Amtsblatt für die Stadt Wilöbaö.

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Mrs. 23.

Aonnevstcra, 18. JuLi 1865.

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Württemberg.

Bebenhausen, 12. Juli. Gestern, war Prof. vr. Bruns von Tübingen zuifi Kgl. Tafel eingeladcn. ^

Stuttgart, 15. Juli. Mit einem gewissen Interesse erwartete man in po­litischen Kreisen ein Urteil der Pariei­presse über den geschlossenen Landtag. Das Urteil der demokratischen Presse liegt aus demBeob." und nunmehr auch aus dem Sprachrohr Payers, derFrkf. Ztg.," vor. Das allgemeine Fazit geht auch hier dahin, daß die Lage in Württemberg in sehr rosigem Licht geschildert wird. Note I» erhält die Bolspartei und die Regier­ung ; Ib erhält die deutsche Partei, welche, und das ist doch etwas Seltenes, von dem süddeutschen Hauptorgan der Demokratie einen animierenden Lobzettel für ihr Ver­halten der seine Wirkung für die Zu­kunft zeigen soll erhält. Sonderbarer, oder auch nicht sonderbarer Weise enthalten sich die beiden andern Parteiblätter, das der Deutschen Partei" und dasjenige des Zentrums jedweder Würdigung derSession: wahrlich em Schweigen, das lauter redet, als manche Phrasen.

Cannstatt, 14. Juli. GesteruNach- mittag 2 Uhr wurde der verh. Stein­hauer Wilhelm Pfisterer aus Stuttgart von einem Radfahrer aus Gmünd über­fahren, wodurch derselbe einen Schädel­bruch erlitt, an dessen Folgen er Nachts 11 Uhr in seiner Wohnung gestorben ist.

Walddorf, O.-A.Tübingen, 12. Juli. Gestern hatte Jagdpächter und Gemeinde­rat Luik von hier das Glück, einen präch­tigen Hirsch, Zehnender, in unserem Ge­meindewald zu erlegen. Vom Forstper­sonal in Rübgarten und Dettenhausen wurden bis jetzt4 solcher Thiere zur^-trecke gebracht.

Höfen, 15. Juli. Unter ungewöhnlich großer Teilnahme von nah und fern wurde heute Sägwerkbesitzer Heinrich Lerch beerdigt, der am letzten Samstag früh ganz unerwartet einem Herzschlag erlegen ist. Der Geistliche entwarf am Grab ein Bild von dem Lebens­gang des Entschlafenen, dem wir entnehmen, daß derselbe in Köln geboren ist, im Jahr 1865 sich mit einer Tochter des Geh. Rats v. Sie nbeis verehlichte und im selben Jahr als Miitheilhaber in die Firma Kraut u. Cie. hier eintrat; zu dem hohen Ausschwung des Geschäfts trug er bei durch seine reichen Ga­ben und Kenntnisse. Was seine Famibe, wie auch die hiesige Gemeinde, deren Wohlergehen chm sehr am Herzen lag, ihm zu verdanken

, hatte, wird ihr unvergessen bleiben. Als Vor- ' sitzender des Vorstands der süvwestdeutschen Holz- i berufsgeiiossenschaft hat er 10 Jahre lang in un- i eigennützigsterWeise seines okt schwierigen und ver- > antwcrtungsvollen Amtes gewaltet. Ein edelden­kender Patriot, der stets für Deutschlands Größe und Einheit begeistert war, hielt er auch stets die Fahne der Freiheit hoch und unbeirrt durch wechselnde Tagesmeinungen ging ihm Recht und Wahrheit über Alles. Zu früh hat die­ses wirkungsreiche Leben seinen Abschluß ge­funden. An seinem Grabe wurden Kränze niedergs legt im Namen der Meister und Arbei­ter des Rothenbacher Sägwerks; ebenso legte Kommerzienrat Wirth von Stuttgart im Namen des Vorstandes der Berussgenofsenschaft mit Worten ehrender Anerkennung einen Kranz nieder. (Schw. M.)

H e r r e n b e r g, 16. Juli. Unsere Vor­schußbank, welche durch den verstorbenen Kassier Klaiber um ungefähr 300 000 betrogen wurde, hat ihre Thätigkeit vorläufig eingestellt. Im neuesten ,, Gäuboten" finden wir nun eine nicht Unterzeichnete Erklärung, welche nach ei rügen sehr scharfen Ausfällen auf Klaiber und diejenigen, welche ihn gesellschaftlich geduldet haben, zu dem vom Bankkontrolleur, Oberamts­pfleger Sauter, einigen Ausschußrwtgliedern ge­genüber gemachte» Vergleichsvorschlag rät, wor- nach Sautter, dem die größte Schuld an den Verlusten zugeschrieben wird, sich freiwillig ver­pflichtet, etwa die Hälfte des sich ergebenden Fehlbetrags zu leiden, so daß die übrigen Ver­waltungsratsmitglieder zusammen denselben Be­trag und den Rest besser sitwrteGenossenschaftsmit- glieder zu decken hätten. Ein Vergleich läge im Interesse sowohl aller Beteiligtenals auch derBank da diese sonst nicht mehr zu halten wäre, wäh­rend andernfalls begründete Aussicht vorhan­den wäre, daß diese Krisis glücklich Überstän­der! werden könnte.

Künzelsau, 13. Juli. Der von der Kgl. Staatsanwaltschaft Hall wegen Raubs ausgeschriebene Bierbrauer Michael Johann Geschwend von Obersteinbach, O. A. Oehringen, ist durch den Landjägerin Schönthal festgenommen und gestern Nach­mittag an das Amtsgericht Künzelsau ein­geliefert worden. Derselbe ist verdächtig, am 24. Mai d. I. die. Helene Gebert von Sindlingen im Walde zwischen Schönthal und Roßach angefallen und ihres Geldes beraubt zu haben.

Gmünd, 15. Juli Beim Bezirks- wohlthätigkeitsvercin sind für die Ueber- schwemmten im Balinger Bezirk bis jetzt 5052 M., beim Vertrauensmann der Orts­gruppe des Schwäb. Albvereins 315 M. eingegangen.

Ulm, 16. Juli. Zur Erinnerung an die Mobilmachung vor 25 Jahren rückten heute früh sämtliche Truppen auf das Lerchenfeld, die Fahnen und die ersten Geschütze mit Eichenlaub bekränzt. Der Divisions-Kommandeur Generallieutenant v. Pfaff hielt eine schwungvolle Ansprache an die versammelten Truppen. Das Grena­dierregiment Nr. 123 feiert das Gedächt­nis an die Schlacht bei Wörth am 5 Aug. durch größere Festlichkeiten in der Fried­richsau.

Ehingen, 14. Juli. Die Viehpreise gehen bei uns infolge der ungewöhnlich reichen Heuvoräte rasch in die Höhe und es ist deshalb auch das Fleisch in unlieb­samer Weise teurer geworden. Durch die reiche Milchproduktion aber haben Butter und Schmalz einen so nieder» Stand erreicht, wie es seit 1520 Jahren in unserer Gegend nicht mehr der Fall war. Rindschmalz kostet 7085 But­ter 6070 per per Pfund.

Wiblingen, 16.Juli. Gestern Abend ist hier ein 3faches und ein Doppelwohn­haus abgebrannt. 5 Familien sind ob­dachlos. Der Häuserschaden wird auf 20000 Mk. geschätzt. Vom Mobiliar konnte wenig gerettet werden. Es fehlte Anfangs an Wasser. Die Ulanenschwadron beteiligte sich thätig an den Löscharbeiten.

Rundschau.

Karlsruhe, 14. Juli. Zur Verhaf­tung des Dekans Einwächter in Hüffen­hardt wird derBreisg. Z." geschrieben: Derselbe erfreute sich allgemeiner Achtung; die Familie wird sehr bedauert. In der Angelegen­heit hat der neue Präsident des evangel. Ober­kirchenrats Di-. Wielandt mit aller wünschens­werten Deutlichkeit gezeigt, daß die Kirchen­behörde bei Versehen kein Vertuschungswesen kennt und die Anzeige bei der Staatsanwalt­schaft selbst veranlaßt. Auch das energische Einschreiten der Oberkirchenbehörde verdient An­erkennung, indem dieselbe, nachdem sich Unregel­mäßigkeiten in der Dienstführung des Dekans ergeben hatten, alsbald auch eine Visitation des Fondvermögens anordnete. Diese ergab das Fehlen von SOOOOMk. in Wertpapieren. Leider wird die Unterschlagung noch weitere Bestrafungen nach sich ziehen, indem der Fonds­rechner und ein Gcmeinderat die alljährlich vorgeschriebene Sturzaufnahme im guten Glau­ben, ohne einen Sturz vorgenommen zu haben, Unterzeichneten. Es liefert dies wieder einen Beweis, daß man in der Kontrole von Kassen­angelegenheilen gegen Niemanden Rücksichten tragen darf. Dekan Einwächter, der ein hervor-