258

strafe verurteilt. Die Kosten des Ver­fahrens wurden beiden Verurteilten auf­erlegt und den Beleidigten die Publikations­befugnis zugesprochen. Der Staatsanwalt hatte 18 bezw. 2 Monate Gefängnis be­antragt.

Wien, 1. Juni. Herzog und Her­zogin Albrecht von Württcmbergsind gestern nach Gmunden abgereist.

Bern, I.Juni. Die Ortschaft Kien­holz bei Brienz im Berner Oberland (gegen 400 Einwohner zählend) ist durch Abstürze und Rutschungen infolge Wild- wafsers theilweise in Trümmer gelegt und mußte vollständig verlassen werden. Die Straße ist zerstört, der Eisenbahnverkehr unterbrochen, ein großer Schaden an Ge­bäuden und Kulturland ist zu b eklagen.

Paris, 1. Juni. An der hiesigen medizinischen Fakultät erregt folgender Vorfall peinliches Aufsehen. Ein Diener des Laboratoriums des Prof. Bouchard betrieb seit längerer Zeit einen einträg­lichen Handel mit dem im Laboratorium erzeugten Heilserum, von dem er, wie es heißt, große Me-gen an eine der größten Apotheken von Paris verkaufte. Prof. Bouchard ordnete eine Untersuchung an, in der festgestellt wurde, daß das be­trügerische Gebühren des Dieners von dem Leiter des Laboratoriums vr. R. still­schweigend geduldet worden war. Or. R. wurde veranlaßt, seine Entlassung einzu- reichen. Der Diener wurde sofort ent­lassen.

London, 1. Juni. Wie ein amt­liches Telegramm aus Prätoria mitteilt, sind alle Gefangenen freigelassen worden mit Ausnahme von Vieren, welche zum Tode verurteilt sind und deren Fall später in Erwägung gezogen werden soll. ^

Die Kathastrophe in Moskau.

Moskau, I.Juni. Zur Feststellung der Ursache der gestrigen Katastrophe ist gerichtliche Untersuchung eingeleitet worden. Die Behörden nahmen gestern eine Be sichtigung des Ortes der Katastrophe vor. Auf dem Wasanskoff Friedhof liegen 1282 Leichen mit Tüchern bedeckt und nur teil­weise in Särgen. Der Anblick ist ein wahrhaft furchtbarer. Die Gesichter von vielen der Unglücklichen sind so ver­stümmelt, daß die Verunglückten nur an den Kleidungsstücken erkennbar sind. Den Kirchhof umlagern zahlreiche, weinende Leute, nach ihren vermißten Angehörigen suchend. Immer neue Scharen drängen sich heran; die Polizei hält die Ordnung aufrecht. Mehrere Geistliche verrichten Gebete. Von 2 Uhr ab begann die Be­erdigung. Nach 3 Uhr erschien der be­kannte Priester Johann von Kronstadt, die Trauernden zu segnen und zu trösten.

Moskau, 1. Juni. Ueber die Ka-. thastrophe wird weiter berichtet: Etwa 30 Faden vor den Buden, worin die Ge­schenke und Erfrischungen aufgespeichert wurden, befindet sich ein tiefer, neun Fa­den breiter Graben. Bon den herandrän­genden Massen, denen die Verteilung zu lange dauerte, stürzten die vorderen Reihen in denselben nieder. Hunderte von Men­schen fielen im Laufe von kaum 15 Mi­nuten in den Graben, die mit elementa­rer Gewalt geschobenen Massen gingen über die Leiber der Niedergesturzten hin­weg, nicht merkend, ob Erde oder Men­schen unter ihren Füßen waren. Als sie bis zu den aufgespeicherten Waren vorgedrun­gen waren, begann man dieselben unter die herandrängenden Massen zu schleudern. Es entstand ein furchtbares Gewühl, wel

strophe entstand. Ueber die Zahl der Toten sind immer noch die verschiedensten Gerüchte verbreitet, deren Kontrolierung augenblicklich unmöglich ist. Man spricht sogar von 2 bis 300 Toten.

Moskau, 1. Juni. Die Stadt steht völlig noch unter dem Eindruck der gräß­lichen Katastrophe vom Samstag Morgen. Wie es heißt, betrug die Menschenmenge, die sich zur Zeit des Unglücks auf dem Chodynskifelde zusammendrängle, mehr als 600 000 Personen. Der eigentliche Platz des Unglücks sah einem Schlachtfelde gleich. Um 4 Uhr nachmittags waren in- deß alle sichtbaren Spuren des schreckli­chen Ereignisses sortgeschafft, worauf dann auf dem Chodyuskifeld, das eigentliche Volksfest mit Gabenvertheilung in An­wesenheit des Zaren unter massenhafter Betheiligung des Volkes stattfand. Zu den Buden, wo die Todten, meist mit entstellten Gesichtern, untergebracht waren, hatten nur Verwandte der Verunglückten Zutritt.

Kgl. Kurtheater

Wildbad, 3. Juni. Die Pforten unseres kleinen Musentempels werden sich in gewohnter Weise am 8. Juni öffnen und ist zur ersten Vorstellung das Lust­spielDas Haus des Majors" in Aussicht genommen. Herr Rath Liebig hat auch für diese Saison wieder ein tüchtiges Personal zusammen gestellt und wird für ein hübsches Repertoir bestens Sorge tragen.

St. Louis, 1. Juni. Der durch-ches weitere zahllose Opfer, Schwerver­den Wirbelsturm angerichtete Schaden'

wird auf 2030 Millionen Dollar ge schätzt. In West St. Louis sind bis jetzt etwa 200 Leichen und in Ost-St. Louis gleichfalls 200 Leichen in das Schauhaus gebracht. Die Verwundeten zählen nach Tausenden. Obgleich die Sonne noch nicht untergegangen war, als der Sturm aus­brach, verfinsterte sich der Horizont, als ob es Mitternacht gewesen wäre. Zwei Orkane trafen zusammen. Das östliche Ende der Eadsbrücke ist in den Mississippi gestürzt. Der Sturm schnitt die welt­berühmte Brücke durch, als ob sie Papier wäre. In allen Teilen der Stadt brach Feuer aus. Da der Alarmapparat nicht arbeitete, so konnte die Feuerwehr nicht einmal wissen, wo ein Brand entstanden war. Zudem war kein Wasser da, weil der Wirbelsturm die Wasserwerke ver­nichtet hatte. Die Bahnhöfe bilden einen ungeheuren Trümmerhaufen. Ganze Güter­züge wurden buchstäblich in die Lust ge­hoben und dann nach allen Richtungen ineinander zu einem Knäuel gewirrt. Der Orkan erfaßte ein Haus und schleuderte es 20 Fuß fort. Große hochstockige Häuser sind der Erde gleichgemacht worden und kleine Holzhäuser verschont geblieben. Im Süden von Illinois hat der Cyelon auch furchtbare Verwüstungen angerichtet. In dem Dorfe Lewden wurden 360 Personen getötet, in New Madrid wurden 7 getötet und 30 verwundet. In Anderson, In­diana, beziffert sich der Schaden auf 250 000 Doll. In Columbia, Pennsyl- vanien, machte der Cyclon die Walzwerke dein Erdboden gleich.

wundete und Todte, forderte. Die mei­sten erlitten den Erstickungstod. Nachdem die Ordnung wieder hergesiellt war, kam die Masse zur Besinnung. Durch den entsetzlichen Anblick ernüchtert, begann die Menge über das Erlebte tief erschüttert, selbst die Leichen aus dem Graben heraus­zubefördern. Hierbei spielten sich herzer- schütternde Szenen ab, wenn Angehörige vermißt wurden. Die herbeigerufenen Militärärzte begannen sofort die Ver­wundeten zu verbinden. Die Verwunde­ten wurden in Militärlazaretwagen zu den Krankenhäusern gebracht, die Leichen auf Feuerwehrwagen, mit Strohmatten bedeckt, nach dem Feuerrevier oder den Krankenhäusern überführt. Eine vieltau­sendköpfige Menge folgte in gedrückter Stimmung. In einem Hospital wurden drei Personen eingeliesert, bei denen akute Geistesstörung eingetreten war. Jedoch hat sich der Zustand inzwischen gebessert.

Ueber die Ursache der Katastrophe sind verschiedene Lesarten verbreitet. Man erzählt, das Unglück sei dadurch herbeige­führt worden, daß die Begleiter der Wa­gen, auf denen die Gaben nach dem Ver­teilungsort gebracht wurden, auf Bitten der ihnen folgenden, nicht eben zahlreichen Personen Bündel unter ,die Menge war­fen, obwohl die Vertheilung erst um 11 Uhr vormittags beginnen sollte. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich dann unter den Hunderttausenden auf dem Platze lagern­den Menschen die Kunde, daß die Ver­teilung begonnen habe. Sofort erhoben sich die Massen, und stürzten fort in der Richtung auf die Buden, wo die Kata­

(Diskr etion). Bankiersgattin (zu ihrem Manne): Du, der Baron hat Anspielungen gemacht, er möchte gern wissen, wieviel unsere Tochter mitkriegt! Gatte: Sag's sonst macht er noch mehr Schulden. (Lust. Bl.)

(Eine originelle Rekl am e) macht ein Berliner Fahrrad-Fabrikant; er in­seriert:Bei einem Pfennig Anzahlung liefere ich das beste Fahrrad und einen Fahrrad-Anzug gratis. Jedoch muß sich der Käufer verpflichten, 15 Tage hindurch das doppelte von dem zu zahlen, was er Tags vorher gezahlt hat, also am ersten Tage 1 Pfennig, am 2. Tage 2 Pfennig am dritten 4 Pfennig rc." Die Idee ist wirklich originell, denn am 16. Tage sind genau 327,68 Mk. gezahlt. Der Fabrikant ist jedenfalls ein guter Rechner.

Welcher Heint istder schönste?

Dunkel oder hell? Das ist schwer zu ent­scheiden; jeden Teint kann man schön nen­nen, der rein, klar und frisch und in Harmonie zu dem Antlitz steht Man wähle daher znm Wascbgebrauche eine Toi- lettescife, die U ireinhelten, Aufschürfen rc. nicht auskommen läßt, die die Haut frisch, klar und geschmeidig macht, und jedes Ant­litz wird interessant sein. Als eine solche wir­kungsvolle Seift gilt in erster Linie die wissenschaftlich empfoh ene Doering's Seife mit der Eule. Ueberall L 40 Pfg. pro Stück erhältlich.

Illuster

üuxkin

kÜL QLiit »

ziiL Alk. 4.0»

kranoo

LksviOii

in's

kür etirsir x»i»L«ir ^iLLvtK

SS« Mir. 5.85

Krössto

vsrssnäsii krsuoo ius Leus

L < o., I i rriilr

Aus«ati>.

tirit ». 11

8xscisIW m öswellliki^ntoifeii ro» 88 klz. s» pr. Aster.