Amtsblatt für die Skaöt Wilöbaö.

für H

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LCro. 88

Aienstcig, 23. IrrLi 1895.

31. IcrHr-gcing.

Württemberg.

In Stuttgart tagte am letzten Montag und Dienstag der 24. Kongreß des Bundes der deutschen Barbier-, Fri­seur-und Perrückenmacher-Jnnungen. Der Bund zählt über 9000 Mitglieder. Eine Fachausstellung war mit dieser Tagung verknüpft und ebenso eine Ausstellung ge­werblicher Produkten, welcher die Friseure bedürfen. Beide Ausstellungen zeigten sehr schöne Sachen und errangen sich bei allen Besuchern lebhaften Beifall.

Das Ergebnis der Stuttgarter Hauptsammelstelle für die Ueberschwemm- ten im Balinger Bezirk hat nun mit Ein­schluß der für diesen Zweck vom Konnte desFrühlingsfestes überwiesen ca. 10 000 ^ die Summe von 100000 ^ überstiegen, wahrlich ein schöner.Beweis für die Opfer­willigkeit der schwäbischen Hauptstadt, zu­mal wenn berücksichtigt wird, daß unmit- bar nach der Katastrophe reiche Samm­lungen nach Balingen direkt versendet wurden, die in der oben erwähnten Summe nicht inbegriffen sind! Da neuerdings durch schweren Hagelschaden in den Ober­ämtern Calw und Nagold eine Zahl von Ortschaften aufs Härteste betroffen und die meist sehr arme Bevölkerung in bange Not und «sorge versetzt wurde, so ist zu hoffen, daß nun auch für diese Bedürf­tigen bei dem großen Verlust von zu­sammen 750000 die Mildthätigkeit helfend eintreten werde. Wer da weiß, was die Vernichtung der ganzen Ernte für den kleinen Bauer bedeutet, der dann Mehl und Brod auf Borg kaufen muß, dem wird gewiß solches Elend die Hand zu einer Gabe öffnen.

Neuenbürg, 18. Juli. Den Mit­teilungen über die Wirksamkeit des so rasch verstorbenen Fabrikannten Heinrich Lerch in Höfen möge gestattet sein, über seine Verdienste als Leiter des Rothen­bachwerkes einige Worte nachzutragen. Der Verstorbene, Mitinhaber der Firma Krauth u. Cie., war rastlos im Arbeiten und Vorwärtsstreben, dem Fortschritte der Technik Rechnung tragend, stets auf Ver­besserungen und Neueinrichtungen bedacht. Unter seiner Leitung ist das Rothenbach­werk nach und nach zu der heutigen in seiner Art fast einzigen Größe herange­wachsen. Als Leiter des Betriebs stand er stets in engster Verbindung mit seinen Angestellten und Arbeitern, die ihm aus- nahmlos in aufrichtiger Liebe und Ber- Vehrung zugethan waren. Freilich durfte

dies nicht Wunder nehmen. Wer Gelegen­heit hatte, Zeuge davon zu sein, wie er in liebevoller und schonender Weise mit seinen Leuten verkehrte, wie sehr er für das Wohl und die Gesundheit derselben bedacht war, wie er stets nur das Rechte

1 wollte, wie er verstand, Streitigkeiten zu schlichten, wird die Zuneigung seiner Leute leicht begreifen. Jedermann, vom gewöhn­lichsten Arbeiter bis zum ersten Angestell­ten, durfte ihm sein Anliegen Vorbringen und Rat und Hilfe bei ihm holen, die bei der Herzensgüte des Verstorbenen überall, wo es notthat, so gerne gewährt wurden. Segensreich hat er auch gewirkt in Bezug auf Unfallverhütung und Entstäubung der Arbeitslokale. Kaum irgendwo sind die Schutzvorichtungen an Maschinen so voll­kommen, wie dies im Betriebe des Rothen­bachwerks der Fall ist. Ueber die Wohl- thätigkeit dieser Einrichtungen herrscht in den beteiligten Arbeiterkreiseu nur eine Stimme und sie alle sind sich bewußt, daß sie dem allzufrüh dem Leben entrissenen Prinzipal nicht genug danken können.

Haitcrbach, O.A. Nagold, 17. Juli. Bei einem heute nachm, niedergegangenen schweren Gewittern wurde eine Frau in der Nähe der Stadt vom Blitz erschlagen. Ihre neben ihr gehenden Schwägerin und deren Magd kamen mit dem Schrecken da­von. Alle Wiederlebungsversuche blieben erfolglos

BadTeinach. Das Jakobi fest wird nächsten Donnerstag den 25. d. M., von nachmittags 3 Uhr au, mit Wettlauf, Sackhüpfen, Klettern und Wassertragen in herkömmlicher Weise abgchalten. Solche, welche sich an Vorstehendem beteiligen wol­len, mögen sich zeitig anmelden; diejeni­gen, welche als Hahnentänzer und Tänze­rinnen aufzutreten wünschen, müssen in Bauerntracht gekleidet sein.

Geislingen, 17. Juli. Gestern abend gab es bei Weiler-Neuhaus, Ge­meinde Amstetten, wo seit etwa 10 Tagen ungefähr 200 Eisenbahnarbeiter beschäftigt sind, eine förmliche Schlacht zwischen würt- tembergischen und italienischen Arbeitern. Mit Messer, Prügel, Haue und Schaufel wurde gejochten, so daß sich der dortige« Anwalt veranlaßt sah, vom K. Oberamt schleunigst Hilfe zu erbitten, worauf sofort

2 Landjäger abgeschickt wurden. Auf bei-,

den Seiten gab es Verwundete. _

Ru ndschau. j

Pforzheim, 20. Juli. Ein neuest Beleuchtuugsmittel. Schon 1862 hatte!

Professor Bertholot das Acetylen entdeckt und auf die hervorragenden Eigenschaften desselben zu Beleuchtungszwecken hinge­wiesen. Leider war die Herstellung da­mals noch zu komplizirt und teuer. Erst März 1894 gelang es, Henri Moijson die Schwierigkeiten vollständig, wie cs scheint, zu überwinden, so daß man jetzt in Frankreich und Amerika die größten Hoffnungen auf dies neue Beleuchtungs­mittel setzt. Das Gasglühlicht soll neben dem Acetylenlicht sich wie ein Nachtlicht (!) ausnehmeu. Die unsympatische Kälte des Auerlichtes sei vermieden; trotzdem sei es weißer als elektrisches und ruhiger als gewöhnliches Gaslicht. Also ein wahres Wunder. Die französischen Eisen- bahngesellschoften gehen denn auch schon mit der Einführung des neuen Lichtes um.

Heidelberg, 10. Juli. Der Er­öffnungsakt des4.Schriftstellertagcs nahm in dem großen prächtig dekorirten Saale des Museums einen glänzenden Verlauf. Nach Musik- und Gesangsvorträgen hielt Professor Koch, Vorsitzender des Haupt- ausschuffes, die Eröffnungsrede. Sodann begrüßte der Leiter ves Ministeriums des Innern Eisenlohr die Versammlung Namens der Regierung, indem er den Vertretern das höchste Wohlwollen des Großherzvgs aussprach. Oberbürgermeister Wilckens begrüßte die Versammelten Namens der Stadt Heidelberg. Redakteur Buesching (Heidelberg) brachte nach längerer An­sprache ein Hoch auf den Großherzos aus, welches begeistert ausgenommen Mirde. Abermaliger Gesang bildete den Schluß der Feier; darauf konstituirte sich der 4. allgemeine deutsche Journalisten- und Schriftstellertag, wozu zahlreiche Vertreter auch aus der Schweiz und Oestreich er­schienen waren. Heute Abend findet Vor­stellung im Theater statt.

Bad e n-Bad e n, 18. Juli. Einen Akt wohlthätig r Gesinnung und Menschenfreund­lichkeit übten vor kurzem die Eheleute Karl Grether, Holzhändler ln Bülerthal, dadurch aus, daß sie der nicht besonders bemittelten Gemeinde die Summe von 50 000 Mk. Unterstützung des Krankenvereins behufs HilK' von Kranken und Armen vermachten. 4

Wörishofen. Prälat KneippHN einen großartigen Sieg zu verzeichnen. Der 17 Jahre alte Julius Högg von Lmids- berg a. d. B-, Zögling eines Schullehrer- Seminars, verlor vor 5 Monaten über Nacht die Sprache vollständig uub suchte vergeblich ärztliche Hilfe. Der Unglück­liche wurde endlich hieher geschickt zu^