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ZI.

Samstag, 7. August 1897.

33. Jahrgang

WürtLember q.

Ludwigsburg, 4. Aug. Von denjenigen Kanoniren der 9. Batterie des Feldart.Reg. 29, welche im v. I., während der Manüverzeit einen Einjährigen-Un- terosfizier besagten Regiments, der als Polizeiunteroffizier fungirte und des Nachts in Tigerfeld, O.A. Müusingen, wo die Batterie im Onartier sich befand, Dienst hatte, thätlich angegriffen und mißhandel­ten, wurden nun 2 Mann zu einer 7jähr. Zuchthausstrafe verurteilt, die aber durch die Gnade des Königs in eine 7jähr. Gefängnisstrafe umgewandelt wurde.

Lieben zell, 3. August. Um die erledigte Stadtschultheißenstelle haben sich bis jetzt 2 Bewerber eingefunden; Revi­sionsassistent Pommer in Calw und Ver- walturrgsaktuar Mäulen iu Plieningen auf den Fildern. Am nächsten Sonntag werden in einer Wählerversammlung die Kanditaten der Bürgerschaft sich vorstellen nnd dabei ihr Programm entwickeln. Ein einheimischer Kandidat ist bis jetzt nicht aufgetreten, wie auch von einer Wahl- agitation noch nichts zu verspüren ist.

Scharfrichter Reindel aus Magde­burg ist also nicht in Hirsau gewesen. Wie uns der Inhaber des Kurhauseszur Bleiche", Hr. Fritz Bösenberg, mitteilt, hat sich ein Spaßvogel den Scherz erlaubt, den Namen des preuß. Scharfrichters in das Fremdenbuch des Kurhauses einzu­tragen.

Cannstatt, 4. Aug. Eine eigen­artige Ueberraschung steht den Besuchern des diesjähr. Volksfestes bevor. Die Stadt Cannstatt wird gemeinschaftlich mit dem Radfahrerverein Cannstatt einen Blumenpreiskorso für Radfahrer ausschrei- beu, der auch für nicht-württemb. Vereine offen sein soll und deshalb wegen der zu erwartenden größeren Beteiligung eine gelungene Veranstaltung zu werden ver­spricht. Dem Korso wird sich ein Hindernis­rennen anreihen.

Aus dem Weinsberg er Thal. So viel man hört, ist bis jetzt im Ganzen für die Hagelbeschädigten eine Summe von etwa 500000 eingelaufen, die be­greiflicherweise noch in keine:« Verhältnis zu dein Schaden von 18 Mill. steht. An- Ospichts dessen sollen, wie man von zuver­lässiger. Seite in Erfahrung gebracht hat, 5 Klaffen von Unterstützungsbedürftigen eingerichtet werden, derart, daß in die! l. Kl. Leute kämen mit bis zu 2000 .F, in die 2. KI. mit bis zu 4000 in die

3. Kl. mit bis zu 6000 reinem Ver­mögen. In die 4. Kl. würden solche Fa­milien ausgenommen, die zwar über 6000 Mark reines Vermögen besitzen, aber in Folge außerordentlich hohen Schadens, sonstigen Unglücks, starker Kopfzahl, beson­ders ungünstig gestellt sind. So wird denn unser schwer betroffener Mittelstand, der auch auf Unterstützung hoffte, leer ausgehen müssen!

Riedlingen, 3. August. Gestern Nachmittag ereignete sich ein bedauerlicher Unglücksfall, indem eine hiesige Taglöh­nersfrau, die bei den Erntearbeiten im Gasthof z. Fuchs beschäftigt war, durch den Garbenaufzug herunterfiel und sich so schwer verletzte, daß an ihrem Auf­kommen stark gezweifelt wird.

Ru ndfch au.

Pforzheim, 5. Aug. Spazier­gänger, die sich vorgestern Abend am Kupferhammer aufhielten, bemerkten plötz­lich einen Herrn auf Schlittschuhen fahrend, vielmehr waren es sogenannte Fußfahrräder, wie wir bei näherem Be­trachten erfuhren. Betr. Herr fuhr ohne merklicke Anstrengung durch die Anlagen cher Stadt zu. Man mußte nur staunen wie derselbe, in der Rechten ruhig den Spazierstock haltend, sich mit der Leich­tigkeit eines auf dem Eise fahrenden Schlittschuhläufers fortbewegte, als ob er inmitten der grünen Natur selbst die spiegelglatte Eisfläche unter sich hätte. Heute hatten wir nun Gelegenheit, am Schaufenster des Herrn F. A. Madlener solche Fußfahrräder ausgestellt zu sehen und eingehend zu besichtigen. Im Gan­zen unfern Rollschuhen gleichend, finden wir hier nur zwei ziemlich hohe Räder angebracht, welche mit Gummiringen und Kugellagern versehen sind, wodurch solche, ruhige und sichere Bewegungen möglich sind. Ein weiterer Vorteil bildet eine Verbindung durch leichte Schienen und Spangen mit dem Schienbein, so daß es unmöglich ist, umzukuicken oder den Halt zu verlieren. Gegenüber unseren Fahr­rädern haben die Fußfahrräder die An­nehmlichkeit, daß sie überallhin mitge­nommen werden können, darin dürfte ein besonderer Vorteil liegen, denn hat man auf einem Spaziergang einen hübschen Weg zu Fuß gemacht und kommt auf die langweilige Landstraße, so darf man nur seine Fußfahrräderanschnallen und munter geht es seinem Ziele zu. Ter Grund,

warum dieser schöne Sport bei uns noch nicht Eingang gefunden, ist hauptsächlich iu dem hohen Preise zu suchen (90120 Mk. pro Paar), zu welchem die Fußfahr­räder, die in England schon einige Zeit benutzt werden, angeboten wurden. Es^ hat nun eine deutsche Firma diesen Ar­tikel verbessert und bringt solchen um die Hälfte obigen Preises in den Handel. Wir sind überzeugt, daß dieser vornehme und gesunde Sport sich überall rasch ein­bürgern wird und binnen Kurzem eine Menge Damen und Herren zu seinen Anhängern gehören werden. (Pf. B.)

Der Kaiser hat, wie der Zen­tralleitung des Wohlthätigkeitsvereins mitgeteilt wurde, für die Gewitterbesckä- digten in Württemberg 3000 Mk. anwei­sen lassen.

Berlin, 4. Aug. Ein neues Firmen­schildAhlwardt und Co." erregt die Aufmerksamkeit der Passanten in der Oranienstraße. Wie man erfährt, hat der Rektor a. D. neben dem Engrosge­schäft in der Friedrichstraße auch ein Detailgeschäft in der Oranienstratze er­öffnet. Manche behaupten sogar, Ahlwardt wolle die Stadt Berlin mit einer Reihe von Filialen beglücken.

Berlin, 4. Aug. DerLokalanzei­ger" meldet aus Stockholm: In Gothen­burg ist ans der Stadt Germanien im Staate Javo in Nordamerika folgendes Telegramm bei Herrn Baron Viktor ein- gelaufen;Andree schweben in südwest­licher Richtung auf 10 Längegrad gegen Edaland gesehen. Ole Brakke." Der Absender ist unbekannt. Man sagt, es sei ein norwegischer Redakteur in der ge­nannten Stadt. Nordenskjöld, der als­bald gefragt wurde, meint, der Meldung sei nicht zu trauen, da der 10. Längegrad über England geht nnd Edaland in Grön­land liegt.

Ein bemerkenswerter Prozeß wegen unlauteren Wettbewerbs ist dieser Tage in erster Instanz vom Schöffengericht in Düsseldorf entschieden worden. Vor et­lichen Monaten erstand den dortigen Eier- händleru ein Konkurrent, welcher seine Ware spottbillig verkaufte; beispielsweise pries er an: Frische Landeier 3 Stück 10 Pfennig. Tie Eierhändler denunzirten den billigen Eiermaun wegen unlauteren Wettbewerbs, weil die angepriesenen fri­schen Landeier fremde Kisteneier seien,' das Publikum sonach getäuscht werde. Das Schöffengericht verurteilte denn auch den Beschuldigten zu 50 Mk. Geldstrafe; in