sselle ; vor einem Jahrzehnt noch wurden sie von Menschenhand oder von einem ab­geschundenen Rößlein getrieben, jetzt sind es wahre Prachtbauten, von Dampf oder Elektrizität in Bewegung gesetzt. Vor wenig Jahren noch bestand das Hanpt- spielzeug der halbwüchsigen Jugend in Rätschen, Pfeifen und sonstigen hölzernen Musikinstrumenten, mit denen ein infer­nalischer Lärm verübt wurde. Jetzt ist Papier an ihre Stelle getreten: mit Papier­fächern wurde aus die Tische und die Rücken der Spaziergänger eingehauen; die unschuldigen Confetti flogen handvollweis in die Wirtschaften herein, in die Krüge, ins Sauerkraut, überall hin. Das Ge­fährlichste aber sind die Papierschlangen, mit denen die Hüte umwickelt sind, die von allen Buden und von den höchsten

Bäumen zur Erde herabhängen und die auf allen Wegen und Stegen in der Luft herumfliegen. In den besuchteren größeren Wirtschaften lagen die aufgelösten und lockeraufgeschichtetenPapierschnitzel mehrere Zoll tief am Boden. Wie leicht kann nicht ein brennend weggeworfenes Zündhölzchen das Papier entzünden, das Feuer sich einem Kleide mitteilen? Die Folgen lassen sich gar nicht ausdenken. Welche Folgen müßte nicht den günstigen Fall einer raschen Beseitigung der wirklichen Gefahr angenommen, ein bloße Panik !bei einer auf verhältnißmäßig kleinem ! Raum zusammengestantenMenge von Zehn- tansenden von Menschen nach sich ziehen? Im Falle eines wirklichen Brandes aber müßte man bei der leichten, luftigen Bau­art der Buden, dem trockenen Holz, der vielen ausgespannten Leinwand und, da die Buden eng beisammen stehen, sich auf die Eventualität gefaßt machen, daß der > ganzePlatzvon denFlammen umfaßt würde, ehe er auch nur zum größten Teil ge­räumt wäre. Je schöner und heißer das Wetter, um so größer ist die Gefahr an sich, sie wird aber noch gesteigert durch ! den bei schönem Wetter bis ins unglaubliche ! gesteigerten Andrang, der eine rasche Flucht geradezu unmöglich macht. Um die Sicher­heit auf dem Platze zu erhöhen und eine ! eventuelle plötzliche Räumung zu erleichtern, sollte eine zweckmäßigere Aufstellung oder vielmehr eine Verteilung der Schaubuden stattfinden. So waren Heuer auf der Neckarseite unmittelbar nebeneinander ausgestellt der Kinematograph, Leilichs Museum, Bergs Menagerie und daneben einige der großen Dampfkarussels, alles Buden, welche große Anziehungskraft ans­übten und vor denen daher bisweilen ein beängstigendes Gedränge herrschte; durch Auseinanderhalten dieser Buden hätte sich die Menge mehr verteilt. Der Ein-! gang vom Hanptweg in den inneren Kreis ^ sollte mindestens doppelt so breit sein. Ein besonderes Augenmerk aber wird da- ^ rauf zu richten sein, daß der Verkauf so leicht fenerfangender Dinge, wie Papier-' schlangen und dergl., untersagt und daß genügend Vorsorge getroffen wird, eine Gefahr schon im Entstehen ersticken zu können und jeder Katastrophe nach Mög-, lichkeit vorzubengen. ?

Ulm, 10. Okt. Gestern ist Oberbür-^ germeister Wagner nach Berlin abgereist, ^ um an denSitznngendesReichsversicherungs-' amts teilznnehmen und zugleich mit dem

preußischen Kriegsministerium über die Entfestigung der Stadt Ulm zu ver­handeln. Die Militärverwaltung ist zur Abtretung der Festungswälle an die Stadt geneigt; nur über den von der Stadt ge­botenen Preis von 3 0- Millionen Mark ist noch keine Uebereinstimmung erzielt.

Kirchheim u. T-, 13 Okt. Der Gasthof z. Deutschen Haus ist um die Summe von 78000 von der Retten- mayer'schen Aktienbrauerei in Stuttgart gekauft worden.

Ravensburg, 10. Okt. Die bür­gerlichen Kollegien haben den Beschluß ge­faßt, 400 Mann der Feuerwehr gegen Un­fall mit tätlichem Ausgang zu je 3000 zu versichern und die Stadtpflege zu be­auftragen, die Versicherung sofort mit dem allgem. deutschen Versicherungs-Verein in Stuttgart abzuschließen.

Rundschau.

Schornsheim, 11. Okt. Mit tau­send Mark wurde ein hiesiger Einwohner belohnt für ein Stückchen Fleisch, das aus seinem Arme geschnitten werden mußte. Dieses war nämlich nötig, um den kranken Fuß eines einzigen Sohnes reicher Eltern zu heilen.

Straßburg, 11. Okt. Die Gänse­leber - Pastetenfabrikation, welche wieder begonnen hat, leidet in diesem Jahre an dem Mangel an Gänsen, denn fremde Gänse werden fast gar keine eingeführt und der Bedarf wird größtenteils ans den inländischen Beständen gedeckt werden. Daher kommt es auch, daß Gänsefleisch in diese»! Jahre 3240 Pfg. das Kilo teurer ist als in den letzten Jahren.

Berlin, 7. Okt. 80 Prozent des Aktienkapitals verteilt die deutsche Gas- glühlicht-Aktiengesellschaft in Berlin für das Geschäftsjahr 1896/97 als Dividende. Daneben erhalten Vorstand und Aufsichts­räte 217,678 Tantieme, die Beamten 10 000 ^ Remuneration. Der Preis der Aner-Glühkörper wurde im letzten Jahr von 2 auf 1,40 ^ herabgesetzt und beträgt jetzt 1

Berlin, 12. Okt. Anläßlich des 50- jährigen Jubiläums von Siemens u. Halske fand heute in dem alten Gcschüftshause der Firma eine Feier statt. Karl Siemens verlas eine Stiftungsurkunde über die Stiftung von 1,000,000 Mark zu Gunsten von Beamten und Arbeitern. Staats­minister Delbrück brachte die Glückwünsche des Vereins zur Förderung des Gewerbe -

Wegen -cs Kirchweihfestes erscheint am nächsten Dienstag kein Blatt.