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der Landstraße gegen Schweinebach und Dorenwaid zu weiter gegangen; an letz­terem Orte nahm ihn Landjäger Böhm fest und führte ihn gefesselt nach Jsny. In der Nacht gestand er seine Thal ein. Landjäger Böhm und Polizeisoldat Kicherer lieferten den gefährlichen Verbrecher am Vorm, des 26. an das Amtsgerichtsge­fängnis ein. Der Thäter ist ein etwa .3035 Jahre alter Mensch, gebür­tig aus Baltringen, O.A. Laupheim. Am

10. Dez. soll er erst aus dem Zuchthaus entlassen worden sein; seither trieb er sich bettelnd in Oberschwaben herum. Er war am Montag Vorm, nach Jsny ge­kommen und hatte sich bei einem Brief­träger auf der Straße um den nächsten Weg nach der Au erkundigt. Die Klei düng des Ermordeten, die dem Verbrecher zu groß und weit war, führre zur Er­kennung und Verhaftung des Thätcrs.

Tübingen, 25. Dez, Die hies. ge­samte Studentenschaft wird am 18. jJan. des nächsten Jahres die 25jähr. Erinner­ung an die Wiederaufrichtung des deut­schen Reiches durch einen Festkommers im Festsaal des Museums feiern. Der Vor­sitz wurde der Burschenschaft Germania übertragen.

Rottweil, 26. Dez. Der Ankuppler Schmidt, der in letzter Woche wie berich­tet, durch einen Unglückssoll auf dem Bahnhof beide Füße verlor, ist heute ge­storben.

Waldsee, 24. Dez. Oekonom Hen­kel in Oberschwarzach schlachtete dieser Tage ein wenig mehr als 1 Jahr altes Schwein, das gestochen das seltene Gewicht von 500 Psd, ergab.

Rundschau.

Kürzlich fand in Baden-Baden in Anwesenheit des Ministers Eisenlohr eine Besprechung statt über die Erweiterung der dortigen Kuranstalten. Es wurde insbe­sondere auch die Frage der Errichtung von Moor- und kohlensauren Bädern, sowie die Errichtung eines Inhalatoriums erör­tert. Der Besprechung wohnten die ersten Kapazitäten bei.

Kon st anz, 24. Dez. Die Ehefrau des Wirts Alois Schafbuch in Hüsingen hat dieser Tage ihren Mann mit Drillin­gen, 2 Knaben und 1 Mädchen, beglückt. Mutter und Kind befinden sich wohl. Nach der Statistik kommt auf 67000 Gebur­ten nur eine solche von Drillingen.

München, 27. Dez. Seit gestern geht hier das Gerücht, daß der Kronprinz von Italien, Viktor Emanuel, geb. am

11. Nov. 1869, nach Neujahr hier ein- treffen werde, um sich mit der Enkelin des Prinzregenten, der Prinzessin Mathilde, der dritten Tochter des Prinzen Ludwig, geb. am 11. Aug. 1877, zu verloben.

Berlin, 24. Dez. Im laufenden Steuerjahre sind in Preußen 60 Milli- arden Vermögen versteuert worden.

Berlin, 28. Dez. Wie jetzt bekannt wird, ist Rechrsanwalt Dr. Fritz Fried­mann gemeinschaftlich mit der Tochter eines berüchtigten Einbrechers und Zucht­häuslers flüchtig geworden, den Dr. F. mehrfach verteidigt hat. Das Mädchen ge­nießt einen schlechten Ruf; es gehörte früher dem dienenden Stande an und war zuletzt als Schauspielerin an mehreren Berliner Theatern in untergeordneter Stellung thätig. Es ist dies offenbar jenes Mädchen, mit welchem Dr. F. vor

einigen Tagen in Paris gesehenworden ist.

Paris, 26. Dez. Wie schon erwähnt, ist in der Weihnachtsnacht eine Persön­lichkeit aus dem Leben geschieden, die trotz ihrer Jugend in der letzten Zeit sowohl im Privat-, wie im politischen Leben viel von sich reden gemacht hat, der 22jährige Millionär und 3jährige Soldat Max L e- baudy, lsxatit Zuerior." Es wird über diesen Todesfall um so mehr gesprochen, als derselbe indirekt der republikanischen Gleichmacherei zugeschrieben werden muß. Der junge Mann trat vor 9 Monaten in's Militär ein und war von den Aerzten als vollkommen tauglich" befunden worden. Schon nach kurzer Zeit erkrankte er in­des, doch sorgten die sozialistisch-radikalen Zeitungen dafür, daß er für einenSi­mulanten" gehalten wurde. Der Train­soldat war jedoch wirklich krank. Sein Zusiand verschlimmerte sich fortgesetzt, un^ als schließlich die Aerzte seststellten, daß bereits sein einer Lungenflügel von Tuber­kulose vollständig ergriffen sei, sollte er aus dem Militärdienst entlassen werden. Aber der Kriegsminister fürchtete Inter­pellationen in der Kammer und fand nicht den Mut, denunbequemen Soldaten" zu streichen. Der Dreijährige wurde vor­läufig in das Spital von Amslie-les-Bains in Südfrankreich geschickt, einem Luftkur­orte, wo auch die von Madagaskar krank heimkehrenden Soldaten hingebracht wur­den. Hier starb Max Lebandy an der Lungenschwindsucht, nachdem er noch kurz vorher an einen Freund geschrieben hatte: Wegen meinen Millionen werde ich noch schlechter behandelt, als der geringste Bauer, und ich beneide dessen Los." Die Ge­liebte Lebaudys, Frl. Marsh von der- inöckis kuuquiss, die unlängst ihre Ent­lassung bei dem bekannten Theater einge­reicht hatte, Pflegte den Kranken bis zum letzten Augenblick. Er wird aus dem Pöre- Lachaise beerdigt. Sein Vater war der bekannte Zuckerfabrikant und Abgeordnete des Departement Seine et Oise, der bei seinem Tode seinen 4 Kindern und seiner Witwe nicht weniger als 215 Mill. Fr. hinterlassen haben soll. Max Lebaudy wurde hauptsächlich durch seine gutmüthige Verschwendung bekannt. Er brachte seine Millionen unter die Leute, fiel jedoch auch zahlreichen Wucheren in die Hände. Seine Mutter kaufte ihm, sum ihn auf Reisen zu schicken, s. Z. für .600000 Fr. den Dampfer Semiramis, der jedoch wieder veräußert werden mußte, weil jene Blut­sauger ihre Beute nicht aus den Händen ließen. Damals führte der bekannte Poli­tiker Waldeck-Rousseau einen Prozeß zu Gunsten Lebaudys, der ebensoviel bespro­chen wurde, wie die Stierkämpse in seiner Besitzung Maisons-Laffitte, zu denen er die ganze französische Sportswelt einlud.

Newyork, 27. Dezbr. Nach einer Depesche aus Caracas hat vorgestern eine große Kundgebung gegen die Engländer stattgefunden. Der Minister des Innern hielt eine Rede, in der er betonte, Vene­zuela würde sich nur einem Schiedsgerichte unterwerfen, oder, falls ein solches nicht bewilligt würde, zu den Waffen greifen.

DerDeutsche Licderkranz" in New-Jork beabsichtigt zur Feier seines 50jährigen Bestehens im Jahre 1896 auf einem gemieteten Dampfer eine Europareise anzutreten. Von Genua, dem ersten Reiseziel, soll's durch Italien nach Wien, der sächsischen Schweiz, Dresden

Berlin, Leipzig, München, Stuttgart. Frankfurt, Mainz und Köln gehen, wo überall konzertiert wird. Die weitere Reise und die Rückkehr nach Amerika bleibt den einzelnen überlassen. Bedeu­tende Preisermäßigungen sollen zahlreiche Beteiligung ermöglichen.

Baltimore, 2t Dez. Während der Vorstellung einer Oper im Frontstreet- Theater entstand infolge eines grundlosen Feuerlärms eine große Aufregung. Alles stürzte den Ausgängen zu; 24 Personen wurden getötet, 40 schwer verletzt.

Der größte Silberklumpen der je der Erde entnommen wurde, ist vor Kurzem in den sog. Schmuggler-Minen zu Aspen(Kol.) in den Bereinigten Staaten gefunden worden. Die Bergleute stießen bei ihrer Arbeit auf einen gewaltigen Erzklumpen, der sich bei näherer Besich­tigung und Prüfung als ein Block des reinsten Silbers darstellte. Erst nach be­trächtlicher Mühe und Arbeit gelang es, diesen riesigenNugget", der ein Gewicht von 3300 Pfund und einen Wert von 150000 Mk. hat, zu Tage zu fördern. Es ist dies das größte Stück reinen Sil­bers, von dem man jemals gehört hat, und stellt den vor einigen Jahren in den Gibson-Minen gefundenen Silberklumpen von 300 Pfund, der bisher als der größte galt, vollständig in den Schatten.

Lokales.

Wildbad, 30. Dez. Unsere Postboten und Briefträger haben in diesen Tagen wieder ihre schwerste Zeit im Jahre. Bon HauS zu Haus, treppauf, treppab, jahr­aus, jahrein müssen diese unentbehrlichen Vermittler eines immer mehr sich stei­gernden Verkehrs wandern, die treuen, unermüdlichen Beförderer der tausende und abertausende von Palleten und Brie­fen. Neujahr denkt jedermann an alle seine Bekannten und Freunde und wünscht ihnen Glück all' diese Ueberraschun- gen, all' diese Glückwünsche werden unfern Postboten und Briefträgern an­vertraut, u. mit bewundernswertem Pflicht­bewußtsein von ihnen bestellt. Da ist es angezeigt, sich auch ihrer zu erinnern. Auch sie sollen mit Teil Haben an der Neujahrsfreude! Darum: Gedenkt auch unserer Postboten und Briefträger!

Zu Neujahr werden inimer noch außer den üblichen Gratulativnskarten häu­fig Karten mit humoristisch sein sollendem, in der Regel aber witzlosem und oft krän­kendem Inhalt bei der Post ausgeliefert. Derartige Karten werden schon seit eini­gen Jahren nicht mehr bestellt, sondern zurückgegeben oder vernichtet.

Bestellungen

auf die wöchentlich 3 mal erscheinende Wildbader Chronik" werden täglich von der Expedition, sowie von allen Post- Anstalten u. Postboten entgegen genommen.

Der Abonnements-Preis beträgt vier­teljährlich 1 ly, monatlich 40 im Bezirk 1 25; auswärts 1 .E 45

DasJllustr. Sonntagsblatt" wird jeden Samstag gratis beigegeben.

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Die Redaktion.