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und ohne Besinnen schlägt derAmeri­kaner" ein. Der Kauf wird alsbald an­erkannt. Merkwürdigerweise bezahlt der vermeintliche Krösus fast nur mit Wech­seln. Die kann er sich leisten, da er einen seit 1870 verschollenen Onkel hat, dessen großes Vermögen ihm in 5 Jahren ausbezahlt wird. Am letzten Sonntag wurde nun die feierliche Eröffnung ge­halten, unter großem Zudrang des Pub­likums. Bon 10 Uhr an gab es Freibier und Zigarren und der Konsum war ein bedeutender. Doch wie rasch sollte die Freude endigen! Denn schon Montags nachmittag arbeitete der Gerichtsvollzieher in den öve gewordenen Hallen. Der Ame­rikaner sitzt wegen Wechselfälschung, und der frühere Besitzer, der Bierbrauer Bäcker und sonstige Lieferanten sind das Opfer eines ganz ganz gewöhnlichen Schwindels geworden.

Freudenstadt, 12. Juli. Eine be­trübende Trauerkunde traf heute vormittag von Schwarzenberg ein: der wegen seiner Freundlichkeit und Charakterfestigkeit, hu­morvollen Geselligkeit und seines umfang­reichen, praktischen Wissens im ganzen Murgthal und weit darüber hinaus be­kannte, beliebte und hochgeschätzte Guts­besitzer Karl Frey, früherer Landtagsab­geordneter, ist nach längerem Leiden heute früh verschieden.

Aus dem Filsthal, 11. Juli. In der Papierfabrik Salach passirten in dieser Woche schon drei zum Teil schwere Unglücks- fälle. Einem in der Fabrik beschäftigten Mäd­chen fiel vom Dache eines Fabrikgebäudes eine Schieferplatte auf den Kopf und verwundete sie derart, daß Grund zu ernsten Besorgnissen für das Leben der Verunglückien vorhanden ist. Tags darauf brachte ein junger Mann einen Fuß unter eine Papierrolle, wobei die große Zehe an demselben buchstäblich gespalten wurde, so daß sie zusammengenäht werden mußte. Gestern endlich hat der Sandfang der Papiermaschine einem Manne die große Zehe am linken Fuß gequetscht.

Echterdiugeu, 14. Juli. Gestern Nacht nach 1 Uhr wurde ein Teil der hiesigen Einwohner schon wieder durch den RufFeuer" erschreckt. Es brannte die unfern vom Hause auf der Wiese stehende und mit Stroh bedeckte Dresch­maschine des Bauern und Baumwarts W. Stäbler lichterloh. Wenn für die be­nachbarten Gebäude auch keine Feuersge­fahr vorhanden war, so ist der Besitzer doch empfindlich geschädigt, da die Ma­schine nicht versichert sein soll. Brand­stiftung ist natürlich mit Gewißheit auzu- nehmen.

Hofen, 10. Juli. Eine Abteilung Dragoner setzte heute vormittag 10 Uhr bei der Fähre von Mühlhausen über den Neckar hieher. An einer durch die Bag­gerung vertieften Stelle wurde ein Pferd unruhig, warf seinen Reiter ab und er­reichte ohne denselben das Ufer. Der Reiter wäre ohne Zweifel, trotz seiner Anstrengungen über Wasser zu bleiben, ertrunken, wenn ihm nicht einige Offiziere, die sich ihm schwimmend nahten, zu Hilfe gekommen wären und ihn gerettet Hütten.

(Neue 3lls°/o w ü r t t. Staatsan- l e h e n). Sicherem Vernehmen nach findet am nächsten Montag die Submission auf ein 6 M'll. Mk. betragendes lU/r"/» württ. Staats- anlehen statt. Ferner steht die Umwandlung von r. 2V Mill. der 3'/s und 4°/o württ. rlden Obligationen in 3y^o/o Mark Obli­

gationen seitens der wüctt. Finanzverwaliung demnächst bevor.

Das Regierungsblatt Nr. 15 vom 12. Juli enthält eine Bekanntmachung der Ministerien des Innern und des Kriegs­wesens vom 19. Juni betr. das Gesammt- verzeichnis der zur Ausstellung von Zeug­nissen über die wissenschaftliche Befähig­ung für den einjährig-freiwilligen Mili­tärdienst berechtigten Lehranstalten.

Rundschau.

Nürnberg, 12. Juli. Dem Germani­schen Museum hat der Kaiser von Oestreich den Jahresbeitrag von 1000 Mk. für allgemeine Zwecke des Museums und den weiteren von 1000 Mk. für Beschaffung von Denkmälern des habsburg-lothring. Kaiserhauses auf wei­tere 5 Jahre bewilligt.

Kiel, 12. Juli. Die russische Kai­seryachtZarewna", vom Mittelmeer kommend, ist heute unerwartet hier einge­troffen. Das Schiff ging vor dem könig­lichen Schlosse vor Anker. Die Kaiser­yacht dampft demnächst nach Petersburg ab.

Rendsburg, 12. Juli. Gestern Nachm- stieß im Kaiser-Wilhelm-Kanal ein französischer DampferEmile" mit einem Segelschiff zu­sammen. Das Segelschiff sank sofort. Der Dampfer konnte die Fahrt nach Kiel fortsetzen. Die Schifffahrt im Kanal wurde nicht wesent­lich beeinträchtigt.

Altona, 12. Juli. Die Verhaftung des Taxadors des Altonaer städtischen Gaswerks, namens Kroll, macht hier be­deutendes Aufsehen. Seit 14 Jahren hat Kroll viele Tausende unterschlagen. Er ist geständig.

Elberfeld, 11. Juli. Der in den letzten Tagen hier verhandelte Prozeß in Sachen der verkrachten Elberselder Gewerbebank endete mit der Verurteilung des Buchhalters Kruse wegen Unterschlagung zu 6 Jahren Gefängnis. Die angeklagten Aufsichtsräte wurden freigesprochen.

Bei Dünkirchen stürzte am 9. Juli der Luftschiffer Crepin nach höchst gefahrvoller Fahrt ins Meer, wurde aber durch Lootsen gerettet.

Berlin, 12. Juli. Hr. v. Kotze begibt sich morgen zur Verbüßung der wegen seines Duells mit dem Hofmarschall Frhrn. v. Reischach kriegsgerichtlich über ihn verhängten Festunqs Haft nach Glatz. "

Die Mitteilung, daß der Kaiserliche Kommissar Dr. Peters vom Reichskanzler die Aufforderung erhalten habe, sich an den Tanganjika zu begeben, wird auch von derKzz." bestätigt. Ehe Dr. Peters dorthin abreist, hat er einen dreimonat­lichen Urlaub zur Beseitigung eines Augen­leidens. Die Krzz. schreibt hierzu noch: Die Bestellung des zumLandeshaupt­mann" ernannten Dr. Peters ist vom 1. Mai. datiert. Er erhält ein Gehalt von 25,000 M. und bekommt einen selbst­ständigen Wirkungskreis, der ihn vom Gouvernement ziemlich unabhängig macht.

(VomFürsten Bismarck). Ein Köl­ner. der am vorigen Samstag einen Besuch in Friedrichsruh gemacht hat, fand den Fürsten Bismarck, der in strammer Haltung durch den Park spazieren ging und dabei eine ziemlich steile Anhöhe nicht scheute, sehr gut aussehend und in bester Laune. Auf einen Ausdruck des Bedauerns, daß der Fürst nicht in Kiel gewesen iv, antwortete der Fürst, er sei doch ichon zu alt, er sei lange bei Hose gewesen und da heiße es treppauf treppab gehen, was er jitzt nicht mehr könne. Der Fürst hatte

für jeden ein liebenswürdiges Wort, und auf d e Frage, ob es ihm recht sei, daß man seine Privatwege betrete, antwortete er, es mache ihm Freude, wenn andere sich freuen. Man mußte den Eindruck gewinnen, daß der Fürst sich recht wohl befindet.

Zittau, 12. Juli. Heute Vormittag ist im Gießmannsdorfer Kohlenbergwerk ein Schacht eiugestürzt. Drei Arbeiter wurden verschüttet. Die Rettungsarbeiten sind im Gange, blieben bisher jedoch er­folglos. Die Arbeiter sind vermutlich todt.

Posen, 12. Juli. Nach einer Mel­dung derPosener Zeitung" aus Pleschen soll sich der dreifache Mörder Sobczyk aus Oberschlesien, für dessen Ergreifung bekanntlich 500 Mk. Belohnung ausgesetzt sind, in der Nähe von Pleschen aufhalten. Die dortigen Gendarmen seien seit meh­reren Tagen recht eifrig auf der Suche nach dem Mörder, dessen Spur man ge­funden zu haben glaubt.

Ein Inserat für Sklavenhändler wird zum Schrecken der Einwohner in der Salzwedel-Gardeleger Zeitung veröffent­licht:Die nicht mehr tauglichen Dienst­pferde der Gardeleger Artillerie, sowie die angeschossenen, nicht mehr brauchbaren Mannschaften sollen auf dem Gr. St Jlsenplatz öffentlich meistbietend unter den im Termin bekannt werdenden Bedingungen verkauft werden. Der Hauptmann der Artillerie."

Lemberg, 12. Jul'. Der Polizeiagent Bodek in Przemysl wurde vom Gericht der Spionage zu Gunsten Rußlands durch Aus­führung eines Manlichergewchrs für schuldig erklärt und zu 4 Jahren schweren Kerkers verurteilt.

Paris, 12. Juli. Der pensionirte Oberst Gacon wurde heute Morgen in seinem Schlafzimmer von seiner Dienerin todt aufgefuuden, und ein neben ihm lie­gendes geleertes Giftfläschchen sowie ein Brief, den er auf den Tisch des Zimmers niedergelegt, zeigten an, daß er sich in der Nacht vergiftet hatte. Oberst Cacon, ein 73jähriger Greis, Commandeur der Ehrenlegion war angekleidet und hatte im Lehnstuhl sitzend das Gift getrunken Er hatte in dem hinterlaffenen Briefe als Grund des Selbstmords schlechte Ber- mögensverhältnisfe bezeichnet.

Madrid, 10. Juli. Das Testament des vor einiger Zeit verstorbenen Sonderlings Solor, der sein gesammtes über 2 Millionen betragendes Vermögen der Königin-Regentin vermacht hatte, wurde für ungültig erklärt, weil es 1894 datirt, jedoch auf Stempelpapiere von 1895 geschrieben ist» Die Hinterlassenschaft fällt nun in Ermangelung anderer Erben dem Staate anheim. Solor soll ein natürlicher Sohn des Grafen von Montijo, Vaters der Kaiserin Eugenie, gewesen sein.

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