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Amts- und Ai^eigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

84. Jahrgang.

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Mittwoch den 8. Januar ISIS.

«e-ualvrer«: In der Stadt mit reLgerlotzn Dlk. L W vierieljLhrllch.

Postdezuztprri» im Ort», mid Nachbar°r»«oeekehr Wk. L 15, im Fernverkehr Ml. LLS. VesteNgcid in Württemberg so Psg.

Der Bürgerkrieg in Berlin. Zur aus­wärtigen Lage.

* Der Bürgerkrieg in Berlin dauert fort, und leider - «erhält man aus den zahlreichen Nachrichten nur den 'Eindruck, daß die Spartakusanhänger und Unabhängigen dis hellte immer weitere Fortschritte gemacht haben. Sie haben sämtliche Bahnhöfe besetzt, und wollen den ganzen Verkehr nach Berlin sperren, damit die Regierung keine Truppen heranführen kann Sämtliche Zeitungen sind von den Spartakuslcuten beschlagnahmt, und 2 Kasernen haben sie auch schon erobert. Weiter haben sie die Reichsdnickerei besetzt. Ueberhaupt sind die wichtigsten Gebäude in Händen der Bolschewisten. Wie das noch enden soll, ist nicht abzusehen. Die Spartakusanhänger gebrauchen bei ihren Kämpfen gegen die regierungstreuen Truppen, wenn sie unterliegen, den Trick, um Verhand­lungen nachzrisuchen und verstehen es dann, die Truppen für sich zu gewinnen oder sie zur Nachgiebigkeit zu ver­anlassen. Es wird in den Straßen Berlins mit Ge­wehren, Maschinengewehren und Handgranaten gekämpft» und aegen die Kaserne des 3. Garderegiments haben die Bolschewik! sogar Artillerie aufgeführt. Auch in den Vororten Berlins ist es zu Zusammenstößen gekommen. Schon eine ganze Reihe von Opfern an Toten und Ver­wundeten hoben die unsinnigen Kämpfe gefordert. Die Rrci'rung will nun Truvpen von auswärts heranziehcn. Wenn sie jetzt aber nicht scharf durchgreist, dann würden die Putschversuche der Bolschewik! nicht aufhören. Es sind nun schon wieder Verhandlungen eingeleitet worden, und zwar auf Betreiben der Unabhängigen. Die Regierung verlangt bedingungslose Amtsniederlegung des abgesetzten Berliner Polizeipräsidenten Eichhorn, Entwaffnung sämtlicher Zivilist«!. Befreiung der Presse. Wenn in Berlin nicht endlich den Treibereien Liebknechts und feiner Gesinnungsgenossen ein Ende gemacht wird, rrnd zwar ein radikales, dann werden die Zustände auch am das Reich übergreifen. Wir haben heute schon Nach- r'' ten von Sachsen und Bayern, und von kleineren Staaten Norddeutschlands, ebenso vom Rheinland da rüber, daß dort die Spartakusanhänger die Herrschaft des Proletariats anstreben. Auch in Stuttgart sind wieder Ausschreitungen vorgekommen. Einige Hundert Soldaten haben die Offiziere im Kriegsministerium zur Abnahme ihrer Abzeichen gezwungen und der anwesende Krieqsmimster Fischer konnte diese Uebergriffe nicht ver­hindern. Es scheint, daß die Bolschewisten eingesehen haben, daß sie über kurz oder lang im Volke keinen Anhang mehr haben werden, und daß sie deshalb jetzt noch ihre Macht ausnützcn wollen, solange sie Soldaten und Waffen zur Verfügung haben.

Die deutsche Regierung hat an die Alliierten eine Note gerichtet, sie möchten jetzt endlich einmal mit den Friedensverhandlunaen beginnen. Die Entente hat es ober noch nickt so eilig. Zunächst reist Wilson noch in den europäischen Ententehauptstädten herum und hält seine Reden von der Freiheit der Völker und dem Völ­kerbund. Er sagte in Rom. es freue ihn. daß die Ita­liener für dieselbenerhabenen" Ideen gekämpft hätten wie Amerika. da kann er recht haben und auf , dem Kapitol erklärte er. wenn Deutschland nur noch eine tz Generation im Frieden abgewartet hätte, würde es sich die Weltherrschaft des Handels errungen haben. Es habe aber die Weltherrschaft nicht durch seine Geschick.

,, lichkeit und Tätigkeit erobern wollen, sondern durch seine Waffen. Recht hat Wilson, daß Deutschland sich die ff-, Ml?! auf friedliche Meise gälte er­obern können und Dentschlmch wollte das auch, aber das haben die angelsächsischen Staaten nicht zulassen wollen, und deshalb Hot England und im Geheimen Amerika die ganze Welt gegen Deutschland arifgerufcn. lind deshalb will sich die Entente auch jetzt gegen die deutsche Tüchtigkeit dauernd schlitzen, indem Frankreich im Westen große deutsche Gebiete an sich reißen will, Polen im Offen und Südosten, und indem man den Deutschen Oesterreichs ihr Selbftbesttmmungsrecht vorent­halten will. Die Paten haben setzt schon ein Bündnis mit der Entente ru dem Zweck geschloffen. In Deutsch­

land aber können die Kautsky, Eisner und Crispien sich nicht genug darin tun, der Entente Waffen in die Hand zu Lffern, um ihr auch noch den Schein des Rechts für ihre beabsichtigte Vergewaltigung zu geben.

EnglischeFriedens"gedankerr.

(WTB.) London, 7. Fan. (Reuter.) Archibald Hurd schreibt imDaily Telegraph" zum künftigen Frieden: Wir müssen zu dem Grundsätze der Verteidigung zurück- kehren, wobei das Inselreich den Mittelpunkt des mari­timen Reiches bildet. Um dieses zu erreichen, fordert er 1. eine beherrschende englische Kriegsflotte in den euro-

Me Vorgänge in Berlin.

Berlin, 8. Jan. Nach einer Nieldung derPer- rno Uprpit iff -rulammen mit der

liner Abendzeitung" ist eine vollständige Division mitip^cu die Frecheit der

A»,i° »nt M°Wn-»«-w°hr.» °m d-, Rchwng P°i-. " L i» n»-k-n. um d>° 4--,IM

. . .. , Meere zu verbürgen: 2. als Ergänzung der Kriegsflotte

dam im Anma.sch. ,. ....! eine beherrschende englische Kanffahrteislottc: 3. cm Ex-

Berlin, 8. Jan. Wie dasAchlugr-Adendblait , peditionsheer und 4. ein Territorialheer.

erfährt, wurde gestern die Reichsdruckerei von Angchön -gen der Spartakusgruppe besetzt Einem Beamten dieses wichtigen Betriebs ist es ge'u igen, den Hauptschlüffei zu scheu Lreffors zu retten und in Sicherheit zu bringen.

Wilson gegen die Intervention in Rußland. (WTB.) Paris, 8. Jan. In gut unterrichkte» amerikanischen Kreisen ist man fest davon überzeugt, daß

S»°m,»q d«° B»d»°-rd-hr- «ch B-r!i», S°q-S»"S d-r

Berlin, 8. Jan Durch die Eisenbahn-Direktion " -nutziano ,,r.

Berlin ist gestern Nachmittag der Sladibahnverkeyr dis Pläne der Entente gegen den Bolschewismus in, - ... . ^ ^ Europa.

Basel, 7. Jan. Daily Mail meldet ans Paris: Feldmarschall von Mackensen wird von Saloniki nach Frankreich überqesührt werden. Es bestehen wichtige BesclMse der Alliierten, die nicht einmal angednttet werden können, gegen den Bolschewismus in Europa bevor. Darin kennzeichnet sich der rachsüchtige Lha- Hauptsache den Zweck, das Heraiümngen rsgicrungs-j rakter der Franzosen, daß sie den wehrlosen deutschen

auf weiteres eingestellt worden. Auch die Untergrund­bahn hat ihren Betrieb eingestellt. (Franks. Zig.) i Berlin, 8. Jan. Einer Nachrichtenstelle zufolg« soll bei dem Spartakusbund die Avsicht bestehen, de« -gesamten Eisenbahnverkehr von und nach Berlin lahm i zu legen. Die Eisenimhndirektron ist bereits besetzt. ^ Dieses Unterbinden des Zugverkehrs hat wohl in der

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treuer Truppen zu «schweren. (Franks. Ztg.)

Die Berliner Zeitungen unter Kontrolle der

SparLakrrskeute.

WTB. Berlin, 7. Jan. Die Zeitungen stehen nun­mehr sämtlich unter Kontrolle der Spartakusleute. Wäh­rend die Zeitungsbetriebe Scherl, Moste und Ullstein ihre Blätter immer noch nicht herausbringen Konnten, sind andere Organe bisher nicht am Erscheinen gehindert worden.Germania" undTägl Rundschau" können wie bisher ihre Meinung zum Ausdruck bringen, die Berliner Bolkszeitung", dieBerliner Neueste Nach­richten" und andere stehen dagegen unter Vorzensur und muffen sich jeder Aeußerung gegen die revolutionäre Ar­beiterschaft enthalten.

Liebknecht im Verfolgungswahn.

Berlin, 8. Fan. Liebknecht kam sich gestern als Märtyrer vor. Er wurde erkannt, als er kn einem Wagen die Wrihelmstraße herunterfahren wollte und man rief

Heerführer in gemeiner Weise haben gefangen nehmen lasten.

Di« Zahl der abznlieferndeu A-Bsotr.

(WTB.) Paris, 7. Jan. (Havas.) Der ..Malin" lagt, daß von Deutschland 122 U-Boote abgeliefert wür­ben: es müßten noch ungefähr 60 abgeliefert werden. Die letzte Gruppe bestehe aus den aus dem Mtttelmeer zurückgekehrten Einheiten.

Dis Vertreibung der Altdeutsche« ans dem Elsaß.

Freiburg i. B. 7. Jan. Nach dem am Sylvester­abend ein größerer Trupp von Vertriebenen aus Mühl­hausen hier eingetroffen war, sind wieder 41 Personen ans Rappoitsweiler und ein weiterer Transport aus Rufach angekommsn. Bei dem Abtransport spielten sich dieselben Lärmszenen ab, wie bei den früheren.

Maßnahmen zur Wiederbesetzung Posens. Berlin, 6. Jan. Wie wir erfahren, soll das Auf-

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^ ü"' daß er gelyncht zu werden verdiene. Diesen gebot für die militärische Wiederbesttzerqreifunq Posens Vorgang benützte er. um vom Kutscherdock herab Unterr> zur militärischen Sicherung Oberschlesiens 2 Armee- den Linden folgende Ansprache zu halten: Ich war eben korvs betragen ^ ii >

von einer riesigen Menge bedroht, doch war es für eine ^ ^

kleine Schar von Euch ein Leichtes, über die Vielen zu

siegen. Wie hier wird auch überall in Zukunft der Sieg auf unserer Seite sein. Nun ist der Anfang gemacht.

Serbische Kundgebungen gegen die Italiener. Agram, 7. Jan. In Agram fand am Sonntag

.wurden lebhafte Rufe gegen Italien ausgeüracht.

Die Italiener beanspruchen Fiume.

Die revolutionäre Arbeiterschaft Groß-Berlins, die Kom- eine große Kundgebung gegen die Besetzung südslavischcr munistische Partei und die Unabhängigen haben einen Gebiete durch die Italiener statt, in der Mihalowic er- Reoolutionsausschuß gebildet. Ebert und Scheidemann klärte, daß der letzte Fuß breit serbischen Bodens vom sind heute abgesetzt. Noch ist nicht alles getan, noch Feinde gesäubert werden müsse. Wenn es nicht in Gutem drohen der Revolution große Gefahren. Darnm alle gehe, müsse unser Schwert helfen. Diese Worte cntfessel- heraus, zum Schutz der sozialistischen Revolution i Be- ten begeisterten Jubel. In einer angenommenen Ent- waffnet Euch und bleibt auf den Straßen. (Franks. Ztg.) Meßung wurde gegen das Vorgehen der Italiener aufs

Schärfste protestiert und die Durchführung der Willon- ZU MWWstMhS- Wd NNeSSskW. Punkte gefordert. Beim Umzuge durch die Stadt

Die Friedenskonferenz der Entente.

... lWTB ) Paris, 7. Jan. Die Havas meldet: Die j (WTB ) Laibach. 7. Jan. Nach südslav. Meldun-

ersten Besprechungen über die Friedenskonferenz werden treffen die Italiener in Fiume Vorbereitungen, um durch eE eine bewaffnete Bewegung z» organisieren für den Falk,

des Aeußern von Fraukwlch. England daß der Hafen von Fiume von der Friedenskonferenz den Verewigten Staaten und von Italien emgelcitet Südslavien zr,gesprochen werden sollte. Es werden Frei-

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wahnen werden, die mit den Zentralmächten die diplo-j Die Delegierten der zionistischen Republik,

malischen Verbindungen abgebrochen haben. Der Zweck WTB. London, 7. Jan. Reuter. Die Zionisten-

dieser Sitzung besteht in der Festsetzung der Delegation Organisation von London teilt mit: In der in Jaffa von jeder Nation. An der Konferenz wird nach einem ein- 300 Angehörigen adgchaltenen Konferenz der Juden aus stimmigen Wunsch der Alliierten auch Marschall Fach Palästina wurden einstimmig Mahrrm, Sokolow und, teilnehmen, um seine Ansicht über die militärischen Pro- Dr. Weitzmann zu Delegierten der Friedenskonferenz ge- öleme zum Ausdruck zu bringen. 'wählt.