Amtsblatt für die Stadt Witdbaö.

General-Anzeiger für KilLdad «nd Umgebung.

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Nr. IIS

Dienstag, S. Kktoöev 1897.

33. Jahrgang

Württemberg.

Stuttgart, 2. Okt. Auf der Sta­tion Vaihingen-Sersheim ist heute früh 4 Uhr ein von Bietigheim nach Mühl­acker fahrender Lokomotivzug mit einer Rangierabteilung des Güterzugs 825 zu­sammengestoßen. Eiu Bremser wurde ver­letzt, eine Lokomotive und 4 Güterwagen sind beschädigt. Beide Gleise sind seit 8 Uhr wieder befahrbar. Die Ursache des Unfalls ist, soweit bis jetzt festgestellt werden konnte, Nichtbeachtung der Haltstellung des Stations-Einfahrtssignals seitens des Füh­rers des Lokomotivzugs.

St uttgart, 30. Sept. Die Rekruten, einstellung wird beim 13. Armeekorps in diesem Jahre wie folgt stattfinden: Bei der Infanterie (einschließlich des Infan­terieregiments Nr. 126), der Feldartillerie und dem Pionierbataillon Nr. 13. am 13. Okt., bei der Kavallerie am 5. Okt. und bei der württembergischen Eisenbahnkom­pagnie am 23. Okt. Im ganzen werden annähernd 10 000 Mann ausgehoben.

Dem Vernehmen nach ist die Ein­berufung des Landtags für Ende Novem­ber in Aussicht genommen. Vorher werden die verschiedenen Kommissionen zusammen­treten, um die Vorlagen, die sofort nach dem Wiederzusammentritt der Stände er­ledigt werden sollen, zu beraten. Es wird anzunehmen sein, daß in erster Linie die noch erledigten Steuergesetzentwürfe be­raten werden und daß dann die allemeine Beratung über das Verfaffnngsgesetz und das Ortsvorstehergesetz stattfindet.

Bsiesels berg, 3. Okt. Die Ein- weihung der neuen Kirche dahier wird am Sonntag den^lO. Okt. stattfinden.

Calw, 30. Sept. Der 69 Jahre alte Taglöhner Strecker von hier kam gestern auf eine traurige Weise um das Leben. Er machte abends im Auftrag des Post­amts einen Botengang nach dem zwei Stunden entfernten Holzbronn. Auf dem Rückweg muß er in der Dunkelheit vom Wege abgekommen sein, gelangte an einen Steinbruch, stürzte ab und wurde daselbst heute früh tot aufgefunden.

Nagold, 1. Oktbr. Das 9 jährige Söhnchen des Seminarprofefsors Wetze! spielte gestern nachmittag am Wehr auf der Nagold und fiel ins Wasser, das dort tief ist; auf das Geschrei der in der Nähe befindlichen Kameraden eilte der 14jährige Lateinschüler Röger herbei, stürzte sich ins Wasser und holte den schon unter­

gegangenen Knaben schwimmend mit großer Andrengung heraus. Zum Glück lebte erselbe noch, war aber ganz geschwächt.

Nagold. 30. Sept. Gutem Ver­nehmen nach erhält nunmehr auch die Station Berneck ein Stationsgebäude, ähnlich wie Ebhausen. Den vielen Frem­den, die jeden Sommer Berneck und seine Hingebung besuchen, wird diese Neuerung sehr willkommen sein.

Leonberg, 29. Septbr. Im Herbst letzten Jahres gründeten Arbeiter der Schuhfabrik von Schmalzriedt nach ver­lorenem Streik unter dem NamenSüd­deutsche Schuhfabrik" eine Genossenschafts­fabrik. Trotz aller Anstrengungen der am Geschäft teilhabenden Arbeiter kam die ..Süddeutsche Schuhfabrik" in immer größere Schwierigkeiten und nun meldet dieGlems- u. Würmgauzeitung":Wie wir hören, hat Lederfabrikant Käs von Backnang, Landtagsabgeordneter, diehiesige Südd. Schuhfabrik" mit allen Aktiven und Passiven (zu 55pCt.) übernommen".

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B ru ch hau sen, 30. Sept. Ein höchst trauriger Vorfall setzte heute Vormittag die Einwohnerschaft der hiesigen Gemeinde in große Aufregung. Im Hausgang des in Karlsruhe beschäftigten Fabrikarbeiters Kraft, kamen mehrere Nachbarskinder zu­sammen, darunter der 13jähr. des Kraft, und der etwas über 4 Jahr alte Otto Günth. Infolge kleinlicher Differenzen ver­bot der Franz Kraft dem letzteren das fernere Verbleiben im Hausgang, und drohte sofort mit Erschießen, falls Otto Günth bleibe; als dieser zögerte sortzu- gehen, holte der Fr. Kraft ein mit Schrot geladenes Soldatengewehr seines Vaters und schoß den jungen Günth dermaßen in die Seite, daß die ganze Schrotladung in die Körperhöhle drang, und der 4jäh- rige Knabe tot zusammenstürzte. Der Attentäter zeigte auch bei der gerichtlichen Einvernahme, wobei er seine That natür­lich rückhaltslos zugestand, keinerlei Rüh­rung oder Reue, sondern blieb kalt.

JnWörishofen haben sich, wie bekannt, die beiden hauptsächlichsten früh­eren Mitarbeiter Kneipp's, Prior Reihle und Dr. Baumgarten, in die Nachfolger­schaft desselben geteilt. Nun scheinen die Anhänger des ersteren dem letzteren den Aufenthalt daselbst durch öffentliche An­griffe verleiden zu wollen, wie aus den Erklärungen in dem amtlichen Blatt der

Gemeinde Wörishofen, derWörishofener Ztg." hervorgeht, die sich in erster Linie gegen das gleichfalls in Wörishofen er­scheinendeKur- und Badeblatt" wenden. Die erste Erklärung besagt:Die Unter­zeichneten, welche nach Wörishofen ge­kommen sind, um hier Genesung oder Erholung durch die Methode des Prälaten Kneipp zu finden, verwahren sich dagegen, daß ihnen Artikel einer Zeitung unter­breitet werden, welche persönliche Angriffe enthalten, die geeignet sind, das Vertrauen in die Methode Kneipps zu erschüttern. Die Unterzeichneten wünschen ihren Kur­aufenthalt durch keinerlei derartige Er­örterungen gestört zu sehen." Dieser Er­klärung folgt eine Reihe von Unterschriften, darunter die mehrerer fürstlichen Per­sönlichkeiten. Eine weitere Erklärung besagt:Die Unterzeichneten, Einwohner, Haus-, Villen- u. Geschäftsbesitzer Wöris» Hofens, verwahren sich hiermit ans das entschiedenste gegen jene Artikel, welche das hiesigeKur- und Badeblatt" seit dem Tode des Prälaten Kneipp ver­öffentlicht und welche unseren Kurort auf das Empfindlichste schädigen, indem sie jene berufenen Persönlichkeiten in der öffentlichen Meinung herabzusetzen und lächerlich zu machen geeignet sind, welche nach wie vor dem Tode Kneipp's. dessen Methode ausüben. Sie protestieren aus das Energischeste gegen die niedrigen, maßlosen und persönlichen Angriffe gegen Dr. Baumgarten, einen Arzt, der seit Jahren sein Talent, sein Wissen und seine ganze Kraft in den Dienst der Kneipp- sache und damit Wörishofens gestellt hat. Diese Schmähungen und Verdächtigungen gegen einen Arzt, welcher durch so lange Jahre init dem Prälaten Kneipp gewirkt und dessen vollstes Vertrauen genossen hat, sind nicht nur eine Pietätlosigkeit gegen das Andenken des Entschlafenen, sie erschüttern vor allem das Vertrauen in die Kneippsache selbst und hiemit schädigen sie auf das Allerschwerste die Interessen unseres Kurortes."

Berlin, 30. Sept. Bebel behauptete seiner Zeit im Reichstage, Normann- Schumann hätte die ««Vorwärts" ver­öffentlichten 60 Welfenfonds-Quittnngen vorher einem Züricher Sozialisten Manz verkauft. Jetzt erklärt Manz imVor­wärts," Normann sei nicht der Quittungs- Verkäufer gewesen, sondern ein Angestellter der Buchhandlung von Caesar Schmidt, Namens Schnman. Anschließend daran nimmt auch Bebel seine Behauptung