Fra« m der Armeupfiege seien durchaus gut gkweseu. Voraussetzung bet der Trennung imisse allerdings die Ausscheidung des Kirche«gutes sein, damit die Kirche entweder ein genügendes Kapital oder eine entsprechende Rente M Lrfüüung der ihr obliegenden Arbeit habe. Nachdem -er Redner die Haltung der Parteien zu der Frage ge­kennzeichnet hatte, gab er dein Wunsche Ausdruck, die Pfarrgenossen, die der sozialdemokratischen Partei ange- hören, möchte» bei ihrer Partei dafür emtreten, baß der Kirche der öffentlich-rechtliche Charakter belassen werde wie der bürgerliche Gemeinde, damit sie ihren Charakter als Gnadenanstalt, als Wahr- Heils- und Gewiffensmacht, als Menschheits- und Kul­turmacht beibehalten könne. In diesem Sinne solle sie «uch ihre Bedeutung als Volksküche aufrechterhalten.

Ueber das künftig« Verhältnis von Kirche und Schule sprach Stadtpsarrer Schmidt. Er erinnerte daran, daß der Staat eigentlich jetzt schon fiir die Schule sorge. Die Lehrerbildungsanstalten seien staatlich uud auch die geistliche Orts- und Bezirksschulaufsicht sei größ­tenteils aufgeqeben. Die Konfessionsschule sei auch nur och in der Volksschule. Jetzt sei aber sowohl im Volk wie ln Lehreckreisen eine starke Strömung fiir die Si- multan-(Einhetts-)Schule. die alle Konfessionen umfasse. Die Sozialdemokratie wünsche nun. daß Religion in die­ser Schule nicht gegeben werde, sondern außerhalb der­selben als privater Unterricht, eine andere angestrebte Lö­sung sei die. daß der Religionsunterricht auch weiterhin als Lehrfach in der Schule erteilt werde. Die Geistlich­keit sei für letztere Lösung, und sie würde da auch durch viele Lehrer unterstützt, die die Anschauung vertreten, daß sie gerade durch Erteilung des Religionsunterrichts an, besten die Seele des Kindes kennen lernen. Die Geist­lichkeit in ihrem jetzigen Umfang könne auch den Reli­gionsunterricht nicht allein übernehmen; sie müsse sich da auf die Mitwirkung der Lehrer stützen könne,,, selbstver­ständlich ohne Gewissenszwang ausüben zu wollen. Auch lm Interesse des Staates liege die religiöse Erziehung der Jugend, denn diejenige Sittlichkeit sei immer die be­ständigste. die einer tiefen Frömmigkeit entspringe. Und heute, wo unser sittlicher Lebet, so erschüttert sei, könne religiöse ernste Arbeit, die wieder zur Gewissenhaftigkeit führe, das staatliche Leben erneuern. Den Religionsunter­richt sollen alle Schüler besuchen müssen, wenn die Eltern »licht direkt die Erlaubnis dazu verweigern, wie das schon seit 1907 eingeführt war. In der nachfolgenden sehr angeregten Erörterung bemerkte Lehrer Beck, die Kirche solle nicht so sehr auf der Herausgabe des Kir- chenguts bestehe«, und damit gewisse,laßen ihre innere Kraft diskreditieren. Auch Hauptlehrer Aichele und Fabrikant Blank unterstützten diese Gedankengänge. Ersterer meinte, gerade der ehrliche Anhänger der Kirche dürfe sich nicht der Tatsache verschließen: daß in den letzten Jahren der Besuch des Gottesdienstes nachgelassen habe. Man müsse alle Volkskreise der Kirche zu er­halten suchen. Die Kirche dürfe sich nicht zu sehr auf den pietistischen Standpunkt stellen, sondern auch die An­schauungen der Anhänger der linksstehenden Parteien be­rücksichtige», damit wir auch eine wahre Volksküche hätten. Er verspreche sich von Besprechuugsabenden für Gemeindeqenossen und Geistlichen sehr viel, wobei kul­turelle Erztehungsfragen besprochen werden könnten. Besonders im Sinne des sozialen Ausgleichs müsse die Kirche tätig sein, die gesellschaftlichen Gegensätze zu Über­drücken suchen. Auch GR. 2 abu erblickte die Aufgabe der Kirche darin, weite Bolkskreise zum religiösen Leben heranzuziehen. Dekan Selter nahm die verschiedenen Anregungen mit Dank entgegen.

Di« Wahlordnung zur Landes- und Nationalversammlung.

Für die bevorstehenden Lanl-es- und Nationalversamm- *ungswahle« ist ein« neue Wahlordnung vorgesehen, die auf dem Verhältniswahlsystem beruht. Bei diesem Wahlsystem

werdsft große SaM« Seile pl kitcheiüN M«n«kAefaN. deren jede eine größere Zahl von Abgeordneten ft Mt, wobei sich die Parteien in die zu »rr-etenden Sitze nach der Höhe der für sie adgegedenen Stimmen teilen. Sind beispielsweise in eine», Gebiete zehn Abgeordnete zu wählen, so hat eine Partei, di« 50 Prozent der abgegebenen Stimmen auf sich vereinigt hat, Anspruch aus 5, eine Partei mit LS Prozent Stimmen Anspruch auf 2 Mandate, eine mit 1» Prozent Stimmen auf l Mandat usw. Bei Feststellung des Wahl­ergebnisse« wird im einzelnen folgend« Rechnung a»gestellt'. Er werden die Stimmzahlen der Parteien durch 2, 3. 4 »sw. geteilt und die für den Wahlkreis zu wählenden Ab­geordneten in der Reihenfolge der Höchftzahlen ans die sich bewerbenden Parteien verteilt. Ein Beispiel mag dies klar machen. In einem Wahlkreis, wobei unter Wahlkreis im Geg«nsatzr zu früher immer das die gröbere Einheit dar­stellende Randgebiet, also bei uns Württemberg, zu »er stehen ist, seien ö Abgeordnete zu wählen. (Der Einfachheit halber ist die Zahl so niedrig angenommen.) Es sind drei Parteien: Sozialdemokraten, Deutsche Demkratische Partei und Bürgerpartei, mit Listen, worüber gleich zu reden sein wird, in den Wahlkampf eingetreten. Davon erzielte die List« der Bärgerpartei 48 000, diejenige der Demokraten 60 000 und die der Sozialdemokraten 93 000 Stimmen. Dann führt die «ngedeutete Wahlberechnung zu folgendem Er­gebnis: Bürgerpartei Demokraten Sozialdemskr.

Stimmen 48 00V 00 000 9.8 000

dividiert durch 2 24 000 20 000 46 500

dividiert durch 8 16 000 20 000 31 000

Daraus ergibt sich folgender Bild: Di« höchsten fünf Zahle»

(soviel wie Mandate), entfallen mit 93 000 aus die Sozial­demokraten, mit 60 000 auf die Demokraten, mit 48 000 auf die Bürgerpartei und mit 46 500 und 31 000 wiederum auf die Sozialdemokraten. Mit andern Ävorten heißt das: die Sozialdemokraten erhalten in dem betreffenden Wahlkreise 3, die Demokraten und die Bürgerpartei je 1 Vertreter.

Wie geht nun die Kandidatenaufstellung vor sich? Diese erfolgt durch Listen. Dazu reicht jede der Parteien, die sich ! um Mandat« bewerben, vor der Wahl bis zu eineiir be- ! stimmten Termin eine Liste von Namen ein, die in einer j erkennbaren Reihenfolge angeordnet sein müsse», und die Wähler stimmen nicht für einzelne Namen, sondern fiir die ganze Liste. Wenn also in unserm Beispiel die Sozialdemo­kraten vorgeschlagen hatten: Haas«, Cohn, Herzfeld, Lands­berg, Rosenfeld, die Demokraten: Fischbeck, Preutz, Simons, Friedberg, Hermann, die Bürgerpartei: v. Westarp, v. Ol­denburg, Schulze, Müller und Lehmann, so wären als ge­wählt zu betrachten: Haase, Fischbeck, v. Westarp, Cohn und Herzfeld.

Es gibt nun für die Parteien ein Mittel, ihre taktischen Aussichten bei der Verhältniswahl zu bessern und das liegt in der Verbindung der Listen. Zwei oder mehr Parteien können bei der Einreichung der Listen erklären, daß sie ihre Listen als verbunden betrachtet wissen wollen. Dann wird nicht die von den einzelnen Listen, sondern die von den ver­bundenen Listen erzielte Stimmsnzahl geteilt. Greifen wir einmal auf unser früherer Beispiel zurück. Hätten die Bür­gerlichen, also Demokraten und Bürgerpartei, ihre Listen verbunden, so wären im Wahlkampf« erzielt worden von den Sozialdemokraten 63 000, von den verbundenen Demo­kraten und Bürgerparteilern 108000 Stimmen. Danach er­gibt sich folgender Bild:

i Verbund. Bürgerl. Sozialdemokraten

Stimmen: 108 000 93 000

dividiert durch 2 54 000 48 500

dividiert durch 3 36 000 31 000

Die vereinigten Bürgerlichen haben also nunmehr Anspruch auf 3 Mandate, die Sozialdemokraten nur noch auf 2. Durch die Verbindung ihrer Listen ist demnach den Bürgerlichen ein wesentlicher Vorteil zugefallen. Die Unterverteiküng er­folgt nach demselben System wie die erste allgemeine Zu­weisung, also:

'S»"

, MMrpMÄ. AelllokeAk PMK'

Stimme»:'^ 48 006 60 0»«

dividiert durch 2 24 00» 30 OS»

-ividiert durchs 16 00» 2000«

Drei Mandate sind auf Bürgerpartei und Demokrat. PartH zusammen zu »erteilen: davon erhalte« demnach die Demo«, traten mit 60 000 Stimmen, di« Bürgerpartei mit 1800» und die Demokraten wieder mit 30000 Stimmen 1 Mandats also Demokraten insgesamt 2, die Bürgerpartei 1 Maiwat.

Di« Verhältnis- und Listenwahl hat sowohl Vorteile rv!« Nachteile. Ihr entschiedener und ansgeMochener Dortei» i-at darin, das, Minderheiten nicht von vornherein zur Aus» slchtslostgkeit bei Bewerbungen um Mandate verurteilt siZK. Jetzt gibt es also für die Lauen und Gleichgültigen nichH 'mehr die bekannte Entschuldigung:Ts nützt ja doch nichts.^ Keine Stimme ist durch den Wohnsitz ihre« Trägers «»«? vornherein zur Einflusilosigkeit verurteilt. Da« ist ein gra­uer Vorteil. Das müssen wir mit aller Macht ausnutze«.

Darum auf zu rüstiger, von Zuversicht und Hoffnung» sreudigkeit geschwellter Wahlarbeit. Deutsche Frauen unk Männer, helft mit dem Wahlzettrl in der Hand an derk Tagen des 12. und 10. Jauuar mit. damit wir wieder nach innen und aussen geordnei« und sichere Zustände zu schaffen vermögen. Stf.

:: Liebeuzell, 3. Jan. Am 26. Dezember 1918 fand die zweite Generalversammlung de« hiesigen Ziegenzucht­vereins statt. Leider mußte auf den von einem auswär­tigen Referenten in Aussicht gestellten Bortrag wegen den schwierigen Berkehrsverhättniffeu verzichtet werden. Vorstand Hainberger eröffnet« die Betsammlung und be­grüßte insbesondere die vom Felde zurückgekehrten Krie­ger. Hierauf wurde der Kassenbericht erstattet und ge­nehmigt. Bei der mm folgenden Neuwahl wurde der seitherige Vorstand einstimmig miedergewählt: außerdem wurden in den Ausschuß gewählt die Herren: E. Staab, K. Bauer, K, Lutz. 2. Geigle und H. Schwarzmaier. Die anschließende Preisverteilung von der im Sommer stattgefundenen Schau ergab keinerlei Beanstandung. Auf Antrag aus der Mitte der Versammlung wurde beschlos­sen, den Mitgliedsbeitrag auf 2 Mk. zu erhöhen. Nach­dem dem Vorstand für die besonders im letzten Jahre gehabten Bemühungen für die erfolgreiche Herbeischaffung von Futtermitteln der Dank ausgesprochen war, wurde die Versammlung geschloffen.

(STB.) Ellwang««, i. Jan. Im Jahre 1918 konnie das hiesige Dlait, dieJpf- und Iagstzcitnng", die Feier ihres bnndertjährigen Geburtssestes begehen. Chefredakteur Reiß hat daher nach Beendigung des Krieges auf tn.. letzten Tag des Jahres eine JuLelnummer herausgegeben, die außer der Geschichte des Blattes in den letzten hundert Jahre» noch eine Uebersicht über sämtlich« Zeitungserscheinungen in der guten Stadt Eklwangen seit dem Ende des 18. Jahrhunderts bringt.

Druck und Verlag der A. Oelschläzerschen Buchdruckeret. Calw. Für die Schristl. verantwort!. Otto Sektmann, Calw.

Reklamete«.

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Darum:

^iekert ab!

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