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armen verkohlten Opfer besprechend, Fol­gendes:Der Graf de Chevilly traf in Begleitung der nur 18 Jahre alten Gou­vernante seiner Töchter ein; nach meh­reren Stunden Hin- und Hersnchens hat diese junge Gouvernante das selbst erst 18 Jahre zählende Fräulein Avanue de Chevilly wiedererkannt." Und in seiner Nummer vom 8. d. M. fugt das Blatt hinzu:Was sollen wir sagen über ein so wakeres Mädchen von erst 18 Jahren welches für ihre zwei jungen Herrinnen that, was viele Eltern nicht gethan haben indem sie, um solche ausfindig zu machen, 2 Tage und 2 Nächte hindurch in Mitte dieser schrecklichen Leichenaufspeicherung verbracht hat!!" Die junge Gouver­nante, welche ganz Paris durch ihre An­hänglichkeit und Treue mit Bewunderung erfüllt hat, ist wie demB. B." mitge­teilt wird, ein Baden-Badener Kind und zwar die Tochter des Kaufmanns Fie- derling daselbst.

München, 15. Mai. Pfarrer Kneipp fühlt sich nach denMünchener N. Nachr." sehr schwach, so daß das Schlimmste zu befürchten und an die Wiederaufnahme seiner Thätigkeit überhaupt nicht mehr zu denken ist.

Der Reichstagsabgeordnete von Voll mar, der durch die überraschend glückliche Kur des Orthopäden Hessing in Göggingen-Augsburg von seiner Lähm­ung geheilt und durch die Operation des Dr. Hermes in Moabit jüngst vom letz­ten Granatsplitter befreit worden ist, hat nicht nur das Vermögen, frei und an­dauernd zu gehen, wiedererlangt, sondern sogar zu radeln angefangen. Er macht zur Zeit in seiner Heimat aus ärztliche

heit, Gelegenheit immer und überall znm Barfußlaufen rc.

Freunde und Verehrer Viktor von Scheffel's in Staffelstein haben in einer Generalv ersammlung einstimmig b es chloss en aus dem Staffelberg,dem Berg des heil' gen Veit," Scheffel ein Denkmal zu er­richten. In Aussicht genommen ist event. auch die Errichtung eines kleinen Scheffel- Hauses mit Scheffelmuseum und, soweit möglich, auch die Schaffung von Ünter- kunftsräumen für die Bergbesucher. Be­hufs Erreichung dieses Zweckes ergeht an alle Verehrer des Dichters, an alle Vereine und Korporationen die Bitte, durch Geldbeiträge, Bildung von Lokal- komite's, Sammlungen rc., mitzuhelsen.

Wiesbaden, 17. Mai. Das Kaiser­paar erschien um 7 Uhr abends im Theater, von Trommpetenfanfaren und Hochrufen begrüßt. Die Festaufführnng des Lauff- schen DramasBurggraf" ist glänzeud verlausen. Die prachtvolle Inszenierung namentlich des Minnehofes, der Kaiser, wähl und des Lagers Rudolf von Habs­burg wurde allgemein bewundert. Die Worte des Burggrafenein Reich, ein Kaiser, eine Treue" begleitete brausender Beifall. Das großherzogliche Paar von Hessen war anwesend. Unter stürmischen Hochrufen fuhr das Kaiserpaar nach dem Schlosse zurück.

Berlin, 15. Mai. Das große Loos der Preußischen Klassenlotterie siel aus Nro. 208,461.

Berlin, 14. Mai. Wie der,, B.-Ztg. gemeldet wird, ist es dem Grafen Herbert Bismarck im Verein mit dem Professor Schweninger gelungen, den Fürsten Bis­marck zu bestimmen, daß er einwilligte,

Anordnung eine Nachkur durch, die im An diesem Jahre zum Kurgebrauch nach

wesentlichen durch fortgesetztes Radfahren auf einem Dreirad natürlich, eine merk­liche Kräftigung und Stählung der Bein- Muskeln bezweckt.

Der Herzog von Sachsen- Koburg-Gotha begibt sich zum Kur- gebrauch nach Bad Kissingen.

Unter den Geschäftsleuten und

Gastein zu reisen. Die dortige Kurven waltung ist von dem Eintreffen des Für­sten im Juli d. I. bereits verständigt worden.

Aus Friedrichsruh wird ge­meldet, daß Graf Herbert Bismark dort eingetroffen ist, um seinen Vater zu der von Prof. Schweninger dringend befür- worteten Reise nach Gastein zu bewegen.

Villenbesitzern in Wörishofen herrscht; Der Fürst befindet sich übrigens außer- seit der wieder bedenklicher gewordenen ordentlich wohl. Er machte am Freitag Erkrankung Kneipps eine böse Stimmung, leine 2stündige Ausfahrt. Schweninger Die Meisten glauben, mit dem Ableben Ast wieder in Friedrichsruh eingetroffen. Kneipps sei unvermeidlich einkolossaler! Ä" Lüttich brach in der Kathe-

Krach" verbunden. Die Wörishofener ! orale während der Firmung Feuer aus. Zeitung bringt nun in ihrer Nr. 35 vom! Es entstand eine große Panik, wobei 18 6. Mai einen beruhigenden Artikel über! Kinder verletzt wurden. Das Feuer Wörishofens Zukunft, der ungefähr Fol- konnte bald gelöscht werden.

gendes ausführt: In Wörishofen wird so gehandelt, genossen, gewickelt und ge­lebt, wie Kneipp es haben will. Eine Fälschung oder Verzerrung der Methode war nicht möglich unter dem scharfen Auge des Gründers, die ersten und lang­jährigen Schüler des Meisters sorgen für Behütung und Reinerhaltung der Me­thode. Kneipp ist kein Wundermann, von dem heilende Kraft ausströmt, die sich nicht übertragen ließe, Kneipp ist kein Schäfer, der ein an seiner Person haf­tendes Geheimnis besäße; Kneipp ist ein Genie, der ein System aufgebant hat, das so klar und einfach ist, daß es der Meister wohl auf die von ihm Auserko-

Aus der Schweiz, 16. Mai. An dem neuen schweizerischen 20-Frankenstück fällt das bei Münzen zum erstenmal sich geltend machende Kunstprinzip auf, statt des heraldischen Wappenkopfes es einmal mit einem realistischen Bild zu versuchen. Warum soll die Helvetia den mehr oder weniger gleichartigen Typus einer grie­chischen Göttin tragen, warum nicht wie ein schönes Schweizermädchen aus unseren Tagen aussehen? Dies wurde dadurch erreicht, daß man das Bild einer Berner Oberländerin der Zeichnung zugrunde legte und namentlich in der Haartracht, den reichen Flechten bei frei wehendem Stirnhaar, der Wirklichkeit Zugeständnisse

renen übertragen konnte. Ein Kurort; machte, die aus einer Münze, wo sonst verschwindet nicht über Nacht von der! Physiognomien und Behandlung der Haare Bildsläche; Kurorte, welche mehr Natur- einen feierlichen Stil zeigen, neuartig schönheiten aufzuweisen haben, gibt es sind.

genug, Wörishofen hat aber Vorteile,! Die Schweizer Landes«us- durch die es konkurrenzlos ist: Ungenirt- stellu ng, die letztes Jahr in Genf statt­

fand, erzielte ein Defizit von 600 000 Frs., das Genf selbst deckt. Das Wetter nur 35 regenfreie Tage beeinträch­tigte den Erfolg. Die Einnahme in Genf war doppelt so groß, wie 1883 in Zürich, die Auslagen dafür dreinial so groß. Der Vergnügungspark warf 300 000 Frs. weniger ab, als veranschlagt war. Im übrigen bedeutete die Ausstellung für Genf und die Schweiz einen großen Er­folg, namentlich auch als Vorübung für die Pariser Ausstellung von 1900.

Petersburg, 15. Mai. lieber das Eisenbahnunglück bei Dorpat wird noch gemeldet: Der Militärzug, der zwei Bataillone des Krasnojarskischen Infan­terieregiments beförderte, entgleiste auf einer Strecke, die eine Senkung aufweist während eines heftigen Gewitterregens der den Bahndamm überschwemmte bezw. unterwusch. Das angesammelte Wasser stand so hoch, daß aus dem Wagen sprin­gende Soldaten darin ertranken. Die mit dem Tender entgleiste Lokomotive steht längsseits des Eisenbahnkürpers. Von den Wagen sind 15 zur Truppenbeförde­rung hergerichtete gedeckte und die Platt­formen zweier Personenwagen II. Klasse zertrümmert und bilden einen Trümmer­haufen der den Bahndamm ans eine Länge von 80 Metern bedeckt. 93 Mann sind verwundet nach Dorpat ins Hospital gebracht. 24 Leichen wurden bisher nach Dorpat überführt. Nach Angabe des Regimentskommandeurs müssen sich jedoch noch gegen 30 Soldaten unter den Trüm­mern befinden. Die Bergungsarbeiten werden fortgesetzt. Von allen Seiten werden Sanitätszüge zur Hilfeleistung gesandt.

Paris, 14. Mai. DerGaülois" meldet: Baron Mackau sei von Graf Castellane benachrichtigt worden, daß seine Frau zum Gedächtnis ihrer Mutter, der Frau Gould, 1 000 000 Frcs. für den Bau eines Hauses gestiftethabein den: künf­tig Wohlthätigkeitsbazare und andere der­artige Veranstaltungen abgehalten werden können.

Konstantiuopel, 18. Mai. Mar­schall Edem Pascha erhielt Befehl, alle Feindseligkeiten einzustellen.

In

Bermischtes.

chwelm (Rheinprovinz) ist es der Polizei gelungen, eine aus zehn jungen Burschen bestehende Diebes- und Räuber­bande, die Schwelm und Umgebung durch zahlreiche, mit großer Verwegenheit aus­geführte Einbruchsdiebstähle unsicher ge­macht hat, aufzuheben und dingfest zu machen. Wie sich bei der polizeilichen Vernehmung herausstellte, bildeten die Diebe unter einem Räuberhauptmann, dem sie sich durch einen auf Messer und Re­volver geleisteten Eid zu strengem Gehor­sam verpflichten mußten, eine geschlossene, nach beschworenen Paragraphen handelnde Bande im wahren Sinne des Wortes. Eine von ihnen angelegte Höhle in einem Walde bei Schwelm sollte Vorratsraum und Zuflucht sein. Ihren eigentlichen Namen hatten sie mitRäubernamen" wie Jo, schlauer Fuchs,. Eisenfaust u. dgl. vertauscht. Der Anführer hatte unter seine Leute Revolver verteilt, mit denen sie sich nötigen Falls gegen Angriffe ver­teidigen sollen. Uebrigens benehmen sich die Räuberhelden, nachdem sie in Num­mer Sicher sind, sehr kleinlaut und ver­raten einander ganz munter, trotz des auf