- zk entwaffnen, doch baten di« Deutsch-Balten, zunächst dav»n abzusehen. Durch Vermittlung des engl. Konsuls wandte sich die lettische Regierung nunmehr an da» englische Ge­schwader, da in Riga vor Anker liegt. Aus Grund der Ver­handlungen umzingelten am Montag früh 6 Uhr deutsch- baltische und reichsdeutsche Truppen die Kaserne der Duu- terer und stellten ihnen ein Ultimatum. Da dieser nicht rechtzeitig befolgt wurde, griffen die Engländer im Einver­nehmen mit dem deutschen Oberkommando mit ihrer Schuss- artillerie ein und bombardierten die Kaserne. Sie erzielt;» zwar keine Treffer, erreichten aber, daß die lettischen Kom­pagnien in einer Stärke von ungefähr 200 Mann sich oedin- grngslos ergaben.

Die rechtswidrige Absperrung des Rheinlands von Deutschland.

Berlin, 3. Jan. DerBerliner Lokalanzeiger" meldet: Mit dein 1. Januar hat die Entente, von dem übrigen Deutschland wenig bemerkt, ihren zahlreichen Ver­letzungen des Waffenstillstandsvertrages mit dem bru­talsten Rechtsbruch die Krone aufgesetzt. Seit gestern bat die Entente die gesamten Rheinlands gegen Deutsch­land hermetisch abgeschlossen. Kein Eisenbahnzug darf in das besetzte Gebiet hinein oder heraus. Zum Teil werden die Schienenstränge zerstört. Kein Fuhrwerk darf den Rhein mehr passieren. Auch der Personenver­kehr ist grundsätzlich verboten und beschränkt sich auf wenige mit besonderen Ausweisen versehene Personen. Di« Komödie der Nahrungsmittelversorgung Deutschlands durch die Entente.

(WTB.) Berlin, 1. Jan. Die deutsche Waffenstillftands- kvmmission gibt bekannt: Die Frage der Versorgung Deutsch­lands mit Lebensmitteln wird gegenwärtig durch eine Kom­mission der Alliierten geprüft, welche ihren Sitz in London hat. Das Oberkommando der Alliierten hat der deutschen Waffenstitts.rndskommission mitgeteilt, die Beschlüsse der Lebensmittelkonferenz würden der deutschen Waffenstillstands- kommission übermittelt, falls diese für die Lebensmittelver­sorgung für zuständig erklärt werde. Darauf hin hat der Staatssekretär Erzberger in Spaa die Erklärung abzebrn lassen, daß die deutsche Waffenstillstandskommission auch für die Inangriffnahme der Lebensmittelversorgung zuständig sei. Die weiteren Mitteilungen über die Lebensmittelver­sorgung Deutschlands werden also nunmehr an die Waffrn- stillftandskommission erfolgen.

Deutschland.

Der neue Staatssekretär des Auswärtigen über seine Politik.

Berlin, 2. Jan. Der Staatssekretär des Aus­wärtigen Amtes, Graf Brockdorff-Rantzau hat nach Uebernahme seines Amtes einen Mitarbeiter vom Wolff'schen Tel.-Bureau heute empfangen und diesem aus seine Frage über die Richtlinien, die er in der Poli­tik zu verfolgen beabsichtige, nachstehende Erklärung ab­gegeben: Mein Bestreben wird sein: Wahrheit und Offenheit dem eigenen Volk wie dem Auslands gegen­über. Das deutsche Volk soll im Unglück seine innere Größe und Würde bewahren. Selbsterniedrigung und Ueberhebung vermeiden. Zu meinem Teil hiezu beizu­tragen, bin ich entschlossen. Den Frieden will ich ver­handeln und schließen als einen Frieden des Rechts. Einen Frieden der Gewalt, der Vernichtung und Ver­sklavung lehne ich ab. Manche unserer Gegner verdäch­tigen die Revolution als den Versuch Deutschlands, sich den aus der Annahme des Wilson'schen Programms, folgenden Verpflichtungen zu entziehen. Diese Behaup­tung ist ebenso unwahr wie der Glaube irrig ist, das Deutschland der Revolution werde sich demütig den Forderungen der reinen Gewalt beugen. Solange ich an dieser Stelle stehe, wird dafür gesorgt werden, daß Deutschland seine Zusagen gewissenhaft einlöst, aber nicht um die Breite eines Haares über das hinausgeht, was es als richtig anerkannt hat. Ein Grundrecht der Völker ist das Recht der Selbstbestimmung. Unsere Gegner haben es nicht nur anerkannt, sondern zum Kampfruf gemacht. Deutschland erkennt es gleichfalls an, fordert es aber auch für sich. Wenn der Grundsatz gelten soll: Der Balkan den Balkanvölkern, so wird es auch heißen müssen: Deutschland den Deutschen.

Ein Württemberger preußischer Kriegminister.

Berlin, 3. Jan. Wie derBerliner Lokalanzeiger" erfährt, ist zum Nachfolger des Kriegsministers Scheuch, der den von ihm erbetenen Abschied erhalten hat, der württembergische Oberst Reinhardt emannt worden. 3m Kriege war er zuletzt Chef des Stabes eines Armeeober­kommandos. Bei Beginn der Demobilmachung über­nahm er das neue Demobilmachungsdepartement im preußischen Kriegsministerium.

Ein angebliches Telegramm Hindenburgs.

Berlin, 3. 3an. DieFreiheit" veröffentlicht das angeblich vertrauliche Telegramm Hindenburgs an das Armeeoberkommando Oberost, das sich-gegen die Be­schlüsse des Rätekongresses wendet. Das Telegramm »at derFreiheit" zufolge folgenden Wortlaut: Ich er­kenne die von dem Zentralrat der A.- und S.-Räte ge- ßten Resolutionen betreffend Verordnung über das eerwesen, insbesondere in der Stellung der Ossiziere

uud Unteroffiziere, nicht an. Ich bin der Auffassung, daß eine solche tief in das Leben der Nation und des Heeres einschneidende Veränderung nicht von einer ein­seitigen Standesvertretung, sondern nur von der durch das ganze Volk berufenen Nationalversammlung getrof­fen werden kann. Das Heer steht nach wie vor zu der Regierung Ebert und erwartet von dieser Regierung, daß sie die von ihr gegebene Zulage über den Bestand des Heeres und die Richtlinien üoer die Befugnisse der Ver­trauensmänner des Heeres weiter als maßgebend aner­kennt und es dadurch dem Offiziers- und Unteroffiziers­korps ermöglichen wird, rveiter Dienst zu tun. Ich bin in diesem Sinne bei der Regierung vorstellig geworden. Es bleibt deshalb bei den bisher gegebenen Befehlen.

Vermischte Nachrichten.

Die Schweiz wird geschnitten.

(WTB.) London, 2. Jan. Das Reutersche Bureau meldet aus Bern: Wilson ließ wissen, daß es ihm wegen anderer Verpflichtungen nicht möglich sein werde, die Schweiz zu oesuchen.

Kohle gegen Milchkühe.

stVTB.) Brüssel, 1. Jan. Wie dieGaz.de Bru­xelles" berichtet, sind die Verhandlungen zwischen Hol­land und Belgien betreffend Abgabe von Milchkühen gegen Lieferung von Kohle dem Abschluß nahe, da Hol­land anbietet, die ihm zukommende Kohle selbst in Lüt­tich abzuholen.

Aufruhr gefangener Iren.

London, 2. Jan. (Reuter.) Wie vorgestern abend nach den Verhandlungen zwischen dem Lordmajor von Dublin und dem römisch-katholischen Bischof von Down erzählt wurde, werden die gefangenen Sinn-Feiner, die seit dem 28. Dez. einen Flügel des Gefängnisses von Belfast besetzt halten, in ihre früheren Quartiere zurück­kehren. Ein Teil des Gefängnisgebäudes ist vollständig vernichtet.

Wilsons bevorstehender Besuch beim Papst.

Bern, 1. Jan. Italienischen Blättern zufolge werden an dem Empfang des Präsidenten Wilson in Italien yuch die Vertreter der irredentistischen Gebiete teilnehmen, ferner sott eventuell auch der König ihm bei­wohnen. Der Besuch Wilsons beim Vatikan ist be­stimmt auf den 8. Januar festgesetzt worden. Frau Wilson wird den Präsidenten bei seinem Besuche im Vatikan begleiten, wodurch diesem der politische Cha­rakter genommen wird.

Aus Stadt und Land.

Calw» den 3. Januar 1919. Die Kandidaten der Deutschen Demokratischen Partei.

* Unter den Kandidaten der Deutschen Demokrati­schen Partei für die Landesversammlung, von welchen wir die wichtigsten morgen bekannt geben werden, befin­det sich Verwaltungsaktuar Staudenmeyer-Calw und Kaufmann Schweickhardl-Tübingen, der bisherige Ver­treter unseres Reichstagswahlkreises.

Brennende Tagesfragen.

Vom Ministerium des Innern sind an die örtlichen Arbeiter- und Bauernräte, sowie an die Gemeindever­waltungen, ferner an die Oberamtsvorstände oder deren gesetzlichen Stellvertreter Einladungen ergangen, am Dienstag, den 7. Januar vormittags 10 Uhr im Gustao-Siegle Haus in Stuttgart in einer Aussprache über brennende Tagesfragen Württembergs teilzunehmen, bei der nach einer Begrüßung durch den Herrn Vor­sitzenden der provisorischen Regierung die Herren Minister Baumann über unser Ernährungswesen, Dr. Lindemann über die Arbeitssrage und Minister des Innern Crispien über das Zusammenwirken der alten und der neu ent­standenen öffentlichen Einrichtungen Ausführungeil geben werden.

Ans dem Bezirksrat.

In der am 28. Dezember stattgehabten Sitzung des Be­zirksrat wurden folgende Angelegenheiten erledigt:

Sonnen"-Wirt Niethammer in Stammheim erhielt die gewerbepolizeiliche Erlaubnis zum Ausschank von Obst­most in seiner Wirtschaft. Der Stiftungsrat in Welten­schwann, Zwelsteiner Seite, hat die Gebühren der Stiftungs­ratsmitglieder für die Teilnahme an Sitzungen neu ge­regelt. Die Satzung hierüber wurde für vollziehbar erklärt. Zwölf Gesuche um Gewährung von Kriegshilfrunterstvt- zung, gestellt von Kriegsteilnehmern, welche durch den Krieg in Zahlungsschwierigkeiten gekommen sind, wurden heute ge­prüft und führten zur Bewilligung von Zuschüssen und Dar- lehnsgewährngen. Einen breiten Rahmen in der heutigen Beratung nahm die Erwerbslosenfürsorge ein, welch'e reichs­gesetzlich angeordnet wurde und deren Durchführung den Amtskörperschaften zur Pflicht gemacht worden ist. Dem Bezirksrat lagen die Anträge des Demobilmachungsausschus­ses zur Beratung und Beschlußfassung vor. Es sollen rn sämtlichen Gemeinden des Bezirks Fursorgeausschüsse gebildet werden, welche die Antrags auf Erwerbslosenfllrsorge ent- gegennehmen und die Anweisung und Ausbezahlung der iMterstiitzunL besorgen. Anspruch aus Erwerbslosenfürsorge

hcköen dabei nicht nur die Arbeiter, sondern alle Berufsarieck, insbesondere auch die Kleinhandwerker und die PrivatbeamH ten. Für die Unterstützungsbeihilfe wurde ein Tarif auf­gestellt: dabei sollen Haushaltungsvorftänd« Zuschläge er­halten und außerdem werden Zuschüsse gereicht für Kinder unter 14 Jahren. Die Eesamtunterstützung darf täglich 7 ,«! , nicht übersteigen. Für solche Erwerbslose, welche bisher« Mitglied einer Krankenkasse gewesen sind, wird die Mit» gliedschaft Lei der Krankenkaffe sichergestellt werden. Für Erwerbslose, welche bisher nicht Mitglied einer Krankenkaff» waren, wird eine besondere Krankensürsorge organisiert wer­den. Voaussetzung für die Erlangung der Erwerbslosenfür- sorge bildet der Nachweis, daß die betr. Person bedürftig ist und bei Eintritt des Untcrftützungsfalles mindestens un­unterbrochen drei Monate im Bezirk wohnhaft war. Für Heimarbeiter werden noch, besondere Bestimmungen getroffen. Die Fälle des Ausschusses von der Unterstützung (eigenwilli­ges Verlassen der Arbeitsstelle, Streik, Aussperrung, Arbeits­verweigerung, Erschleichungsversuche usw.) wurden genau ge­regelt. Ausgeschlossen sind weiterhin Personen, welche als arbeitsscheu oder dem Trunk ergeben vrtsbekannt find. Dit Kostenaufbringung ist in der Weist geregelt, daß die Wohn- gemeinde 1 Zwölftel selbst zu tragen hat, die weitrren 11 Zwölftel find von der Gemeinde monatlich Leim Oberamt zu liquidieren. Alles Genauere ist dem Statut, welches gestern veröffentlicht wurde, zu entnehmen. Für die beiden Getreidelager des Kommunalverbands in Calw und in Tri» nach wird eine Kontrollkommission bestellt, welche in Zeit­abständen die Lagerung der Getreidevorräte zu untersuchen hat. In die Kommission werden neben andern 2 sachverstän­dige Landwirte gewählt. Die Wasenmeistereieinrichtung der Amtskörperschaft wird an die Stadtgemeinde Calw ver« kaust. Zur Besorgung der Berwaltuugsaktuariatsgcfchäft« in Dachtel und Neuhengstett sollen einstweilen Amtsverweser bestellt werden. Mit der Staatsregierung wurden Ver­handlungen eingeleitet, um das Katastergeometerwesen des Bezirks zu verstaatlichen. Der Amtskörperschaftsftraßen- wärter Vroß in OLerreichenüach wird seinem Ansuchen ent­sprechend auf 1. Januar 1919 zur Ruhe gesetzt. Das Lr- nährungsministerium gibt bekannt, daß Kraftwagen zwecks mietweiser Ueberlassung an Kommunalverbände und gsmeia- nirtziger Gesellschaft zur Verfügung stehen. Jni Hinblick auf die schlechten Verkehrsverhältnisse wird der Vorsitzende mit dem OA. Neuenbürg zwecks Wiedereinrichtung der Kraft« wagenlinien de« Bezirks in Verhandlung treten.

Althengstett, 2. Jan. Beim Langholzvetladen aus dem Güterbahnhof hier traf ein vom Eisenbahnwagen heumterrollender Stamm den Georg Bäuerle, Zimmer­mann hier so unglücklich, daß Beuerle sofort tot war. Der Verunglückte war ein braver, fleißiger Mann. Der Witwe und den Kindern wendet sich allgemeine Teil­nahme zu. Ein Verschulden trifft niemand.

(SCB.) Böblingen» 1. Jan. Ein bisher bei den Daimler« werken in Sindelfingen beschäftigter Arbeiter ist bei Haus» lichen Zwistigkeiten von seiner Ehefrau erschossen worden.

SLB. Göppingen, 2. Jan. Nach Anbruch des neuen Jahres schoß der 24 jährige Fabrikarbeiter Mühl­häuser die Bogenlampe vor dem Rathaus mit einem Karabiner herunter, sodaß der ganze Platz in völliges Dunkel gehüllt war. Er wurde auf die Polizeiwache verbracht. Dort suchte ihn eine rasch zusammengerottete Menge, unter der sich auch Frauenzimmer befanden, zu befreien. Als dies mißlang, wurde auf die Polizei­wache Gewehrfeuer eröffnet, wobei sogar militärische Kom­mandos fielen. Auch ein leichtes Maschinengewehr und Handgranate» scheinen bei der Beschießung verwendet worden zu sein. Schutzmannschaft und hinzugezogenes Militär räumten eine Stunde später den Marktplatz. Verletzt wurde niemand. Von den Tätern wurden drei zunächst verhaftet, ein vierter, der nach Ulm verschwun- oen war, wurde dort ermittelt und gleichfalls in Ge­wahrsam genommen. Zahlreiche Militärgewehre wurden beschlagnahmt.

Evangelische Gottesdienste.

Sonntag, 5. Januar. Bom Turm: 313. Predigttted: 444. Ohne Rast und unverweilt". Dorm. 9'/, Uhr: Predigt, Stadt- vfarrer Schund. 1 Uhr: Christenlehre mit den Söhnen der alteren Abteilung. Montag (Erscheinungsfest), 6. Jan. Vom Turm: 170. Predigtlied: 167,Wer im Herzen will er­fahren". Dorm. 8'/- Uhr: Predigt, Deka Zeller. 5 Uhr: Mis­sionsstunde im Vereinshaus, Stadtpfr. Schmid. Donnerstag» S. Januar, 8 Uhr: Kriegsbetstunde im Vereinshaus.

Katholische Gottesdienste.

Sonntag, 5. Jan.: 8 Uhr: Frühmesse. 9'/- Uhr: Amt mit Eoangelienverlcsung. 1^/, Uhr: Christenlehre. 2 Uhr: Andacht. Montag (Fest Lhristt-Erscheinung. Dreikönigsfest), 8 Uhr: Frühmesse. 9'/> Uhr: Predigt, Segnung von Brot, Salz und Kreide, hernach Hochamt mit Aussetzung. 2 Uhr: Andacht. Werktags: Psarrmesse um 8 Uhr. Sonntag, 12. Januar: Hauptgottesdienst um 8 Uhr: Spiitmcsse um 10 Uhr.

Gottesdienste in der Methodistenkapelle.

Sonntag, vormittags 9V» Uhr und abends 5 Uhr: Predigt, W. Firl. Vorm. 11 Uhr: Sonntagschule. Montag (Erschei­nungsfest), vorm. 9'/, Uhr: Predigt. Dienstag bis Freitag» je abends 8'/< Uhr: Gebetstunde.

Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckers!, Calw, Für die Schristl, verantwort!. Otto SeltmanII 1 Calw. ^