^5-
ML
E'-
W
Nr. 8.
Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.
94. Jahrgang.
>trI <t, e > » n „ g «„> ^ X: f, »Iil n,e«W«I'c!i Unzeiq »pr,i, . D>. n»i„ palng«
Zkilc IS Pig., »ikklanirn :ü! 'Ns-,. kid!»h der «izki,,c,tannahm- s Uhr »or- mlltaql!. 6.
Samstag den 4. Januar 1919.
Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerloh» Wk. LLS vlerteljiihrticki. PostbezugsprclS im OriS- und NachbarartSnerkeür Mt. 2.1 S, im Feriwcrkchr Mk. L.LL. Bestellgeld in Württeuiderg N Piz.
Zur WaffeHiWuds- M IriedMUe.
Italienisch-südslawische „Verbrüderung".
Agram. 3. Dez. (WTKB.) Amtlich wird gemeldet: Die Italiener überfielen am 31. Dezember früh die rein kroatische Stadt Anin, die sich außerhalb der Demarkationslinie befindet. 300 Mann serbischer Besatzung und die serbische Bürgerwehr leisteten Widerstand, bis die jugoslawische Abteilung nach zweistündigem Kampfe vom serbischen Militärkommando in Spalato den Rückzugsbefehl erhielt.
Die britischen Vorbereitungen für die
Alliiertenkouferenz.
WTB. London, 2. Jan. Wie die Eoemng News melden, wird ein großer Teil der britischen Delegierten "zur Friedenskonferenz nächsten Samstag nach Paris ab- reisen. Bei der britischen Friedensdelegation werden außer Lloyd George. Valfonr, Bonar Law, Lord Har- dinge, ferner vom Auswärtigen Amt Sir William Ty- .rell, Louis Mallet für türkische Angelegenheiten, Esmot Howard für Angelegenheiten Nordeuropas, Balph Paget für Balkanangelegenheiicn und Cyragrowe für Westeuropäische Angelegenheiten vertreten sein. Es werden auch eine zahlreiche Abordnung des Auswärtigen Amtes, von der Admiralität und vom Luftamt dazu gehören.
Englische Pläne bezüglich eines internationalen Arbeitergesetzes.
London, 1. Fan In einer Unterredung mit einem Vertreter des „Daily Chronicle" schilderte Barnes die Politik, die das britische Innenamt vertritt, es möge ein internationales Uebereinkommen getroffen werden, um eine lohngemäße Lebenshaltung für die Arbeiter zu erzwingen. Gr schlägt erstens vor, daß die Einfuhr von Waren, die unter Ausbeutung der Arbeiter hergestellt Heien, unter allgemeiner Zustimmung in Verruf gebracht werden müßten. Ferner sei die Koalitionsfreiheit mit allen anderen Ländern notwendig. Es müßte auf ein Mindestmaß von Stundenlohn in allen Ländern bestan den werden. Für die Arbeiter müßten die Löhne auch für djx Feiertage gesichert werden. Die Friedenskonferenz solle ausgefordert werden, einem Grundsatz einer internationalen Arbeiterlöhnung zuzusteuern. Dann solle die Angelegenheit einem industriellen Ausschuß überwiesen werden, der gleichzeitig und in Verbindung mit der Friedenskonferenz tagen werde.
Die Iren wünschen Zulassung zum Friedenskongreß.
London, 3. Jan. (Reuter.) Wie die „Daily News" aus Dublin melden, begibt sich der Staatssekretär für Irland, Shortt, nach England, um mit dem Kriegskabinett BesprechmUen über die Freilassung von 90 Männern und Fraum, darunter mehr als 20 Parlamentsmitglieder, die in englischen Gefängnissen unter dem „cieience ok tlw real acl" festgehalten werden, zu führen. Das Blatt der Sinnfeinerpartei, „National Ity", verlangt die sofortige Einberufung der irischen Nationalversammlung und die Entsendung von Delegierten der National- sammlnng znm Friedenskongreß.
Die französische „Freiheit"'
Berlin, 4. Jan. Die französische Regierung hat, dem „Vorwärts" zufolge, den französischen Sozialisten für die Teilnahme an der interalliierten Konferenz in der Schweiz die erbetenen Pässe abermals versagt. — Das sind die Vorteile, die die „freie" Republik Frankreich ihren Volksgenossen gewährt.
Der amerikanische „Pazifismus".
Amsterdam, 3. Januar. Nach einer Meldung des „Niederländischen Pressebnreaus Radio" teilte der amerikanische Marinesekretär Daniels mit, daß die amerikanische Flotte diesen Sommer, um ihren Welteinfluß zu echaltcn, in eine atlantische und eine Pazificflotte geteilt werden würde, die gemeinsame Manöver abhalten sollten. — Man sieht, daß trotz des dauernden Pölkerdunds- Iheathers, das Wilson aufführt, die Amerikaner lediglich Machtpolitik treiben. Wenn die Angelsachsen natürlich
einen Völkerbund zusammenbringen, der ihre dauemde Uebermacht sichert, umso besser. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß Amerika Japan durch seine Seerüst- ungen einschüchtern will. Die Japaner haben nun durch ihre ungeschickte Politik sich selbst jeder Freiheit des Handelns in Asien begeben. Die Schriftl.
Deutschland.
Austritt der Unabhängigen aus dem preußischen M lifterium.
(WTB ) Berlin, 3. Fan. In einem Schreiben an den Berliner Zentralrat geben die unabhängigen sozialistischen Mitglieder der preußischen Regierung Ströbel, Adolf Hoffmann, Dr. Rosenfeld» Dr. Graf v. Arco, Dr.
, Breitscheid, Paul Hoffmann, Hofer und Simon bekannt, daß sie aus ihrem Amte ansfcheiden. Sie begründen ihren Entschluß damit, in einer Aussprache mit dem Zentrairat habe sich ergeben, daß eine erfolgreiche Vertretung ihrer Ideen in der Regierung infolge der Mehr- j heitssozialistischen Zusammensetzung des Zentralrates un- , möglich geworden und ihnen durch das Ausscheiden der > Unabhängigen aus dein Rate der Bolksbeaustragten der , nötige Rückhalt bei der Reichsregierung geraubt worden sei. Der unmittelbare Grund zu ihrem Rücktritt sei die Tatsache, daß von ihnen verlangt worden sei, ohne weitere Prüfung der Ernennung des Obersten Reinhardt zum preußischen Kriegsminister zuzustimmen. l
Die Unabhängigen und die russischen Dofchewisten.'
Berlin, 4. Jan. Wie verschiedene Morgenblätter! hören wollen. ' '' sich der bekannte Bolscheivistensührer Radek noch n . in Berlin auf. Auch der ehemalige Gesandte der Sovjetrepublik, Joffe, hat sich wider den, Willen der Regierung in Berlin eingefunden. Die de--' mokratische „Berliner Volkszeitung" schreibt dazu: Daß Radek immer noch da ist, sollte man kaum für möglich halten, daß aber auch Joffe zurückgekommen ist, grenzt ans Unglaubliche. Wenn die Regierung sich dieses russische Gesindel nicht voin Leibe halten kann, beraubt sie sich jeden moralischen Rechts.
Berlin. 4. Jan. Wie der „Vorwärts" aus sicherster Quelle erfährt, bestehen auch jetzt noch Beziehungen zwischen der „Pertersburger Telegraphenagentur" und oem Berliner Polizeipräsidium, zum mindesten in finanzieller Beziehnng. Erst in den allerletzten Tagen habe Polizeipräsident Eichhorn von der „Rosta", wie unumstößlich feststehe, 14000 in einem Einschreibebrief erhalten. — Offenbar bezieht Eichhorn, sagt der „Vorwärts", sein Gehalt von der russischen Telegraphenagentur unentwegt weiter, was allerdings für einen Berliner Polizeipräsidenten einen Gipfelpunkt darstellt.
Schlimmer als der Tod.
Kattowitz, 4. Jan. Bergrat Iokisch ist freiwillig aus dem Leben gegangen. Er hat diesen Schritt in folgendem Schriftstück begründet:
An die oberschlesischen Berg- und Hüttenleute?
Nachdem wir uns vergeblich bemüht haben, Euch durch Worte zu belehren, habe ich mich entschlossen, es durch eine Tat zu versuchen: Ich will sterben, um Euch zu beweisen, daß die Sorgen, die Ihr über unser beneidetes Dasein verhängt, schlimmer sind als der Tod. Wohlgemerkt also: ich opfere mein Leben, um Euch darüber zu belehren, daß Ihr Unmögliches fordert. Die Lehre, die ich Euch aus dem Grabe zuruse, lautet: Mißhandelt und vertreibt Eure Beamten nicht! Ihr braucht sie und findet keine anderen, die bereit sind, mit Wahnsinnigen! zu arbeiten. Ihr braucht sie, weil Ihr den Betrieb ohne Leiter nicht führen könnt. Fehlen die Leiter, dann er- ^ liegt der Betrieb und Ihr müßt verhungern, mit Euch! Eure Frauen und Eure Kinder und Hunderttausende! unschuldiger Bürger. Die eindringliche Mahnung, die ich an Euch richte, ruft Erich zu eifriger Arbeit. Nur wenn Ihr mehr arbeitet als vor dem Krieg und Eure. Ansprüche bescheidener werden, könnt Ihr auf Zufluß' von Lebensmitteln und auf erträgliche Preise rechnen.!
Da ich für Euch indem Tod gegangen bin, schützt meine Frau und meine lieben Kinder und helft ihnen, wenn sie durch Eure Torheit in Not geraten.
Borsigwerk, 1. Fan. 1919. Fokisch.
2.40 Mk. Stundenlohn!
Danzig, 4. Jan. Die Cisenbahnarbeiter des Eisenbahndirektionsbezirks traten gestern mittag in den Streik und unterbanden den gesamten Eisenbahn- (Personen- und Güter-) Verkehr im Eisenbahndireküonsbezirk, weil ihre Lohnforderungen, die auf einen Stundenlohn von 2.40 Mk. hinauslaufen, nicht bewilligt worden waren. Aus den Verhandlungen mit dem Vollzugsausschuß wurde an die Regiemng in Berlin ein Telegramm gerichtet mit der Bitte, einen Kommissar nach Danzig zu entsenden. Es wurde beschlossen, daß der Zugverkehr sofort wieder zugelassen werden soll, jedoch bleiben die Arbeiter der Eisenbahnhauptwerkstatte vorläufig im Ausstand. Sollten die Verhandlungen in den nächsten drei Tagen nicht zu einem günstigen Abschluß geführt werden, so wird der Streik fortgesetzt.
Der Kellnerstreik in BerUn.
Berlin. 2. Jan. Die „B. I." teilt mit: Der Kekl «erstreik hat als Geqenmaßregeln die Sperrung der Unternehmungen gebracht. Die Kaffeehausbetriebe und die großen Restaurationen bleiben geschloffen. In den Hotels werden Mir Gäste von auswärts ausgenommen. Die Zahl der Streikenden und ausgespcrrten Kellner, Köche und Gastwittschaftshilfspersonen wird heute auf rund 1500 berechnet. Hierzu kommen noch die arbeitslosen Kellner, deren Zahl auf SM berechnet wird. In den Kreisen der Arbeitnehmer herrscht keine Einigkeit. Diele sind empört über das Borgehen des Verbandes der Gastwittsgehilfen, der nach ihrem Ermessen nicht stet handelt, sondern unter dem Drucke von Spattakusleuten. Neben dem gewerkschaftlichen Verband besteht bereits ein Ar- beiterrat der arbeitslosen Gafttvirtschafts-Taggehilsen, der sich der Bewegung immer mehr bemächtigt.
Deutschland und Deutsch-Oesterreich.
Die Haltung der dcutsch-österr. Regierung.
(WTB.) Wien, 31. Dez. Eine amtliche Mitteilung besagt: Die Frage des Anschlusses an das Deutsche Reich und der Zollunion mit den neuen Nationalstaaten find in den letzten Tagen Gegenstand lebhafter Erörterungen in der Presse gewesen. Diese Erörterungen gehen vielfach von unrichtigen Voraussetzungen aus. Es besteht in Deutsch-Oesterreich völlige llebereinstimmung darüber, daß im Interesse unserer Volkswirtschaft liegt, gemeinsam das Wirts Haftsgebiet zu den andern auf dem Boden Oesterreich-Ungarns entstandenen Nationalstaaten zu erhalten. Die dauernde Erhaltung eines gemeinsamen Wirtschaftsgebietes setzt jedoch voraus, daß die Deutschen in den Sudetenländern nicht der Fremdherrschaft unterworfen werden, und daß die neuen Nationalstaaten ihre wirtschaftliche Gesetzgebung und Verwaltung einheitlich gestalten. Sollte Deutsch-Oesterreich rin ernster konkreter Vorschlag einer solchen Verbindung mit den neuen Nationalstaaten gemacht werden, so wird die deutsch- österreichische Negierung selbstverständlich in Verhandlungen über dieseen Gegenstand eintreten und sie gewissenhaft und loyal mit dem Bestreben führen, zu einem positiven Ergebnis zu gelangen. Zu solchen Verhandlungen find aber die anderen Nationalstaaten nicht bereit. Unsere slavischen Nachbarstaaten haben nicht den Wunsch geäußert, mit uns über die Bildung einer solchen Union zu verhandeln. Dagegen wollen sich nach den Erörterungen in der Presse unsere Nachbarstaaten, zunächst die südslavischen Nationalstaaten, zu einer Föderation zusammenschließen, deren Spitze gegen Deutsch-Oesterreich gerichtet wäre und es soll dann Deutsch- Oesterreich gezwungen werden, dieser Föderation beizuire- ten, ohne daß ihm ein Einfluß auf die Gestaltung des Inhalts des Bundes zugestanden würde. Selbstverständlich könnte auf solche Weise eine den Interessen Dentsch-Oestcr- reichs entsprechende Föderation nicht gegründet werden. Ber dieser Sachlage ist es die Pflicht, der deutsch-österreichischen Regierung sowohl unser« Nachbarstaaten, wie auch die an-