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AmLsVLüLL für die SLaöL WrL'ööaö.

KeusrÄ-Anzeiger ftr KüLbatz und Kmzebnng.

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^ sendungen werden nicht berücksichtigt. ^

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ScnnsLcrg, 3. Juli 1897

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Württemberg.

Stuttgart, 30. Juni. Die Re­gierung brachte in der heutigen Sitzung einen Entwurf zur Revision der Ver­fassung nebst Abänderung des Wahlge­setzes, sowie einen Entwurf, die Abge-^ ordnetenwahlen nach Kreisen (Prvpor-! tionswahlen) vorzunehmen, ein. !

Stuttgart, 29. Juni. Mittels Zirkulars an alle Geschäftsfreunde giebt die AktiengesellschaftNeues Tagblatt" hier bekannt, daß die Herren Gustav und Paul Voeth am 1. Juli d. Js. nach 34jähriger ersprießlicher Thätigkeit, zum lebhaften Bedauern des Aufsichrs- rats, Gesundheits halber, als die Direk­toren und Vorstandsmitglieder desNeuen Tagdlatt" ausscheiden. An deren Stelle wurden zuDirektoren die HH. Haus-Müller Palm (Sohn des Prof. Müller-Palm, welch letzterer als Chefredakteur beim Neuen Tagblatt" verbleibt) und Felix Voeth, Sohn des Herrn Gustav Voeth, ernannt. Außerdem wurde dem lang­jährigen Mitarbeiter in der Expedition Hermann Kicherer Prokura erteilt. Die Firma der Gesellschaft ist kollektiv durch 2 Direktoren oder einen Direktor und den Prokuristen zu zeichnen.

Stuttgart, 28. Juni. Nach Hun­derten zählte die Menschenmenge, die sich gestern nachmittag in Nills zoologi­schem Garten, woselbst eine egyptische Ausstellung und ein Beduinenlager an­gekündigt waren, eingefuuden hatte. Ein arabischer Wahrsager, Zuckerbäcker, Man delrüster und Mastikaverkäufer, sowie orientalische und egyptische Originalbazare, ferner ein arabisches Cafö mit egyptischen Tänzern und Tänzerinnen, Sängern und Musikern bildeten die Ausstellung. Das größte Interesse glaubt man jedoch den täglich zwei- oder dreimal stattfindeu- den Vorstellungen schenken zu müssen. Zunächst erscheint eine Karawane aus ca. 40 Personen, 5 Kameelen, 8 Pferden und 3 Eseln bestehend. Das Interessan­teste bieten die Nummern 25 (ein Kameel-Wettrennen), der Ueberfall einer Karawane in der Wüste, ein Ritt ums Leben oder der Pferdedieb, der Ueber­fall eines Negerdorfes mit Sklavenraub. In Nr. 6 des Programms findet sich ein Pascha bei einem Beduinenhäuptling zum Besuche ein, welch letzterer seinen: Gaste Spiele, Tänze und festliche Auf­züge veranstaltet und von den Reitern seines Stammes eine Reiterfantasia aus-

Stuttgart, 30. Juni. Heute Nach­mittag zwischen 2 und 3 Uhr entgleiste auf dem Güterbahnhof bei dem Verbin­dungssteg, gegenüber demEisenbahn- dörfle", ein von: Nordbahnhof her ein­fahrender Rangirzug. Deni herabgestürz­ten Bremser Andreas Altried wurde der Fuß abgefahren, auch wurde derselbe am Kopfe so schwer verletzt, daß er bald nach Ueberführung in den Katharinen- Hospital starb.

Ludwigsburg, 30. Juni. Um die erledigte Stelle des hies. Stadtvor­stands hat sich nur ein Bewerber, der Vorsitzende des Stuttgarter Gewerbege­richts, I)r. Hartenstein, gemeldet.

Hirsau, 29. Juni. Die Nagold hat nach wenigen Tagen ein zweites Opfer gefordert. Heute ertrank beim Baden der 28 Jahre alte, unverheiratete Band- Warenfabrikant Widmann. Vor Tisch wollte der Verunglückte noch ein Bad nehmen; als man ihn vermißte, wurden sofort Nachforschungen angestellt; Nachm. 4 Uhr wurde dann der Leichnam ober­halb der Schwane in unmittelbarer Nähe des Badeorts aufgefunden.

Ein fürchterliches Unwetter hat in der Nacht zum ersten Juli das württ. Unterland heimgesucht. Sturm und Hagel haben in den Oberümtern Brackenheim, Heilbronn, Neckarsulm, Weinsberg, Oeh- ringen, Künzelsau und Gerabronn un­berechenbaren Schaden angestiftet. Am schwersten scheinen die Oberämter Neckar­sulm, Weinsberg und Oehringen betroffen, aus denen die Berichte teilweise geradezu trostlos lauten. Staatsminister v. Pischek und der Präsident der landw. Zentralstelle, Frhr. v. Ow, reisen heute noch nach Oehringen ab.

Heilbronu, 1. Juli. EineSchre- ckensnacht liegt hinter uns mit Sturm und Hagel. Neckarabwärts ist grauen­hafte Verwüstung.

Neckars ul m. Heute Nacht wurde die Markung Neckarsulm von einem Zyklon mit heftigem Gewitter und Hagel betroffen. Schaden an Gebäuden, Bäu­men und Feldfrüchteu enorm. Gebäude allein ca. 80000 Mk. Ernte einschließ­lich des Weinertrags vernichtet. Ein trostloses Bild bietet die Gegend bei Neckargartach und Neckarsulm. Alle Früchte sind ganz in den Boden gehagelt, kein Halm ragt mehr in die Höhe, kein Baum hat mehr eine Krone. Die dicksten Stäm- we sind zerspalten und zerfetzt; viele aus­gehoben und fortgeschleudert. Im Klein-

äulein gibts keine Fensterscheibe mehr, die Dächer der Fabriken sind teilweise abgedeckt, Riegelwände eingeschlagen! In der Wcipert'schen Maschinenfabrik ist das hohe Kamin in der Mitte abgebrochen und aufs Kesselhaus gestürzt; der Höf ist von Brettern, Ziegeln und Backsteinen förmlich bedeckt. Ein neu anfgeschlagenes Hans ist zusammengeftürzt. Nicht viel besser sieht es im der chemischen Fabrik Wohlgelegen aus. Telegraphenstangen liegen am Boden, die Drähte sind zer­rissen. Auf dem Salzwerk sollen eben­falls Kamine eingestürzt sein, in Neckar-- sulm bas Dach des Tuncks der evang. Kirche. In Neckargartach scheint die Verheerung am ärgsten zu sein. Fußhoch lag hier der Hagel. Auch aus anderen Orten lausen die betrübendsten Nachrichten ein. Der Schaden ist ein Ungeheurer. Ganz besonders hart wurden auch die Orte Erlenbach, Gellmersbach, Eberstadt, und Hölzern betroffen, deren Weinberge ganz kahl iic der Ferne sich zeigen.

Eschelbach. Ter Schaden ist grö­ßer als geahnt. Die Weinberge sind schwer betroffen. Auf den Feldern steht, buchstäblich kein Halm mehr aufrecht. Trotz einer Hitze von 19^ R. im Schatten liegt der Hagel Morgens 'ft9 Uhr noch zum Teil wie Schnee aufgehäust und zeigt noch Körner in der Größe von Taubeneiern, sogar an sonnigen Stellen. Viele Bäume sind entwurzelt, geborsten, die Aeste oder Zweige, teilweise auch der Rinde beraubt und stehen kahler da als im Winter. Das Wiesenthal zwischen Kesselfeld und Neuenstein ist überschwemmt. Das unreife Obst liegt aufgehäuft unter den Bäumen. In Neuenstein sind die Straßen mit Dachziegeltrümmern bedeckt.

Oehringen, 1. Juli. Eine schreck­lichere Nacht hat hier noch niemand er­lebt, als die hinter uns liegende, aber auch niemand ein grauenvolleres Bild gesehen, als es der heutige Morgen uns zeigt. Da ist die Feder nicht im Stand auch nur eiuigermaßeu den Eindruck wiederzugeben, der auf allen Gemütern lastet. Nach furchtbarer Schwüle des Abends begann nach l Uhr ein Sturm und Gewitter mit Blitz, Donner und Hagel mit einer Wucht und Gewalt, die aller Beschreibung spottet; man glaubte, die Erde gehe aus den Fugen. Die Ha­gelkörner, in der Grüße von Tauben- und Hühnereiern, zerschlugen die Dächer, die Läden, die Fenstern, daß wohl kein Haus verschont blieb; der nachfolgende Regen