Amtsblatt für öie Stadt Witöbaö.

»eneral-Anzeiger für WlLbad und Umgebung.

Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Samstag.

Ter Abonnements-Preis beträgt incl. dem jeden Samstag beigegebenen Jünstrirten Sonutagsvkatt für Wildbad vierteljährlich 1 10 ^, monatlich

40 Pfg.; durch die Post bezogen im Oberamts- Bezirk 1 30 ^ ; auswärts 1 45 Be­

stellungen nehmen alle Postämter entgegen.

Der Annoncenvreis beträgt für die einspaltige Zeile oder deren Raum 10 Pfg-, Reklamezeile 15 Pfennig. Anzeigen müssen spätestens den Tag zuvor morgens 9 Uhr aufgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechenderRabatt. Stehende Anzeigen nach Uebereinkunft. Anonyme Ein- sendungen werden nicht berücksichtigt.

Nr. 107.

Arenstag, 14. Septenrbev 1897.

33. Jahrgang

Württemberg.

Stuttgart, 9. Septbr. In der

heutigen nichtöffentlichen Sitzung der

bürgerlichen Kollegien wurde Gemeinderat Stockmayer (nat.-lib.) mit 32 Stimmen znm 2. besoldeten Gemeinderat gewählt.

Stuttgart, 9. Septbr. Bei einem hiesigen Werkmeister Lat gestern ein

Maurer für heute auf Urlaub. Als

Grund gab er an, es seien heute vierzig Jahre, daß er an einem Neubau 3 Stock hoch herabgestürzt sei, ohne Schaden zu nehmen. Diesen glücklichen Jnbiläums- sturztag pflege er zu feiern!

Stuttgart, 8. Septbr. Es besteht die Absicht, im württ. Neckargebiet eine Zanderzuchtanstalt zu errichten, ebenso wie deren im Rhein errichtet werden sollen, um auf diese Weise Ersatz zu bekommen für den durch die holländische Raubfischerei fast ganz ausgerotteten Lachs. In Süd­deutschland kommt der Zander bisher nur im oberen Donaugebiet vor.

Stuttgart, 10. Sept. Nach dem 1. Oktober d. I. wird die bekannte Firma Kasimir Spielmann im Stöckach eine Wurst- und Fleischwaren Fabrik größten Stiles eröffnen.

Bei den im Juni und Juli l. I. an den Gymnasien des Landes gehaltenen Abiturientenprüfungen hat u. A. das Zeugnis der Reife erlangt und sich hie­durch die in Ziff. 10 Abs. 1 der Minist. Vers. v. 19. Juli 1873 bezeichneten Be­rechtigungen erworben: Wilh. Bätzner, Sohn d. Stadtschultheißen inWildbad.

Reutlingen, 9. Sept. Auf Antrag des württ. Schutzvereins für Handel und Gewerbe, wurde unter großem Andrang des Publikums, sowie von hiesigen und auswärtigen Konkurrenten in fast 3stün- diger Sitzung gegen den Kaufmann Johs. Wörner, Besitzer des Kronenladens in Pfullingen wegen Vergehens g--gen das Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs verhandelt. Es wird ihm vorgeworfen, schon seit längerer Zeit in seinem Schaufenster ein Plakat mit der Aufschrift:Fabrikdepot" angebracht, so­wie in einer Reihe von Zeitungen Annoncen veröffentlicht zu haben, in welchen er ver­schiedene von ihm geführten Ellenwaren zu Fabrikpreisen" anbot. Nach seinen Anführungen hat er im Jahr 1890 von seinem früheren Chef, den Gebr. Bnrck- hardt in Pfullingen, einen in deren Fabrik eingerichteten Dctailverkanf ver­tragsmäßig übernommen n. führte seitdem

in dieser Branche ausschließlich deren Waren; bezüglich den von ihm veröffent­lichten Annoncen behauptet er, die Ueber- schriftZu Fabrikpreisen" habe sich nur auf die erste Zeile derselben beziehen wollen. Der Vertreter der Staatsanwalt­schaft beantragte gegen den Beschuldigten eine Geldstrafe in Höhe von 100 Mk., event. 10 Tage Haft, während der Ver­teidiger für Freisprechung plaidierte, in­sofern nicht nachgewiesen sei, daß der Be­schuldigte wissentlich das Publikum habe ^ irreführen wollen. Das Urteil lautete - auf eine Geldstrafe von 20 M. u. Tragung der Kosten.

Vom Bottwarthal, 9. Sept. Die immer wieder regnerische und kühle Wit-. terung des Septembers, welche nach Prof- Falb sich noch nicht bessern soll, beein­trächtigt die vor etlichen Wochen so be­friedigenden Herbstaussichten um ein be deutendes. Die Reife der Trauben, welche zwar Dank der erklecklichen Anzahl von Sommertagen vorgeschritten ist, ist durch das kühle, nasse Wetter in etwas ver­zögert und hat auf die ohnehin durch künstliche Einwirkung kaum in Gesundheit erhaltenen Reben nachteilig gewirkt, so daß die 2 Hauptfeinde der Trauben im heurigen Jahrgang das Oidium und die Blattfallkrankheit immer wieder neuen Stoff zum Ansatz erhalten konnten. Auch die übrigen noch draußen stehenden Ge­wächse, insbesondere die Kartoffeln haben durch die beständige Nässe gelitten. Sehn­süchtig erwartet man daher beständig trockene und warme Witterung.

Das Steinsalzwerk in Kochen­dorf scheint für immer verloren zu sein. Seit dem 14. Februar steht der 107 Mtr. hohe Schacht unter Wasser. Alle Bemüh­ungen, die Wassermaffen mit den vor 3 Wochen in Betrieb gesetzten gewaltigen Pumpen zu bewältigen, waren bis jetzt vergeblich. Wohl berechtigte die rasche Abnahme des Wassers in den ersten Tagen zu der Hoffnung, binnen kurzem die voll­ständige Leerung des Schachtes zu erzielen; allein als man in einer gewissen Tiefe angelangt war, zeigte es sich, daß diese Hoffnung eitel war. Trotz der großen Leistungsfähigkeit der Maschinen, die eine Kohlenmenge von 1000 Centnern täglich benötigen, trat ein Stillstand ein, gegen den man ohne Erfolg kämpfte. Eine vor­genommene Untersuchung des Schachtes durch zwei Taucher scheint die Annahme zu bestätigen, daß man bei den Bohrungen

s. Zt. auf einen salzwusserhaltigen unter­irdischen See gestoßen ist.

Giengen, a. B. 10. Sept. Es ist erfrenlich, wenn es dem Kleinhandwerker in den Landstädtchen möglich gemacht wird, mit den Großbetrieben erfolgreich in Wett­bewerb treten zu können. Fabrikant Beer hier hat den Entschluß gefaßt, mit seiner übrigen Wasserkraft Holzbearbeitungs- maschienen in Betrieb zu setzen. Den hiesigen Schreinern, Glasern, Wagnern, Zimmerleuten rc. ist somit Gelegenheit geboten, die in ihrem Geschäft zur Ver­wendung kommenden Hilfsmaschiuen zu benützen, während sie bisher genötigtwaren ' derartige Arbeiten auswärts verichten zu lassen, wodurch ihnen natürlich verhält- nismäßig große Airsgaben erwuchsen.

Rundschau.

Pforzheim, 9. Septbr. Tragisch endete eine hiesige Familie, aus Mann und Frau bestehend. Die Frau starb ^m Typhus, was der Witwer sich so zu Herzen nahm, daß er sich jetzt in seiner Behausung erhängt hat.

Pforzheim, 9. Sept. Zwei im hiesigen Amtsgerichtsgefängnis inhaftierte Diebe haben in einer der letzten Nächte einen Ausbruchsversuch unternommen. Sie bearbeiteten die Wand mit einem Stück Eisen, welches sie von einer Bettlade ge­nommen hatten und verhängten dann, als der Tag anbrach, die Stelle mit Kleidern, während sie den ansgebrochenen Schutt unter der Bettstatt verbargen. Dem Ge­fängniswärter Hofmann fielen die an der Wand hängenden Kleider ans. Er ent­fernte sie und entdeckte so das Resultat der nächtlichen Arbeit. Da das Aus- brechen so wenig statthaft ist, wie das Einbrechen, so wurden die beiden frei­heitsliebenden Zellengenossen alsbald ge­schlossen und in einen andern Gewahrsam gebracht.

Breiten, 8. Sept. Die preußische Kirchenkollekte für das Melanchthonge- dächtnis beträgt im Ganzen 27 000 M.; davon sollen 7000 M. für die Herstellung von Melanchthons Sterbezimmer in Wit­tenberg verwendet werden und 20 000 M. dem Brettener Gedächtnishaus zufallen. Mit dieser Kollekte betragen die bar vor­handenen Mittel 105 000 M., der Vor­anschlag für den Ban beziffert sich auf 114000 M., dabei ist die Bauleitung, Architekt rc. noch nicht in Berechnung ge­zogen, so daß immerhin noch 20 000 M. erforderlich sein werden.