Amtsblatt für die Staöt Wrt'öbad.

feneral-Anzeiger für Miöbad und In;gebnng.

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Nr. IS.

Württemberg.

Nach einer Verfügung des Mini­steriums des Innern ist der Handel mit Rindvieh und Schweinen im Umherziehen bis zum 15. März d. I. einschließlich verboten.

Stuttgart, 2.Febr. Im Stadtgarten fand heute Mittag 2 Uhr die Geueralver- samml. des württemb. Obstbauvereius statt. Der Vorstand, G.-R. Fischer-Stuttgart, er- öffnete die Versammlung und konstatierte, daß es auch in diesem Jahre mit dem Ve­rein vorwärts gegangen sei. Derselbe zählt heute 1050 Mitglieder. Redner fordert zu weiterer Werbung auf und teilt mit, daß jedes Mitglied, auch die neueintre- tendeu, als Vereinsgabe die eben erschie­nene 2. Auflage des Buches von Gaucher Praktischer Obstbau" erhalten werde. Das Buch kostet im Buchhandel 6 Mk. gebunden 8 Mk.. Herr Fischer er­stattete sodann Bericht über die Thätig- keit des Ausschusses und die Vereins- thätigkeit überhaupt. Die Ernte dieses Jahres hat nicht befriedigen können, es wurden im Jahre 1896 für 2135 000 Mark eingeführt, für 1145000 Mk. Zi- beben n. s w. Nach Beendigung des geschäftlichen Teils folgte ein sehr inter- ressauter Vortrag über dieSchädlinge des Obstbaumes und deren Bekämpfung" von Elben-Stuttgart.

Die württembergische Bahnver­waltung führt jetzt aus der Strecke Reut­lingen-Rottenburg denAutomobil­verkehr" ein. Der Automobilzug hat keine Lokomotive, sondern besteht aus dem gefällig aussehenden und praktisch einge­richteten Motorwagen und ein bis zwei angehängteu Eisenbahnwagen. Der Mo­torwagen faßt 42 Reisende. Auf der vorderen Plattform befindet sich ein Mo­tor, der durch kurze Treibstangen die beiden Vorderräder in Bewegung setzt. Als Brennstoff werden Kohle, Coaks, Briketts rc. verwendet. Die auf der Strecke Stuttgart-Eßlingen bei Probe­fahrten angewendete Geschwindigkeit be­trug 55 Klm. in der Stunde. Ein Mann auf der Maschine und ein Schaffner ge­nügen zur Bedienung des Automobilzngs der gegenüber dem Lokomotivbetrieb be­deutende Ersparnisse, namentlich durch geringeren Verbrauch von Heizmaterial mit sich bringt. Für das Publikum aber ist mit der Einrichtung der große Vor­teil verknüpft, daß der Zug an allen möglichen Haltestellen Fahrgäste aufnimmt: an Straßenübergängen, Bahnwärterhäns-

Scrrnstag. 6. Jebvuav 1897.

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chen, Tnnneleingängen rc. Es werden also damit die Vorteile der Straßenbahn gewonnen. In Württemberg knüpfen sich an die Einführung des Automobil­zugs große Hoffnungrn. Eine Reihe von Gegenden, die bisher wegen der teuren Betriebs- nnd Anlagekosteu ver­geblich um Sekundärbahneu nachsuchten, werden künftig berücksichtigt werden kön­nen. Für obige Wagen, welche auf un­serer Bahn in den letzten Tagen Probe­fahrten machten, hat der Volksmund, dem ! das WortSerpolett" etwas ungelenk vorkommt, die schöne BezeichnungSer- velatwagen" erfunden.

Eine in den Kasernen geübte Roh­heit hat den Rekruten Trommer aus Urach zum Selbstmord getrieben. Er stand in der 1. Dragoner-SchwadronKönig" in Stuttgart. Nachts im Bett schoß er sich eine Kugel in den Kopf, doch lebt der Unglückliche noch. Die Ursache zum Selbst­mordversuch waren die Prügel, welche die Rekruten bei geringen Verfehlungen von Zweijährigen nnd diese von den sog.Al­ten", den Dreijährigen, erhalten. Wer schon einmal Zeuge war, wie der Mund mit Teppichen bedeckt, ein Dreschen mit Klopfpeitschen und anderen Instrumenten losgeht, wie beim Herannahen von Vor­gesetzten nur der Mißhandelte am Platze bleibt, die Strafvollstrecker aber in alle Winde zerstäuben, der kann sich einen Be­griff von dem Entehrenden einer solchen gemeinen Exekution machen. Trommer wnrde durch diese Quälerei erbittert u. als er kürzlich 3 Tage Arrest erhielt, weil er einen Kameraden unsanft beiseite geschleu­dert hatte, da kamen ihm, der Wochen lang an einer bei einer solchen Prügelei erlittenen Ohrenverletzuug im Lazarete lag, Selbstmordgedanken.

Neuenbürg, 3. Febr. Die Enz ist beim Postamt ans ihren Ufern getre-! ten. Der Verkehr ist bis jetzt nicht ge-^ hemmt. Auf der Langenbrauder und Dobler Höhe fiel heute Nachmittag un­aufhörlich Schnee.

Horb, 3. Febr. Der Neckar hat heute Nacht Besuch in der unteren Stadt ge­macht und scheint bei dem häufigen Regen denselben immerhin noch 24 Stunden an­dauern lassen zu wollen, so daß der Ver­kehr nur durch Kähne und Flößchen mög­lich ist, zur großen Freude der lieben Schuljugend. Zum Bergen von einer Masse von Lang- und Sügholz mußten 2 Abteilungen der Feuerwehr aufgeboteu

werden. Empfindlicher ist man noch durch das Stillstehen des elektrischen Werkes ge­troffen. Infolge des ungewöhnlichen Hoch­wassers steht das Wasserrad fest, und un­glücklicherweise ist auch die für solche Fälle aufgestellte Dampfmaschine heute in der Frühe beschädigt worden.

Heilbronn, 3. Febr. In dem bis zu einer Tiefe von 100 Metern gediehenen Schacht des im Bau begriffenen Salz­werks bei Kochendorf, das für die ersofe fene Salina Friedrichshaa zu Errichtung kommt, drangen Wildwasser, die von den ! aufgestellten Pumpen nicht bewältigt wer- ! den konnten.

! Gmünd, 2. Febr. Vor 2 Jahren 'ist das hiesige erste, renommirte Hotel 'zumgoldenen Rad" niedergebrannt. Der j Besitzer,, Seufert, baute dasselbe entspre- ! chend den neuesten Anforderungen wieder ' auf, jedoch ohne auch wieder einen Saal ' zu erstellen, in dem die größeren Vereine , Gmünds ihre Festlichkeiten abhalten könn­ten. Die Frequenz des Hotels entsprach 'nicht dem großen Bauaufwande und so kam es, daß-zum großen Aufsehen der ganzen Stadt gestern Abend der Besitzer .seinen Konkurs anmeldete. Wie man .hört, sollen namentlich hiesige Bauhand- ! werker bedeutende Verluste zu gewärtigen j haben.

/ Freudenstadt, 1. Febr. In ver- ^ gangener Nacht ist das dem Bäcker Zeller >in Oberiflingen gehörige Wohn- und ! Oekouomiegebände bis auf den Grnnd abgebrannt. Der Schaden ist beträchtlich. Vom Mobiliar konnte nur wenig gerettet werden. Der Abgebrannte ist versichert.

Ulm, 2. Febr. Aus dem Konkurs der hies. Laugmühle wurde gestern die Mühle in Vöhringeu a. Iller samt Ein­richtung um 52 600 Mk an G. Kimmel- manu, Inhaber der Ulmer Rvllgersten- fabrik, verkauft, der dieselbe als Knnst- mühle weiter betreiben wird. Die Vöh- ringer Mühle hat seiner Zeit 160000 Mk. gekostet.

Göppingen, 1. Febr. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag wurde der led. 18 Jahre alte Gerber I. Münz in der Fils tot anfgefnnden. Gerüchtweise verlautet, daß derselbe bei Streitigkeiten totgeschlagen und dann in die Fils ge­worfen wnrde.

Ravensburg, 2. Febr. Als etwas frühzeitiger Frühlingsbote hat sich heute hier der Storch eingefnnden und sein Nest auf dem Franenthor bezogen.