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Heren Mächte nicht im Unklaren darWer' zu lassen, daß Deutsch-Oesterreich aus zwingenden wirtschaftlichen Gründen Nicht allein bestehen kann, und dag auch nicht jede Form des wirtschaftlichen Zusammenschlusses mit unseren Nachbarstaaten unseren Bedürfnissen entsprechen würde. Daher kann Deutsch-Oesterreich, solange unsere slavischen Nachbarnationen überhaupt keine Neigung zu einem föderativen Zusammenschluss haben oder diese Föderation nur unter Bedingungen begründen wollen, die unseren Lebensinteressen nicht entsprechen, nur in eineni Anschluß an das Deutsche Reich eine Sicherung seiner wirtschaftlichen und nationalen Zukunft sehen und finden. Die künftige Staatenordnung Europas wird zunächst von der Entente und den Vereinigten Staaten bestimmt; aber es besteht kein Grund anzunehmen, daß die verbündeten Mächte und die Vereinigten Staaten, die in Mitteleuropa einen dauerhaften Frieden begründen wollen, über Deutsch-Oesterreich verfügen werden, ohne den Willen des deutsch-österreichischen Volkes zu berücksichtigen. Wenn auch die Entscheidung nicht von unserm Willen allein abhängt, so wird's jedoch durch unsern Willen mitbestimmt werden. Es liegt daher nicht im Interests Deutsch-Oesterreichs, die' Aeußerung des Willens unseres Volkes andern Nationen gegenüber abzuschwächen.
An Deutsch-Oeftreich.
Berlin. 3. Jan. In der deutschen Allgemeinen Zeitung heißt es unter der Ueberschrist „An Deutsch- Oesterreich": Es ist klar, daß Frankreich mit allen Mitteln seiner glänzend geschulten Diplomatie und Presse s-de Verstärkung des Deutschtums zu hintertreiben sucht und daher einem wirtschaftlichen Zusammenschluß aller neuen Staaten der alten Donaumonarchie energisch das Wort redet. Damit würden die österreichischen Deutschen dem Slaventum in aller Zukunft auf Gnade und Ungnade ausgeliefert sein. Gerade dieses Projekt aber findet den schärfsten und auch ,^ohl begreiflichen Widerstand im Lager der Entente selbst, denn Italiens wirtschaftliche Pläne werden dadurch aufs empfindlichste durchkreuzt und seine gesamte Presse läßt keinen Zweifel daran, daß das italienische Volk durch die von Frankreich getriebene einseitige Unterstützung der slavischen Wünsche aufs Schärfste verhetzt ist. Sie geht sogar so weit, die dauernde Festsetzung Frankreichs am Rhein energisch zu bekämpfen! Und dazu gesellen sich immer wieder englische Stimmen, die bereit sind, den rein deutschen Charakter weiter Strecken Oesterreichs und ihren Anschluß an das Reich als die gegebene Lösung nach dem Selbstbestimmungsrecht offen anzuerkennen. Dürfen wir da die Hände in den Schoß legen? Dürfen wir Volksgenossen, die zu uns wollen, durch unsere Gleichgiltigkeit zurückweisen? Waren nicht sie es, die in diesen ganzen schweren Jahren den Bundesgedanken, immer wieder belebt und mit dem Blut ihrer Besten unter den unglaublichsten Schwierigkeiten an der Front und im Lande für ewige Zeiten besiegelt haben? Wir hören mit Freude, daß in nächster Zeit eine Verfügung der Reichsregierung erscheinen wird, die den Deutsch-Oester- reichern im Reiche das Recht gibt, an unseren Wahlen teilzuuehinen. Damit ist ein Anfang gemacht. Wir dürfen aber nicht dabei stehen bleiben. Zeigen wir Deutsch-Oesterreich durch die Tat, daß wir in die hingestreckte Hand mit Begeisterung einschlagen. Acht Millionen gute Deutsche, die im Kampfe um ihr Alles stehen, dürfen nicht verloren gehen. Wir brauchen sie.
Vermischte Nachrichten.
Eine grausige Tat.
Phahiheim, 3. Jan. Heute Nacht hat der 50 Jahre alte Schafbauer Eiberger seinen vier Kindern, von denen das älteste 4 Jahre alt war, nachdem er die Dienstboten aus der Wohnung gejagt und sich einge
schlossen hatte, den Hals durchgefchnitten. Der Bauer hat die Tat in einem Anfall von Schwermütigkeit begangen, die dadurch entstanden ist, daß seine 30 Jahre alte Frau vor einem Vierteljahr gestorben ist.
Die Zustände in der ungarischen Armee.
Budapest, 3. Jan. Heute fand eine Sitzung der Vertrauensmänner der Offiziere und Mannschaften von ganz Ungarn statt, um über die zukünftige ungarische Armee schlüssig zu werden. Der Sitzung wohnten zahlreiche Beamte der ungarischen Staatsämter bei. Fn der Sitzung führten Offiziere Beschwerden darüber, daß sie von den Mannschaften völlig zurückgesetzt würden. Die Offiziere müßten die Kasernen ausfegen, die Pferde selbst putzen und würden von der Mannschaft bei jeder Gelegenheit brutalisiert.
Aus Stadl und Land.
Cal«, den 4. Januar 1919.
Die Heimkehr der deutschen Kriegsgefangenen in Aussicht?
Wie wir von zuständiger Stelle erfahren, ist zu erwarten, daß die in Gewalt der Entente befindlichen deutschen Kriegsgefangenen nun doch in absehbarer Zeit steigegeben werden. Es handelt sich um etwa 800 000 Mann, von denen die eine Hälfte auf dem Landwege, die andere auf dem Seewege in die Heimat zunickge- langen soll, und zwar wird damit gerechnet, daß die Rückbeförderung schon im kommenden Monat beginnt. Die Schnelligkeit des Verlaufs der Heimkehr wird sehr wesentlich von den vorhandenen Transportmöglichkeiten abhängen. An den Grenzübergangsstationen (Häfen) werden die zurückkehrenden voll deutschen Abnahmekommissionen übernommen und möglichst rasch den an verschiedenen Punkten Deutschlands zu erreichenden Durchgangslagern zugeleitet. Dort verbleiben die Leute zwecks ihrer gründlichen gesundheitlichen Untersuchung etwa zehn Tage und gelangen von da zu ihren Stammtruppenteilen, von denen aus die Entlassung erfolgt. Auch für Württemberg sind solche Durchgangslager vorgesehen. Sollten sich diese Erwarinngen erfüllen und die großenteils schon mehrere Jahre in Kriegsgefangenschaft lebenden Söhne Deutschlands endlich zurückkehren, so würde zahlreichen Familien eine Sorge abgenommen, die bisher schmerzlich auf ihnen gelastet hat.
Die Kandidaten der Bürgerpartei in unserm Bezirk.
* Die Bürgerpartei hat als Bewerber für die Landesoersammlung in unserm Bezirk die Herren Fabrikant Blank-Calw und Stadtschultheiß Müller-Neubnlach ausgestellt.
Gründung einer Frauengruppe der deutschen demokratischen Partei Calw.
* Im Gasthof zum „Adler" fanden sich gestern die Anhängerinnen der deutschen demokratischen Partei zusammen zwecks Gründung einer Frauengruppe. Der stellv. Borsitzende der hiesigen Ortsgruppe, Handelsschuldirektor Fischer, leitete die Veranstaltung durch eingehende aufkiärende Ausführungen über die dringende Notwendigkeit der Wahlbeteiligung der Frau ein. Er besprach das Programm der deutschen demokratischen Partei namentlich in Rücksicht auf die Forderungen der Frau. Weiterhin gab der Referent Aufklärung über die Wahlordnung zu den gesetzgebenden Versammlungen des Landes und Reichs, und wies darauf hin, welche grundlegende Bedeutung das Ergebnis der Wahlen für unsere engere und weitere Heimat haben wird, weil von ihm die Ausgestaltung der neuen Verfassung abhängig ist und ebenso die Entwicklung unserer politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse. Der Redner bemerkte, es werde von gewisser Seite schon wieder das Moment
der Klassifizierung der StääksWrger M Stt pomrMN Auseinandersetzungen getragen. Mau sage bestimmten Anhängern der demokratischen Partei, sie würden ihrem Stand und ihren Verhältnissen nach doch nicht zu dieser Partei paffen. Gerade diese Auffassung des Staatsbürgertums aber habe ein Zusammengehen der bürgerlichen Parteien verhindert. Wir wollen einen Vürgerstaat aufbauen, in dem es keine Bürger 1. und 2. Klasse gebe, und auch die Vorherrschaft des Adels und Beamtentums solle beseitigt werden. Gerade die ausgesprochene Betonung des Klaffenstaats, wie sie namentlich in Preußen geherrscht habe, habe uns die Revolution gebracht, denn tatsächlich seien die Radikalen durch die Hervorkehrung des Herrenstandpunktes in Preußen (Wahlrecht, Veamtenherrschaft. ,,Herren"-Haus) gezüchtet worden. Durch eine solche Politik, die den politischen und gesellschaftlichen Klaffenstaat wieder aufrichteu wolle, würden die großen Massen des Volkes nur der Sozialdemokratie in die Hände getrieben. Auf die Anfragen aus der Mitte der Versammlung über die Stellung der Partei zur Religion und zur Frage der Sozialisierring präzisierte der Redner den Standpunkt der demokratischen Partei, die den Charakter der öffentlich-rechtlichen Stellung der Kirche gewahrt, und ebenso ihre finanziellen Verhältnisse gesichert wissen wolle, sodaß die Kirche nur unabhängig vom Staat würde. Lehrern und Eltern der Schüler solle Gewissensfreiheit zugestanden werden. Durch die Einheitsschule solle der konfessionellen Bekämpfung der Kinder unter sich begegnet werden, denn wir könnten uns jetzt wahrhaftig keine konfessionellen Streitigkeiten inehr leisten. Was die volkswirtschaftliche Anschauung der demokratischen Partei anbelange, so sei es wiederum eine falsche Unterstellung, wenn behanptet werde, die Partei sei auch für Sozialisierung. Sie sei allerdings für staatliche Monopolisierung gewisser für die Allgemeinheit wichtiger Rohstoffe und Bedarfsartikel, die sonst der privatmonopolistischen Ausbeutung ausgeliescrt würden. Bei der nachfolgenden Konstituierung der Frauengruppe wurde als Vorsitzende einstimmig Frau Fabrikant Rosa Wagner, als Mitglieder des Ausschusses durch Zuruf Frl. Herion, Frau Zimmermeister Kirchherr Frau Stadtbaumeister König. Frau Hauptlehrer Mückle, Frau Kaufmann Riimelin, Frau Fabrikmeister Schaible und Frl. Mathilde Schnausfer, Postbeamtin gewählt. Nachdem die Vorsitzende die Teilnehmerinnen noch zu reger Werbearbeit aufgefordert, und dem Referenten den Dank der Versammlung ausgesprochen hatte, wurde die Versammlung geschloffen.
Fahrplanänderuugen.
Vom Sanistag den 4. Januar 1919 au treten folgende Fahrplanänderungen ein:
Es fallen aus: Pz. 858 von Stuttgart bis Calw, werktags: Stuttgart ab 9.10, Calw an 11.02 Uhr vorm. Pz. 861 von Calw bis Leonbcrg, werktags; Calw ab l2.ll. Leonberg an l.26 Uhr. Pz. 955 von Pforzheim bis Wilddad, täglich; Pforzheim ab 12.05, Wildbad an 12.56. Pz. 972 von Wildbad bis Pforzheim, täglich; Wildbad ab 1.03, Pforzheim an 1.38 Uhr.
Deründerten Fahrplan erhalten: Bz. 938 von Horb bis Pforzheim: Calw ab 10.35 Uhr nachm, (seither 9.55), Pforzheim an 11.28 Uhr nachmitt, (seither 10.46). Bz. 937 von Calw bis Nagold; Calw ab 10.12 Uhr nachm, (seither 9.48), Nagold an 10.47 Uhr (seither 10.25). _
SLB. Crailsheim, 3. Jan. In diesen Tagen sind auf den Wiesen frisch blühende Gänseblümchen gefunden worden. An verschiedenen Sträuchern in Feld und Garten sind neue Blütenansätze zu sehen.
Evangelische Gottesdienste.
Der gestrigen Uebexsichi über die Gottesdienste ist noch nachzutragen: Sonntag. 5. Januar, 5 Uhr: Abendpredigt im Vereins- Hause.
Druck und Acrlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei, Calw. Für die Schriftl. verantwort!. Otto Seltmann, Calw.
Oberamtssparkaffe Calw.
Aufgebot.
Fräulein Elsa Schönlen, T. der Witwe Sch. (Kaffeehaus Sch.) von Liebenzell hat die Krastloserklärung des auf ihren Namen ausgestellten und in Verlust geratenen Sparbuchs Nr. 8505 über ein Guthaben pro 1. 3an. 1919 ä 4°,» von 1877 ^ 26 A beantragt. Der Inhaber wird aufgeforderi das Sparbuch
innerhalb eines Monats nach der Einrückung in dieses Blatt bei der Oberamtssparkaffe vorzulegen, widrigenfalls die Urkunde für kraftlos erklärt wird.
Latw» den 28. Dezember 1918.
Bezirksrat. Vorsitzender: Gös.
Ztadtschultheitzenantt Calw.
Der erste Leichenschauen
Herr Oberstabsarzt Dr. Autenrieth hat sein Amt auf 31. Dez. 1918 niedergelegt. An seiner Stelle wurde am 19. Dez. 1918 der prakt. Arzt
Herr Dr. Pfeilsticker
vom Gemcinderal gewählt. Diesem sind künftig alle Sterbefälle sofort anzuzeigen.
Zweiter Leichsnschauer ist wie seither Herr Mesner Rüd, welcher tm Verhinderungsfall Herrn Dr. Pseilsticker vertritt.
Calw, den 2. Januar 1919.
Stadtjchultheiß Göhner.
Calw, de.r 4. Januar 5919.
Statt jeder besonderen Anzeige.
Trauer-Anzeige.
Schmerzersültt teilen wir Verwandten, Freunden und Bekannten die traurige Nachricht mit, daß unser lieber Sohn und Bruder
Emil
heute nacht im Atter von 20 Jahren unerwartet rasch von seinem langen Leiden erlöst worden ist.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Die Eltern: Daniel Kugele, z. Krone und Geschwister.
Beerdigung Montag nachmittag 2 Uhr.