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2rmts- und An, eigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

94. Jahrgang

Zeile IS Pg. Reklamen »S der U zelgenannnkme S Uvr vor»

^erne-^

Montag den 27. Januar ISIS.

Bezugspreis: In der Stadl mit Lrägerlohn Mk. 2L» vierreljühriich. PoftdezugLpeeiS im OrtS» und Nachbarortsverkehr Mk. 2. im Fernvrrkch« _ Mk. 2 ?ö, Deftellpeib fn ?y "^temderg ?<) Pf»

L.ne Dotschast der Württemberg. Negierung. T^ginn der Generaldebatte

der Landesversammlung.

* In der Samstligssitzmrg verlas der Minister des Innern. Dr. Lind«mann, eine Botschaft der vor«.rnfi!:rn würrliemderqischen Regierung. in t;r sie alle Mißnabmen zum Wiedemnfvau unseres wirtschossllchen Lebens au,zählt, und darauf himreist, dag nur Arbeit allein, schwere für alle Teile des Volkes opseroolle Arb"ss uns vor dem Aerqsteu zu bewahr« u vermöge. Um 9-»hstosfe und Nah. rung zu erhol en. brauchen wir den Frieden. Die Ne­gierung gibt auch Rechenlchast über die von ihr getroffe­nen Anstalten zur Niederwerfung des spar.'akisrgchen Putschcs vom 9. Januar, bei dem sie vor der Wahl ge­standen sei. der Gefahr des völligen Zusammenbruchs unseres staatlichen und gesellschaftlichen Lebens tu enlcs eutgegenzuseben oder sie abzuwehren. Die Negierung h"be die Abwehr gewühlt »nd hoffe, dag in wenigen Wochen auch jener kleine Teil dcs Volkes ilir Handeln als lichlig erkenne, denn ein Zusammenbruch halte den besitzlos«» Teil des Volkes am schwersten gelroffen. Di? R-sternng beglicht cs sodann, daß durch die ruhige Art, mit der das Echwabenvolk sein Selbstbestimmringsrecht angewendet habe, es gezeigt habe, dag dcs Gefühl der Würbe im deutschen Volke wieder erwache. Die Pflicht, im er Dcnt'chliim allen Gewalten zum Trotz zu rri rlten, solle un'er Führer durch alle Not und Bedrückung der Gegenwart sein, hinüber zu einer n«»'»n V ütczeit. Kein feindlicher Imperialismus w'rde uns auf die Dauer hindern können, als alcich- berecht^tcs Glied in d'm von uns allen ersehnen Völkerbünde zn stehen. Es ist erfreulich, dag wir end­lich eininol wieder Warte vernehmen, die dem Volk den national«» Instinkt in Erinnerung rufen, den es im Leufe des Krieges verlo.cn heile, sodcß es den wie hörten Gewalttalen und Demütigungen seiiens sein« Ieinde direkt apachisch gegenüberständ. Die Notwendig keit des Medererwc l ens dcs nationalen Gedankens be­tonte als erst'r Nedner unch Konrad Hanßmann, de s-r: o ' o'v dag nah 2-monatlicher Passivität in der Unstt.ipolilik cz j«tz> höchste Zeit sei zu aktiver Anß«n- r ilik. Es müsse !^t bindend erklärt werden, bis zu elchem Grade § chlaud freiwillig bei den Frledcns- cerhairdlungen u.itn.iieiie. Selbstmörderische und demü- tieurde Zumntiinacn müßten als unannehmbar erklärt werden, in bem Sinne dag viele Generationen sich gegen diese Vergewaltigung anflchiien würden. Zur Revolution saate Hanßmann, der Hauptgrund sei wohl der, daß der GetZuldsfabiN des deutschen Volkes zn lange gespannt mar, als dag er nicht hätte zerreißen müssen, aber durch die Aufzählung der vor der Revolution vorgcnommencn staatsrcchtlicl n nnd persönlichen Aeiidenmgen legte der Nedner oleich,zeitig dar. daß allcs, was wir erreicht baden und nach en eichen werden, auch ans gesetzlichem Wege sich hätte vollziehen lassen. Erschlug vor, die bisherige Negie­rung, die eigentlich nicht entsprechend der Zusammensetzung I der Landesversammlung ihre Ministersitze erteilt habe, vorerst zu bestätigen. Die Politik dcs Landes werde sich künftig rwllsseben ans d-n Zusammenwirken der Arbciiewartel > ss den bürgerlichen demokratischen Par­teien. Der nächste Palteisübrer, der unabhängige Crlspien, st.r hier so weltverbessernde Töne gefunden hat. zeigte einen wahren Charakter, indem er die Errungenschaften er Nevolntkon als Stückwerk betrachtete, und also durch- »licken ließ, daß nach seiner Ansicht noch lange nicht ge­nug Unruhe im Laude war. Er verteidigte deshalb auch den Epartakistenpntschvcrslich. und suchte ihn als harm­lose Demonstration von Arbeitslosen hinzustellen, die erst durch Anfstellen von Maschinengewehren das schlimme Ende genommen habe. Minister Lindemann stellte abe' diese Verdrehung der Tatsachen richtig, indem er danuu himvies, daß die Demonstranten in den Hof de«

steritims ein Maschinengewehr mitgebracht hatten, in der ersten Kammer seien Handgranaten verteilt worden, und von der Sicherhellstrompngir.e sei niemals zuerst geschossen worden. Die Btntsch.ssd lalle aus die. die zum Wayen- gevrauch au'gesoroe t und zuerst geschossen hätten. Aus di.ser Antwort bann Herr Criivieu ersehen, wen die Schuld an den Opfern des 9. Januar trifft.

Zur MffkosWMs- M §Me»sirW.

Don der Friedenskonferenz.

Berlin, 27. Jan. Der Vertreter derDaily News" auf der Friedenskonferenz will, wie es in ver­schiedenen Morgcubiättern heißt, melden Kannen, daß es hofsemlich möglich sein werde, die Vertreter der Mittel­mächte Ende März oder anfangs April nach Paris zu berufen, vo .msgcsetzr, daß Deutschland bis dahin eure regelrechte Regierung habe.

Die Entente gegen die Eroberungsgier der neuen Staaten.

Paris, 24. Jan. (Havas. Amtlich). Nach der gestrigen Versammlung des Obersten Kriegsrats hielten ^ Wrlson, die Prea iermiiiisler und die M'n.sler dcs Aeußern, s sowie die Vertreter der japanischen Regierung eine kur^r Sitzung ab. Eie stimmten der Veröl',.ntuckung und der raowtelearaphischeri Ucverm'ttluiig folgender rrrkiärrmg zu: Die Negierungen, die gegenwärtig zu einer Koir^renz versammelt sind, um einen dourcha ten Frieden zwilchen den Na.ionen zu schaffen, sind sehr bewegt von de» Nach­richten, die ihnen aus verschiedenen Ländern Europas und dcs Orients wiederholt zugekommcn sind, wo­nach von der Gewalt Gebrauch gemacht wurde, um von Gebieten Besitz zu nehmen, über deren rechtmäßige Rück­gabe die Fr'edensko.iser.iiz zu bestimmen berufen »st. Die Negierung.m sind der Ansicht, daß sie die Pflicht 'mben, eine feierliche Warnung zu erheben und zu cr- klär.m, dag jeder Besitz, d. mit Hilfe d. Gen a t errungen ist. der S iche derjenigen den größten Schaden zusrizt, die zu solchen Mitteln greifen. Diej« rügen, die Gewalt anwenden, lassen die Vermutung auskommen. daß sie e-n der Gerechtigkeit und der Nechisgid.gkrit ihrer Forderungen zweifeln und daß sie ihre Souveränität mehr auf die Gewolt gründen wollen als auf die na.«- onoie oder Rossenangchötiokeit und auf die von der Ge­schichte gescka,fenen natürlichen Baude. Damit werfen, sie einen Schassen auf alle Rechlsiitet, die sie später gel­tend machet scilteu und sie bekunden Mißtrauen gegen­über der Fliedtnskonserenz selbst. Hieraus könne» nur die unheilvollsten Ergebnisse heroorgchen. Wenn sie die Eerech.igkeit wollen, so müssen sie auch auf die Anwen­dung von Gewe't verzichten und ihre Forderung.n in einer Art und Meise den Händen der Friedenskonferenz ilb.'rgcbeii. die keinen Zweifel über ihren guten Willen h ßt. Das tut die Entente natürlich nicht um der Ge- rcch.igkeit willen, sondern weil sie Komplikationen fürchte).

DerVölkerbund- verwirft die U-Boolwaffe.

(WTB ) Rotterdam, 24. Fan. DemNieuwe Rotterdam scheu Courant" zufolge wird derNew Pork World" aus Paris gemeldet, daß der Entwurf über den Völkerbund das Unterseeboot als Krieg«,iltel vollkommen unterwirft und von allen Ländern die den Völkerbunds- vertrag unterzeichnen, fordert, daß sie alle Waffen dieser Art vernichten. Die Engländer nnd Amerikaner haben eine große Abneigung gegen die Ansprüche der französi­schen Militärs auf den Besitz des linken Nheinusers, ebenso auch geaen die italienischen Forderungen bezüglich ''er östlichen Adriaküste. Natürlich, die U-Boolwaffe -sstke mit der Z«it die Uebermacht der englisch-amerika« nischen Flotte bedroht, und hatte auch kleinen Bölkem d'e Möglichkeit zur Verteidigung ihrer Lnteressen gegeben. Des log aber verhindert werden.

Die Verteilung der deutschen Kolonien.

London, 25. Fan. (Nenter). Die Times melden aus Par s: Bei den gestrige» Verölungen über die Kvion'.er.« «.hob Smuts im Namen der Süda.rik.iirer Anspruch auf D«utsä süüwcstcsrika. In d'estm Piiuk:e herrscht voll­ste lckqcs Einvernehmen. Grrßbritcnmen ist bereit, sich für Togo, Kamerun nnd Südostairika mit i gend einer Form von Neutralisierung zu begnügen. Infolgedessen brcucht man nur noch darüber rerhanoeln, was »i! den Eomosinseln und den pax-fischen Inseln geschehen soll. Japan hat vor einiger Zeit oorgesch igen, daß für die Zuteilung dieser Inseln der Aequator als siid'ict e E enz- li'ie festgesetzt werben solle. In diesem Fasse würde Japan die Karolinen und die Marschall-Inseln erhal.cn.

Die polni.che Gefahr.

Bromberg, 25. Jan. (Amtlich). Vondcnansamm- hingen in Mitendorf, Eichhorst »nd Vrüy'rdcrf wuä n mit Arlssler.'e beschoss.'«. Eigene P«..rvi ss>«n brachten eine Anzahl Gefangene ein. Die poln.scken Banden internierten die friedlichen Bewohner von Schmied ebere und Umgegend.

Feaazösische Sympathien für die süds rwischrrr Ansprüche auf Fiume und Triest.

Bern, 24. I m. In Fiume kam es dieser 5 wieder zu Demoiytralioneu^der Kroo'en gegen die -..a- liener, bei denen wie der Cmriere deile Sera erkennen Mt, französische Soldaten und Offiziere der Besatzung mit den Kroaten geme.nsame Sache machten. Die der E"co!o" weiicr aus Triest erfährt, ist dort die Eüa.mung gegen Ita'ien so gereizt, daß man sich selbss mit den .maßvollsten Sozialisten über die Iinlien'tät Triests nicht re«stvirdigen könne. Auch derCorüere della Sera" meldet rr.iter, dcß sich mit der ital enischeii Besetzung Triers viele Uneriräglickkeiten eingestellt hätten. Der Handel liege vök.g darmet -r. besonders infolge der nn- olcichen Handh«,örmg bei der Umwechslung der 5irone.

^ Die Teurung sei v'ößer als unter der österreichisch«!. Ne«

, greruiiq. Eine Folge dies« s Zustandes sei, daß die Trie- ster Werftarbeiter ihre Arbeit eingestellt hätten.

Um die Zukunft Montenegros.

Paris, 24. Jan. (Havos). Der König von Montenegro lat an die moulenegrinische Bevölkerung eine Boischast gerichtet, in der er biitet, der Bcsehur.e durch Truppen, die sich dcs Landes zu bemächtige» versuchen, keinen Widerstand entgegenznsctzen nnö in der er versichert, daß das Volk sich demnächst über die politische Gestaltung seiner ziikiinstigcn Negierung frei aussorechen könnte. Die Friedkiiskousereuz bat in >q:er S.tzung am Mittwoch der Botschaft zugestimml und ihre Ab endung genehmigt.

Auch die türkischen Staatsmänner

sollen adgeurteilt werden.

London, 24. Fan. Ans Koustantinopel wird be­richtet, daß die türkische Regierung zurücklritt Man er­wartet, daß Temfik Pascha ein neues Kabinett bilden wird, in das eine größere Zahl von Gegnern des Ko- mites für Einheit nrd Fortschritt ausgenommen werden soll. Dieses Komite versucht noch immer zu verhüten, daß die Personen, die die armcnssckcn Massakres re uriacht haben, bestraft werden. Es handelt sich hier nainrlich um dieselbe Tendenz der Entente, denn von dort geht die ganze Sache aus, die ihnen nicht passenden jnirgtürkischen Elemente zn vernichten, damit England umso besser sich seines Raubes freuen kann.

Deutschs« nd.

Di« deutsche Nationalversammlung- Nach einer vomRcichsanzeiger" veröffentlichten vorläufigen Zusammenstellung der Wahlergebnisse aus­schließlich der Pfalz sind für die einzelnen Parteien folgende Stimmen abgegeben worden:

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