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Nr. 26.

Amis- und Anzeigeblait für den Oberamtsbezirk Calw.

94. Jahrgang

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Samstag den 1. Februar ISIS.

v«zugepr,i-r In der Stadt mit Lrägerlohn k/ik. L2S vierrekjährff<k». Vostdezugdprei- im Orrs- und NachdarorrSve*krtir L«k. S IS. im Feruvtrtehr Mk L.LS. v»stevq<!d in Wurnemlurg SO Pjg.

Die Ge hr im O en.

Ein polnischer Einfall in Westpreußen qeplant.

Berlin, l. Febr. Wie dieDeutsche Tageszeitung" versichern zu können glaubt, planen die Polen zum 5. oder tt Februar einen größeren Einfall nach Westpreußen.

Berlin, 1 Fedr. DieDeutsclx Allgemeine Zei­tung" schreibt über Deutschlands militärpolitische Lage: Im Westen ans Gnade und Ungnade der Entente preis- gegeben. ringt Deutschland im Osten verzweifelt um den Schutz seiner Marken gegen polnische Ländergier und den drohend sich nähernden Bolschewismus. In kurzsichtiger Verblendung laden die Polen eine weltgeschichtliche Ver­antwortung auf sich. Wenn uns gegen Westen nichts übrig bleibt als würdige und feste Betonung unseres Rechts, so müssen wir zur Abwehr im Osten aufzubrina-'n suchen, was irgend möglich ist.

Verlegung des deutschen Hauptquartiers nach dem Osten.

Berlin, I. Febr. Die Verlegung des deutfchen Hauptquartiers nach dem Osten wirb, wie dieVosslsche Zeitung" erfahren habe» will, demnächst staltsinden.

Lebensmittel für Polen.

Berlin, I. Febr. Für die bevorstehende Ankunft amerikanischer Lebensmitteliransporte für Polen werden im Danziger Hafen umfassende Vorbereitungen getroffen. Das schönste ist. daß mir den Landweg zur Verfügung stellen müsse», um die zu versorgen, welche uns unserer östlichen Grenzgebiete berauben wollen.

Zn MsseliHMMs- md MdenMge.

Dauernd« Proteste der Deutschen Wassenstillstanda- kommission.

(WTB.) Berlin. 8h. Jan. l. Sitzungsbericht der Waffenstillstandskommission in Spaa vom 29. l. I9t9: Die deutsch? Wassciistillstandskoinmiffion sah sich in der heutigen Sitzung wieder einmal veranlaßt, gegen meh­rere Verletzungen des Völkerrechts und der Wasscnstill- srandsbcdingungen durch die Entente energischen Pro- t e st cinzulcgen. So soll die belgische Regierung be­schlossen haben, alle noch In Belgien wohnhaften Deut­schen zwischen 16 und 60 Jahren unverzüglich auszuwei­sen. Diejenigen unter ihnen welche in den Heeren der Mittelmächte dienten oder deutschen Desatzungsbehör­den Dienste leisteten, sollen sogar scstgcnommen und interniert werden. Gegen die Bestimmungen des Waf- senstillstandsvertrages verstößt die von schweizer Blättern veröffentlichte Anordnung der französischen Negierung, welckse aus den Warenverkehr zwischen Elsaß-Lothringen und der Schweiz seit Mitte Dezember den französischen Zolltarif und das französisch-schweize­rische Handelsabkommen anwendet. Gleichzeitig im Widerdruck) zum Wasscnstillstandsabkommcn steht die französische Maßnahme, durch welche die Verwaltungen der Saargrubcn gezwungen werden, an die deutschen Behörden keine Kohlen st euer obzu'ühren. Die deutsche Kommission erhob ferner Einspruch gegen An, waßun-ren des Ehcfg der französischen Militärverwal­tung für den unteren Lahnkreis, der auf dem Gebiet des zivilen Rechts und der Verwaltung absolute Bc- f'b'sgewa't beansprucht, obwohl ihm noch dem W"G'"'- stillstandsvertrag nur das Recht der Kontrolle znsteht. Entgegen dem Amnestieerlaß der deutschen Volkoveauf- tragtcn lmm 8. und 7. Dezember bat er auch verboten, die im Zentralgesängnis zu Freiendiez befindlichen, von den Amnestievcrordnungen betroffen Strafgefange­nen sreizulassen.

Deutsckicrseils wurde den einzelnen» alliierten Kom­missionen sodann zwei Artikel derFrankfurter Zeitung" überreicht die auf Grund so«*'"issenschastlichcr Quellen die schrecklichen Folgen der Aushungerung Deutschlands darlcgen.

Zum Schluffe der Sitzung machte der Vorsitzende der französischen Komivission darauf aufmerksam, daß die Lebensmittelversorgung des linksrheinisclxn Gebie­tes seit einiger Zeit stocke. Er bat. ihm umgehend die deutschen Maßnahmen mitzutcilcn, welche die Lebens­mittelversorgung dieses Gebietes sichern sollen. Der Vertreter der deutschen Regierung in Spaa sagte Auf­klärung zu. betonte aber dgh der L"bensmittelwangel im besttUeu linksrheinischen Gebiet wahrscheinlich ans

die Verkehrssperre und die Lcbensmittelbeitreibung durch die alliierten-Heere zurückznsiihrcn sei.

Besetzung von Kehl.

(WTB.) Kehl a. Nh.. 80. Jan. Die für gestern abend a»gekündigte feindliche Besetzung beschränkte sich zunächst auf die Besetzung des Bahnhofes und des Postamtes. Das Gros der französischen Besatzungtrup­pen für den Kehler Brückenkopf und Umgebung ist von heute früh 8 Uhr ab eingerückt. Der Eisenbahn-, Post-, Telegraphen- u. Tclcphonverkchr mit Kehl und der dortigen Gegend ist eingestellt worden.

Die französische Kammer für ein« schnell« Demobil­machung.

(WTB.) Bern. 80. Jan. Die französisch« Kammer erörterte am Dienstag die Interpellationen über schnel­lere Demobilmachung. In der Debatte wurde eine Tagesordnung angenommen, worin die Kammer die Regierung auffordert, die notwendigen Vorlagen, die für das wirtschaftliche, kommerzielle und industrielle Leben notwendig seien, zu machen. Die Negierung möge genaue Regeln ousstellen und sie der Militär­behörde aufzwingen. Diese Tagesordnung wurde mit 422 gcgra SS Stimmen angenommen. Am Schluß der Sitzung brachte Nenaudel einen Antrag ein, in Frankreich möge der Achtstundentag und die englische Arbeitswoche rinocsuhrt werden. (Es-elnt, daß auch in Frankreich die Soldaten genug gedient haben.)

Der österreichische Staatsrat einstimmig

für Anschluß Derrtschöstreichs an Deutschland.

Berlin, 1. Febr. Der Staatsrat Deutsch-Oesterreich nahm den der österreichischen Nationalversammlung vor- znlegenden Gesetzantrag, der Deutsch-Oesterreich als Glied des Deutschen Reiches erklärt, einstimmig an.

Wilson geht vorläufig wieder nach Hause.

(WTB.) Paris. 80. Jan. (Havas.) Es bestätigt sich, daß Wilson Frankreich am lS. Februar verlassen wird. um sich nach Amerika zu begeben und dort der Sitzung des Kongresses am 4. März bcizuwohncn. Sein Aufenthalt in den Bereinigten Staaten wird nur einige Tage dauern, dann wird Wilson nach Frankreich zurückkehren. Seine Abwesenheit von Paris wird nicht mehr als drei Wochen betragen. Während dieser Zeit werden Lloyd George und ohne Zweifel anch Orlando nach England und Italien gehen, »m ihre Aufgaben als Leiter ihrer Negierungen zu erfüllen. In dieser Zeit wird die Arbeit hauptsächlich in den Kommissionen ge­leistet werden.

Zur Frage des Friedensschlusses und Völkerbundes.

(WTB.) Paris. 80. Jan. Nach einer Havavmeldung erklärte Leon Bourgeois einem Vertreter desPetit Journal" gegenüber über den Völkerbund, daß dieser schneller in Erscheinung treten würde, als er vorher zu Haffen gewagt habe. L-insichtli'ch der Organi­sation des Völkerbundes, dessen Grundlinien und Ein­zelheiten gegenwärtig außerhalb der offiziellen Debatte von den Vertretern der großen alliierten Bereinigungen iy Paris revidiert würden, sagte Lckon Bourgeois, die alliierten Ncgierunaen setzten zunächst die Bediiwrnwen und Grundregeln für den Völkerbund lest, der nur die van ihnen vertretenen Rationen umfasse. Im zweiten Stadium, nämlich auf der allgemeinen Friedenskonfe­renz. in Gegenwart der feindlichen Delegierten -werden die Alliierten als Friedensbedingungen den Mittel­mächten den Eintritt in den von ihnen geschaffenen Völkerbund auferle"en. der vor allem Schieds­gerichtszwang und Einschränkung der Rüstungen er­zwinge. Zum Schluß werden sich auf einer durch den Friedensvertrag einberufcnen allgemeinen Konferenz alle Staaten versammeln, die den Wunsch haben, an ibr teilznnehmrn. Sie werde über die Zulassung anderer Länder zum Völkerbunde b-Gchlicßen. Deutsch­land und leine Dundesgenoffen werden natürlich, nm auf der gleichen Stufe mit den andern Nationen be- bande't wer*""' zu kgnn»n de« Beweis erbringen müs­sen. vag sie nicht «»«4» auf Eroberungen ausgeh«» «ud

im vollen Umfange für die von ihnen augerich.eten Ver­wüstung:» aufkommen werden.

(Der Zynismus in den Ausführungen des ehemali­gen Sozialisten Bourgeois ist geradezu schamlos. In dem Augenblick, in dem Frankreich mit Hil'e der ganzen Welt zum zweitenmal zum Raub bau lchen Landes schreitet, und darüber hinaus noch deutsche Kolonien einsteckcn will, will Frankreich die Ausnahme Deutsch­lands in den Völkerbund davon anhängig macken, d wir den Beweis (!) erbringen, daß wir nicht mehr auf Raub ausgehen wollen.)

Derivate N'6kr!ch'en.

Lebensmittel für Wien.

Berlin. 31. Jan. In Wien ist nach demBerliner Lokalanzciger" der zweite englische Lrbcnsiniltelzug mit 28 Wagen e »getroffen.

Nevointionäre Arbeiterbewegung in England.

Rotterdam, 3l. Jan. Wie derNieuwe Roller« damsche Courant" ans London meldet, hält die Regie­rung an ihrer Absicht fest, sich nicht in die Streiks am Clyde, in Belfast und in London einzumengen. Es handle sich durchaus um Aiisständische, die von Leitungen der Gewerkschaften nicht anerkannt werden. Die Lage in Belfast hat sich inzwischen sehr verschlechtert. Das ganze Leben der Stadt ist lahmgelcgt. Es ist zi» Ge­walttätigkeiten gekommen. Zahlreiche Läden wurden geplündert.

London. 3l. Jan. Wie dieDalli) News" er­fahren. teilt Donar Law in seiner gestern »ach der K'a« biiieltsitzttuq an die Stadt Glasgow gesandten Antwort mit, die Negierung sei dar Ansicht, daß für die Streiks bestimmte Leiite verantwortlich seien, die nicht mit den Gewerkschofteii in Verbindung stehen, sondern auf eine soziale Nevo'uiion hiiiarbeilcn. Die Negierung habe alle Schrille für die Aiifrechterbaltriiig der Ordnung und den Schutz der Personen ergriffen.

Dc'fkchi nd.

Paul Lindau f

Berlin, 1. Febr. Gestern abend verstarb in selner Wohnung im Grrineivald »ach mehrtägiger Krankheit im 80. Lebensjahr der belraniile Dichter und Schrift­steller Paul Lindau. Seit einigen Tagen litt er an schwerer Herzschwäche.

Unerträgliche Zustände.

(WTB.) Gotha. 29. Jan. Der A.- u. S.-Rat Gotha hat dieser Tage an die Angehörigen der U. S. P. W a s« fen verteilt, wogegen die Deutsche Demokratische Partei in einem Telegramm an den Rar der Dolks- beauftragten in Berlin Protest erhob. Dieses Tele­gramm. das die zunehmende Beunruhigung der Gothaer Bürgerschaft erwähnte, und die dringende Bitte nm Abhilfe enthielt, wurde von den beiden Zensoren die der Gothaer Rat der Volksbeouitragtcn au' dem hie­sigen Telegraphenamt eingesetzt hatte, ausgehaltrn und später auf Befehl der Gotkacr Volksbaaustragten diesen ansgrliefert. Dasselbe Schicksal erfuhr eine Protcstdevesche der Deutschen Rationalen Partei. Beide Proteste wurden scdoch der Regier"ng auf anderem Wege übermittelt Die Gerückte, daß cs in Gotha zu Unruhen gekommen sei. bestätigen sich nicht.

Die Kuael für vaterländisches Pflichtgefühl.

(ÄLTB.) Berlin. 80 Jan. Wie derB. L.-A " be- richtet, sollte gestern vormittag eine Abteilung des Frei­korps Hullen^im Grenzschutz nach Oberichlesien ver­laden werden, als sie plötzlich von einer großen Abtei­lung. anscheinend wilder Soldaten an der Abfahrt ver­hindert wurde. Als die Freiwilligen den aufreizenden Reden kein Gehör schenkten, zogen die Ausrührer Re­volver und schossen auf die Truppen. Hierbei wur­den t Unteroffizier und l Mann getötet. Der Bahn» h >f wurde gesperrt und telephonisch eine Abteilung vom Landjcigerkorps herbeigcrusen. (Wahrhaftig, ange­sichts solcher Vorgänge könnte man zu dem reaktionären Standpunkt gelangen, daß für die Freiheit nicht jeder reif ist. Solange iür solche Schurken aber noch Straf» ijleiheet besteht, wird es nicht besser.)