Amtsblatt für die Stadt Wit'öbad.

General-Anzeiger für Uitdbad und AMgebung.

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Nr. SO.

Donnerstag. 3. August 1897.

33. Jahrgang

Württemberg.

Gestorben: 2. Aug. zu Stuttgart Dr. med. Franz Schmitt aus Urach, 32 Jahre alt; 3. Aug. zu Stuttgart Ober­studienrat Christian v. Henzler, ord. Mit­glied der Ministerialabtlg. f. Gelehrten- und Realschulen, zugl. Mitgl. der Kom­mission für die gewerbl. Fortbildungs­schulen und der Kommission f. die höh. Mädchenschulen, Ehrenritter des Ordens der württ. Krone, 67 I. a.

Stuttgart, 2. August. Von Sr. Maj. dem König ist die Abhaltung des landwirtschaftlichen Hauptfestes in Cann­statt in diesem Jahr angeordnet worden. Aus den allgemeinen Bestimmungen ist folgendes zu entnehmen: Das landwirt­schaftliche Hauptfest wird am Dienstag d. 28. Sept. d. I. auf dem Wasen bei Cannstatt gehalten. Bei demselben findet statt eine Vorführung von Pferden aus dem kgl. Privatgestüt, sowie eine Vor­führung von Pferden aus dem kgl. Land­gestüt, darunter eine Anzahl 3jähriger Hengste im Zuge, sodann eine Preisver­teilung für Pferde, Rindvieh, Schafe, Ziegen und Schweine an württ. Züchter, eine Ausstellung der prämierten Pferde, des prämiierten Rindviehs, von landw. Maschinen und Geräten, von Obst, Trau­ben und anderen landwirtschaftlichen Pro­dukten, endlich ein Vorreiten von je 5 älteren Pferden der vier Kavallerie-Re­gimenter, sowie das Vorführen eines be­spannten Geschützes durch das Feldart.- RegimentKönig Karl" Nr. 13. An das landw. Hanptsest schließt sich, wenn es die Witterungsverhältnisse zulassen, ein Velozipedwettsahren an.

Kürzlich haben Probefahrten mit einem neuen System von Akkumulatoreu- wagen begonnen und zwar vom Güter­bahnhof Untertürkheim nach Kornwestheim. Dieselben hatten einen so günstigen Er­folg, daß schon der regelmäßige Verkehr für das Publikum eröffnet wurde. Aller­dings werden die Probefahrten noch fort­gesetzt. Die Fahrt ist ruhig und regel­mäßig. Mit vollbelastetem Anhänge­wagen fährt der Motorwagen ca. 30 Kilo­meter pro Stunde, er erreicht also die effektive Geschwindigkeit der Personenzüge. Es läßt sich heute natürlich noch kein ab­schließendes Urteil über die Brauchbarkeit des Wagens, dessen Konstruktion nnd Ver­wendung völlig neu ist, abgeben, doch steht zu hoffen, daß er sich als ein ge­eignetes Vehikel zur Hebung des Nah­

verkehrs erweise. Bemerkenswert ist, daß die württ. Eisenbahnverwaltung, die in der Aufsuchung von für den Nahverkehr geeigneten Betriebsmitteln vorangeht, be­reits 4 Systeme probeweise zur An­wendung gebracht hat: die kleine Loko­motive, den Daimler-Motor, den Ser- polett-Wagen und den Akkumulatoren­wagen. Welches der Systeme sich am brauchbarsten erweisen wird, wird die Zukunft lehren.

Herren alb, 31. Juli. Ein wich­tiger Beschluß ist nunmehr endgiltig zu Stande gekommen. Es handelte sich um den Ausgangspunkt der in Ausführung begriffenen Bahnlinie, um die Lage des Bahnhofes, wofür man bisher 3 Plane hatte. Nun kommt der Bahnhof thalauf- wärts auf den Platz unter der Hummels­burg zu stehen, so daß sich der Bahn­damm links der Alb am Thalhang des Falkensteins dahin zieht, wodurch der herrliche Wiesengrund rechts der Alb und die Partie beim Dobelbachbrückle von dem ganzen Reiz nichts verlieren wird und für Erweiterungen des Kurorts unge-> schmälert erhalten bleibt. !

Calw, 2. August. Der hiesige Be^ zirksverein des Schwarzwaldvereins hat an dem Bahnhof eine Tourentafel an­bringen lassen, auf der die empfehlens­wertesten Ausflüge von hier und in die, Umgebung in schöner großer Schrift und > sehr übersichtlicher Darstellung angegeben! sind. Verzeichnet sind die Hauptpunkte! ;Calw, Hirsau, Liebenzell, Wildbad, Thal-^ > mühle, Temach, Wildberg und Zavelsteiu.^ ^ Bei den einzelnen Orten und Bergen: ^finden wir die Höhenangabe, die Ent-^ fernung der Orte nach Kilometer und: ! Stunden, die Rundsicht oder sonstiges Bemerkenswerte vvn den betreffenden Punkten verzeichnet. Jeder Tourist kann sich somit schon aus dem Bahnhof über die beabsichtigten Ausflüge genau orien­tieren. Die Tafel ist an dem Pfeiler, neben dem Wartsaal für Damen, ange­bracht und von jedermann leicht ersichtlich. Der Entwurf der Tourentafel stammt voll den HH. Rektor Dr. Weizsäcker und Professor Haug, die Ausführung von Hrn. Maler Jäger hier.

Calw. Aus der Verhandlung des Gemeindewasserverbands zur Schwarz­waldwasserversorgung ist noch nachzutra­gen, daß die Zahl der Teilnehmer nun auf 5432 angewachsen ist und sich die Kosten somit nach Abzug des Staatsbei­trags (30»<o) auf 108 Mk. pro Kopf be­

laufen. Das Wasser liefert die Quelle an 0er Kälbermühle, 2 Stunden oberhalb Wildbad, die Groß-Enz die Wasserkraft, um das Quellwasser auf den 776 m hohen Aichelberg in eiu Reservoir zu heben. Von hier aus gehen die Verteilungslei­tungen in die einzelnen Gemeinden.

Heilbronn, 29. Juli. Die bür­gerlichen Kollegien bewilligten die For­derungen der Regierung zur Durchführ, ung des Tunnelprojekts der Bottwarthal­bahn.

G e r a d st e t t e n , 30. Juli. In dem Weinberg Rufen des Weingärtners Majerle sind seit vorgestern gefärbte Klevner zu finden.

Kornthal, 31. Juli. Der verhei­ratete, ca. 40 Jahre alte Polizeidiener Wöhr von hier, wollte gestern nachmittag Garben auf dem Felde holen. Als der Wagen halb geladen war, gingen die Pferde durch. Wöhr wollte dieselben an- halten, geriet aber unglücklickierweise unter den Wagen. Dabei wurde ihm das Rück­grat so stark verletzt, daß er heute früh 3 Uhr seinen Verletzungen erlag.

Kirchberg a. d. Murr, 29. Juli. Gestern zog eine Gewitterwolke über un- seren Ort hin. Plötzlich hörte man einen starken Donnerschlag. Der Blitz hatte ein unter einem Baume Schutz suchendes Mädchen erschlagen und eine dabei stehende Frau schwer verletzt; ein Mann, der eben­falls unterstand, kam mit dem Schrecken davon. Von dem Daum, an dem der Blitz niederfuhr, war bis auf die Stelle, wo das Mädchen stand, die Rinde weg­gerissen.

Nit ndfch au.

Pforzheim. Herr Kaufmann Louis Madlener hat die in Ueberlingen prächtig gelegene VillaMeineck", bisher Eigen­tum des Grafen Vitzthum v. Eckstädt um die Sirmme von 120 000 Mk. käuflich erworben.

Großherzog und Großherzogin haben, nach der Karlsr. Z., für die Hagel­beschädigten in Württemberg die Spende von 1000 Mk. gegeben und dieselbe an Prof. Schönleber in Karlsruhe übersandt.

Von der bad. Grenze, 28. Juli. Man schreibt uns ans Mosbach: In der vergangenen Nacht unternahmen 2 Sträflinge im hiesigen Amtsgefängnis einen verwegenen Ausbruch. Tie gewit- terschwcre Nacht benutzend, durchbrachen sie die Bachsteindccke der Zelle, von wo aus dieselben auf den Speicher gelangten.